Die verstrickte Dienstagsfrage 12/2012

Das Wollschaf meint diesmal:
Einmal vom Virus des Stricken´s angesteckt, legt man nicht so schnell die Nadeln wieder zur Seite.
Mit viel Geduld testet man auch gern mal etwas Neues aus.
Doch habt ihr schon einmal ein Muster versucht, und seit kläglich daran gescheitert.
Trotz immer wieder erneuter Versuche, hat es vorne und hinten nicht so aus geschaut wie es sollte, oder die Maschen wollten nicht so wie beschrieben?
Wie viel Ausdauer habt ihr, bis ihr aufgebt?
Sucht ihr nach einiger Zeit nach einem ähnlich ausschauenden Muster oder legt ihr das Projekt ad acta?
Wie händelt Ihr diese Situation?
Vielen Dank an Sylvia für die heutige Frage!

Meine Geduld ist begrenzt, weil auch meine Zeit sehr begrenzt ist. Zum Glück habe ich ein gewisses Maß an Strickerfahrung und kann oft schon durch Gucken oder Lesen erfassen, ob ein Muster oder Projekt problemträchtig ist. Das erspart manche, aber nicht alle Fehlversuche. Dass es die öfter gibt, als mir lieb ist, könnt Ihr z.B. in meinem vorherigen Blogeintrag nachlesen. 🙂 Aus Fehlern und Misslungenem versuche ich soviel zu lernen wie möglich. Auch das gruseligste Etwas eignet sich immer noch zum Analysieren von Schwachpunkten bei Design oder Ausführung.
Wenn ein Projekt mir sehr am Herzen liegt, versuche ich es zeitnah mit einer optimierten Version. Aber es kommt auch häufig vor, dass in der Zwischenzeit eine neue, aufregendere Idee auftaucht, und der alte Plan gerät dann in Vergessenheit.
Gern hätte ich mehr Zeit zum Experimentieren und für kreative Spielereien, aber das ist leider nicht machbar.

Misslungen

Heute zeige ich Euch ein weiteres Beispiel aus der unerschöpflichen Rubrik “Leute, die sich für Experten halten, produzieren Müll”.

Alles fing an mit der Anfrage im Stricknetz-Forum zu einem Muster. Das Muster kennst du doch, dachte eine Euch wohlbekannte Strickerin, und sie fand auch nahezu sofort (und ich meine wirklich sofort und nicht etwa Stunden später) in ihrer über 500 Werke umfassenden Strick-Bibliothek den Autor, der solche Muster in zweien seiner Bücher präsentiert. Ebenfalls nahezu sofort fertigte sie eine Maschenprobe an, die nicht einmal schlecht ausfiel. Und weil das alles so gut funktioniert hatte, beschloss sie, in diesem Muster einen Pullunder oder Westover zu stricken. Weil Formgebung dabei praktisch unmöglich ist, sollte das Drüberzieherchen gerade werden. Ein paar Entwurf-Details, die mit dem eigentlichen Desaster wenig zu tun haben, überspringe ich an dieser Stelle, um die Geschichte nicht unnötig zu verlängern.

Unsere tapfere Strickerin begann mit einem Bündchen in kraus rechts, hängte dann die Maschen für das Muster auseinander und machte sich ans eigentliche Musterstricken. Man arbeitet dabei in verkürzten Reihen und abschnittweise. Wenn man den Schlitten glücklich von einem Ende des Nadelbetts zum anderen manövriert hat, sind ganze neun Reihen gestrickt, und dabei hat man bei der Nadelzahl, die hier im Spiel ist, gut 160mal den Schlitten hin und her bewegt. Mit voller Konzentration natürlich, damit immer die richtigen Nadeln stricken. Ein vollständiger Mustersatz umfasst 54 gestrickte Reihen; ich überlasse es an dieser Stelle Euch, die Zahl der Schlittenzüge auszurechnen.

Musterdetail

Natürlich hatte ich anhand der Musterprobe vorher sorgfältig ausgerechnet, wie viele Maschen und Mustersätze für die angepeilten Dimensionen (ca. 52 cm breit, ca. 60 cm hoch) vonnöten sind. Ich hatte auch mit Hilfe meines Strickprogramms anhand des Gewichtes der Musterprobe ermittelt, wieviel Garn ich ungefähr benötigen würde. Das Programm meinte, mit 270 g wäre ich dabei, also wähnte ich mich mit meinen vorhandenen 320 g auf der sicheren Seite, auch wenn man noch einiges für Blenden und Bündchen berücksichtigt.

Was ich nicht einkalkulieren konnte, ist die enorme Elastizität, die das Muster auf größerer Fläche mitbringt. Schon an der Maschine dehnte es sich unglaublich. Da ich mehrere Tage zum Stricken des Teils benötigte (wenn Ihr bitte noch mal die Zahl der Schlittenfahrten berechnen wollt), hatte es natürlich auch länger Gelegenheit, sich auszuhängen und machte davon Gebrauch.

Ich strickte und strickte, und mein Garnvorrat wurde kleiner und kleiner. Am Ende waren 152 Gramm statt der angedachten 132 Gramm für ein Teil verbraucht, und die Dimensionen, die es angenommen hatte, waren erschreckend. Man weiß ja, dass Gestricktes an der Maschine gedehnt wird und sich danach wieder etwas zusammenzieht, aber dieses Monstrum wurde auch nach zwei Tagen Ruhezeit nicht kleiner. Heute habe ich es ohne Zug halbwegs glatt gespannt und ausgemessen.

das gestrickte Teil

Es ist knapp 20 cm zu weit und gut 10 cm zu lang.
Was mache ich nun damit? Es tut mir vor allem leid um die viele Zeit, die fürs Stricken drauf ging. Aber verwenden kann ich es so nicht, und um die Wolle wäre es auch schade. Also bleibt mir nur, das Ding wieder aufzuribbeln und zu versuchen, das Garn wieder glatt zu bekommen.

Bevor ich das tue, wollte ich Euch aber zeigen, dass auch bei mir vieles nicht nach Plan verläuft.

Ich wollfaste nicht

Mit einiger Bewunderung habe ich am Aschermittwoch in die Wollfasten-Gruppe bei Ravelry hineingeschaut. Und einige Minuten lang war ich sogar versucht, beizutreten, weil ich gute Vorsätze prima finde. Dann besann ich mich eines Besseren und ließ es bleiben. Ich verzichte während der Fastenzeit bereits auf Alkohol und Zigaretten (ich bin allerdings eine sehr gemäßigte Trinkerin sowie Nichtraucherin, so dass mir beides nicht besonders schwer fällt), da will ich mir wenigstens bei meinem Hobby keine Beschränkungen auferlegen.
Wie vernünftig meine Entscheidung war, stelle ich in der letzten Woche fest. Da fand ich nämlich bei der Wollerey zufällig einen Restposten der Qualität “Meline” in ausgesprochen frühlingshaften und absolut unwiderstehlichen Farbtönen, das dort bestimmt auf mich gewartet hatte. Und nun ist dieses Garn meines.

Wollerey Meline

Was daraus wird? Ein Pullover in Norwegertechnik, denn es ist ein ziemlich üppiges Paket. Ich wälze schon eifrig meine umfangreichen Mustersammlungen auf der Suche nach Bordüren, die diese schöne Farbpalette zur Geltung bringen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 11/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf:
1. Kauft ihr Nadeln im Set,

Habe ich mal probiert (Denise und Knitpicks), sie haben sich für mich aber nicht bewährt. Mit nicht-variablen Rundstricknadeln komme ich wesentlich besser zurecht.
Ach, ein 15-cm-Nadelspiel-Set von Knitpro in verschiedenen Stärken habe ich noch, das ist ganz hübsch. Es eignet sich aber nur für kleinere Projekte.

2. habt ihr Nadeln doppelt
Die meisten Nadelstärken habe ich als Rundstricknadeln in mehrfacher Ausführung, allerdings in verschiedenen Längen.

3. und welches sind eure Lieblingsnadeln?
Addi Rundstricknadeln. Die sind für meinen Geschmack am angenehmsten: Nadeln spitz, Seil dünn, glatt und flexibel. Trotzdem stricke ich auch nach wie vor mit meinen anderen, alten Nadeln, wenn die Addis “besetzt” sind. Besonders für Zopfmuster mag ich eher stumpfe Nadeln, weil man damit das Garn nicht so leicht spaltet.

Vielen Dank an Tiffany für die heutige Frage!

Gewonnen

Wie ich, glaube ich, vergessen habe zu erwähnen, beteilige ich mich in diesem Jahr an einer Ravelry-Gruppe namens “12 muetzen / hauben/ huete in 2012”. Dort geht es darum, in diesem Jahr mindestens zwölf Kopfbedeckungen zu stricken oder zu häkeln. Manche Teilnehmer sind so produktiv, dass sie nahezu jede Woche etwas Neues zeigen können, aber so flink bin ich nicht. Bei mir wird nur ungefähr einmal im Monat eine Mütze fertig, aber das reicht ja auch.
In jedem Monat gibt es einen kleinen Wettbewerb; jeder darf dazu eine Mütze zeigen, und es wird darüber abgestimmt, wessen Werk das schönste ist. Dafür winkt auch jeweils ein Gewinn.
Im Februar-Wettbewerb schaffte ich es mit der Swing-Mütze tatsächlich an die Spitze, und dafür bekam ich als Gewinn diesen schönen Strang handgefärbte “Tweed Melange” von Zauberglöckchen in dunklem Rot.

TWEED Melange in rot

Diese Garnqualität kannte ich bisher noch nicht, deshalb freue ich mich besonders darüber und denke nun genießerisch darüber nach, was ich daraus machen werde.

Checked Waves

Eine Anfrage im Stricknetz-Forum erinnerte mich an ein Muster aus einem meiner Strickmaschinen-Musterbücher. In “Treasury of Machine Knitting Stitches” von John Allen findet sich “Checked Waves”, ein Muster, das ohne Musterautomatik auf jeder Einbett-Maschine gestrickt werden kann. Man strickt dabei mit verkürzten Reihen über einzelne Maschengruppen, die in Arbeit und außer Arbeit geschoben werden.
Wie schon erwähnt, benötigt man dazu keine Lochkarte, sondern man arbeitet sich von einer Seite des Nadelbetts auf die andere und dann wieder zurück. Bei der hier gezeigten Version umfasst ein Mustersatz 18 Maschen und 48 fertige Reihen. Die Maschenzahl könnte man auch variieren, wenn man die Größe und Zahl der Maschengruppen ändert.
Beim Stricken sollte man sich übrigens gut konzentrieren, um nicht durcheinanderzugeraten.

Checked Waves

A request at Stricknetz-Forum reminded me of a pattern from one of my machine knitting pattern books. In “Treasury of Machine Knitting Stitches” by John Allen, there’s “Checked Waves”, a pattern which can be worked on any single bed machine without using a patterning mechanism. You knit with short rows over groups of stitches which are pushed into work and out of work.
As already mentioned, this is done without a punchcard. You work across the needle bed from right to left and back again. In the version shown here, one pattern repeat comprises 18 stitches and 48 knitted rows. The number of stitches can be varied by changing the size of the groups of stitches.
By the way, this pattern needs quite a lot of concentration if you don’t want to get lost.

Kein Ende mit dem Anfangen

Vor etwa zwei Monaten wünschte eine Bekannte sich zwei Kapuzenschals in Grau oder Schwarz. Einen davon stellte ich schon im Januar fertig. Der Winter ist zwar so gut wie vorbei, aber für den zweiten konnte ich mich erst vor einigen Tagen motivieren. Zudem erforderte die Anleitung einiges an Umrechnung. Das Garn, das ich verwende, ist wesentlich dicker als das ursprünglich vorgesehene, und ich habe leider nur 400 m davon. Mehr in dieser Farbe war im Wollgeschäft nicht vorrätig, als ich es kaufte.

Kapuzenschal

Deshalb stricke ich den Schal insgesamt kürzer und die einzelnen Muster nicht so breit. Um es mir leichter zu machen, habe ich sie auch so weit modifiziert, dass sie dieselbe Rapportlänge haben, nämlich 8 bzw. 16 Reihen. Das strickt sich bedeutend angenehmer, als wenn man unterschiedliche Rapporte von 10, 14, 12 und 16 Reihen im Kopf behalten muss. Die Pompons lasse ich natürlich auch weg. Sie würden ohnehin nicht zur Empfängerin passen.
Inzwischen habe ich knapp die Hälfte des Schals geschafft. Ich stricke beide Enden gleichzeitig mit zwei Knäueln.

Wieder ein neues Projekt – A new project, again

Derzeit habe ich zwar recht viele WIPs auf den Nadeln, darunter auch mindestens eines, das nur sehr schleppend vorankommt. Aber das ist ja kein Grund, nicht mit etwas Neuem anzufangen. Wenn also insgesamt acht Stunden Bahnfahrt anstehen und man möglichst leichtes Gepäck mitnehmen will, dann ist ein Lace-Projekt mit einem nicht zu komplizierten Muster eine gute Wahl.
Noch vor der Abfahrt begann ich deshalb mit dem Spring Thaw Shawl. Dies ist wieder einmal eine kostenlose Anleitung, die man über Ravelry herunterladen kann. Mein Garn ist dunkelgrün, das finde ich gut geeignet für ein Blattmuster. 🙂 Nach meiner Rückkehr ist nun der Stand auf dem Bild erreicht.
Leider geht aus der Anleitung nicht hervor, wie viele Rapporte im Grundmuster man mit ungefähr 600 m Garn stricken darf, damit es noch für die Abschlusskante reicht. Das ist aber wohl auch schwierig abzuschätzen, weil es von der Nadelstärke und der persönlichen Strickweise abhängt.

Spring Thaw Shawl

Currently I have quite a lot of WIPs on the needles, and among them at least one that ist progressing more than slowly. But there’s no reason not to start with something new anyway. So when an eight hours train journey is lying ahead and heavy luggage is not recommended, a not too difficult lace project is a good choice.
I started the Spring Thaw shawl before departure. This pattern, again, is available for free via Ravelry. My yarn is dark green and I think it’s very suitable for a leaf pattern. 🙂 The photo shows the status after returning from my trip.
Unfortunately the instruction does not state how many repeats can be knit in body pattern to make sure there is still enough yarn (of my total of 600 m) left for the border. But this is probably difficult to estimate because it depends on the needle size and personal way of knitting.

Abketten mit Hindernissen – Casting off with obstacles

Nun ist das Tuch “Frozen Leaves” (ich strickte nach der Anleitung von Karen Strauss) endlich fertig, und schön ist es auch. Aber die letzten Reihen waren aufregend. In der letzten Reihe, etwa 50 Maschen vor dem Ende war nämlich das Garn aufgebraucht. Ich musste drei Reihen zurückribbeln und ließ Reihe 15 der Strickschrift aus, um Garn zu sparen. Damit wurde es nötig, die Abkettreihe von der Rückseite aus zu stricken. Zum Glück hatte ein Mitglied des Strickforums für mich einen Tipp, wie das am besten zu bewerkstelligen war. Zwei Abende brauchte ich fürs Abketten, dann noch einen Tag fürs Spannen und Trocknen. Jetzt kann ich mich dran freuen. Das Tuch ist ungefähr 120 cm breit und 57 cm hoch.

Frozen Leaves

Frozen Leaves, Detail

The “Frozen Leaves” shawl (I used Karen Strauss‘ version ) is finally finished, and it came out beautiful. But the last rows were somewhat thrilling. In the cast-off row, when there were about 50 stitches left, I ran out of yarn. I had to rip back three rows and left out row 15 of the diagram to save yarn. Thus it became necessary to cast off from the wrong side. I was lucky and got a tip from a Strickforum member how to get this done properly. It took me two nights to cast off, and one more day was needed for blocking and drying. Now I am pleased with the result. The shawl measures about 120 cm by 57 cm.

Reste-Mütze fertig – Oddment hat finished

Schon vergangenes Wochenende wurde diese Mütze nach der Anleitung von Heidrun Liegmann fertig, aber heute schaffe ich es endlich, sie hier zu zeigen.
Ich habe dafür etwa 80-85 g Wolle mit einer Lauflänge von 350 m auf 100 g verbraucht. Gestrickt habe ich mit Nadelstärke 3 mm. Und ja, ich bin sehr stolz, dass sie so schön geraten ist. 🙂

Swing-Mütze aus Resten, swinging oddments hat

Last week-end I managed to finish this hat following Heidrun Liegmann’s instruction, and today I finally find the time to show it to you.
It took about 80 to 85 grams of wool with 350 m per 100 grams. I worked with 3 mm needles. And yes, I’m very proud of having worked such a beauty. 🙂