Heute zeige ich Euch ein weiteres Beispiel aus der unerschöpflichen Rubrik “Leute, die sich für Experten halten, produzieren Müll”.
Alles fing an mit der Anfrage im Stricknetz-Forum zu einem Muster. Das Muster kennst du doch, dachte eine Euch wohlbekannte Strickerin, und sie fand auch nahezu sofort (und ich meine wirklich sofort und nicht etwa Stunden später) in ihrer über 500 Werke umfassenden Strick-Bibliothek den Autor, der solche Muster in zweien seiner Bücher präsentiert. Ebenfalls nahezu sofort fertigte sie eine Maschenprobe an, die nicht einmal schlecht ausfiel. Und weil das alles so gut funktioniert hatte, beschloss sie, in diesem Muster einen Pullunder oder Westover zu stricken. Weil Formgebung dabei praktisch unmöglich ist, sollte das Drüberzieherchen gerade werden. Ein paar Entwurf-Details, die mit dem eigentlichen Desaster wenig zu tun haben, überspringe ich an dieser Stelle, um die Geschichte nicht unnötig zu verlängern.
Unsere tapfere Strickerin begann mit einem Bündchen in kraus rechts, hängte dann die Maschen für das Muster auseinander und machte sich ans eigentliche Musterstricken. Man arbeitet dabei in verkürzten Reihen und abschnittweise. Wenn man den Schlitten glücklich von einem Ende des Nadelbetts zum anderen manövriert hat, sind ganze neun Reihen gestrickt, und dabei hat man bei der Nadelzahl, die hier im Spiel ist, gut 160mal den Schlitten hin und her bewegt. Mit voller Konzentration natürlich, damit immer die richtigen Nadeln stricken. Ein vollständiger Mustersatz umfasst 54 gestrickte Reihen; ich überlasse es an dieser Stelle Euch, die Zahl der Schlittenzüge auszurechnen.
Natürlich hatte ich anhand der Musterprobe vorher sorgfältig ausgerechnet, wie viele Maschen und Mustersätze für die angepeilten Dimensionen (ca. 52 cm breit, ca. 60 cm hoch) vonnöten sind. Ich hatte auch mit Hilfe meines Strickprogramms anhand des Gewichtes der Musterprobe ermittelt, wieviel Garn ich ungefähr benötigen würde. Das Programm meinte, mit 270 g wäre ich dabei, also wähnte ich mich mit meinen vorhandenen 320 g auf der sicheren Seite, auch wenn man noch einiges für Blenden und Bündchen berücksichtigt.
Was ich nicht einkalkulieren konnte, ist die enorme Elastizität, die das Muster auf größerer Fläche mitbringt. Schon an der Maschine dehnte es sich unglaublich. Da ich mehrere Tage zum Stricken des Teils benötigte (wenn Ihr bitte noch mal die Zahl der Schlittenfahrten berechnen wollt), hatte es natürlich auch länger Gelegenheit, sich auszuhängen und machte davon Gebrauch.
Ich strickte und strickte, und mein Garnvorrat wurde kleiner und kleiner. Am Ende waren 152 Gramm statt der angedachten 132 Gramm für ein Teil verbraucht, und die Dimensionen, die es angenommen hatte, waren erschreckend. Man weiß ja, dass Gestricktes an der Maschine gedehnt wird und sich danach wieder etwas zusammenzieht, aber dieses Monstrum wurde auch nach zwei Tagen Ruhezeit nicht kleiner. Heute habe ich es ohne Zug halbwegs glatt gespannt und ausgemessen.
Es ist knapp 20 cm zu weit und gut 10 cm zu lang.
Was mache ich nun damit? Es tut mir vor allem leid um die viele Zeit, die fürs Stricken drauf ging. Aber verwenden kann ich es so nicht, und um die Wolle wäre es auch schade. Also bleibt mir nur, das Ding wieder aufzuribbeln und zu versuchen, das Garn wieder glatt zu bekommen.
Bevor ich das tue, wollte ich Euch aber zeigen, dass auch bei mir vieles nicht nach Plan verläuft.
Ach, wie schade. Ich habe mir vorgestern, weil ich gerade dieses Muster so toll finde, das Buch bestellt. Gut, auch deshalb, weil es das Buch just eben für ganze 3,90 Euro beim bekannten großen Buchversand gab.
Aber ist das nun wirklich so schwierig, dieses Muster zu stricken?
Ich habe ein Streifengarn, das sich förmlich nach diesem Muster sehnt.
Ich probiere es auf alle Fälle mal.
Schöne Grüße von Anna
Na, das ist ja ein Ding. Auch ich habe mir aufgrund deiner “Werbung” dieses Buch noch vor meinem günstig Urlaub bestellt. Jetzt eine Woche später wollte ich mal nach dem neuesten bei dir schauen.
Aber dies sollte mir extra Anregung sein, es auch zu versuchen. Vielen Dank für diesen Kommentar. Leider fällt mir aber auch keine Verwendung für das zu große Teil ein, außer viel mehr essen, essen, essen 🙂