Die verstrickte Dienstagsfrage 8/2014

Diese Woche schreibt das Wollschaf:
Ich stricke von Hand und lese sehr gerne Strickblogs. In einigen wird vom Stricken mit Maschinen berichtet. Ich sehe Schals und oft auch Pullover etc. Nun meine Frage/Fragen dazu. Was spricht für eine Maschine, was dagegen, was geht nicht mit einer Maschine, für welche Stricktechniken sind Maschinen eine Erleichterung und natürlich zum Schluß – wie kompliziert ist der Umgang mit einer Maschinen, wieviele Strickstücke brauchts, bis man das kann?
Vielen Dank an Claudia für die heutige Frage!

Was für eine nette Frage, wie für mich gemacht. 🙂
Ich fange mal mit den Nachteilen an:

  • Man muss seine Projekte sorgfältig planen und vorher vollständig ausrechnen, weil man an der Maschine nicht präzise messen kann. Maschenproben sind ein Muss. Wer ungern plant, lieber drauflos strickt und zwischendrin alles verwirft und ribbelt, wird mit einer Maschine nicht glücklich.
  • Man kann nicht jede Garnstärke auf jeder Maschine verarbeiten. Wer am liebsten mit mittelstarken Handstrickgarnen arbeitet, wird kaum eine passende Maschine finden und sollte beim Handstricken bleiben.
  • Automatische Bemusterung ist hauptsächlich auf Basis glatt rechts möglich. Häufiger Wechsel zwischen Rechts- und Linksmaschen ist (mit Ausnahme KG-Schlitten auf Brother) nur durch Umhängen von einem aufs andere Nadelbett zu erzeugen und entsprechend mühsam.
  • Gemischte Mustertechniken erfordern erhöhten Aufwand.
  • Muster mit variabler Maschenzahl (speziell bestimmte Lochmuster) sind mit der Maschine nicht möglich.
  • Formgebung innerhalb eines Strickstücks (also nicht nahe am Rand) erfordert umfangreiches Nachhängen von Hand.
  • Es steht nur eine begrenzte Nadelzahl (200 bei Standard-Maschinen, 114 beim Grobstricker) zur Verfügung, Übergrößen können deshalb schwierig zu realisieren sein.
  • Man kann nur eingeschränkt und mit einigem Aufwand gleichzeitig rund und gemustert stricken. (Einfarbige Socken in glatt rechts gehen aber prima, eine Stunde pro Paar.) Optimalerweise arbeitet man also alles außer Socken und Handschuhen flach und näht zusammen. Aber Zusammennähen ist ja bekanntlich für eine Handstrickerin furchtbar, schrecklich, unzumutbar und eine Katastrophe. Deshalb sollte man lieber beim Handstricken und den üblichen rund und von oben gestrickten Sachen bleiben, für die man nicht mal eine Maschenprobe braucht.

Und nun die Vorteile beim Stricken mit Maschine:

  • Maschenproben sind schnell gemacht und machen Spaß. Sie zu waschen und trocknen zu lassen dauert noch am längsten.
  • Wenn man erst einmal alles geplant hat, geht das Stricken schnell, vor allem wenn man gleichartige Teile strickt, die nur begrenzt Formgebung erfordern.
  • Es macht Spaß, wenn man umfangreiche Strickteile schnell wachsen sieht.
  • Norwegermuster sind ein Kinderspiel, wenn man bestimmte Regeln beachtet, lange Patentschals hat man in einer Stunde fertig.
  • Es gibt interessante Mustertechniken, die von Hand gar nicht möglich sind, z.B. Webmuster.
  • Das Zusammennähen ist wesentlich einfacher, weil man ordentliche Randmaschen hat. Kein Vergleich mit den stümperhaften Rändern vieler Handstrickerinnen, bei denen ich nur zu gut verstehe, dass es ihnen vor dem Zusammennähen graut.

Was die Einarbeitungszeit betrifft: Man muss umdenken. Maschinestricken und Handstricken erfordern verschiedene Herangehensweisen. Manche(r) lernt das schnell, andere, die ihre lieb gewonnenen Handstrickfertigkeiten eins zu eins auf Maschine umsetzen wollen, lernen es nie. Eine Antwortende schrieb schon, dass sie ihre Maschine nach zwei Wochen frustriert zurückgab. Das ist natürlich eine viel zu kurze Zeit, um sich einzuarbeiten, erst recht wenn man keine vernünftige Schulung bekommt und nur auf sich gestellt ist. Eine Strickmaschine ist eben kein Brotbackautomat, wo man nur Garn einfüllt, einen Knopf drückt und nach kurzer Zeit das fertige Produkt entnimmt. Maschinestricken ist in seiner Komplexität eher vergleichbar mit dem Autofahren, und ohne “Führerschein” und geduldiges Üben kommt man nicht weit. Am besten schaut man sich mal bei jemandem, der sich auskennt, eine Strickmaschine an und lässt sich zeigen, was damit möglich ist und was nicht.
Ich selbst brauchte seinerzeit vier Monate mit viel Üben, bis ich endlich den ersten tragbaren Pullover in der Hand hielt, aber es faszinierte mich einfach. Bis heute hat Maschinestricken für mich seinen besonderen Reiz behalten, und ich möchte meine Maschinen nicht missen.

4 Gedanken zu „Die verstrickte Dienstagsfrage 8/2014“

  1. Hallo,
    stand gerade vor meiner Maschine und habe gedacht: soll ich mit Maschine oder mit der Hand stricken? dadurch kamm die
    Dienstagsfrage zu richtigen Zeit.
    Für mich ist:
    * Maschinenstricken = Arbeit und Stress aber der Pullover ist schnell fertig
    * Handstricken = Entspannung und Vergnügen dauert aber um einiges länger…..
    was soll ich wählen???
    schönen Sonntag
    Mimi

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