Die verstrickte Dienstagsfrage 18/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Mich interessieren die Antworten zu folgender Frage, weil ich selber immer wieder Sachen dazwischen habe, die ich, obwohl sie gut gelungen sind, nicht so gerne oder eigentlich gar nicht tragen mag, und bei anderen sieht immer alles so toll aus. Also bitte, Hand aufs Herz und ganz ehrlich zu euch selber sein.

Wieviel Prozent von euren selbstgestrickten Sachen tragt ihr:
– sehr gern und oft
– nur selten
– leider nie
Und…habt ihr schon sehr viel geribbelt ?
weil es ja so ist wie im “richtigen” Kleiderschrank. Man wollte es haben, es ist auch gut geworden aber man zieht es trotzdem nicht an, oder der 47ste von 112 Schals wurde schon sehr lange nicht mehr getragen….
Vielen Dank an Nina für die heutige Frage!

Das ist mal eine wirklich spannende Frage!
Meine Pullover und Jacken trage ich praktisch täglich. Auch an warmen Sommertagen ist man in einem klimatisierten Besprechungszimmer dankbar für eine leichte Jacke, und wenn es nicht gerade 30 Grad im Schatten sind, ist auch ein leichtes, ärmelloses Oberteil über einem T-Shirt angenehm. Ich würde sagen, 80 Prozent meiner eigenen Stricksachen trage ich gern und häufig. 15 Prozent trage ich selten, weil z.B. die Farbe nicht so ganz meine ist oder das Kleidungsstück sich nur für besondere Gelegenheiten eignet (Beispiel: Das Tuch “In Dreams”, wunderschön, aber nicht alltagstauglich). Fünf Prozent würde ich einordnen unter “netter Versuch, aber unbrauchbar”. Darunter fällt definitiv der “Paris Sweater”, aber auch “Marilu” wird sicherlich nicht besonders häufig getragen werden.

Meistens erkenne ich schon am Schnittschema, ob ein Modell das Potenzial zum Schrankhüter hat. Trotzdem versuche ich gelegentlich, so etwas zu stricken. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
– Es könnte ja sein, dass ich mich mit meiner Einschätzung irre,
– es sieht aus, als sei es spannend zu stricken,
– man will dem Modell eine Chance geben,
– bei anderen klappt/passt es doch auch.
Für solche Experimente verwende ich vorsichtshalber Garne, die nicht besonders kostspielig sind (gefachte Konengarne eignen sich gut), und ich stricke möglichst mit Maschine, damit nicht zuviel kostbare Zeit für einen potenziellen Misserfolg verschwendet wird. Außerdem versuche ich, aus so einem Projekt möglichst viel zu lernen, und sei es nur, dass sich der menschliche Körper eben nicht gut in ein schiefes Rechteck kleiden lässt. Natürlich bewahre ich den Pulli trotzdem auf, als damit ich das nicht vergesse.
Geribbelt wird bei mir eher selten. Ich bin Maschenprobenfanatiker und rechne und plane gern. Bevor ich die erste Masche anschlage, ist ein Modell im Prinzip schon fertig und “muss nur noch gestrickt werden”.

Die verstrickte Dienstagsfrage 17/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Jede Münze hat zwei Seiten. Was ist also das Schlimmste am Faserarbeiten?
Vielen Dank an Daniela für die heutige Frage!

Hm, schwierig. Ich stricke gern Maschenproben, ich plane und rechne gern, ich nähe gern zusammen. Und das eigentliche Stricken gefällt mir natürlich auch. Nicht mal Fädenvernähen kann mich schrecken.
Ribbeln mag ich nicht, aber das ist bei mir auch nur sehr selten nötig, da ich, wie erwähnt, gern alles im voraus berechne, und das passt dann auch fast immer. Was ich am wenigstens toll finde, ist wohl Knöpfe annähen.

Mein Ostereinkauf

Zu den spannendsten und anstrengendsten Tagen des Jahres gehört für mich der Gründonnerstag. An diesem Tag wird traditionell der Einkauf fürs Osterfest erledigt, damit man am Ostersamstag nicht noch einmal die Läden stürmen und sich den Stress ein weiteres Mal antun muss. Ostereinkäufe haben es nämlich in sich. Gefühlt fünf Wochen einkaufsfreie Zeit wollen bevorratet sein, und ob die Läden danach jemals wieder öffnen, scheint fraglich. Entsprechend voll sind die Einkaufswagen, die von nervösen Teilfamilien zwischen den Supermarktregalen mehr oder weniger geschickt hin- und hermanövriert werden, und entsprechend lang sind die Schlangen an den Supermarktkassen.

Ich lebe in einer Stadt, die von Studenten nur so wimmelt. Viele davon scheinen noch nicht besonders lange dem Hotel Mama entwachsen zu sein und tun sich deshalb schwer, selbst und selbstständig einzukaufen. So ein Exemplar stand heute vor mir an der Kasse.

Wie hypnotisiert verfolgte er, wie die Kassiererin seine Einkäufe von diesseits des Scanners nach jenseits beförderte. Dann sagte sie so etwas wie “siebzehn Euro neununddreißig”, was zu einem plötzlichen Erwachen aus seiner Starre führte. Leichte Panik setzte ein. Kasse? Geldbetrag? Ah ja, bezahlen. Gut, das haben wir schon mal erkannt. Bezahlen muss man da. Dazu braucht man sein Geld. Wo haben wir das nochmal? Er begann, in seinem Rucksack zu kramen. Nach nur wenigen Minuten intensiven Suchens, die möglicherweise den nachfolgenden Wartenden etwas länger erschienen, zog er seine Geldbörse ungefähr unter dem Bodenblech des Rucksacks hervor und begann eifrig, die Münzen herauszuzählen. Nachdem er den Bezahlvorgang glücklich abgeschlossen hatte, wandte er sich mit voller Konzentration seinen Einkäufen zu, die noch den Bereich blockierten, den ich eigentlich für meine Sachen benötigte. Ich hatte schon mit ähnlichen Problemen gerechnet und meinen Einkaufswagen so in Position gebracht, dass ich alles, was von der Kasse erfasst war, umgehend in selbigen verfrachten konnte und den armen jungen Mann nicht beim Einpacken stören musste. Und ich gehöre auch zu den Leuten, die die Wartezeit vor der Kasse dazu nutzen, schon mal das Portemonnaie hervorzuholen oder sich wenigstens zu vergewissern, in welcher Jackentasche es sich befindet, damit man dann zügig bezahlen kann. Für alle Interessierten und Desinteressierten hier mein Kassenzettel:

Kassenzettel Ostereinkauf

Ja, es war gar nicht soviel, nur ziemlich kostspielig. Diverse preiswerte Allerweltsartikel hatte ich schon vorgestern auf dem Heimweg beschafft. Und falls jemand wissen möchte, was es zu Ostern zu essen gibt, hier der Speiseplan:

Karfreitag: Saiblingsröllchen überbacken (-> Rezept)
Ostersamstag: Nürnberger Würstel à la Rumfort (hierbei handelt es sich nicht um den Erfinder der Rumfordsuppe , sondern es geht darum, Lebensmittel zu verbrauchen, die im Kühlschrank rum liegen und wegen nahenden Verfalldatums fort müssen)
Ostersonntag: Lammragout mit Polenta
Ostermontag: Bündner Gerstensuppe

Ich wünsche Euch einen stressarmen Einkauf.

Die verstrickte Dienstagsfrage 16/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Seid Ihr schon mal so richtig ausgeflippt, weil es mit einer Anleitung/einem Muster/einer Technik nicht geklappt hat?
Habt ihr schon mal in die Stricknadel gebissen oder seid in Tränen ausgebrochen?
Was ist Eure Taktik bei “Handarbeitssackgassen”?
Vielen Dank an Daniela für die heutige Frage!

Mir helfen üblicherweise ein ruhiges Gemüt und logisches Denken über die meisten Strick-Klippen hinweg. Tränen und Wutausbrüche spare ich mir für andere Gelegenheiten auf. Meine langjährige Erfahrung im Interpretieren von Anleitungen kommt mir zugute, wenn ein Text mal kryptisch aussieht. Vor 40 Jahren fragte niemand, wie man z.B. “beidseitig in jeder 6. Reihe 3x 1 M, in jeder 4. Reihe 4x 1 Masche und in jeder 2. Reihe 5x 1 Masche zunehmen” sollte. Damals war völlig klar, dass man das sequenziell abarbeitet, erst die Zunahmen, die alle 6 R ausgeführt werden, dann die, die alle 4 R dran sind und dann die für jede 2. Reihe. Moderne Strickerinnen versuchen stattdessen, alle Anweisungen gleichzeitig auszuführen, weil Gleichzeitigkeit in den letzten Jahren zu einer alles bestimmenden Lebenseinstellung geworden ist. Amerikanische Anleitungen tragen dem Rechnung, indem sie jede Reihe, wenn nicht sogar jede Masche gesondert beschreiben.
Natürlich hatte ich auch schon Momente und Anleitungen, bei denen ich allein nicht weiterkam. Beim letzten derartigen Fall kontaktierte ich die Designerin selbst via Ravelry und bekam auf diesem Weg Hilfe. In anderen Fällen würde ich zuerst in den einschlägigen Foren (Strickforum, Stricknetz) anfragen, weil dort erfahrungsgemäß schnelle und kompetente Hilfe zu finden ist.
Manchmal stößt man auf Anleitungen, in denen wirklich der Wurm steckt, beispielsweise das Modell #29 Lamiah aus dem Verena-Frühjahrsheft. Wenn ich gerade in analytischer Stimmung bin, dann beflügelt mich so eine Anleitung, auf Lösungssuche zu gehen, auch wenn ich (noch) gar nicht beabsichtige, das Modell nachzuarbeiten. Manche Leute lösen gern Kreuzworträtsel, andere mögen Sudokus, und wieder andere spielen “Quizduell”. Mich entspannt es, komplizierte oder verkorkste Strickanleitungen aufzudröseln.

Dickes Garn

Es geht auf den Sommer zu, und höchst unpassend zur Jahreszeit sind drei der vier Projekte, an denen ich gerade werkele, aus dicken Garnen. Als Entschuldigung führe ich an, dass das eine ein Modell aus dem Verena-Frühjahrsheft ist, nämlich das Modell #4 Marilu. Es fällt, wie schon andere meiner Projekte in diesem Jahr, in die Kategorie “Tragbare Seltsamkeiten”, wobei die Tragbarkeit sich freilich erst noch erweisen muss. Hier eine Maschenprobe:

Maschenprobe

Fürs Originalmodell soll man eine Baumwollmischung mit einer Lauflänge von 90 m auf 50 g nehmen. Ich verstricke stattdessen eine gut abgelagerte reine Baumwolle (Schewe “Damasco”, 140 m/50 g) zusammen mit einem Strang Posh “Olivia Lace” (100 % Seide, 800 m/100 g), der von einem anderen Projekt übrig war. Mit dem Grobstricker und MW 3 komme ich auf die angegebenen 16 M auf 10 cm, allerdings habe ich 28 statt 27 Reihen. Das gleiche ich hoffentlich aus, indem ich die Musterfolge 14 mal stricke.

Dieses Modell beabsichtige ich übrigens nicht als Sommerpullover und ohne etwas darunter zu tragen. Dazu wäre es mir zu schwer und zu dick, trotz der Löcher. Bei mir wird es ein Pulli, unter dem ich langärmelige Shirts tragen werde.

In diesem Zusammenhang ist für mich auch die Modellpolitik des OZ-Verlags nicht nachvollziehbar. Wer bitteschön trägt denn bei sommerlichen Temperaturen freiwillig ein knappes Kilo Baumwolle oder Viskose spazieren, gestrickt mit Nadelstärke 5 oder noch höher? Für meinen Bedarf kommt da eher eine feine, angenehme Seiden- oder Leinenmischung in Frage, gern auch mit Wolle, weil die nun mal Temperaturen am besten ausgleicht; und gestrickt wird maximal mit Nadelstärke 3 mm. Das ergibt ein leichtes, dünnes Gestrick, das trotzdem wärmt, wenn’s mal nötig ist, das beim Stricken keine Sehnenscheidenentzündung verursacht und sich außerdem wesentlich schneller und einfacher produzieren lässt als das dicke Zeug, bei dem zumindest ich pro Masche viel mehr Kraft aufwenden muss. Deshalb werden die anderen beiden “dicken” Projekte, die ich noch in Arbeit habe, auf ihre Fertigstellung sicherlich noch ein Weilchen warten müssen.

Das DesignaKnit Lace-Modul

Mit dem Strickprogramm DesignaKnit arbeite ich seit mittlerweile zwanzig Jahren. Das Lace-Modul dazu, das es erlaubt, Handstrick-Lochmuster automatisch für die Strickmaschine umzuwandeln, ist allerdings noch nicht so lange erhältlich. Es kam vor einigen Jahren heraus, und ich musste es natürlich sofort haben.

Dummerweise funktioniert es ein wenig anders als das “normale” Stricken von Lochmustern mit meiner Strickmaschine. Da die Anleitung im Hinblick auf das Stricken nicht besonders präzise ist und ich auch nie richtig versucht hatte, Lochmuster interaktiv zu stricken, kam ich mit dem Modul zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.

Erst als eine Strickerin im Strickforum von ihren Problemen berichtete, wurde mein Ehrgeiz geweckt, die Rätsel des Lochmuster-Moduls zu lösen. Als Beispiel verwendeten wir das Muster des Pullovers “Serenade” aus dem Verena-Sommerheft 2012. So sieht es aus, wenn man es ins Programm eingegeben hat:

Muster

Um alles richtig zu machen, versuchte ich das Muster auch interaktiv zu stricken, mit dem Strickschlitten auf KC bei abgeschalteter Randnadel-Vorwahl. Nach dem Übertragen in die Maschine kam aber etwas anderes heraus als gewünscht, und ab der fünften Sequenz waren mehrere leere Nadeln nebeneinander, ein sicheres Zeichen dafür, dass die Maschen in die falsche Richtung umgehängt wurden. Ich probierte alle nur denkbaren Methoden innerhalb des Programms aus, um die Umhängerichtung zu ändern, vergeblich. Das Muster im Speicher der Maschine (und nur dort) zu spiegeln, erwies sich als brauchbarer Workaround, aber das konnte ja nicht Sinn der Sache sein. Ich kontaktierte Matthew Bragg von Softbyte.

Er ging mit mir geduldig alle Einstellungen durch und zeigte mir vor allem einen Weg, wie man sich das Muster so anzeigen lassen kann, wie es letztlich in der Strickmaschine landet, nämlich über die Druckvorschau des Maschinentyps KH 950i. Das half mir zu erkennen, dass das Muster mit einer Leerreihe des Strickschlittens beginnt und nicht mit einer Reihe des Lochschlittens, siehe Markierung im Diagramm:

Diagramm-Teil
Da verstand ich endlich: Wir alle hatten überhaupt nicht darauf geachtet, dass unser Lochmuster, wie alle “normalen” Brother Strickmuster, mit einer Vorwahl-Reihe des Strickschlittens startet, bevor der Lochschlitten zum Einsatz kommt. Vom Ablauf her ist das nur logisch; alle Muster, die man mit dem Strickschlitten strickt und die man mit einem DesignaKnit-Schnitt integrieren kann, benötigen diese Reihe zwingend. Somit ist es sinnvoll, das auch bei den Lochmustern vorzusehen, denn auch die will man ja wahrscheinlich mal mit einem Schnitt integriert stricken. Als Entschuldigung für meine Blindheit kann ich nur anführen, dass der Text-Hinweis beim Start des Interaktiven Strickens unklar ist. Dem konnte ich nicht entnehmen, was eigentlich getan werden soll:

Text zum Start des interaktiven Strickens

Nun jedoch ist mir klar, wie ich vorgehen muss, und es ist auch logisch. Außerdem hat Matthew Bragg sofort ein Programm-Update zur Verfügung gestellt, das zum Beginn des Interaktiven Strickens den vollständigen Text in einem größeren Fenster anzeigt:

aktualisierte Anzeige im Programm-Update

Am besten ladet Ihr es Euch gleich herunter (Hilfe -> Web Updates -> Programm Update).

Verena-Frühjahrsheft, Modell 29 Lamiah

Zufällig blätterte ich gestern das Heft durch, auf der Suche nach etwas Einfachem, das ich stricken könnte. Durch einen weiteren Zufall stieß ich bei Ravelry auf einen ziemlich frustrierten Eintrag zum oben genannten Modell, dessen Anleitung im Heft vor Denk- und Rechenfehlern nur so strotzt.

Derlei Fehler beflügeln mich geradezu, mich in die Hirnwindungen desjenigen (oder derjenigen) zu versetzen, der/die so einen Schrott verfasst hat. Und ich glaube, es ist mir gelungen, eine nachstrickbare Lösung zu finden.

Meine Interpretation: Die angegebene Länge von 68 cm zusammengefaltet (40 + je 28 cm Bund) ist für die kleinste Größe. Die Bund-Länge ist für alle Größen gleich. Bei der 1. Größe soll nach 108 cm (nicht 105, das ist ein Tippfehler) wieder mit der dünneren Nadel weitergestrickt werden. Das entspricht den Maßangaben auf der rechten Seite von Teil A (28 + 40 + 40 cm).

Die 2. und 3. Größe haben jeweils 2 cm (zusammengefaltet) bzw. 4 cm (hoch gestrickt) mehr Teillänge. Das vermute ich aus der Reihen-Differenz. Angegeben sind 264 – 276 – 288 R, Unterschied jeweils 12 R, entsprechend der MaPro wären das 4 cm.

Und jetzt noch einmal Achtung: Die angegebenen 264-276-288 Reihen sind rechnerisch Quatsch, weil die Tech-Editesse der Abwechslung halber mit Maßen auf der linken Seite des Schemas herumgerechnet hat. Damit kam sie immerhin auf die für die 3. Größe angegebenen 40 + 28 + 28 = 96 cm, von denen sie dann noch 4 bzw. 8 cm für die kleineren Größen abgezogen hat. Tatsächlich sollten es meinem rechnerischen Empfinden nach für die 1. Größe besagte 108 cm (= 324 R), für die 2. Größe 112 cm (= 336 R) und für die 3. Größe (348 R) sein, und dann wechselt man wieder zur dünneren Nadel und strickt noch mal 28 cm.

Weshalb man mit der dünneren Nadel auf dieselbe Reihen-MaPro kommt wie mit der dickeren, ist ein Wunder, das ich allerdings nicht ergründen kann.

Ich ziehe mich dann mal aus den fiebrigen Hirnwindungen der Tech-Editeuse wieder zurück und wünsche allen, die dieses lustige Teilchen stricken wollen, gutes Gelingen. Vielleicht probiere ich es auch irgendwann noch einmal; nach dem gut gelungenen 1sleeved und dem untragbaren Paris Sweater wäre es mal wieder an der Zeit für eine gestrickte Seltsamkeit.

Strick-Routine

Für viele Menschen mag der Begriff “Routine” negativ assoziiert sein, und oft wird Routine als langweilig und unkreativ angesehen. Aber erst wenn man nicht mehr bei jedem Schritt nachdenken muss und vieles gewissermaßen über Autopilot erledigen kann, bekommt man den Kopf frei für neue Ideen. Hätten wir beispielsweise beim Spazierengehen Zeit, über etwas nachzudenken, wenn wir jeden Schritt bewusst und mit vollem geistigem Einsatz machen müssten?

Ich mag Routine, und ich habe mir fürs Stricken, besonders mit der Maschine, meine eigenen, fast immer gleichen Vorgehensweisen erarbeitet, mit denen mir vieles leichter fällt, weil ich nicht erst lange überlegen muss, was wie als nächstes an die Reihe kommt.

Ein Beispiel:
Bei konventionell von unten nach oben gestrickten Sachen kette ich die Schultern nicht ab, sondern stricke sie zusammen, weil das eine ebenso saubere wie stabile Naht ergibt. Um weniger Fäden vernähen zu müssen, lasse ich dafür den Faden an den Schultermaschen des Rückenteils gleich ausreichend lang hängen; etwa viermal die Schulterbreite auf dem Nadelbett ist gerade richtig.

An der Maschine hänge ich stets die rechte Schulter des Rückenteils zuerst auf, mit der Außenseite zu mir. Die rechte Schulter des Vorderteils kommt dazu, die Außenseite zum Rückenteil gewandt. Diese Schultermaschen werden durch die des Rückenteils gezogen. Dann wird mit dem langen Faden der rückwärtigen Schulter eine lose Reihe gestrickt und abgehäkelt. So muss ich nie überlegen, wie ich am besten vorgehe, und beide Nähte sind immer symmetrisch. Daraus ergibt sich für mich außerdem, dass die Naht, die man im allgemeinen beim Stricken der Halsblende an der Strickmaschine hat, immer an der linken Schulter ist.

Solche eingespielten Routinen helfen mir, dumme Fehler zu vermeiden. Es kommt damit wesentlich seltener vor, dass ich beispielsweise eine linke mit einer rechten Schulter verbinde oder die Teile nicht rechts auf rechts zusammenfüge.

Vor ganz blöden Fehlern, wie ich hier einen fabriziert habe, schützt meine Methode mich natürlich auch nicht.

Habt Ihr auch nützliche und eingespielte Routinen, die Euch das Stricken oder Ausarbeiten erleichtern?