Wider das Schonen – Against preservation

Wer kennt das nicht: Da hat man sich etwas Neues gekauft oder gestrickt, und nun möchte man, dass es “schön bleibt”, solange es nur geht, möchte es am liebsten nicht verwenden oder nicht anziehen. Und dann liegt es im Schrank, bis wir herausgewachsen sind oder es unmodern oder unbrauchbar geworden ist.
Was für eine Verschwendung! Wir kaufen doch auch keine Nahrungsmittel, um sie liegenzulassen, bis sie verschimmelt ist.
Vergangenen November strickte ich für eine kleine Verwandte einen “Nikolaus”-Pulli (siehe Bild) aus rotem Chenillegarn mit Blenden aus weißem Fransengarn. Zum Advent bekam sie ihn geschenkt mit der Maßgabe, ihn in den folgenden Wochen so oft wie möglich anzuziehen. Denn wer will schon nach Weihnachten in so einem Pullover herumlaufen? Und bis zum nächsten Weihnachtsfest ist sie längst herausgewachsen.
Egal um was es konkret geht, wirtschaftlich gesehen sollte man teure Investitionen, egal ob in Zeit oder Geld, möglichst häufig nutzen, damit sie sich auch amortisieren. Ein Abendkleid für 500 Euro, das nur einmal getragen wird, ist hinausgeworfenes Geld. Ein Kostüm oder Hosenanzug für denselben Preis hingegen, der einmal pro Woche getragen wird, ist eine prima Investition, nach einem Jahr sind wir bei einem “Preis pro Tragen” von etwa 10 Euro. Wenn das Teil noch länger genutzt wird, wird es sogar noch günstiger. Also nutzt, was Ihr besitzt, verwendet es so oft, wie es nur geht, freut Euch an dem, was Ihr habt, versteckt es nicht! Je öfter Ihr es benutzt, umso günstiger wird das Preis-Leistungs-Verhältnis. Und umso mehr rentiert es sich auch, teurere, erstklassige Qualitäten anzuschaffen, an denen Ihr noch länger Freude habt.

Weihnachtspulli - christmas sweater

Don’t you know that: You’ve bought or knit something new, and to keep it pretty and nice as long as possible, you’d rather not use or wear it at all. And so it stays in our wardrobe until we’ve outgrown it or it becomes outdated or unusable. What a waste! Or do you buy food to keep it until it’s rotten instead of eating it in time?
Last november I made a “Santa”-sweater (see image) from red chenille yarn and white eyelash yarn for a little niece. She got it at the beginning of December and was told to wear it as often as possible, for I know: no one would want to wear such a sweater after Christmas, and next December she will have outgrown it.
No matter what the subject is in particular, expensive investments, be it in time or money, should be used as often as possible to be worthwhile. An evening gown for 500 Euro, worn only once, is money wasted. A suit fot the same price however, worn once a week, is a great investment. After one year we have a “price per wear” around 10 Euro. If we wear the garment for a longer period of time, it will become even more favourable. So, make use of what you’ve got, use it as often as possible, be happy to own it, don’t hide it! The more you use it, the better the value for money. And it pays even more to purchase more expensive, first class quality, which you can be happy with in the long run.

4 Gedanken zu „Wider das Schonen – Against preservation“

  1. Kerstin du schreibst mir aus dem Herzen!
    Dinge die gekauft werden und nicht genutzt: das ist für mich nicht Sparsamkeit, sondern Verschwendung! Dinge, die gekauft oder aufgehoben werden, bis sie irgendwann irgendwer einmal benutzt: Verplempern von Ressourcen. Ob das Kleidung ist, Geschirr, das nie verwendet wird, altes Mobiliar, das man aufhebt, weil es vielleicht doch mal jemand brauchen kann: Verschwendung. Hocken auf totem Material. Jemand anderes hätte vielleicht eine Riesenfreude dran, wenn man es über das Herz bringt, es selbst loszulassen.
    Eine Verwandte hatte Möbel mit einem wunderbaren samtenen Bezug im Empire-Stil. Sie machte grottige Kunstfaser-Schonbezüge darüber. Bei jedem Besuch sagte ich, wie hässlich die Bezüge seien und wie schön der Originalstoff. Nein, meinte sie, sie wolle die Möbel – Reproduktionen – für ihre Erben in gutem Zustand halten. Die Erben – darunter ich – fanden unter den Schonbbezügen den Samtstoff mottenzerfressen vor. Die Tante kippte regelrecht aus den Pantoffeln, als sie es sah.
    Vor Jahren kaufte ich mir Schuhe, die meine Möglichkeiten bis an die Grenzen ausreizten. Ich trug sie oft. Sehr oft. Sie wurden sechs mal neu besohlt. Und ich hätte sie auch noch ein siebtes Mal besohlt, wenn sie nicht im Leder einen Riss bekommen hätten.
    Ich kann nur zustimmen: nutzt die Sachen die ihr habt und gebt weg, was euch die Bude zumüllt und euch Arbeit und Aufwand verursacht.

  2. So viel geballte Vernunft auf einmal muss ich erst mal verdauen – und hoffen, dass ich es schaffe, das endlich auch mal in der Praxis umzusetzen …

  3. Das muss ich mir merken, und nicht nur merken, sondern verinnerlichen!
    Speziell die schönen gestrickten Sachen, die ja meistens vom Waschen nicht schöner werden, landen nur allzu leicht “für gut” im Schrank. Und wann ist “gut”? Bei mir, wenn ich ehrlich bin, durchschnittlich einmal im Monat. Bei zwölf schönen Stricksachen macht das einmal Tragen im Jahr pro Teil.
    Wenigstens habe ich mich inzwischen durchgerungen, für jedes neue Buch ein altes wegzugeben …

  4. Tragt eure Kleidung, stellt sie zur Schau und fühlt euch Pudelwohl in ihr.

    Das ist genau das, was ich immer meiner sparsamen Mutter predige. Vielleicht bin ich schon eher das Gegenteil. Ich ziehe teure Hosen, Pullover, Schuhe, T-shirts usw. auch zur Arbeit an, weil mal wieder die Zeit zu knapp zum umziehen ist. Das mag im Büro ganz toll sein, ich aber leite eine Hundeschule und arbeite ganztags mit Haustieren aller Art. Habe mich aber noch nicht wirklich geärgert.

    Wie schon im Leittext erwähnt. Bald passen wir sowieso nicht mehr rein (im Zeitalter der Fernsehköche und des Ausprobierens von Sahne-Cocktails).

    Das einzige, was mich wirklich ärgert, ist verwaschene Kleidung, damit meine ich speziell eingelaufene, verfilzte oder verfärbte Kleidung. Aber nicht verbrauchte Kleidung.

    Tragt eure Kleidung, stärkt euer Selbstwertgefühl.

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