Die verstrickte Dienstagsfrage 28/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf :
Ich habe gerade damit angefangen auch Strickjacken und Pullover zu stricken. Wie macht ihr das, habt ihr ein Strickmuster, dass gut passt, das ihr nur noch abändert oder in einer anderen Farbe strickt? Oder strickt ihr jedesmal ein neues Strickmuster.
Vielen Dank an Poppy für die heutige Frage!

Darauf gibt es eine klare Antwort: Sowohl-als auch.
Ich stricke ernsthaft seit ungefähr 30 Jahren, meistens nach eigenen Entwürfen, und wenn ich in dieser Zeit immer nach dem selben Schema und Muster gestrickt hätte, wäre ich wohl schon an Langeweile gestorben. Deshalb wird immer mal wieder gewechselt und geändert. Man selbst ändert sich ja auch in Körperbau und Vorlieben.
Gleichzeitig optimiere ich aber auch fortwährend. Wenn ein Schnitt für eine bestimmte Person eine besonders gute Passform hat, dann dient er als Basis für weitere Modelle für diese Person, die z.B. in Farbe, Garn oder Details variiert werden. Und wenn sich eine Ausschnittform oder ein Material für mich nicht bewährt haben, dann lasse ich erst einmal die Finger davon. Ich erfinde also nicht ständig das Rad neu, sondern orientiere mich an dem, was ich in den vergangenen Jahrzehnten gelernt habe, berücksichtige dabei aber selbstverständlich auch neue Entwicklungen und Modetrends. Wer will schon in einem Pullover oder einer Jacke herumlaufen, denen man überdeutlich ansieht, dass sie im Jahr 1980 entworfen wurden?
Auf der anderen Seite gibt es einige zeitlose Modelle, von denen ich gar nicht genug bekommen kann. Beispielsweise stricke ich derzeit an der sechsten Version eines Babyjäckchens. Alle werden auf dieselbe Art gestrickt, mit derselben Nadel, aber unterschiedlichen Garnen, und sie sehen durch unterschiedliche Farbfolgen alle verschieden aus. Dann habe ich mir einen schlichten Pullover im Rippenmuster mittlerweile fünfmal gestrickt, immer aus derselben Garnqualität, aber in verschiedenen Farben. Dabei optimiere ich weiterhin jedesmal ein wenig. Mal wird der Ärmel minimal verkürzt, dann der Ausschnitt etwas angepasst, es werden präzisere Notizen für die Ausschnittblende gemacht und ähnliches. Wenn man etwas öfter macht, ist das auch eine gute Gelegenheit, es jedesmal ein wenig besser und einfacher zu machen.

Babyjäckchen

In den letzten Wochen fand ich nicht viel Gelegenheit zum Stricken, folglich gibt es bei mir leider auch nicht viel zu berichten oder zu sehen. Das Wenige, was fertig wurde, unterliegt bzw. unterlag zudem strengster Geheimhaltung. Aber nun kann ich etwas zeigen, weil die werdende Mutter es heute erhalten hat. Und gefreut hat sie sich auch.

Babyjäckchen

Dies ist das vierte Jäckchen, das ich nach dem “Ulina”-Rezept gestrickt habe. Ich benötigte etwa 160 g Wollmeise 100 % Merino in drei Farben, gestrickt habe ich mit Nadelstärke 2,75 mm, und gedauert hat das Ganze von Mitte April bis Mitte Mai. Die Knöpfe allerdings habe ich erst vor drei Tagen gekauft und angenäht. Ich finde, sie passen perfekt zur Jacke, weil sie die Form der eckig verlaufenden hellgrünen Streifen aufnehmen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 26/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Manchmal verliebt man sich in ein Garn, dass einen in den schönsten Farben aus dem Regal angelächelt hat.
Dann geht man nach Hause und strickt es voller Vorfreude an und muss feststellen, dass das Stricken gar nicht so einfach ist. Gerade Baumwolle teilt sich auch gerne einmal. Macht es euch viel aus, wenn ihr Garn verstrickt, dass sich teilt? Bin auf eure Antworten gespannt.
Vielen Dank an Bianca für die heutige Frage!

Solange das Garn noch einigermaßen parallel über die Nadeln läuft, beschwere ich mich nicht. Ärgerlich wird es, wenn so genanntes “Designergarn” ins Spiel kommt, das aus verschiedenen, häufig inkompatiblen Fäden unsachgemäß aufgewickelt wurde. Solche Garnkombinationen können wunderschön und sehr verlockend aussehen. Beim Verarbeiten jedoch zeigt sich häufig, dass jeder der einzelnen Fäden seine eigene Vorstellung von Elastizität, Dehnbarkeit und Stabilität hat. So wird nach dem Stricken der ersten paar Reihen möglicherweise der eine Faden allmählich lang und länger und bildet richtige Schlaufen, während ein anderer Bestandteil kaum nachzukommen scheint und den glatten Ablauf des Knäuels empfindlich stört.
Nein danke, kann ich da nur sagen. Wenn schon “Designergarn”, dann stelle ich es mir selbst zusammen, achte auf gleichartige Pflegeeigenschaften und sorge natürlich auch dafür, dass es sauber und gleichmäßig läuft und keine störenden Schlingen bildet.

Paolina revisited

Vor mehr als drei Jahren entwarf und strickte ich das Top “Paolina”, gedacht zum Drüberziehen über Blusen oder Shirts. Das Garn “Peruseda 3”, das ich seinerzeit verwendete, ist inzwischen nicht mehr erhältlich. Es wurde Zeit, das Modell für eine andere Garn-Qualität zu überarbeiten.

Paolina aus Silkada

Aus drei Strängen Wollerey “Silkada” in mattem Türkis entstand diese neue Version und avancierte gleich zu einem meiner Lieblingsstücke. Weil das neue Garn etwas dicker ist (425 m auf 100 g), ist dieses Modell schneller zu stricken als die erste Version. Seine Charakteristik habe ich aber beibehalten: Ein geschlitztes, locker fallendes Unterteil im Lochmuster wird ergänzt durch ein enger anliegendes Oberteil mit einem weiten Ausschnitt. Das macht auch dann eine gute Figur, wenn man nicht ganz schlank ist.
A propos schlank: Die Anleitung ist jetzt in drei Größen auch für Frauen mit mehr Format (bis 120 cm Oberweite) geschrieben. Erhältlich ist sie als Garnpaket bei der Wollerey.

Teurer Museumsbesuch

Ein von mir häufig frequentierter Supermarkt “verschenkt” Sticker, wenn man nur für genügend Geld einkauft. Das derzeitige Thema lautet “Abenteuer Museum”, siehe Bild.

Stickerparade

Wenn man also für mindestens 280 Euro einkauft, ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Freikarte fürs Museum drin.
Ein wenig Kultur kann auf diese Weise ganz schön ins Geld gehen.

Ach, übrigens, die Sticker (egal aus welcher Serie), auf die ich Anspruch hätte, verschenke ich jeweils an die Personen hinter mir in der Kassenschlange. Die haben sich bisher immer gefreut.

Die verstrickte Dienstagsfrage 24/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Was macht ihr, wenn ihr Fehler in eurem Gestrick findet? Ribbeln, zurueckstricken, Maschen fallen lassen, mogeln oder ignorieren? Und was macht ihr, wenn euch kurz vor dem Fertigstellen auffaellt, das sich in dem Strickstueck ein Fehler befindet? Tendiert ihr zum Perfektionismus und behebt ihr den dann noch? Wenn ja, wie? Oder sagt ihr euch, kleine Fehler machen den Charme des Handgestrickten aus?
Vielen Dank an Connie für die heutige Frage!

Wie so oft antworte ich mit einem klaren “es kommt drauf an”.
Wenn ich, wie kürzlich bei der Babyjacke, zehn Maschen zuwenig angeschlagen habe, dann führt am Ribbeln kein Weg vorbei, auch wenn das Strickstück schon fast fertig wäre. Aber häufig kann man Fehler mit sehr wenig Aufwand beheben.
Neulich hatte ich beim 11 Maschen breiten Mittelmotiv eines Dreiecktuchs mit mehr als 300 Maschen vergessen, mustergemäß zu stricken. Erst zwei Reihen später fiel mir der Fehler auf. Das ließ sich aber sehr einfach reparieren, indem ich an den jeweiligen Stellen die betroffenen Maschen um zwei Reihen auflöste, sie vorsichtig mustergemäß zusammenstrickte und aus dem zusätzlichen Faden den fehlenden Umschlag bastelte. Alles keine Hexerei und kein Grund, zwei komplette Reihen über mehr als 300 Maschen zurückzustricken oder gar das ganze Tuch aufzuribbeln.
Ich habe auch schon an einem fertigen Vorderteil (mit Taschen!) Zöpfe korrigiert, die falsch herum lagen. Unter der falschen Zopfdrehung verbirgt sich normalerweise die richtige; man muss nur die falsche aufschneiden, die richtige hervorholen und die “falschen” Maschen auf der Rückseite möglichst unsichtbar im Maschenstich zusammenfügen. Das wäre also auch kein Grund, ein Teil aufzuziehen und neu zu stricken. Zumal man ja beim zweiten Versuch wieder neue Fehler hineinbringen könnte…

Wieder einmal Halbzeit – Half-time again

Nein, nicht beim Fußball, sondern beim zweiten Versuch der grün-gestreiften Ulina-Jacke. Verglichen mit dem ersten (siehe Blog-Eintrag vom 26. Mai) gefällt mir diese Version viel besser, und das nicht nur, weil ich diesmal die richtige Maschenzahl angeschlagen habe. Die ineinander verlaufenden Streifen sehen viel hübscher aus als die Blockstreifen zuvor.

halbe Babyjacke, half of baby cardigan

No, it’s not a football (soccer) half-time, but the first half of my second attempt for the green striped Ulina cardigan. Compared with my first try (see blog entry dated 26th May), I very much prefer this one, and not only because this time I do have the correct number of stitches. The colour gradient looks much nicer than the wide stripes before.

Holundersirup

Jeden Sommer aufs Neue suche ich mein Rezept für Holundersirup. Jeden Sommer aufs Neue finde ich es nach langem Suchen im Ordner mit den aus Zeitschriften ausgeschnittenen Rezepten. Es war nämlich ursprünglich mal in der Zeitschrift “test” vom Juni 2004, und dort ist der Sirup die Grundlage für eine Holundercreme. Weil man aber nur wenig Sirup für die Creme benötigt, verwende ich ihn hauptsächlich als Basis für Limonade: Ein wenig Sirup ins Glas, mit der acht- bis zehnfachen Menge Mineralwasser aufgießen, fertig. Man kann natürlich auch mit Sekt auffüllen. Da würde ich dann höchstens einen Teelöffel Sirup auf ein Glas Sekt verwenden, sonst wird’s einfach zu süß.

Gestern abend war es nach mehreren Tagen Regen endlich etwas trockener. Ich nutzte deshalb die Gelegenheit, um noch einmal Dolden zu pflücken, vor allem weil es heute schon wieder kräftigen Regen geben soll.
Hier ist das Rezept für den Sirup:

20 Holunderdolden, voll aufgeblüht, ohne Ungeziefer
3 Bio-Zitronen, mit Schale in Scheiben geschnitten
20 g Ascorbinsäure (ich vermute, als Konservierungsmittel gedacht)
1 l Wasser
1 kg Zucker

Von den Dolden entferne ich die groben Stiele, um Platz zu sparen. Die Blüten mit den Zitronenscheiben und der im Wasser aufgelösten Ascorbinsäure in einem verschlossenen Gefäß 48 Stunden ziehen lassen.

Ansatz für Holundersirup

Dann die Flüssigkeit durch ein feines Sieb filtern und zusammen mit dem Zucker aufkochen lassen.
In Flaschen füllen, fest verschließen und kühl aufbewahren. (Diese letzten Schritte mache ich morgen abend.)

Die verstrickte Dienstagsfrage 23/2012

Das Wollschaf fragt diese Woche:
Am Samstag 09. Juni ist Welttag des Öffentlichen Strickens. Ich finde es eine tolle Idee, rauszugehen und sich zum Stricken und Häkeln zu bekennen. Leider finde ich nur Aktionen, die Mützchen und Decken produzieren, sodass meiner Meinung nach der Wert der Hand-Arbeit hinten ansteht gegenüber der Not, die gelindert werden soll. Oder es sind Aktionen von Woll-Läden, die Kundschaft suchen und einen Werbegag platzieren. Was tut Ihr an diesem Tag, was bedeutet er Euch? Und wie organisiert Ihr Euch dafür?
Vielen Dank an mo-hair für die heutige Frage
!

Ich organisiere mich gar nicht, weil ich aus Zeitgründen leider nicht am öffentlichen Stricken teilnehmen kann. Hätte ich Zeit und Gelegenheit, dann hätte ich vielleicht versucht, mit dem örtlichen Wollgeschäft Kontakt aufzunehmen, um zu prüfen, ob und ggf. was für eine Aktion möglich wäre. Davon abgesehen brauche ich keinen speziellen Tag, um zu stricken oder auf meine Freude am Stricken aufmerksam zu machen. Das geht jederzeit und fast überall.
Aus meiner Sicht ist es keine schlechte Idee, sich im Rahmen einer Ein-Tag-Aktion hauptsächlich auf kleine Projekte zu beschränken (wobei ich eine Decke nicht wirklich klein finde). Wer will und es sich zutraut, kann ja trotzdem etwas Größeres wählen oder mehrere kleine Teile anfertigen, aber für Anfänger und Wiedereinsteiger sind Kleinteile bestimmt besser geeignet, weil sie schnelleren Erfolg versprechen. Und Erfolg ist das beste Mittel, um sie dann auch bei der Stange, äh, Nadel zu halten.
Im Sinne von “think global – act local” finde ich es auch vernünftig, sich vorrangig um den Bedarf und um Bedürftige in der näheren Umgebung zu kümmern. Sofern man nicht gerade in einer Enklave für Millionäre wohnt, findet sich garantiert in der Nähe eine Organisation wie die Tafel, die sich über Unterstützung freut.