Heute beschäftigen wir uns mit der Entstehung und dem Lebensraum des gemeinen Klappbündchens. Es ist ein naher Verwandter des Klappsaums und bei Strickerinnen fast ebenso unbeliebt wie letzterer.
Wie entsteht ein Klappbündchen? Sehr einfach: Wir stricken unser Bündchen nach Vorschrift über x Reihen, wechseln dann die Nadelstärke und arbeiten glatt rechts weiter. Nach wenigen Reihen schon können wir sehen, wie das Bündchen verheißungsvoll hochklappt und dort für den Rest der Strickzeit (und mitunter der Lebenszeit eines Strickstücks) bleibt. Im allgemeinen wird erwartet, dass es sich nach der ersten Wäsche wieder zurückklappt. Tut es das nicht, ist es wirklich gemein. Manche Strickerin rückt dem Klappbündchen mit Dampf zu Leibe, sofern die Faser das erlaubt. Mitunter hilft es, aber nicht alle Klappbündchen lassen sich davon auf Dauer beeindrucken; sie klappen trotzdem eifrig weiter. Ebenfalls als “Lösung” wird oft empfohlen, das Bündchen höher zu stricken. Auch das ändert nicht viel an der Klappfreudigkeit. Dreißig-Reihen-Bündchen klappen fast ebenso gern wie zehn-Reihen-Bündchen.
Die elegantere Lösung: Statt ein Klappbündchen nachträglich zu bekämpfen, sollte man ihm schon im Vorwege den Lebensraum nehmen, damit es gar nicht erst entsteht. Denn der Lebensraum eines Klappbündchens ist letztlich der selbe wie der eines Klappsaums: Eine zu enge Rechtsreihe.
“Woher soll denn eine zu enge Rechtsreihe kommen?” fragt sich die geneigte Strickerin. “Ich stricke exakt nach Anleitung mein Bündchen mit kleinerer Nadelstärke, und dann geht’s glatt rechts mit größerer Nadelstärke weiter.” Genau da liegt das Problem, liebe Strickerin. Um zu verstehen, was da passiert, müssen wir uns erst einmal klar machen, wie eine Masche entsteht.
Um eine vollständige Masche zu erzeugen, benötigt man zwei Reihen. In der ersten Reihe werden erst einmal nur Schlaufen herausgestrickt, und zwar in der Größe, die die Nadel hergibt (gleichzeitig werden die Schlaufen der Vorreihe zu Maschen geformt). Erst in der folgenden Reihe werden aus den Schlaufen je nach Strickweise rechte oder linke Maschen (und gleichzeitig werden die Schlaufen für die nächste Reihe erzeugt).
Nun können wir auch nachvollziehen, was am Ende des Bündchens geschieht: In der letzten Bündchenreihe werden aus der vorletzten Bündchenreihe Bündchenmaschen gebildet, während wir, noch mit unserer dünneren Nadelstärke, Schlaufen für die folgende Reihe bilden. Diese kleineren Schlaufen werden in der nächsten Reihe zur ersten Reihe von rechten Maschen verarbeitet. Die darüber liegenden Schlaufen sind mit größerer Nadel geformt und werden deshalb, wie alle nachfolgenden Reihen, etwas größere Rechtsmaschen ergeben. Nur die erste Reihe, die ihre Größe noch von der Bündchennadel bekommen hat, ist enger. Und deshalb klappt das Gestrick dort hoch und erzeugt das gemeine Klappbündchen.
Um das zu verhindern, gibt es eine sehr einfache Lösung: Die letzte Bündchenreihe, in der ja noch im Rippenmuster gestrickt wird, muss bereits mit der dickeren Nadel gestrickt werden. Dann sind die Schlaufen, die danach die erste Rechtsreihe bilden, genau so groß wie später die Maschen weiter oben, bilden keine engere Rechtsreihe mehr und haben auch keine Veranlassung, hochzuklappen.
Klappbündchen sind übrigens auch beim Maschinestricken ebenso häufig wie unbeliebt. Hierbei wird das Bündchen meist mit sehr fester Maschenweite gebildet, dadurch wird die erste Rechts-Reihe sehr eng und klappt dann besonders gut hoch. Abhilfe: Für die letzte Bündchenreihe die Maschenweite auf beiden Betten drei volle Nummern höher einstellen. Dann werden die Schlaufen normalerweise groß genug, um keine zu enge Rechts-Reihe zu bilden.