Strickomanie oder Wer strickt am vielsten

Es gibt Strickerinnen, denen ist es egal, was sie stricken und woraus es besteht. Hauptsache, sie stricken, und zwar möglichst viel. Einerseits beneide ich als Berufstätige diese Damen um ihre viele freie Zeit. Zweierseits finde ich es gut, dass sie überhaupt stricken und nicht länger ihre Wohnzimmerfenster mit putzigen Marienkäferchen bemalen. Dreierseits frage ich mich, ob sie mit ihrer Zeit nicht etwas Sinnvolleres anfangen könnten, z.B. einen richtig klassischen Guernsey stricken (sowohl Gladys Thompson als auch Sabine Domnick bieten reichlich Anregung dafür), oder eins der wunderschönen Lavold-Modelle, die man sicher auch in zehn Jahren noch tragen kann, ohne die Umwelt nachhaltig zu verstören.

Im Extremfall sammelt so eine manisch-unkritische Strickerin schrankweise Polydingsbums-“brown paperbag jumpers” an, wie Janet Nabney solche Produkte (in einem etwas anderen Zusammenhang) ebenso lieblos wie zutreffend in einem ihrer Bücher genannt hat. Damit das Hobby nicht zu sehr ins Geld geht, nimmt man dann Garne, die das Kaufhaus gerade billig auf dem Grabbeltisch anbietet, Farbe egal, am liebsten alle auf einmal, und klar doch sieht magentapinkorangefarbenes Fransengarn auch in Größe 48 noch gut aus, nur Mut, notfalls umhäkeln wir es in Kermitampelmännchengrün, und aufkeimende Selbstkritik wischen wir beherzt beiseite.

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