Mondspaziergang – Moonwalk Mystery KAL

Vor zwölf Tagen begann ein Mystery-Knitalong namens “Moonwalk” von Birgit Freyer. Ich stricke recht gern nach ihren Anleitungen; sie enthalten eigentlich immer Diagramme und sind bei aller Knappheit gut nachstrickbar. Selbst trage ich zwar eher wenig Tücher und Spitzenschals, aber man hat damit jederzeit ein schönes, sehr persönliches Geschenk für die verschiedensten Gelegenheiten im Vorrat.

Eigentlich sollte das Tuch aus dem Lacegarn “Findley Dappled” gestrickt werden, aber dann fiel mir ein Rest Posh “Natasha Lace” in die Hand. Diese Qualität ist zwar etwas dünner, schien mir aber von der Menge her perfekt, deshalb disponierte ich um.

Die Anleitung erscheint bzw. erschien in drei Teilen im Abstand von jeweils einer Woche. Der erste Teil umfasst nicht weniger als 86 immer länger werdende Reihen. Das ist eine Menge Arbeit, deshalb war ich auch noch nicht damit fertig, als vergangenen Donnerstag der zweite Teil erschien. Dieser ist mit 16 Reihen erfreulich kurz; ich habe ihn bereits durchgestrickt. Die Anleitung in Diagrammform ist übersichtlich und damit gut nachzuarbeiten. Schwierig bei Birgit Freyers Anleitungen finde ich lediglich, dass man keine Kästchen zählen kann, um beispielsweise die Maschenzahl eines Rapports zu ermitteln. Manche ihrer Symbole umfassen nämlich zwei oder mehr Maschen, sowohl beim Abstricken als auch beim Ergebnis. Da werden aus drei Maschen zwei, oder aus einer einzigen zwei. Die Maschenzahl variiert dadurch in den einzelnen Reihen, obwohl die Anzahl der Symbole pro Rapport gleich bleibt. Das macht die Kontrolle schwieriger.

Tuch Moonwalk

Das Bild zeigt den Mittelbereich des Tuchs, Reihe 102 ist beendet. Da ich auf einer relativ kurzen Nadel stricke, kann man vom Muster nicht viel erkennen. Dafür habe ich (bilde ich mir jedenfalls ein) kürzere Wege beim Stricken, weil ich die Maschen nicht über mehrere Meter schieben muss.

Beim zweiten Teil war der Rapport relativ groß, so dass ich mir dazwischen jeweils Maschenmarkierer hängte (meine geliebten Zahnbürstenmarkierungsringe). Im Diagramm liegen die Rapportwechsel hübsch übereinander; beim Stricken jedoch verschiebt sich der Rapport in jeder Hinreihe um eine Masche nach links oder rechts. Deshalb war ich ständig damit beschäftigt, die Markierer zu verschieben. Das störte meinen Strickfluss ein wenig. Und natürlich erfordert dieses Muster einiges an Konzentration. Im ersten Teil klebte ich bis mindestens zur vierten Wiederholung förmlich am Diagramm; beim zweiten Teil kam ich besser voran. Nun freue ich mich auf übermorgen, wenn der letzte Teil der Anleitung erscheint. Dann kann ich das Tuch in Ruhe fertigstellen.

Strick für festliche Gelegenheiten: Die verstrickte Dienstagsfrage Woche 26/2015

Diese Woche meint das Wollschaf:
Für die meisten ist Selbstgestricktes Alltagskleidung, in der Freizeit getragen oder -je nach Dresscode- auch auf der Arbeit.
Aber ab und zu findet man in Strickzeitschriften auch elegante, festliche Modelle und das eine oder andere gestrickte oder gehäkelte Brautkleid hat das Wollschaf auch schon gesehen.
Kannst Du Dir vorstellen, zu einem formellen oder festlichen Anlaß oder einfach nur abends zum Ausgehen Stricksachen zu tragen?
Besitzt Du besonders schicke, elegante selbstgestrickte Sachen? Zeig mal!

Selbstverständlich eignet sich Strickkleidung für besondere Gelegenheiten, und das nicht erst seit gestern. In den 1980er und 1990er Jahren, zur Blütezeit des Selberstrickens, fand man in vielen Zeitschriften äußerst elegante Kleidungsstücke aus edelsten Garnen wie Seide oder Angora, die mit dem entsprechenden Styling jedem modernen Abendkleid Konkurrenz machen konnten. Man darf dabei natürlich nicht aus den Augen verlieren, dass die damalige Mode vor allem aus Kombinationen bestand und weniger aus einteiligen Kleidern.
Zu den Modellen, die ich seinerzeit anfertigte, gehörten z.B. ein schwarzer Angorapullover mit aufwendiger Stickerei aus Goldlurex oder ein schlichtes kurzes Jäckchen aus reinen Angoragarn, das die perfekte Ergänzung für ein maßgeschneidertes Abendkleid aus zwölf Metern Dupionseide darstellte.
Aktuell geeignet als Ergänzung für festliche Kleidung sind natürlich aufwendige Spitzentücher und -stolen. Manches davon würde ich sogar als ungeeignet für den täglichen Gebrauch ansehen, beispielsweise mein “In Dreams”-Tuch, in das über 4.000 Perlen eingestrickt sind. Mit so einem Tuch lässt sich übrigens auch ein schlichteres Outfit aufwerten.
Etwas skeptisch bin ich bei kompletten gestrickten oder gehäkelten Abend- oder Brautkleidern. Die allermeisten, die ich bislang gesehen habe, wären mir von der Struktur her nicht fein genug. Das ist aber eine rein persönliche Meinung. Es gibt genügend Bräute und auch genügend spezielle Anlässe, bei denen es nicht gar so feingliedrig zugehen muss oder bei denen sogar eine etwas rustikalere Optik erwünscht ist.

Die verstrickte Dienstagsfrage Woche 25/2015

Diese Woche schreibt das Wollschaf:
Wer hat es nicht schon einmal erlebt: Brav eine Maschenprobe gestrickt und das fertige Strickstück passte später doch nicht 🙁
Welche Tipps habt ihr für eine exakte Maschenprobe?
Und an alle, die auf einem großen Stück grundsätzlich lockerer oder fester stricken als bei ihrer Maschenprobe: Wie handhabt ihr diese Abweichungen; was macht ihr, damit es zum Schluß trotzdem passt?

Maschenproben sind quasi ein Hobby von mir. Ich stricke sie gern, und mir fällt es schwer nachzuvollziehen, weshalb so viele Leute keine Maschenproben mögen. Sie sind wie kleine, abgeschlossene Projekte, die man sehr schön zwischendurch einschieben kann, wenn man gerade wenig Zeit hat oder z.B. auf der Busfahrt zur Arbeit nur maximal ein Knäuel Garn mitnehmen möchte.

Viele Strickerinnen lieben kleine Projekte und haben Angst vor großen Teilen, die passen sollen und deshalb eine funktionierende Maschenprobe voraussetzen. Weshalb also nicht die Maschenprobe selbst als Projekt betrachten? Sie ist klein, überschaubar und nützlich und kann zur Not immer noch als Spüllappen fungieren. In einem Unternehmen würde man so etwas übrigens als “Pilotprojekt” deklarieren. 🙂 Und wenn es dabei Probleme gibt, kann man sie relativ risikolos ausmerzen, bevor sie das eigentliche, große Projekt scheitern lassen.

Damit eine Maschenprobe aussagekräftig ist, muss sie groß genug sein. Zwanzig Maschen anschlagen, zehn Reihen stricken und dann so zurechtziehen, dass es irgendwie hinkommt, das reicht höchstens bei sehr dicken Garnen. Es sollten so viele Maschen und Reihen sein, dass man später im mittleren Bereich, ohne Randmaschen, bequem über 10 cm Breite auszählen kann. Bei komplexeren Mustern strickt man zwischen den Randmaschen mindestens einen vollen Mustersatz; zwei sind besser. Bei feinem Gestrick sind das dann eben auch mal 40 Maschen und 60 Reihen oder noch mehr. Aber hinterher hat man beispielsweise einen wunderschönen, exquisiten Spüllappen, das allein sollte doch schon die Mühe wert sein. Die eine Stunde fürs Probestricken ist außerdem nichts im Vergleich mit den vier Wochen, die man an einer Jacke strickt, die dann nicht passt.

Zusätzlich erlaubt so eine Probe, sich mit speziellen Stricktechniken auseinanderzusetzen und z.B. verschiedene Randmaschentechniken zu testen. Wenn sich dann herausstellt, dass sich aus einer Kante nur mühsam die Maschen für die Knopfblende herausstricken lassen, kann man beim “großen” Projekt gleich auf eine bessere Methode umstellen.

Außerdem sollte eine Maschenprobe natürlich gewaschen werden, und zwar genau so, wie man später das fertige große Teil waschen will. Extrem wichtig finde ich das bei Naturfasern. Leinen, Seide und bestimmte Merinoqualitäten können sich in der ersten richtigen Wäsche ganz erstaunlich verändern, sowohl in der Haptik als auch in den Maßen. Üblicherweise fängt das Leben von Selbstgestricktem überhaupt erst nach der ersten Wäsche richtig an. Also sollte man sämtliche Bemaßungen und Berechnungen auf diese Zeit abstimmen. Wer ganz sicher gehen oder nur mal ein bisschen staunen will, strickt zwei gleiche Proben, wäscht nur eine davon und vergleicht dann mal.

Maschenprobenhassern, die auch mit den besten Argumenten nicht zum Probestricken zu bewegen sind, empfehle ich, möglichst immer mit denselben Garnqualitäten zu stricken. Dann kann man nämlich die früheren Projekte als große Maschenproben verwenden. Ich bin zwar keine Maschenprobenhasserin, aber ich messe trotzdem gern fertige Pullover aus, bevor ich Modelle aus dem gleichen Garn nochmals, z.B. in einer anderen Größe, stricke. Auf diese Weise habe ich exzellente, sehr präzise Maschenproben fix und fertig im Vorrat. Unnötig zu betonen, dass das natürlich nur funktioniert, wenn man sein Gestrick nicht umgehend nach Fertigstellung wieder aufribbelt oder in die Tonne tritt, weil es nicht so geworden ist, wie man sich das vorstellte.

Jedes misslungene Modell ist eine reichhaltige, einzigartige Quelle für die Fehleranalyse. Aber aus Fehlern erst einmal möglichst viel zu lernen, bevor man sie entsorgt, ist bei Strickerinnen leider immer noch recht wenig verbreitet.

Optimierte Version

Vor zwei Jahren beteiligte ich mich an dem etwas wahnwitzigen Vorhaben, innerhalb eines Jahres 13 (in Worten: dreizehn) Projekte aus bis dato nicht genutzten Strickbüchern anzufertigen. Dafür gab es auch eigens eine Ravelry-Gruppe, die aber mittlerweile eines natürlichen Todes gestorben ist.

Leider wurde ich mit meinen 13 Projekten doch nicht ganz fertig, weil mich zwischendurch immer wieder der Drang überkam, etwas Ungeplantes anzufangen oder weil sich aktuell Bedarf zeigte, der durch die fein säuberliche Planung nicht gedeckt werden konnte. Merke: Planung bedeutet, den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

Aber ich schweife ab. Eines der Modelle, die ich anlässlich der Projektserie “13aus13” gestrickt hatte, war aus dem Rowan-Magazin Nr. 26 von 1999 die Jacke “Trance” von Kim Hargreaves. Das ist ein schönes, tragbares Modell. Es hat für mich nur einen kleinen Nachteil: Es ist nicht besonders lang, sondern reicht gerade bis über die Taille. Normalerweise trage ich meine Jacken gern ein wenig länger, weil meine Taille leider nicht mehr das ist, was sie vor 30 Jahren mal war. Aber als Strickerin hat man ja die Möglichkeit, solche Details anzupassen. Die erste Jackenversion passt, abgesehen von der Länge, ausgezeichnet; den Schnitt hatte ich seinerzeit bereits in das Programm DesignaKnit übertragen; meine Maschenprobe lag vor; ausreichend Garn der gleichen Qualität hatte ich auch noch im Vorrat. Ich musste also nur in DesignaKnit die Leibteile um 10 cm nach unten verlängern und die Maschen und Reihen vom Programm neu berechnen lassen und konnte dann losstricken beziehungsweise den KG-Schlitten in Marsch setzen.

Da der nicht der schnellste ist und ich ihn grundsätzlich nur unter Aufsicht laufen lasse, dauerte es dann doch mehr als einen Monat, bis die optimierte Zweitversion endlich fertig war. Und dann verging nochmals eine Woche, bevor ich Zeit fand, mein bevorzugtes Knopfgeschäft aufzusuchen. Aber nun ist Trance 2 fertig, wurde auch schon getragen und hat seine Praxistauglichkeit bewiesen.

Jacke in Lang-Version

Modell: “Trance” von Kim Hargreaves, erschienen 1999 im Rowan Magazine 26, Ärmel gegenüber dem Originalschnitt verkürzt um 3 cm, Leibteile verlängert um 10 cm. Verbrauch: Ziemlich genau 450 g (drei Stränge) Wollmeise “Pure” in Farbe We’re Different 47Ag. Einen Strang nahm ich fürs Rückenteil, einen für beide Vorderteile sowie die Knopfblenden und den dritten Strang für die Ärmel. Gestrickt wurde auf Brother KH 965 durchgehend mit Elektrik-Schlitten KG 95 für das Muster mit den Kraus-Streifen.