Mein Prio-1-Gestrick

Seit gut sieben Wochen stricke ich am Tuch “In Dreams” von Susan Pandorf. Mittlerweile bin ich bei den letzten Reihen und freue mich schon darauf, es bald in seiner ganzen Pracht zu sehen. Das Bild entstand vor einer Woche und gibt das schöne Muster nicht annähernd wieder:

In Dreams Tuch

So diszipliniert habe ich lange nicht an einem Projekt gestrickt. Der Hauptgrund ist, dass ich dieses Tuch wirklich fertig haben und zu einem bestimmten Anlass tragen möchte. Und solange das nicht geschafft ist, müssen andere Sachen zurückstehen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 26/2013

Diese Woche fragt das Wollschaf :
Beim Stricken von rechten Maschen tippe ich mit dem rechten Zeigefinger auf die linke Nadel, um die Nadel zurückzuschieben und die gestrickte Masche auf die rechte Nadel zu transportieren. Dies ist so meine Strickangewohnheit, da hat wohl jede so ihre Spezialitäten.
Manchmal, wenn ein Strickstück besonders sperrig ist und nicht rutschen will, stricke ich mir ein kleines Loch in den Zeigefinger- eine kleine Lücke zwischen den Rillen im Finger (die für Fingerabdrücke gebraucht werden).
Das tut fies weh, wenn man beim Stricken erneut mit der Nadel dort hineingerät und lässt sich nur durch eine Strickpause, Stricken mit Fingerhut oder undurchdringliches weisses Heftpflaster vermeiden.
Nun meine Frage:
Kennt Ihr diese Strickverletzung oder habt Ihr schon Beeinträchtigungen körperlicher oder anderer Art durch das Stricken erlitten?
Vielen Dank an chatts für die heutige Frage!

Offenbar strickt chatts sehr fest, anders kann ich mir nicht erklären, dass die Maschen nicht von der Nadel rutschen wollen. Warum tut man sich so etwas an? Und vor allem: Warum ändert man nichts daran?
Wenn eine bestimmte Bewegung bei mir Schmerzen erzeugt, dann würde ich als erstes versuchen, die Bewegung zu ändern. Ja, so etwas geht, man muss es nur wollen und längere Zeit konsequent üben. Tennisspieler lernen, ihre Rückhand anders zu schlagen. Hochspringer lernen neue Sprungtechniken, um ihre Leistung zu verbessern. Ich selbst habe nach massiven Schmerzen in der rechten Schulter gelernt, als Rechtshänder die Maus mit links zu benutzen; die Umgewöhnung dauerte keine zwei Wochen. Und beim Stricken habe ich mir schon vor Jahren angewöhnt, den Faden nur einmal über den Finger zu legen, statt ihn zweimal (oder noch öfter) herumzuwickeln. Seither stricke ich übrigens flüssiger, weil der Faden problemlos von selbst nachläuft.
Man kann seine Stricktechnik sehr wohl ändern, und wenn man schon einzelne Körperteile abschnürt oder durchsticht, ist das ein guter Grund, endlich mit der Veränderung anzufangen.

Sie blüht!

Die ersten Blüten meiner Rose haben sich geöffnet:

Rosenblüte

Der Duft ist wundervoll. Ein paar weitere Blüten werden hoffentlich folgen. Die Pflanze ist noch jung, deshalb sind es noch nicht allzu viele. Leider ist die Blütezeit dieser alten Rosensorte sehr kurz, in wenigen Wochen ist die Pracht schon wieder vorbei.

Wintervorrat

Wenn der Frühsommer gekommen ist, sollte man die ersten Wintervorräte anlegen. In meinem Fall sieht das so aus:

Holunderblütensirup

Dies sind: etwa 20 Holunderblüten, von den groben Stielen (und eventuellen Blattläusen) befreit, zwei in Scheiben geschnittene Zitronen, 20 g Ascorbinsäure (Vitamin C) aus der Apotheke und ein Liter Wasser. Das Ganze muss 48 Stunden durchziehen, dann wird die Flüssigkeit abgesiebt und mit einem Kilogramm Zucker aufgekocht. In Flaschen füllen, fest verschließen und kühl aufbewahren. Dieser Holundersirup schmeckt wunderbar mit Mineralwasser (oder auch mal Sekt) aufgegossen und bringt einen Hauch von Sommer in die kalte Jahreszeit. Er eignet sich übrigens auch als geschmacksgebender Bestandteil für Desserts oder Kuchenfüllungen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 25/2013

Diese Woche fragt das Wollschaf :
Ich habe zwei angefangene Teile, die ich nun wieder ribbeln will, da Projekt und Wolle nicht gut zusammenpassen. Sie liegen aber nun schon einige Monate und ich habe natürlich nur einen Teil der Wolle angestrickt. Werde ich Unterschiede in der Wolle sehen, wenn ich nun aus der geribbelten und noch nicht angestrickten Wolle kombiniert etwas Neues mache? Muss ich wirklich die geribbelte Wolle erst wieder glätten? Oder relativiert sich das vielleicht nach dem Waschen des fertigen Stückes?
Vielen Dank an Carina für die heutige Frage!

ja, Carina, man wird Unterschiede im Gestrick sehen. Das aus dem geribbelten Garn Gestrickte wird nicht so glatt aussehen wie das aus dem bisher unverstrickten Garn. Und ja, es ist gut möglich, dass sich das nach der Wäsche von selbst wieder zurechtzieht.
Ansonsten und vorsichtshalber: Garn zu einem Strang (oder mehreren) wickeln, nass machen, aufhängen, trocknen lassen und neu wickeln.

Das gemeine Klappbündchen

Heute beschäftigen wir uns mit der Entstehung und dem Lebensraum des gemeinen Klappbündchens. Es ist ein naher Verwandter des Klappsaums und bei Strickerinnen fast ebenso unbeliebt wie letzterer.

Wie entsteht ein Klappbündchen? Sehr einfach: Wir stricken unser Bündchen nach Vorschrift über x Reihen, wechseln dann die Nadelstärke und arbeiten glatt rechts weiter. Nach wenigen Reihen schon können wir sehen, wie das Bündchen verheißungsvoll hochklappt und dort für den Rest der Strickzeit (und mitunter der Lebenszeit eines Strickstücks) bleibt. Im allgemeinen wird erwartet, dass es sich nach der ersten Wäsche wieder zurückklappt. Tut es das nicht, ist es wirklich gemein. Manche Strickerin rückt dem Klappbündchen mit Dampf zu Leibe, sofern die Faser das erlaubt. Mitunter hilft es, aber nicht alle Klappbündchen lassen sich davon auf Dauer beeindrucken; sie klappen trotzdem eifrig weiter. Ebenfalls als “Lösung” wird oft empfohlen, das Bündchen höher zu stricken. Auch das ändert nicht viel an der Klappfreudigkeit. Dreißig-Reihen-Bündchen klappen fast ebenso gern wie zehn-Reihen-Bündchen.

Die elegantere Lösung: Statt ein Klappbündchen nachträglich zu bekämpfen, sollte man ihm schon im Vorwege den Lebensraum nehmen, damit es gar nicht erst entsteht. Denn der Lebensraum eines Klappbündchens ist letztlich der selbe wie der eines Klappsaums: Eine zu enge Rechtsreihe.
“Woher soll denn eine zu enge Rechtsreihe kommen?” fragt sich die geneigte Strickerin. “Ich stricke exakt nach Anleitung mein Bündchen mit kleinerer Nadelstärke, und dann geht’s glatt rechts mit größerer Nadelstärke weiter.” Genau da liegt das Problem, liebe Strickerin. Um zu verstehen, was da passiert, müssen wir uns erst einmal klar machen, wie eine Masche entsteht.

Um eine vollständige Masche zu erzeugen, benötigt man zwei Reihen. In der ersten Reihe werden erst einmal nur Schlaufen herausgestrickt, und zwar in der Größe, die die Nadel hergibt (gleichzeitig werden die Schlaufen der Vorreihe zu Maschen geformt). Erst in der folgenden Reihe werden aus den Schlaufen je nach Strickweise rechte oder linke Maschen (und gleichzeitig werden die Schlaufen für die nächste Reihe erzeugt).

Nun können wir auch nachvollziehen, was am Ende des Bündchens geschieht: In der letzten Bündchenreihe werden aus der vorletzten Bündchenreihe Bündchenmaschen gebildet, während wir, noch mit unserer dünneren Nadelstärke, Schlaufen für die folgende Reihe bilden. Diese kleineren Schlaufen werden in der nächsten Reihe zur ersten Reihe von rechten Maschen verarbeitet. Die darüber liegenden Schlaufen sind mit größerer Nadel geformt und werden deshalb, wie alle nachfolgenden Reihen, etwas größere Rechtsmaschen ergeben. Nur die erste Reihe, die ihre Größe noch von der Bündchennadel bekommen hat, ist enger. Und deshalb klappt das Gestrick dort hoch und erzeugt das gemeine Klappbündchen.

Um das zu verhindern, gibt es eine sehr einfache Lösung: Die letzte Bündchenreihe, in der ja noch im Rippenmuster gestrickt wird, muss bereits mit der dickeren Nadel gestrickt werden. Dann sind die Schlaufen, die danach die erste Rechtsreihe bilden, genau so groß wie später die Maschen weiter oben, bilden keine engere Rechtsreihe mehr und haben auch keine Veranlassung, hochzuklappen.

Klappbündchen sind übrigens auch beim Maschinestricken ebenso häufig wie unbeliebt. Hierbei wird das Bündchen meist mit sehr fester Maschenweite gebildet, dadurch wird die erste Rechts-Reihe sehr eng und klappt dann besonders gut hoch. Abhilfe: Für die letzte Bündchenreihe die Maschenweite auf beiden Betten drei volle Nummern höher einstellen. Dann werden die Schlaufen normalerweise groß genug, um keine zu enge Rechts-Reihe zu bilden.

Die verstrickte Dienstagsfrage 24/2013

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Hast Du schon einmal einen Freund oder eine Freundin durchs Stricken kennengelernt?
Vielen Dank an „Praagelmam“ für die heutige Frage!

Und ob. Und zwar nicht erst zu Zeiten des Internets, sondern bereits viele Jahre vorher. Eine sehr liebe Freundin war meine mittlerweile verstorbene Stricklehrerin Dodo Bürkel. Durch sie habe ich seinerzeit Kontakt zu anderen Strickerinnen bekommen, von denen eine heute noch eine meiner engsten Freundinnen ist. Später kamen übers Internet dann noch weitere hinzu. Das sind enge und sehr persönliche Beziehungen, die über unser gemeinsames Hobby weit hinaus gehen.
Natürlich habe ich auch Strickfreundinnen und gute Bekannte, mit denen mich nicht ganz so viel verbindet. Man kann jedenfalls ohne weiteres auch übers Stricken enge Freundschaften schließen.

Vielversprechend

Heute mal ein Detailfoto meiner Rose:

Rosenknospe

Na, sieht das nicht schon gut aus?
Und sie hat noch zwei weitere Knospen außer den dreien im Bild. Ich bin sehr gespannt, wann die erste sich öffnet und wie die Blüte dann aussieht. Besonders schön erkennt man auf dem Foto, weshalb diese Sorte “Moosrose” (Muscosa) heißt, die Stängel und Kelchblätter sehen aus wie bemoost.

Diagramm versus Text

Erst vor wenigen Tagen war dies ein viel kommentiertes Thema bei Tichiro. (Ich schaffe es übrigens nicht, sieben oder mehr Kästchen auf einmal zu erfassen. Bei mir ist Schluss bei fünf.)
Ob man lieber nach Diagramm (neudeutsch: chart) strickt oder nach Text, wird in der internationalen Strickwelt mit ähnlicher Toleranz und Entschlossenheit diskutiert wie die Wahl zwischen MacOS und Windows. Ich verwende bewusst das Wort “international”, weil Menschen, die deutsche Strickmagazine konsumieren, zwangsläufig auch Diagramme lesen können (müssen), sonst könnten sie mit den Anleitungen nur wenig anfangen.

Ich kenne eine relativ neue Strickerin, die hauptsächlich kleine Dinge wie Tiere oder bestenfalls mal eine Mütze häkelt oder strickt. Sie bevorzugt dabei Schemazeichnungen, bei denen jede Masche durch ein Kästchen (ohne Symbol) dargestellt ist. Andererseits vermeidet sie “richtige” Strickschriften, weil sie, wie sie sagt, die Bedeutung der Symbole nicht versteht. Wenn ich in dem bei Tichiro verlinkten Ravelry-Thread lese, dass viele “non-chart-people” sehr wohl farbige Muster nach Diagramm stricken, aber keine Symbole umsetzen zu können behaupten, dann erstaunt es mich über die Maßen, dass ein Hirn den Schritt von der Farbe zum – meist noch nicht einmal abstrakten – Symbol nicht schafft, zumal ja auch viele Farbmuster mit Symbolen dargestellt werden. (Noch mehr verblüfft mich übrigens die rigorose Moderation im bewussten Ravelry-Thread.)

Wie die geneigte Leserin schon vermutet hat, bin ich seit Beginn meiner Strick-Karriere eher der Diagramm-Typ. Textwüsten verursachen bei mir akute Strickunlust. Aber ich muss auch gestehen, bei sehr komplexen Mustern schon mal auf den Text-Teil zurückgegriffen zu haben, wenn ich Teile eines Diagramms nicht verstand.

Abgesehen von meiner chronischen Diagrammitis bin ich übrigens auch Druck-Verweigerer. Komplexe Diagramme, die sich ohnehin nicht als Unterwegsprojekt eignen, stricke ich bevorzugt vom iPad mit der Software “Goodreader”. Das sieht dann ungefähr so aus:

Diagramm auf dem iPad

Die Zeile, die gerade abgearbeitet wird, ist rot unterstrichen. So weiß ich immer, wo ich gerade bin. Diese Markierung kann auch nicht versehentlich verrutschen und ist, wenn ich das iPad beiseite lege oder abschalte, trotzdem jederzeit an Ort und Stelle, auch wenn ich in der Anleitung mal vor- oder zurückblättere. Ist die Reihe beendet, dann verschiebe ich die rote Linie eine Zeile höher. Und wenn die Einzelheiten schwer zu erkennen sind, kann man die Ansicht vergrößern:

Diagramm vergrößert

Diesen Vorteil hat man bei einer ausgedruckten Anleitung nicht. Schon deshalb bevorzuge ich bei Anleitungen wie dem “In Dreams”-Tuch die elektronische Version, die mir auch das Drucken von immerhin 30 Seiten erspart. Und ja, das ist natürlich auch mit anderen Tablets möglich.

Hin- und hergerissen

Vor etwa sieben Wochen begann ich die Jacke “Paulie” (ja, ich stricke sehr langsam) aus Madelinetosh “Tosh Merino Light”. Sie wird als Raglan von oben gestrickt und ist derzeit mein Mitnahmegestrick. Die Jacke wurde schon oft gestrickt, und die Strickerinnen waren fast immer voll des Lobes über dieses Modell.

Paulie

Zunächst kam ich gut und voller Zuversicht voran. Irgendwann aber erschien mir der rückwärtige Ausschnitt viel zu breit, um eine gut sitzende Jacke zu ergeben, und die Raglanhöhe kam mir zu niedrig vor. Ich erwog, alles aufzuziehen und aus dem Garn eine Raglan-Jacke konventionell von unten zu stricken, natürlich mit angepassten Maßen.

Vorsichtshalber begann ich nicht sofort mit dem Ribbeln, sondern verglich die tatsächlichen Maße erst einmal mit einem anderen Raglan-Modell, nämlich dem Top “Jasmine” (bei Ravelry), das ich mir vor gut zwei Jahren gestrickt hatte und sehr gerne trage, weil es prima sitzt. Es zeigte sich, dass “Jasmine” einen noch breiteren Rückenausschnitt hat, während die Raglanhöhe ungefähr vergleichbar ist. Deshalb gehe ich nun davon aus, dass meine “Paulie” letztlich schon irgendwie passen wird, spätestens wenn die Kragenblende angebracht ist. Die kraus gestrickte Raglanpasse wird sich vermutlich noch etwas längen, und der Kragen “füllt” dann nicht nur den rückwärtigen Ausschnitt, sondern bringt auch noch ein paar Zentimeter zusätzliche Höhe. So werde ich also guten Mutes fortfahren.