Der kommende Winter

Zugegeben, bei 30 Grad im Schatten (wie vorgestern beim Mädelstreff) fällt es einem schwer, sich einen kalten Winter mit mangelhafter Heizung vorzustellen. Aber Online- und Offline-Medien sind voll von eisigen, düsteren Prophezeiungen, und kälter geworden ist es auch.

Es schadet also ganz bestimmt nicht, sich vorab Gedanken zu machen, wie man mit unzureichenden Gasreserven und Einschränkungen umgehen will. Kluge Ratschläge, wie man beim Heizen sparen kann, findet man in allen Medien. Einen sehr nahe liegenden und höchst simplen Tipp gegen Kälte vermisse ich jedoch: Wärmende Kleidung.

Ja, auch in dem Haus, in dem wohne, braucht man Gas für Heizung und Warmwasser. Und mit nicht funktionierenden Gasthermen habe ich umfangreiche Erfahrungen, rezidivierende (lies: tägliche) Ausfälle und mitternächtliche Reparaturversuche inbegriffen. Nur zu gut erinnere ich mich an den Winter 2009/2010, der in dieser Region bis Mai dauerte und zweistellige Minusgrade mit sich brachte. Über mehrere Wochen war jeden Abend, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, die Wohnung eiskalt, weil die Gastherme nicht lief. An jedem dieser Abende rief ich beim Reparaturdienst an. Dann kam irgendwann ein Installateur vorbei, der das Gerät zu überzeugen versuchte, länger als ein paar wenige Stunden durchzuhalten. Morgens reichte das Warmwasser knapp, wenn auch gelegentlich nicht ganz zum Duschen. Jeden Morgen startete ich die Therme nochmals neu, um nicht wieder in eine eisige Wohnung heimkehren zu müssen. Leider nützte es nichts. Nach einigen Wochen hatte mein Vermieter offenbar genug von den täglichen Notrufen, und es wurde eine neue Therme bestellt. Aber die musste ja auch erst einmal geliefert werden, und das dauerte ein Weilchen.

Was hilft an eisigen Tagen und Abenden? Warme Wollsachen. Und ich meine wirklich Wolle ─ alternativ Alpaka, Angora, Mohair oder was sonst von felligen Tieren kommt. Lasst die Finger von Synthetikfasern. Das Zeug wärmt nicht, auch wenn es sich noch so kuschelig anfühlt. Investiert lieber in (eventuell kratzige) Shetland- oder Islandwolle, denn auch Reibung erzeugt Wärme. Außerdem kratzt es weniger, wenn man ein langärmeliges T-Shirt (oder ein Unterhemd aus Rheumawolle) darunter trägt. Mehrere einzelne Lagen locker übereinander sind ohnehin wirkungsvoller als ein einziger dicker Pullover, weil die dazwischen liegenden Luftschichten isolieren und die Wärme am Körper halten.

Gegen kalte Füße helfen Wollsocken, notfalls zwei Paar übereinander. Die darf man gegebenenfalls auch im Bett tragen. Und noch ein wichtiger Tipp: Die Hände bleiben erstaunlich warm, solange die Handgelenke gewärmt werden. Fingerlose Handschuhe oder Pulswärmer waren schon bei unseren Urgroßeltern aus gutem Grund beliebt. Dicht anliegende Ärmelbündchen helfen ebenfalls.

Für weiter oben empfehle ich nicht zu dicke Schals, die man mehrmals um den Hals wickeln kann. Zwei bis vier dünne Lagen sind wirkungsvoller als eine einzige megadicke, und man kann damit immer noch nicken. Ähnlich verhält es sich bei Mützen. Früher trug man Nachtmützen. Ich hätte keine Bedenken, so etwas für mich wieder einzuführen, wenn nötig. Seltsam aussehen ist besser als frieren.

Und weshalb schreibe ich das alles Mitte Juli? Weil jetzt die beste Zeit ist, um vorsorglich zu stricken, was eventuell noch fehlen könnte. Also beschafft euch geeignetes Material, holt die Nadeln hervor und legt los. Vielleicht ist dies auch eine günstige Gelegenheit, die Kinder mit einzubeziehen. Pulswärmer im Rippenmuster schafft auch ein Grundschulkind, und wenn im Klassenzimmer die Temperatur auf unter 20° gesenkt wird, ist es froh, etwas selbst gemachtes Wärmendes zu haben.

Ein Gedanke zu „Der kommende Winter“

  1. du sprichst mir mal wieder aus der Seele – so einen ähnlichen beitrag wollte ich mrogen auch schreiben. Ich habe nämlich begonnen, für Menschen in der Familie solche kleinen wärmenden Dinge zu stricken. Meine Erfahrung ist, dass etwas um den Hals wirklich Wunder wirkt.

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