Die verstrickte Dienstagsfrage 36/2013 und persönliche Befindlichkeiten

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Was gehört deiner Meinung nach in einen Handarbeitsblog und was geht gar nicht?
Nur handarbeitsbezogene Themen oder auch mal was anderes?
Auch kritische/negative Meinungen über andere Handarbeitstechniken, andere Blogs, Gruppen, Foren, Plattformen etc.?
Über Krankheit, Tod und so was?
Vielen Dank an Isabella für die heutige Frage!

Grundsätzlich bestimmt der Blog-Inhaber, was in seinem Blog steht. Wenn er sich zur Marionette seiner Leser machen oder aus Angst vor Kritik nur nicht kontroverse Themen behandeln möchte, dann wird’s möglicherweise etwas langweilig, aber das muss er selbst wissen. Wenn er auch über seinen Urlaub, Politik oder Menschenrechte schreiben möchte und Wissenswertes dazu zu sagen hat, dann sollte er das tun. Dann ist es eben nicht unbedingt ein reines Handarbeitsblog, sondern ein gemischtes. Na und? Solange die Inhalte interessant und gut lesbar geschrieben sind, ist das für mich in Ordnung.

Gerade kritische Inhalte finde ich meistens besonders lesenswert. Ich freue mich, wenn sich jemand die Mühe macht, auch die Nachteile eines Produktes oder einer Technik ausführlich und verständlich darzustellen, weil das mir und anderen Frust ersparen kann. Unkritische Begeisterung für jedes neue Ferkel, das gerade durchs Handarbeitsdorf getrieben wird (“mein selbstmusterndes Lieblingssockengarn gibt es jetzt in drei weiteren tollen Blau-Musterungen” ), motivieren mich eher nicht zum Weiterlesen.

Wenn Kritik an Personen und/oder Institutionen geübt wird, würde ich mir wünschen, dass man die Person bzw. Institution darüber in Kenntnis setzt. Lästern über Dritte finde ich gar nicht gut. Erstaunlich oft stellt sich in einer offenen Diskussion heraus, wo die Ursachen für die Missbefindlichkeiten liegen, und man kann sie beseitigen. (Wer allerdings mehr Freude an jahrelangen Grabenkämpfen hat, wird womöglich wenig Interesse an solcherlei Beseitigungen haben.)

Bei Krankheit und Tod würde ich differenzieren. Wer jedes Husten und jeden Anflug von Durchfall minuziös schildert, wird möglicherweise einige Leser (auch mich) verlieren. Andererseits kann es sinnvoll sein, eine langwierige und/oder chronische Erkrankung zu thematisieren, weil damit auch dem Leser vieles erklärt werden kann, was sonst möglicherweise unverständlich bliebe, wie z.B. nur noch sporadische Einträge. Allzu detaillierte Schilderungen von bestimmten Untersuchungen müssen aber nicht sein. Wenn ich wissen will, wie eine Darmspiegelung abläuft, würde ich das wahrscheinlich nicht gerade in einem Strickblog nachlesen wollen. Wenn aber jemandes Leben gerade durch den Tod eines Angehörigen oder durch schwere Krankheit aus dem Ruder gelaufen ist, weshalb nicht darüber schreiben, wenn es einem gut tut?

Was mich wesentlich mehr stört als “off-topic”-Inhalte, sind, wer hätte es gedacht, gewisse Äußerlichkeiten bei Blogs.
Mengen an “niedlichen” animierten Bildchen finde ich beispielsweise abschreckend. Was soll kindergartengerechtes Bildmaterial in einem Blog für Erwachsene? Glitzer, Funkel und Gezappel können zudem schwache Inhalte nicht aufwerten, und von guten lenken sie nur ab.

Schlechte Lesbarkeit, weil zuwenig Kontrast zwischen Hintergrund und Schriftfarbe, geht für mich gar nicht. Dasselbe gilt für phantasievoll verspielte Fonts, bei denen auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist, welcher Buchstabe wohl gezeigt ist. Wer aus seinen Texten Ratespielchen macht, zu dessen Zielgruppe gehöre ich nicht.

Außerdem bevorzuge ich orthografisch und grammatikalisch korrekte Texte. Bei “Häckeln”, das es längst verdient hätte, zum Unwort des Jahrzehnts im Handarbeitsbereich erklärt zu werden, bekomme ich Kopfschmerzen. Ist es so schwer, sich wenigstens ein paar Grundkenntnisse über Rechtschreibung und Satzbildung anzueignen? Eine (nicht handarbeitende) Kollegin von mir wendet in Zweifelsfällen übrigens einen einfachen Trick an: Ist sie bei der Schreibweise unsicher, dann gibt sie das Wort in den fraglichen Versionen bei Google ein und wählt dann die mit den meisten Fundstellen. Bei “häkeln” vs. “häckeln” sind es zur Zeit 1.750.000 vs 64.000. Das ist doch (noch) recht eindeutig, oder?

Helft bitte alle mit, meine Kopfschmerzen in Grenzen zu halten und das Verhältnis von richtig zu falsch nicht zu verschlechtern. Es heißt “häkeln”. Wirklich.

7 Gedanken zu „Die verstrickte Dienstagsfrage 36/2013 und persönliche Befindlichkeiten“

  1. Hilfreich wäre es, wenn man in Rechtschreibung keine Leuchte ist, die Beiträge einfach in Word vorzuschreiben (oder OpenOffice). Nette rote Kringel verraten dann, dass da etwas nicht stimmt…. ich finde, wenn schon öffentlich gebloggt wird, sollten Rechtschreibung und Ausrucksweise möglichst gut sein. Jeder hat natürlich seinen persönlichen Schreibstil, das macht es ja auch spannend zu lesen. Aber wer die einfachste Grammatik nicht beherrscht und dazu noch “häckelt” – den lese ich einfach nicht.

    Lieber Gruß Bine

    (Hast Du eigentlich irgendwann nochmal was von Uta und Johanna gehört. Irgendwie musste ich vor einigen Tagen an die guten alten “Maus-Zeiten” denken, habe die HP nochmal aufgerufen aber leider stimmt Utas Link gar nicht mehr und Johanna ist völlig aus der Szene verschwunden.)

  2. Hallo Bine,

    Uta ist gelegentlich hier im Strickforum unterwegs, ebenso Conny, falls Du Dich noch erinnerst; von Johanna habe ich seit Ewigkeiten nichts mehr gehört.

    Zahlreiche Grüße
    Kerstin

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