Wer seit so langer Zeit strickt wie ich (mehr als 30 Jahre von Hand, mehr als 25 Jahre mit der Maschine), hat schon so ziemlich alle erdenklichen Fehler gemacht. Zu den immer wieder beliebten Evergreens gehört beispielsweise das Vergessen eines Umschlags im Lochmuster oder seines Gegenteils, des Zusammenstrickens zweier Maschen. Wegen solcher Kleinigkeiten stricke ich natürlich keine kompletten Reihen zurück. Ich bin seit langem Expertin darin, aus dem Querfaden der Vorreihe (oder gern auch noch weiter unten) Umschläge und ganze Maschensäulen zu zaubern oder auch mal mittels Häkelnadel zwei Reihen tiefer Maschen zusammenzustricken. Was dabei an überzähligem Querfaden entsteht, wird später beim Spannen ausgeglichen oder dient, siehe oben, anderenorts als Umschlag. Einmal musste ich an dicht benachbarten Stellen drei Umschläge aus dem Nichts zaubern, selbst das ist mir so gut gelungen, dass man die Stelle nach der Fertigstellung nicht mehr findet.
Neulich nun schaffte ich etwas, was lange nicht mehr passiert ist: Ich habe einen für mich völlig neuen Fehler fabriziert. Derzeit ist der zweite Ärmel für die “Paulie”-Jacke in Arbeit. Es ist mein abends-auf-dem-Sofa-Gestrick, weil es auch im Halbschlaf strickbar, aber zu sperrig zum Mitnehmen ist. Diese Ärmel stricke ich flach. Zu Anfang ist die Kurve so eng, dass ich mit Magic Loop arbeite, eine Schlinge am Reihenanfang herausgezogen, eine ungefähr in der Mitte. Und dabei passierte es: Statt wirklich bis zum Reihenende zu stricken, wendete ich in einer Reihe bereits bei der Nadelschlaufe in der Mitte. Danach strickte ich ganz normal noch mehrere Reihen weiter, bevor ich schlafen ging.
Erst am folgenden Abend, als ich das Gestrick befühlte und eine merkwürdige Verdickung mittendrin fand, fiel mir überhaupt auf, dass da etwas schief gelaufen sein musste. Erst dachte ich, ich hätte versehentlich eine Masche doppelt gestrickt oder ausgelassen. Beim Herunterribbeln zeigte sich aber, dass dort eine Wendestelle war, und die eine Hälfte hatte natürlich zwei Reihen weniger als die andere. Es blieb mir dann nichts anderes übrig, als die Reihen des Vorabends weitgehend wieder aufzuribbeln und neu, diesmal ohne Wenden mittendrin, zu stricken. Inzwischen sind zum Glück so viele Reihen gestrickt, dass ein versehentliches Wenden nicht mehr zu erwarten ist, und Magic Loop benötige ich jetzt auch nicht mehr.