Nach längerer Zeit habe ich endlich wieder einen Pullover für mich fertiggestellt. Verwendet habe ich zwei gut abgelagerte Garne von Posh (bereits vor dem Brexit gekauft): Ein regenbogenbuntes Gemisch aus Merino und Tussahseide und ein Lacegarn in Moosgrün, mit doppeltem Faden verstrickt.
Ich wollte etwas Unkompliziertes haben und entschied mich deshalb für Streifen. Damit die aber nicht zu langweilig werden, sollten sie von einer Farbe zur anderen übergehen. Man startet also mit einer bestimmten Reihenzahl mit Farbe A, dann folgt eine Reihe mit Farbe B, dann eine Reihe weniger als vorher mit Farbe A, dann zwei Reihen Farbe B und so weiter, bis schließlich nur noch eine Reihe mit Farbe A und der Rest des Teils mit Farbe B gestrickt wird.

Das klingt kompliziert und nach viel Ausprobieren, damit die Reihenzahlen aufgehen. Tatsächlich ist es aber simpel, wenn man sich einmal klar macht, dass die Streifen Paare bilden und dass Streifen 1 und 2, 3 und 4, 5 und 6 usw. zusammen immer dieselbe Reihenzahl haben. Das ist aber nicht alles: Wir haben es mit exakt so vielen Streifenpaaren zu tun, wie ein Paar Reihen hat. Die Zahl der Streifenpaare multipliziert mit der Zahl der Reihen pro Paar ist also immer eine Quadratzahl.
Damit ist es einfach, für fast jede beliebige Reihenhöhe eine passende Streifenbreite zu ermitteln: Die Wurzel aus der Quadratzahl, die der gesamten bzw. gewünschten Reihenzahl am nächsten kommt, ist die Basiszahl, mit der man arbeitet. Vereinfacht: Aus der gewünschten Gesamtreihenzahl die Quadratwurzel ziehen; die nächstkleinere ganze Zahl ist die Basiszahl.
Ein Beispiel: Man möchte so ein Streifenmuster über insgesamt 200 Reihen verlaufen lassen. Die nächste Quadratzahl ist 196, das ist 14×14. Also muss jedes Streifen-Paar über 14 Reihen gehen, und man hat 14 Paare insgesamt:
13 + 1 R
12 + 2 R
11 + 3 R
10 + 4 R
…
2 + 12 R
1 + 13 R
In diesem Beispiel würden 4 R übrig bleiben (200 – 196 = 4), die noch untergebracht werden müssen. Man kann sie vor die ersten 13 oder hinter die letzten 13 Reihen legen, oder man teilt sie auf, zwei vor und zwei hinter dem eigentlichen Streifenmuster.
Beim eigentlichen Stricken sollte man unbedingt im Auge behalten, welche Streifen jeweils ein Paar bilden. Verpaart man z.B. versehentlich Streifen 4 und 5, dann geraten die Reihenzahlen durcheinander. Hier ist also Vorsicht geboten.