Was ein Wollfaden mit einer Stahlstange gemeinsam hat

Kürzlich las ich in irgendeinem Forum (nicht in *meinem*) die Frage, weshalb denn Gestricktes so dehnbar sei, das Garn selbst sei doch gar nicht so elastisch.
Anfängerfrage natürlich. 😉 Aber eine gute Frage!

Die Dehnbarkeit des Gestrickten wird nur zu einem kleinen Teil von der Elastizität des Strickfadens bestimmt. Gestricktes ist dehnbar aus demselben Grund, aus dem auch eine Stahlfeder elastisch ist: Form und Struktur bewirken das Kunststück. (Eine stählerne Stange für sich genommen ist ja auch nicht besonders dehnbar.)
Die Maschen bestehen, anders als gewebter Stoff, nicht aus gerade verlaufenden Fäden, sondern sie schlängeln sich U-förmig durch- und umeinander. Das gibt ihnen genügend Spielraum zum Ausdehnen in verschiedene Richtungen.

Man kann theoretisch eine Reihe Maschen so sehr dehnen, daß der vorher U-förmig geschlängelte Faden ganz gerade verläuft. Dann wäre die Reihe drei- bis viermal so lang wie vorher und dafür fadenflach. Gänzlich wird man das nicht schaffen, weil die Maschen oberhalb und unterhalb der einen Reihe auch noch ihren Anteil am Faden haben und ihn nicht ohne Kampf freigeben.

Auch senkrecht sind die Maschen natürlich dehnbar. Zieht man oben und unten am Gestrick, dann wird die einzelne Masche, die normalerweise immer etwas breiter als hoch ist, ein schmales Etwas, weil das Garn sich fast gänzlich in die zwei senkrechten Stränge verzieht.
Was aus der einen Dimension genommen wird, geht in die andere. So kann sich Gestricktes innerhalb gewisser Grenzen immer anpassen.

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