Das Wollschaf fragt:
Welche maximale Zahl an angefangenen Projekten hattet Ihr je oder habt Ihr derzeit in Arbeit? Ab welcher Anzahl Projekte fühlt Ihr Euch dabei unbehaglich?
Herzlichen Dank an Kerstin (das bin wieder mal ich) für die heutige Frage!
Ich weiß nicht, was die Maximalzahl war, die ich mal in Arbeit hatte. Es waren sicher nicht mehr als sechs Projekte. Das dürfte auch die Menge sein, ab der ich mich nicht mehr wohl fühle. Meine Fortschritte sind dann zu klein, um mir noch das Gefühl des Vorankommens zu geben. Außerdem blicke ich dann nicht mehr wirklich durch, weiß nicht mehr, wo genau ich bei welchem Projekt stecke und werde unsicher. Ab dann ist die Gefahr sehr groß, dass aus einem Projekt ein UFO wird. Und das wäre schade.
Derzeit habe ich drei “echte” Projekte: die “Plissé”-Jacke von Lene Holme Samsøe (Rückenteil und rechtes Vorderteil sind fertig), ein Baby Surprise Jacket, bei dem nur noch die Knöpfe angenäht werden müssen und ein Pulli aus Garnresten, der bisher nur in meinem Kopf existiert und noch des Feintunings bedarf. Nicht vergessen sollte ich jedoch zwei UFOs, die seit geraumer Zeit herumliegen, ohne auch nur eine Masche Fortschritt gesehen zu haben: Eine Version von “Eloise”, bei der ich nicht mehr weiß, wie ich die Vorderteilabnahmen stricken muss, weil das bei Noro “Blossom” einfach nicht auszählbar ist, und eine uralte Zopfmusterjacke aus Fischer Merinowolle mit Seide, die ich ganz sicher wieder aufribbeln werde.
Plissé Jacket
Beim Namen “Plissé” in Verbindung mit Stricken denken vermutlich die meisten Leser an Hanne Falkenberg. Es gibt jedoch ein Modell gleichen Namens von Lene Holme Samsøe, zu finden in ihrem Buch “Feminine Knits”. Dies ist eine gestreifte Jacke. Die Streifen sind abwechselnd aus dickerem und dünnerem Garn. Vor dem Waschen ergeben sie tatsächlich eine Art Wellen- oder Faltenmuster; in der Wäsche wird das Gestrick zumindest bei meiner Maschenprobe angenehm glatt, so dass man nicht riskiert, wie das Bibendum herumzulaufen.
Mir gefällt der Kontrast aus transparenten und opaken Streifen. Daraus ergibt sich ein sehr zurückhaltendes Design. Der Schnitt des Originalmodells sagt mir allerdings gar nicht zu. Ich mag keine verschlusslosen Jacken mit seltsam herumhängendem Kragen. Deshalb wird meine Version eine simple Jacke mit rundem Halsausschnitt, Knopfleiste und Kugelärmeln.
Das dicke Garn ist übrigens eine reine superwash-Merinowolle mit einer Lauflänge von 430 m auf 100 g. Woraus das dünne Garn besteht, weiß ich nicht. Zwei Stränge davon zu jeweils 250 g kamen mal in irgendeinem Wollpaket bei mir an. Es dürfte ungefähr NM 15-17 sein. Ich verstricke es mit MW 7 auf dem Feinstricker, genauso wie die Merinowolle, und nach dem Waschen ergibt sich diese schöne gleichmäßige Optik.
When you hear “Plissé” in connection with knitting, most of you probably think of Hanne Falkenberg. But there is another garment with the same name, designed by Lene Holme Samsøe in her book “Feminine Knits”. It is a striped cardigan. The stripes are made by alternating thick and thin yarn. Before washing, they really look like a wave or pleat pattern. In the wash, the knitting flattens nicely so you don’t risk looking like the Bibendum.
I like the contrast of transparent and opaque stripes, creating a very subtle design. However, I dislike the shape of the original garment. I don’t care for jackets without closures or with strangely formed collars. That’s why my version will become a simple, classic round-neck cardigan with a real button band.
By the way, the thick yarn is a pure superwash merino, 430 m per 100 g. I don’t know what the fine yarn is made of. Two hanks of 250 g each once came to me in a mixed yarn package. I suppose it’s about NM 15 to 17. I’m using tension 7 on my standard gauge knitting machine, the same as for the merino wool, and after washing it has this beautiful, even appearance.
Die Spaghetti sind serviert – Pasta is served
Das Annähen der letzten Blümchen ging flott, und das Zusammennähen der Kordeln war ebenfalls schneller erledigt als gedacht. Sechs kleine Nähtchen erfordern nicht viel Zeit.
Jetzt ist der Spaghetti-Schal also fertig und wird demnächst an seine zukünftige Besitzerin versandt, ein Mädchen, das in diesem Herbst in die Schule kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine ihrer Klassenkameradinnen einen ähnlichen Schal hat, dürfte gegen Null tendieren.
Sewing on the last little flowers went fast, and sewing together the i-cords was also quicker done than anticipated. Six little seams don’t take much time.
Now the spaghetti scarf is finished and will soon be sent to its future owner, a little girl starting school this autumn. The probability that one of her classmates owns a similar scarf should be next to nil.
Spaghetti-Blümchen – Spaghetti flowers
Dies ist die Deko für den Spaghetti-Schal, den ich erstmals in Tamminas Blog und dann noch mehrfach bei Ravelry gefunden habe. Die eigentlichen Spaghetti-Schnüre sind schon fertig. Bei mir sind es allerdings eher Makkaroni, weil ich sie breiter gestrickt habe. Und ja, ich habe natürlich die Strickmaschine verwendet, denn auch wenn man nur über vier bis zehn Maschen strickt, sind sieben mal 600 Reihen von Hand mit dünnen Nadeln ganz schön langwierig. Für die sieben Schnüre brauchte ich vierzehn Blüten, die an die Enden genäht werden. Hier seht Ihr die letzten in verschiedenen Stadien der Fertigstellung. Rechts oben eine Blüte, wie sie von der Strickmaschine kommt (zur Anleitung), darunter sieht man, wie die Anschlagreihe zur Blütenmitte zusammengezogen wird. Noch die Naht im Matratzenstich schließen und die Blüte an den Schalschnüren befestigen, voilà.
Danke an CirceBellesB (Ravelry-Link) für die Idee!
This is the embellishment for the Spaghetti scarf, which I saw first in Tammina’s blog and later in several versions at Ravelry. The actual spaghetti cords are already finished. In my case, they are more like maccaroni because I made them wider. And yes, of course I used my knitting machine, for even if you only knit four to ten stitches, seven times 600 rows by hand with fine needles take a long time.
For the seven cords, I made 14 little flowers to be sewn to the ends. Here you see the last of them in different states of completion. Top right, a flower directly from the knitting machine (instructions in German only), below you see how the cast-on row is tightened to form the center of the flower. Mattress-stitch the seam and fasten the flower to the cords, voilà.
Thank you CirceBellesB (Ravelry link) for this idea!
Die verstrickte Dienstagsfrage Woche 33
Das Wollschaf fragt:
Habt Ihr schon einmal die Anleitung für ein Kleidungsstück (im Gegensatz zu einem Tuch oder Schal, bei dem es auf die Passform nicht ankommt) völlig selbständig berechnet? Hat das Teil dann auch gepasst? Wie zufrieden wart Ihr mit dem Strickergebnis?
Herzlichen Dank an Kerstin (upps, das bin ich) für die heutige Frage!
Schnitte berechne ich fast so lange, wie ich auch stricke. Ich lernte es zwangsläufig, weil ich mir die Originalgarne, die für viele schöne Modelle vorgesehen waren, häufig nicht leisten konnte. Oft war auch das Originalgarn nicht in meiner Wunschfarbe erhältlich, so dass ich mir eine Alternative suchen musste. Oder ich sah Garne, die mir gut gefielen, und überlegte, was ich daraus machen könnte.
Als ich vor über 25 Jahren so richtig mit dem Stricken anfing, waren die meisten Schnitte simpel, und es war leicht, etwas Passendes selbst zu berechnen. Auf diese Weise sammelte ich Erfahrung, die mir nach mehr als 600 selbstgestrickten Pullovern, Jacken, Röcken und Kleidern (Kleinteile nicht mitgerechnet) bei der jetzigen körpernahen Mode mit raffinierteren Schnitten zugute kommt. Natürlich hatte und habe ich gelegentlich Misserfolge, weil ich den Schnitt, das Gestrick oder die Kombination aus beidem falsch einschätzte, aber die weitaus meisten meiner Stricksachen passen sehr gut. Ganz wichtig ist, sich Notizen zu machen und Passformfehler zu analysieren, damit man draus lernt und es beim nächsten Mal besser machen kann.
Juice it up
Dieser Pulli war nicht ganz einfach zu stricken, weil ich das Muster an der Maschine von Hand vorwählte. Man hätte auch den 10-Maschen-Rapport automatisch als zweibettiges Vorlegemuster stricken können, aber das fiel mir erst ein, als ich schon mehr als die Hälfte gestrickt hatte.
Die Leibteile waren recht schnell fertig, aber für die Ärmel brauchte ich verhältnismäßig lange, denn das Zu- und Abnehmen im Doppelbettmuster ist mühsam, wenn man glatte Randmaschen erhalten will. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Der Pulli sitzt perfekt.
Was ich gegenüber der Vorlage geändert habe: Mein Modell ist 4 cm länger als das Original. Ich habe ohne Taillierung gestrickt, denn das Muster zieht sich von selbst etwas zusammen. Und ich strickte es 96 cm weit, also zwischen 2. und 3. Größe. Bewegungsweite: Keine. Die Passform ist perfekt.
This top was not that easy because I hand-selected the pattern on the knitting machine. It would have been possible to knit the 10 stitch repeat as a double bed slip-stitch pattern, but I only thought of that when I had done more than half of the garment.
The body was a rather quick knit, but the sleeves took comparatively longer, as increasing and decreasing in double bed pattern is tedious if you want nice edge stitches. But it was worth it. The sweater fits me perfectly.
What did I change: My sweater is about 2 in longer than the original. I omitted the waist increases because the pattern pulls in on its own. And I made it 38 in wide, between 2nd and 3rd size. Ease: None. The fit is perfect.
Rebecca Nr. 40
Verglichen mit dem Rowan Magazine 46 ist die Rebecca ein Volltreffer. Es sind zwar von der Zahl her weniger Modelle drin, aber davon gefallen mir knapp zehn, und zudem kostet das Heft nur 4,50 Euro. Vom Preis-Leistungsverhältnis her ein echtes Schnäppchen!
Compared with Rowan Magazine 46, “Rebecca” No. 40 hits the mark. In absolute numbers, there are less items in it, but I like about ten of them, and furthermore, the mag costs only 4.50 Euro. This cost-performance ratio makes it a real bargain!
Möge der Geist mit euch sein!
Schild an einem Supermarkt-Regal in einer bekannten Jenaer Einkaufspassage.
Bitte entschuldigt die Bildqualität, mein Handy kann’s nicht besser.
Rowan Magazine 46
Bereits vor drei Tagen kam das Heft bei mir an, und in der Zwischenzeit hatte ich Gelegenheit, es durchzublättern.
Nun ja. Es wirft mich nicht um. Das einzige Modell, das mir spontan gefällt, ist “Stockport” (siehe Foto). Dafür sind aber einige Modelle im Heft, die ich für kaum überbietbare Wunder an Scheußlichkeit halte, allen voran das Jäckchen “Rona”, das mich fatal an Sofakissen aus den Fünfzigern erinnert, sowie das “Chorley Wrap”. Mit Quasten wie den dort angebrachten hat man Anfang des vorigen Jahrhunderts in gutbürgerlichen Wohnungen die Gardinen gebändigt, heute fesselt man damit als Flauschball verkleidete Frauen.
It’s already three days since the magazine arrived, and in the meantime I had the opportunity to leaf through it.
Oh well, it does not bowl me over. The only garment that I spontaneously like is “Stockport” (see photo). In contrast to this, I think some other items in the mag are simply horrid, foremost the “Rona” cardi, which reminds me fatally of sofa cushions in the Fifties, as well as the “Chorley Wrap”. Tassels like those attached there have been used at the beginning of the last century to tame curtains in bourgeois flats, today they are used to tie women disguised as fluffy balls.
Die verstrickte Dienstagsfrage 32/2009
Das Wollschaf fragt:
Die Zahl der gut sortierten Wollgeschäfte, in denen man unser Lieblingsmaterial betrachten und
befühlen kann, nimmt stetig ab, während das Angebot an Shops im www rasant wächst. Meine Frage an diejenigen, die ihr “Suchtmittel” per Internet bestellen: Wie sind eure Erfahrungen, was die Farben betrifft? Weichen die Farben der Garne in der Realität häufig ab von denen, die ihr auf eurem Bildschirm seht? Was tut ihr, schickt ihr die Wolle eher zurück oder seid ihr kompromissbereit? Ist es nicht ernüchternd oder frustrierend, wenn dies geschieht?
Herzlichen Dank an Schokosanne für die heutige Frage!
In den weitaus meisten Fällen sah das bestellte Garn so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte oder wie ich es haben wollte (bei Garnen, die bei der “Wollerey” nach meinen Wünschen speziell gefärbt worden waren). Etwas enttäuscht war ich von Artesano “Hummingbird”. Die Farben an sich sind zwar etwas schrill, aber noch in Ordnung, jedoch gefiel mir der kurze, unruhige Rapport letztlich nicht. Auch die Haptik fand ich nicht so toll, dass ich mir das Garn noch einmal kaufen würde. Das Garn wirkt zwar sehr weich, ist aber materialbedingt (Alpaka) eben auch recht schwer und filzt fast schon beim Anschauen. Für die so oft propagierten Socken ist es meiner Meinung nach völlig ungeeignet, es sei denn, man verbringt seine Tage mit hochgelegten Füßen auf dem Sofa. Solche Kriterien kann aber auch der beste Monitor nicht darstellen.
Enttäuschend fand ich vor vielen Jahren auch die Qualität Noro Kureyon, und zwar weil das Garn kratzig ist und wenig geeignet für Kleidung, die ich direkt auf der Haut tragen würde. Farben sind eine Sache, Fühlen jedoch ist für mich mindestens genau so wichtig. Insofern behalten “richtige” Wollgeschäfte oder auch Versandfirmen, die Wollproben versenden wie z.B. Fischer Wolle, für mich nach wie vor ihre Bedeutung. Im Internet würde ich eher Garne kaufen, von denen ich bereits weiß, wie sie sich anfühlen.
Zurücksenden ist oft schwierig bis unmöglich (z.B. bei Bestellung im Ausland). Im allgemeinen beiße ich deshalb in den sauren Apfel, behalte das Garn und überlege mir irgendetwas, was man draus machen kann.