Die verstrickte Dienstagsfrage 29/2014

Diese Woche fragt Dani uns und das Wollschaf:
In letzter Zeit fällt mir vor allem bei Ravelry immer mehr auf, dass bei der Vearbeitung von handgefärbter Wolle die Farbunterschiede nicht mehr “verstrickt” werden. Soll heißen, es wird mehr oder weniger bewusst ein streifiges Kleidungsstrück produziert, weil Stränge einzeln nacheinander und nicht gemeinsam (alternierend) verstrickt werden.
Sicherlich ließe sich dadurch ein interessanter Effekt erzielen, aber in der Regel ergibt es ein unschönes “Muster”. Wie siehst du das?

Zunächst möchte ich eines vorausschicken: Ich mag handgefärbte Garne. Mir gefallen ihre lebendige Farbgebung und die diversen darin enthaltenen Nuancen, von denen garantiert immer mindestens eine mit Teilen meiner gekauften Kleidung harmoniert, so dass sich insgesamt ein stimmiges Gesamtbild ergibt, wenn ich ein Kleidungsstück aus solchem Garn trage. Anders ausgedrückt: Handgefärbtes kann unglaublich kombifreundlich sein, wenn man es geschickt einsetzt. Aber es können natürlich auch hässliche Effekte entstehen, wenn man seine Eigenarten nicht berücksichtigt. Vorsichtshalber würde ich immer damit rechnen, dass die einzelnen Stränge leichte Unterschiede aufweisen und im Vorwege entsprechende Gegenmaßnahmen einplanen.
Um die Fragen im Detail zu beantworten:
Geht der Trend zum “Nothing but Stripes”? (was ein Wortspiel)
Wenn damit gemeint ist, dass man jeden Strang gnadenlos für sich einzeln verarbeitet und dann übergangslos den nächsten ansetzt: Lieber nicht. Eine Art stricktechnische “KT-Grenze” wird am Ende immer sichtbar sein und beeinträchtigt die Optik des Strickstücks manchmal bis zur Untragbarkeit. Wechselt man hingegen mehr oder weniger regelmäßig zwischen zwei oder drei Knäueln, dann verteilen sich die Farben gleichmäßiger.
Wird auf die Ausarbeitung bzw. das Erscheinungsbild immer weniger Wert gelegt?
Nun ja, wenn manche Strickerin schon das Schließen zweier Nähte als unzumutbar empfindet, dann hat gute Ausarbeitung ganz sicher keinen hohen Stellenwert. Am besten wäre dann wahrscheinlich auch noch selbstvernähendes Garn, das allerdings noch nicht erfunden wurde. Wer immer nur glatt rechts in Runden (oder kraus rechts flach) stricken will, weil sowohl Nähte als auch Linksmaschen so schrecklich bähbäh sind, der/die bekommt halt, was er oder sie verdient.
Welche Methoden kennst du, um mit zwei (oder mehr) Strängen in Reihen und Runden zu stricken?
Falls die Frage auf “jogless jog” abzielt, wobei es darum geht, einen gleichzeitigen Runden- und Farbwechsel zu kaschieren, findet sich dazu allerlei Erhellendes im Internet.
Sofern du eh schon abwechselnd mit mehreren Strängen strickst, machst du das bewusst nur bei sichtbaren Farbunterschieden oder vorsichtshalber immer?
Ich mache es bei handgefärbtem Garn eigentlich immer, weil sich dann die verschiedenen Nuancen besser verteilen. Meistens stricke ich große Teile flach, und dabei ist es überhaupt kein Problem, alle zwei Reihen das Knäuel zu wechseln. Es funktioniert problemlos sowohl von Hand als auch mit der Strickmaschine. In Ausnahmefällen, wenn beispielsweise ein Knäuel oder Strang sehr variationsreich gefärbt ist und zwei andere eher einheitlich, stricke ich auch mal mit drei Knäueln und wechsle nach jeder Reihe. Tatsächlich hat das Stricken mit mehr als einem Knäuel auch Vorteile. Man kann in so einem Fall nämlich z.B. die Achselabnahmen beidseitig exakt in derselben Reihe ausführen. Auf der einen Seite kettet man in der Rückreihe ab, auf der anderen hängt der Anfangsfaden, und hier kettet man am Reihenanfang ab, bevor die Rückreihe vollständig beendet wird. Danach befinden sich beide Fäden am neuen Reihenanfang. Auch die Zahl der zu vernähenden Fäden erhöht sich nicht, wenn man z.B. eine Schulter mit einem Knäuel und die zweite mit dem anderen Knäuel vollendet.
Um auch die Knäuelwechsel besser zu verteilen, stricke ich meistens das Bündchen nur mit einem Knäuel und beginne erst danach mit dem regelmäßigen Wechsel. Somit enden die Knäuel auch auf unterschiedlichen Höhen.
Ja, das Verarbeiten von handgefärbtem Garn kann mitunter herausfordernd sein. Und es ist auch nachvollziehbar, dass aus solchen Garnen oft nur kleine Teile gestrickt werden, bei denen man mit einem einzigen Strang auskommt. Aber es gibt genügend Möglichkeiten, mehrere Stränge oder Knäuel geschickt über ein größeres Projekt zu verteilen, so dass sich trotzdem eine schöne und gleichmäßige Optik ergibt.

2 Gedanken zu „Die verstrickte Dienstagsfrage 29/2014

  1. Ja, ich stricke alles was geht rund – allerdings mit shaping – und ich finde das zusammennähen von 2 Nähten wenn nicht logisch und erforderlich eine Zumutung – welchen Vorteil hat es denn? (Vor kurzem eine Anleitung gesehen: Vorder- und Rückenteil einzeln und dann ab Rundpasse zusammen: WTF??? Das sind einfach schlechte Anleitungen!!)
    Aber was hat das mit der Frage zu tun ? Und was soll das bashing?

  2. Für mich sind die Vorteile von Nähten unter anderem:
    1. Sie stabilisieren so manche Muster und Schnitte. Ich mag z.B. stabile Schulternähte.
    2. Sie erlauben es, Farb-, Muster- und Garnwechsel – und um die ging es hier – exakt reihenweise auszuführen, was beim Stricken in Spiralen (Runden) im allgemeinen nur mit Tricks funktioniert. (Für jogless jog gibt es bestimmt ein halbes Dutzend Methoden, und keine funktioniert wirklich perfekt.)
    3. Man kann Fadenenden problemlos in den Nähten verstecken bzw. vernähen.
    4. Stricken in handlichen Einzelteilen ist angenehmer bei Mitnehmeprojekten.
    5. Ich nähe gern zusammen.

    Ich stricke vieles in Runden, z.B. Socken, Handschuhe und manche Mützen. Ich möchte nur nicht alles in Runden stricken müssen, wenn Reihen für meine Bedürfnisse praktikabler sind.
    Mir ist es übrigens wurscht, wie Du strickst. 🙂

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