Die verstrickte Dienstagsfrage 35/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Wie plant Ihr ein neues Projekt, wie geht Ihr vor?
Welche Vorarbeiten macht Ihr, bevor Ihr ein Teil wirklich anfangt zu stricken?

Die meisten Projekte sind bei mir Eigenentwürfe oder Abwandlungen. Ich stricke nur selten nach fertigen Anleitungen, ohne größere Anpassungen vorzunehmen. Deshalb fallen bei mir relativ viele Vorarbeiten an.
1. Entscheiden, was gestrickt werden soll (Jacke, Pullover, Handschuhe, Schal, …) und Auswahl des Garns — mitunter auch umgekehrt, wenn ich ein schönes Garn verstricken will und noch überlegen muss, was daraus werden soll oder wofür es sich am besten eignet.
2. Auswahl des Schnittes oder der Form.
3. Musterauswahl.
4. Maschenprobe.
5. Berechnen von Maschen und Reihen.
6. Ggf. Garn wickeln (sofern noch nicht erledigt) und fürs Stricken vorbereiten.
7. Stricken.
Wenn ich mit dem Stricken beginne, sollten sämtliche Entscheidungen und Berechnungen bereits getroffen sein, damit es ohne Unterbrechungen vorwärts gehen kann. Ins Blaue hinein loszustricken ohne Plan bereitet mir Unbehagen. Ausgenommen davon sind natürlich explizite Strick-Experimente, bei denen es darum geht, Muster und Techniken auszuprobieren.

Mary Lennox wächst langsam

Zur Zeit mangelt es mir an Strick- und genereller Freizeit; zu viele unwollige Angelegenheiten wollen gerade bedacht, geplant und erledigt werden. Mit Bewunderung und nicht ohne Neid schaue ich auf das, was andere in ihrer Freizeit alles stricken. Aber irgendwann kommen hoffentlich auch für mich wieder bessere Zeiten.

Bis dahin stricksele ich langsam, gemütlich und weitgehend ohne Zeitdruck zur Entspannung vor mich hin. Derzeit ist mein Haupt-Handstrickprojekt immer noch “Mary Lennox” im Rahmen eines Knitalong. Das hat im Moment noch den Vorteil, dass der zeitliche Aufwand überschaubar ist und dass ich beim Stricken fast nicht nachdenken muss, abgesehen von gewissen Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Dieses Tuch erlaubt nämlich unglaublich viele verschiedene Strick-Varianten. Zunächst einmal kann man es rund stricken, als Dreivierteilkreis oder als Halbkreis. Rund stricke ich es natürlich nicht, denn ich möchte mir später keine Tischdecke um die Schultern hängen; bei mir wird es ein Halbkreis. Zweitens gibt es bei einigen Hinweisen zwei verschiedene Mustervarianten, die man auch miteinander kombinieren kann. Und drittens kann man einige Musterteile entweder mit Noppen stricken oder die Noppen durch Perlen ersetzen. Um Zeit und Garn zu sparen, habe ich mich für Perlen entschieden.

Mary Lennox bei Clue 4

Mary Lennox, Musterdetail

Die Konstruktion dieses Tuchs finde ich ungewohnt: Man hat es hier nicht mit stetigen Zunahmen zu tun, sondern es werden in größeren Abständen jeweils alle Maschen verdoppelt, und zwischen diesen Massen-Zunahmen wird nur gerade hoch gestrickt. Mal schauen, wie das Ganze dann wirkt, wenn es fertig und ordentlich gespannt ist.

Clue 4 habe ich inzwischen fertig, aber Clue 5 wird erst in sechs Tagen veröffentlicht. Bis dahin kommt ein anderes Strickprojekt an die Reihe.

Isser nich niedlich?

Einer meiner Kollegen weiß, dass ich gern die Markierungsringe von elektrischen Zahnbürsten als Maschenmarkierer verwende. Sie sind leicht, dünn, handlich und in mehreren Farben verfügbar, nur haben sie leider die Angewohnheit, sich gelegentlich auf Nimmerwiedersehen in den Staubsauger, in Parkett- oder Sofaritzen oder die unerforschten Tiefen von Rucksäcken und Taschen zu verirren. Deshalb bin ich immer froh, wenn sich Nachschub findet.

Dieses Arrangement lag nun heute morgen auf meinem Schreibtisch:

Maschenmarkierer

Vielen Dank, lieber Kollege!

Die verstrickte Dienstagsfrage 33/2014

Diese Woche will das Wollschaf wissen:
Ich habe eine Frage an alle SockenstrickerInnen und -trägerInnen:
Was tut Ihr, wenn die Schublade eurer gestrickten Fußwärmer rappelvoll ist, Ihr aber schon neue Socken gefertigt habt und behalten möchtet (weil die ja sooo schön sind)?
Sortiert ihr aus und fällt euch das leicht?
Erweitert ihr die Lagermöglichkeiten oder gibt es für euch noch eine andere Lösung?
Vielen Dank an Antje (Sockentrolli) für die heutige Frage!

Bei mir greift die angedeutete “andere Lösung”:
Wenn meine Sockenschublade voll ist, brauche ich mir keine neue Socken zu stricken. Also stricke ich etwas anderes. Das können beispielsweise Socken für Leute mit leerer Sockenschublade sein, aber auch Pullover, Handschuhe, Jacken, Schals oder Mützen, je nachdem, was gerade gebraucht wird. Nur Socken und sonst gar nichts zu stricken wäre mir zu eintönig; so als würde man immer nur Toastbrot mit Marmelade essen (auch wenn’s viele verschiedene Marmeladesorten sind) und niemals Fischauflauf, Schokoladenpudding, Erdbeertorte, Pellkartoffeln mit Quark, diverse Gemüse und was es sonst noch an leckeren Gerichten gibt.

Die verstrickte Dienstagsfrage 32/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
“Selbstgestrickte Sachen brauchen nicht perfekt zu sein, es ist schließlich Handarbeit” – stimmst Du dieser Aussage zu?

Wie andere Teilnehmerinnen schon vor mir geschrieben haben:
Es kommt drauf an. Auch Handgearbeitetes hat das Recht, so sorgfältig wie möglich ausgeführt zu werden, sonst kann man es gleich bleiben lassen. Auffällige Fehler mag ich bei meinen Handarbeiten nicht akzeptieren, sie werden beseitigt.
Fehler, die nicht auffallen und keinen Einfluss auf Aussehen, Passform oder Gebrauchstüchtigkeit haben, lasse ich ohne Gewissensbisse drin, wenn mir das Korrigieren zu mühsam ist.

Wenn andere Strickerinnen einen anderen Maßstab (höher oder niedriger) anlegen, ist mir das übrigens egal. Das Schöne an individuell produzierten Dingen ist unter anderem, dass jeder seine eigene Vorstellung von Qualität verwirklichen kann. Und eine Strickpolizei gibt es glücklicherweise auch noch nicht.

Eine Miniatur

Als ich heute nachmittag eine Schale frisch gepflückte Brombeeren waschen wollte, lag obenauf eine Beere mit diesem winzigen Geschöpf:

winzige Schnecke auf Brombeere

Eine klitzekleine Schnecke, Länge über alles gerade mal drei Millimeter. Ich brachte es nicht fertig, sie zu ertränken, und legte die Beere samt Bewohner wieder nach draußen. Ich hoffe, der oder die Kleine frisst sich noch etwas Speck an und kommt dann gut durch den Winter.