Die verstrickte Dienstagsfrage 28/2009

Das Wollschaf fragt:
Wie stellst Du Dir das ideale Strickbuch vor?
Mal abgesehen davon, daß einem möglichst viele Modelle gefallen sollten: Was ist Dir noch wichtig?
Wärst Du bereit, für eine höhere Qualität (Einband, Papier, Format etc.) auch einen höheren Preis zu bezahlen?
Herzlichen Dank an Tina für die heutige Frage!

Diese Frage finde ich sehr schwer zu beantworten, denn das ideale Strickbuch kann so ziemlich alles sein: Dick oder dünn, schwer oder leicht, groß oder klein, üppig bebildert oder fast nur aus Text bestehend. Alles hat seine Berechtigung; was ich lese, hängt davon ab, worauf ich gerade Appetit habe. Und da ich keine Anfängerin mehr bin, sollte ein Strickbuch, das von mir gekauft werden möchte, auf jeden Fall mehr bieten als Grundlagen und Wiedergekäutes.
Vielleicht ist es ja einfacher, wenn ich schreibe, was ich nicht mag:

1. Hypertraditionalismus
Die Autorin hat vor hundertfünfzig Jahren im Alter von drei Monaten auf dem Arm ihrer Urgroßmutter stricken gelernt, seither die Nadeln nicht mehr aus der Hand gelegt und weiß genau, wie man alles richtig macht. Sie schreibt einem nicht nur vor, welche Nadeln man verwenden, sondern auch, wie man den Faden halten muss. Jede andere als ihre persönliche Methode ist grundfalsch und verursacht bei denen, die davon nicht lassen wollen, Mundgeruch und Hühneraugen.

2. hip-hip-hip
Die Autorin hat vor sechs Monaten übers Internet stricken gelernt und seither die Nadeln nicht mehr aus der Hand gelegt. Da sie stolz auf ihre Fremdsprachenkenntnisse ist, hält sie alles, was je in Deutsch veröffentlicht wurde, grundsätzlich für Mist. Nun ist sie bereit, ihre bahnbrechenden Erkenntnisse an ihre treuen und folgsamen Leserinnen weiterzugeben. Aus Gründen der politischen Korrektheit und weil sie Probleme mit dem Urheberrecht vermeiden will, gibt sie rechten und linken Maschen sowie klassischen Techniken neue oder wenigstens anglophil angehauchte Bezeichnungen. Was vor zwanzig Jahren ein simpler Patent-Schal war, mutiert bei ihr zum “Brioche Rib Scarf”, das klingt gleich viel internationaler und anspruchsvoller, obwohl das Teil nicht nur sterbenslangweilig aussieht, sondern es auch ist.

3. Probleme mit der Rechtschreibung
Die Autorin ist beseelt von missionarischem Eifer, begeistert von den eigenen Strick-Kenntnissen und möchte sie so schnell wie möglich gedruckt unters Volk bringen. Über die fünfzig Tippfehler auf dreißig Manuskriptseiten sieht sie großzügig hinweg und erwartet das auch von ihren Lesern. Rechtschreibkorrektur, korrekte Grammatik oder gar Korrekturlesenlassen sind was für Weicheierstöcke.

4. Miserable Fotoqualität
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Manche Bilder nuscheln oder stottern zwar erbärmlich bei ihrem Vortrag, aber ist das ein Grund, sie nicht zu veröffentlichen?

5. Schlechte oder fehlende Schemazeichnungen
Zeichnungen sind mühsam zu erstellen, sogar am Computer (ratet mal, woher ich das weiß). Deshalb macht so manche Autorin lieber ein miserables Foto (siehe oben), statt sich mit einem Grafikprogramm abzumühen und ein klares, sauber bemaßtes Schnittschema oder eine gut lesbare Strickschrift zu erstellen. Man kann schließlich auch einen 40-Maschen-und-60-Reihen-Rapport problemlos verbal auf drei Seiten beschreiben, und wenn die Leserinnen sich in Reihe 27 verheddern, ist das ganz sicher nicht die Schuld der Autorin.

Eins noch: Ein gutes Strickbuch sollte nicht versuchen, jeden Geschmack zu treffen, weil das unmöglich ist. Man sollte sich genau überlegen, welche Zielgruppe man anspricht und was man vermitteln will. Manchmal kann ein kleines, exquisites Büchlein mehr Aufmerksamkeit erzielen als ein mehrbändiges Elaborat.

Das war wohl nix – It was not meant to be

Gestern sah ich die allerersten Sauerkirschen auf dem Markt, und mein erster Gedanke war “Kirschkuchen”. Vielleicht ein schöner gedeckter Kuchen, oder ein Schoko-Kirschkuchen oder einer mit einem Guss aus Eiern und Schmand. Da ich aber schon schwer bepackt war, verschob ich den Kirschenkauf auf heute. Und heute – nun ja, heute gab es überhaupt keine Sauerkirschen. Einer der Händler erklärte mir, die nächsten werde es erst am kommenden Dienstag geben. Und ich hatte mich schon so gefreut!

Yesterday I saw the very first sour cherries at the market, and my first thought was “Cherry Cake”. Perhaps a cherry pie or a chocolate cherry cake or something with an icing of eggs and sour cream. But I had too many things to carry along and so postponed buying the cherries for today. And today – well, today there were no sour cherries available at all. One of the dealers explained to me that the next lot of cherries will only be available from next Tuesday. And I was so looking forward to a cherry cake!

Freie Marktwirtschaft

In der Stadt, in der ich lebe, findet viermal wöchentlich Markt statt, unter anderem am Freitag und am Samstag. Am Freitag sind allerdings deutlich weniger Händler da als am Samstag.
Mit den Marktzeiten nimmt man es nicht so genau, deshalb konnte ich beispielsweise gestern am späten Nachmittag an einem Stand noch frische Erdbeeren kaufen, das Pfund für 2,50 Euro, und weil ich zwei Pfund nahm, kostete es 4 Euro.
Auch heute vormittag ging ich zum Markt, um noch einige Zutaten fürs Wochenende zu kaufen. Derselbe Händler wie gestern hatte auch heute Erdbeeren im Angebot. Heute kostete das Pfund allerdings 2,80 Euro und für zwei Pfund hätte ich 5 Euro bezahlen müssen. Ich staunte nicht schlecht. Klar, am Samstag gibt es mehr Kunden, da kann man mit höheren Preisen mehr verdienen. Aber soviel wollte ich nicht ausgeben. An einem anderen Stand bekam ich einen Korb mit 2 kg Erdbeeren für 6 Euro. Die Verkäuferin fragte mich, ob ich nicht gleich zwei Körbchen (also 4 kg) zum Preis von 10 Euro kaufen wollte, aber das war mir doch zuviel, von der Schlepperei ganz abgesehen.
Unter den 2 kg waren natürlich einige Beeren, die nicht mehr ganz in Ordnung waren. Aber die Ware insgesamt ist schön reif und schmeckt noch besser als die, die ich gestern gekauft hatte.

Die verstrickte Dienstagsfrage 20/2009

Das Wollschaf fragt:
Welchen Sinn machen Awards für Dich?Wer ruft diese Awards ins Leben und nach welchen Kriterien werden diese vergeben?
Warum sollte mein Blog anderen gefallen müssen?
Herzlichen Dank an Barbara für die heutige Frage!

Meine Antwort:
In selbstgebastelten Awards sehe ich denselben Sinn wie in jedem selbstkreierten, selbstfabrizierten Etwas: Es sollte wenigstens demjenigen Spaß machen, der sich den Award, den entsprechenden Sinn und das Signet dazu ausdenkt. Wenn das Ding dann die große Blogrunde dreht und die entsprechende Grafik plötzlich auf tausenden von Webseiten sich geschmeichelt fühlender Blogger auftaucht, ist das sicherlich ein außerordentlich befriedigendes Gefühl für den Schöpfer.
Vielleicht ist so mancher Award auch eine große Veräppelung, die amateurhafte Gestaltung einiger Award-Grafiken legt das jedenfalls nahe. Oder derjenige, der es sich ausgedacht hat, möchte ein soziologisches Experiment veranstalten: Wer beschenkt wen, wer gibt an wen weiter? Und der ganze Verteilungsbaum landet schließlich in der Semesterarbeit einer Studentin der Uni Gießen.

Mir gegenüber hat sich noch niemand geoutet, der selbst einen Award ins Leben gerufen hat, deshalb kann ich die Frage, wer so etwas ins Rollen bringt, auch nicht beantworten. Objektive Kriterien, nach denen selbstgebastelte Awards vergeben werden, sind meines Wissens nirgends hinterlegt, ich vermute aber mal, das geht hauptsächlich nach Sympathie. Ich habe selbst nie einen Award vergeben und kann deshalb dazu nichts sagen.

Weshalb Dein Blog anderen gefallen sollen müsste, weiß ich nicht. Sollte er?
Ich weiß auch nicht, wie Du diese Frage gemeint hast, möglicherweise ganz anders, als ich sie beantwortet habe.

Und, liebes Wollschaf, wenn nun allmählich mal wieder eine Frage zum Stricken käme, fände ich das prima.

Liebe Jenaer Autofahrer,

wer in einer engen Straße, in der keine zwei Fahrzeuge aneinander vorbeikommen, von oben kommt, hat Vorrang. Derjenige, der von unten kommt, muss dann eben so weit im Rückwärtsgang wieder herunterrollen, bis man es heil aneinander vorbei schafft. Das gilt auch dann, wenn das von unten kommende Fahrzeug ein schnieker jung-dynamisch bestückter BMW ist, dessen Fahrer seine Freundin mit Vollgas beeindrucken möchte, während das von oben kommende, deutlich schwächer motorisierte Fahrzeug behutsam von einer bejahrten Strickerin manövriert wird.
Ehrlich!

Liebe Kabel Deutschland-Breitband-Kunden,

da von Euch in letzter Zeit ziemlich viel Porno-Spam ins Strickforum geschleudert wurde und ich mir etwas Netteres vorstellen kann als ständig unerwünschte Accounts zu löschen, habe ich mir erlaubt, Eure IP-Nummern fürs Forum zu sperren. Bedankt Euch dafür bei Euren spammenden Mit-Kunden, speziell bei der Lebensform, die in der letzten Zeit mit 77-23-217-176-dynip.superkabel.de unterwegs war.

Die verstrickte Dienstagsfrage 18/2009

Das Wollschaf fragt:
Bist Du in Deinem Blog auch schon nach Anleitungen zu den von dir gefertigten und gezeigten Handarbeiten gefragt worden?
Wie denkst Du darüber und wie verhältst Du Dich dann?
Ärgert es Dich, wenn jemand die Anleitung von Dir haben möchte, obwohl Du in Deinem Blogeintrag extra ausführlich geschrieben hast, daß dieselbige aus diesem Buch, jener Zeitschrift stammt oder in einem Onlineshop käuflich zu erwerben ist?

Oh, das sind ja heute drei Fragen in einer, und sie kommen mir auch recht bekannt vor. Hier sind meine drei Antworten dazu.
Frage 1: Ja.
Frage 2: Interesse ist immer gut, und natürlich darf man fragen. Wenn ich nicht sowieso schon erwähnt habe, woher eine bestimmte Anleitung stammt, dann schreibe ich der Fragenden, wo sie die Anleitung bekommt oder erkläre manchmal eben auch, dass sie nicht mehr erhältlich ist, weil sie z.B. aus einem inzwischen vergriffenen Buch stammt.
Frage 3: “Ärgern” ist nicht der richtige Ausdruck. “Wundern” passt besser.
Ich wundere mich in solchen Fällen, wie schwach ausgeprägt bei manchen Menschen die Fähigkeiten zum Lesen und Verstehen von Texten sind, wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass Lesen am Bildschirm anstrengender ist als Lesen von Gedrucktem.
Es erstaunt mich bei manchen Anfragen auch, dass manche Menschen offenbar immer noch nichts von Urheberrecht gehört haben. In dieser Hinsicht bin ich sehr empfindlich, weil ich selbst schon oft Opfer von Urheberrechtsverletzungen wurde.

Die verstrickte Dienstagsfrage 17/2009

Das Wollschaf fragt:
Hallo,
meine Frage schließt sich an eine Frage an, die kürzlich gestellt wurde, nämlich zum Sinn der Wollschaffrage. Meine Frage geht auch an die Fragenden und ist ein heißes Eisen: wie zufrieden seid ihr mit den Antworten auf eure Fragen? Was erwartet ihr euch von den Antworten? Stellt ihr fest, dass eure eigene Frage falsch gestellt war? Ärgert ihr euch über nichtssagende Antworten? Fragt ihr bei den Antwortenden nach, wie es gemeint war? Wollt ihr zur Antwort noch näheres wissen und tretet dann mit den Antwortenden in Kontakt? Haben die Antworten auf eure Fragen das Problem in eurer Frage gelöst?
Herzlichen Dank an Reni für die heutige Frage!

Zufrieden? Wir sind ja glücklicherweise nicht in der Schule, sonst hätte ich bestimmt schon den einen oder anderen Tadel (gibt’s so etwas heute überhaupt noch?) kassiert. Aber es gibt keine Noten für besonders gute Antworten, und die Versetzung zur nächsten Wollschaf-Frage war auch noch nie gefährdet.
Meine eigenen Fragen sind selten technischer Natur und bedürfen auch kaum dringender oder “korrekter” Antworten, weil ich eher dazu tendiere, ein Meinungsspektrum abzufragen als ein aktuelles Problem zu lösen. Für letzteres gibt es Bücher, Foren und die Telefonnummern von Strickfreundinnen.
Es erstaunte mich einige Male, dass nicht die Strickerinnen antworteten, die mich ursprünglich zu einer Frage inspiriert hatten und von denen ich mir am ehesten weiterführende Einsichten erhoffte. Interessant fand ich auch die Tatsache, dass sanfte Ironie nicht von denen verstanden wird, denen ich das in besonderem Maße zugetraut hätte.
Kurz gesagt: Strickerinnen sind immer wieder für eine Überraschung gut, so dass es nicht langweilig wird.
Was sich möglicherweise noch nicht zu allen Teilnehmern herumgesprochen hat: Leute, das Wollschaf ist ein Spiel! Man muss nicht jede Frage wörtlich interpretieren, vor allem nicht die von mir. Nehmt nicht alles so bierernst. Ernste und schmerzliche Sachverhalte bietet das Leben schon genug.

Wieder mal ein Test – Testing again

Normalerweise kann ich mich nicht so sehr für Psycho-Tests im Internet begeistern. Heute fand ich jedoch im Strickforum eine Anfrage, die auf diese Site verwies, und dort stieß ich auf diesen Test, den ich recht unterhaltsam fand. Hier mein Ergebnis:

Knitting Knerd

Usually I am not very fond of psycho tests on the internet. But today I stumbled upon a query in our knitting forum, which led to this site, and there I found this test, which I think is rather amusing. My result is shown in the image above.

Die verstrickte Dienstagsfrage 16/2009

Das Wollschaf fragt:
Wie halten es die Strickblogger(innen) eigentlich mit Fotos von Menschen im Blog (auch Fotos von einem selbst) und warum halten Sie es so?
Herzlichen Dank an Wassilissa für die heutige Frage!

Mein Bedürfnis, mich und die, die mir nahestehen, erkennbar im Internet zu präsentieren, ist vernachlässigbar. Das Bedürfnis der in Frage kommenden Personen ebenfalls. Deshalb gibt es in meinem Blog keine Bilder, auf denen Personen erkennbar sind.
Davon abgesehen benötigt man die Einwilligung eines Menschen, wenn man ein Bild von ihm veröffentlichen will. Und Veröffentlichung ist unter anderem das, was im Internet stattfindet. Deshalb sind die Bilder hier so, wie sie sind.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf den entsprechenden Eintrag bei Wikipedia hinweisen.