Einfach, aber schön

Weil meine “Paulie”-Jacke mittlerweile zu unhandlich geworden ist, um als Mitnahmegestrick zu dienen, musste Mitte dieses Monats etwas Neues her. Möglichst nur einen Strang Wolle sollte das neue Projekt benötigen, und schwierig sollte es auch nicht sein. Da bot sich ein einfaches Lochmuster-Tuch an: Anna Dalvis “Chandelier Shawl” aus ihrem e-book “Shaping Shawls”. Man braucht dazu etwa 400 m Garn in Sockenwollstärke, und ich fand es sehr einfach zu stricken. Der Anfang ist glatt rechts; der darauf folgende Musterrapport geht nur über 8 Maschen. Alles ist in Diagramm-Form angegeben. In Reihe 67 ist ein Fehler in der Strickschrift; ich bekam dazu zum Glück sehr schnell Auskunft von der Designerin selbst.

Chandelier Shawl

Das Tuch ist durch die doppelten Zunahmen am Rand insgesamt eher flach; mein Exemplar ist etwa 55 cm hoch und gut 150 cm breit. Man kann es gut als Schal tragen. Ich habe einen Strang Opal “Rosenbeet” (425 m/100 g) in Mauve-Tönen verstrickt und nicht einmal zwei Wochen Strickzeit dafür gebraucht. Da es überhaupt nicht “meine” Farbe ist, wird das Tuch ein Geschenk. Wer aus meinem Verwandten- und Bekanntenkreis letztlich damit beglückt wird, weiß ich allerdings noch nicht.

Die verstrickte Dienstagsfrage 35/2013

Diese Woche stellt das Wollschaf eine Frage von mir:
Gibt es eine Stricktechnik, die Du überhaupt nicht magst? Welche wäre das, und was genau gefällt Dir nicht daran?

Natürlich gibt es so eine Technik für mich. 🙂 Ich habe eine Heidenangst vor handgestrickter Norwegertechnik (auch Fair Isle genannt), seit ich das vor vielen, vielen Jahren erstmals probiert habe. Geplant war ein Babyjäckchen für eine Verwandte. Es gab ein heilloses Durcheinander, und ich war so sehr damit beschäftigt, Fäden zu ver- und entwirren, dass ich kaum zum Stricken kam. Deshalb wurde das Jäckchen niemals fertig.
Das war damals übrigens für mich ein Anstoß, mich mit Strickmaschinen zu befassen. Die können ganz einfach zweifarbige Muster stricken. Vielleicht kann ich mich irgendwann, wenn ich ganz viel Zeit habe, doch noch einmal aufraffen, Norwegergestrick von Hand zu erlernen. Bis dahin überlasse ich das Feld meinen Maschinen. 🙂
Seltsamerweise habe ich mit Intarsienmustern keine solchen Schwierigkeiten. Da hat man auch mehrere Knäuel, aber die arbeitet man Stück für Stück ab, und wenn man am Ende der einen Reihe nach links und am Ende der folgenden Reihe nach rechts dreht, verheddert sich auch nichts.

Strickfehler

Wer seit so langer Zeit strickt wie ich (mehr als 30 Jahre von Hand, mehr als 25 Jahre mit der Maschine), hat schon so ziemlich alle erdenklichen Fehler gemacht. Zu den immer wieder beliebten Evergreens gehört beispielsweise das Vergessen eines Umschlags im Lochmuster oder seines Gegenteils, des Zusammenstrickens zweier Maschen. Wegen solcher Kleinigkeiten stricke ich natürlich keine kompletten Reihen zurück. Ich bin seit langem Expertin darin, aus dem Querfaden der Vorreihe (oder gern auch noch weiter unten) Umschläge und ganze Maschensäulen zu zaubern oder auch mal mittels Häkelnadel zwei Reihen tiefer Maschen zusammenzustricken. Was dabei an überzähligem Querfaden entsteht, wird später beim Spannen ausgeglichen oder dient, siehe oben, anderenorts als Umschlag. Einmal musste ich an dicht benachbarten Stellen drei Umschläge aus dem Nichts zaubern, selbst das ist mir so gut gelungen, dass man die Stelle nach der Fertigstellung nicht mehr findet.

Neulich nun schaffte ich etwas, was lange nicht mehr passiert ist: Ich habe einen für mich völlig neuen Fehler fabriziert. Derzeit ist der zweite Ärmel für die “Paulie”-Jacke in Arbeit. Es ist mein abends-auf-dem-Sofa-Gestrick, weil es auch im Halbschlaf strickbar, aber zu sperrig zum Mitnehmen ist. Diese Ärmel stricke ich flach. Zu Anfang ist die Kurve so eng, dass ich mit Magic Loop arbeite, eine Schlinge am Reihenanfang herausgezogen, eine ungefähr in der Mitte. Und dabei passierte es: Statt wirklich bis zum Reihenende zu stricken, wendete ich in einer Reihe bereits bei der Nadelschlaufe in der Mitte. Danach strickte ich ganz normal noch mehrere Reihen weiter, bevor ich schlafen ging.
Erst am folgenden Abend, als ich das Gestrick befühlte und eine merkwürdige Verdickung mittendrin fand, fiel mir überhaupt auf, dass da etwas schief gelaufen sein musste. Erst dachte ich, ich hätte versehentlich eine Masche doppelt gestrickt oder ausgelassen. Beim Herunterribbeln zeigte sich aber, dass dort eine Wendestelle war, und die eine Hälfte hatte natürlich zwei Reihen weniger als die andere. Es blieb mir dann nichts anderes übrig, als die Reihen des Vorabends weitgehend wieder aufzuribbeln und neu, diesmal ohne Wenden mittendrin, zu stricken. Inzwischen sind zum Glück so viele Reihen gestrickt, dass ein versehentliches Wenden nicht mehr zu erwarten ist, und Magic Loop benötige ich jetzt auch nicht mehr.

Multicolorgarn

Kennt Ihr das: Man kauft ein handgefärbtes, mehrfarbiges Garn, das im Strang einfach unwiderstehlich schön aussieht. Dann versucht man es zu verstricken – und ist enttäuscht vom Ergebnis. Mir ging es vor einiger Zeit so mit Wollmeise-Garn in der Farbe “Mamba Samba”, einem intensiven Gelb-Grün-Gemisch. Ich wollte einen Pullover stricken und versuchte, es mit einem mittleren Grün in Streifen zu verarbeiten, aber das Gestrick sah einfach nur furchtbar aus. Auch für Strukturmuster aller Art eignete sich die Färbung nicht.
Dann fiel mir das Buch “Artful Color, Mindful Knits” von Laura Militzer Bryant in die Hände. Die dort beschriebenen Methoden kamen zwar für meinen Zweck nicht in Frage, aber es bewog mich, ein harmonisches Pooling zu erzeugen. Am einfachsten geht das, indem man die Zahl der Maschen verringert und damit die Reihenlänge verkürzt. Aber wie macht man das bei einem Pullover, ohne zuviel Unruhe zu erzeugen?
Ein anderer Wollmeise-Strang aus meinem Vorrat gab den Anstoß. Die Farbe “Zarte Knospe” ist semisolid und harmoniert perfekt mit dem hellsten Ton aus “Mamba Samba”. Allerdings hatte ich nur einen Strang, das hätte für den geplanten Pullover nicht gereicht. Also noch mal gewühlt und als weiteren Kontrast einen dunkelgrünen Strang ausgegraben, dessen Farbton ebenfalls im Multicolor-Garn auftaucht. Dann am Rechner mit DesignaKnit herumprobiert, bis eine brauchbare Verteilung entstand.

Intarsientechnik

Rücken- und Vorderteil sind inzwischen fertig. Allerdings sind einige kleine Macken im Gestrick, z.B. eine gefallene Masche, das muss ich bei der Ausarbeitung noch in Ordnung bringen. Aber das Ergebnis finde ich recht ansprechend. Diese Methode der Farbverteilung werde ich bestimmt noch öfter anwenden, um schöne, aber “schwierige” Multicolor-Färbungen besser zur Geltung zu bringen. Der erste Ärmel ist in Arbeit, wird aber noch ein Weilchen bis zur Fertigstellung benötigen.

Mein Rezept: Man nehme zwei Stränge einer Multicolor-Färbung und suche sich daraus einen hellen und einen dunklen Farbton als semisolide Ergänzung. (Vier Stränge Wollmeise Pure reichen normalerweise für einen Pullover.) Dann trenne man die Multicolor-Felder abwechselnd durch hell und dunkel. Wenn man dann noch den Kästchen-Wechsel jeweils nach einer ungeraden Reihenzahl vornimmt, muss man nur den Endfaden abschneiden und mit diesem Knäuel die folgende Reihe von der anderen Seite her beginnen. Die Fäden in der Mitte sind dann schon an der richtigen Stelle.

Leider habe ich bei meinen “Mamba Samba”-Strängen eine echte Montagsproduktion erwischt. Ich weiß, dass Wollmeise-Garne normalerweise keine Knoten oder Fadenrisse aufweisen, aber der eine Strang hatte sehr viele dünne Stellen mit einzelnen gerissenen Fädchen. An mindestens sechs Stellen musste ich den Faden abschneiden, bis zum passenden Farbwechsel abwickeln und dann neu ansetzen. Und im Intarsiengestrick, bei dem man sowieso schon mit vielen Fäden hantiert, ist das nicht wirklich lustig.

Interweave Knits Fall 2013

Gestern kam das Heft bei mir an, und was soll ich sagen, ich bin unterwältigt.
So viele schlecht sitzende Rundpassen habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Beim “Barnard Raglan” ist die Passe unten zu eng (das Modelmädel kann kaum die Arme vom Körper heben) und oben zu breit. Beim “Clear Creek Pullover” rutscht der Ausschnitt von den Schultern; man sollte deshalb präsentable Unterwäsche darunter tragen. Außerdem rollt sich die Halsblende. Weshalb hat man sie nicht kraus (und vor allem über weniger Maschen) gestrickt, passend zu unteren und Ärmelblenden?
Bei manchen Modellen frage ich mich, wozu sie gut sein sollen, außer als Beschäftigungstherapie und um die Wollwirtschaft anzukurbeln. Trägt wirklich jemand das merkwürdige Ding namens “Permanent Way Cape”, mit dem man beim Über- und Ausziehen sowohl Frisur als auch Make-up beschädigt, und wenn ja, wozu und bei welcher Gelegenheit? Welchem geheimnisvollen Zweck dient der “Plowman Cardigan”, ein Outdoor-Modell aus dicker Wolle, aber mit kurzen Ärmeln?
Die “Epeiric Vest” wäre nett, trotz der vermurksten Ausschnittblende, aber für so ein Modell brauche ich keine Anleitung. Optimalerweise passt man die Abnahmen in der Ausschnittspitze übrigens der Ausschnitt-Schrägung an und nimmt nicht stur in jeder Reihe ab, nur weil einem das einfacher erscheint.
Beim “Prisma Dolman” fiel der Designerin anscheinend nichts Vernünftiges für die Kanten ein, deshalb sehen die so traurig aus. Die “Corrugated Tunic” mit ihrem breiten Rippenmuster untenherum eignet sich prima, um selbst einer schlanken Trägerin ein paar virtuelle Pfunde zusätzlich auf die Hüften zu zaubern, und der “Joan of Arc Sweater” betont mit seinem Schnitt liebevoll auch den kleinsten Bauchansatz.
Viel ist diesmal nicht für mich dabei. Mir gefällt der “Converge Pullover”, bei dem ich allerdings die Kanten anders arbeiten würde, und die “Surrey Jacket” finde ich originell. Für Frauen mit ausgeprägter Oberweite dürfte sie aber wenig kleidsam sein.

Simple Summer Sweater

Mehr als einen Monat habe ich an diesem Modell gestrickt; heute wurde es endlich fertig. Man hätte es sicherlich schneller schaffen können, aber offenbar hat meine Stricklust durch die Hitze der letzten Wochen ein wenig gelitten.

Der “Simple Summer Sweater” ist wirklich einfach zu stricken, erst Vorder- und Rückenteil getrennt bis zur Höhe der seitlichen Schlitze, dann alles in Runden bis zu den Armlöchern und dann wiederum Vorder- und Rückenteil getrennt bis zur Schulter. Die Armlochblenden werden gleich mitgearbeitet. Zum Schluss wird ein breiter Kragen angestrickt, der sich durch gleichmäßige Zunahmen schön nach außen legt.

Simple Summer Sweater

Verarbeitet habe ich knapp drei Stränge Madelinetosh Qualität “Tosh DK” in Farbe “Traveller”. Ein einzelner Strang wiegt, anders als in Ravelry angegeben, ungefähr 125 g und hat eine Lauflänge von 230 Metern. Insgesamt wiegt der Pulli 350 g; es stecken also ungefähr 640 Meter darin. Man sieht, dass es handgefärbtes Garn mit leichten Unterschieden in den Nuancen ist. Damit kann ich gut leben.