Noch einmal Vionette

Vorgestern zeigte ich beim Stricktreffen die Vionette-Mütze mit den dazu passenden Handstulpen, und beides fand großen Anklang.

Vionette Mütze und fingerlose Handschuhe
(Danke an meine ungenannt bleiben wollende Kollegin fürs Modeln.)

Die Anleitung stammt aus der britischen Zeitschrift “Let’s Knit” und ist dort nach Registrierung kostenlos erhältlich. Das Material ist Rowan Colourspun in Farbe SH 275, gestrickt habe ich mit Nadelstärke 4,5 mm.

Hier noch ein Detailbild der fertigen Handschuhe:

Vionette fingerlose Handschuhe

Nach Fertigstellung der Handschuhe waren von meinen drei Knäueln noch etwa 65 g übrig. Dieser Rest reicht sicherlich noch für einen kleinen Rundschal. Den stricke ich nur im Lochmuster und dann so hoch, bis das Garn endgültig verbraucht ist. Damit habe ich dann endlich einmal ein Set, bei dem Mütze, Schal und Handschuhe wirklich zusammenpassen.

Bloß nicht ribbeln!

Der rechte “Vionette”-Handschuh war fast fertig, und ich probierte ihn an. Das hätte ich schon früher tun sollen, denn dann wäre mir eher aufgefallen, dass ich etwa 15 Runden tiefer einen Fehler eingestrickt hatte: Deutliche erkennbar hatte ich dort statt kraus mehrere Maschen glatt rechts gestrickt.

Fehler im Muster

Als Strickerin hat man in so einem Fall mehrere Optionen. Hier eine kleine Auswahl:
– Das ist kein Fehler, das ist so gewollt.
– Fluchen, das Teil in die Ecke werfen und nie wieder anschauen.
– Fluchen, das Teil in die Ecke werfen und frühestens nach 24 Stunden wieder in die Hand nehmen.
– Das Teil aufribbeln und etwas anderes aus der Wolle stricken.
– Das Teil aufribbeln und von vorn anfangen.
– Masche für Masche 15 Runden eines in Worten beschriebenen Musters zurückstricken, um den Fehler zu beheben.

Keine dieser Optionen sagte mir zu. Ich bin auch nicht der Ribbeltyp; Ribbeln für mich die allerletzte Option und kommt dem Eingeständnis einer Niederlage gleich. Deshalb wartete ich erst einmal eine gute Stunde ab, erledigte in der Zwischenzeit andere Dinge und ließ derweil meinen Gedanken freien Lauf. Dabei wurde mir klar, dass nur eine begrenzte Maschenzahl betroffen war, genauer gesagt, sieben. Dafür 15 Runden mit Muster und Zunahmen zurückstricken? Ganz sicher nicht.
Da die betroffenen Maschen in einem ansonsten ungemusterten Bereich ohne Zu- oder Abnahmen lagen, musste es möglich sein, sie einzeln fallen zu lassen und korrekt wieder hochzuhäkeln. Das tat ich dann auch. Es war zwar etwas mühsam, weil das Garn zum Verhaken neigt und die Maschen nur mit sanfter Gewalt zur Auflösung zu bewegen waren. (Der Vorteil dabei war natürlich, dass die korrekt gestrickten Maschen keine Anstalten machten, ihren zum Fallen verdonnerten Nachbarn in die Tiefe zu folgen.) Auch war nicht immer auf Anhieb erkennbar, welcher Faden zu welcher Reihe gehörte. Aber innerhalb recht kurzer Zeit hatte ich es dann doch geschafft:

Fehler beseitigt

Zwar sind die Maschen noch etwas ungleichmäßig, aber das gibt sich ganz sicher in der Wäsche oder spätestens beim Tragen.

Die verstrickte Dienstagsfrage Woche 8/2015

Längere Zeit habe ich mich nicht an den Wollschaf-Fragen beteiligt habe, aber die dieswöchige Frage finde ich spannend. Sie lautet:
Was macht für Dich ein gutes Strickdesign aus?

Gutes Strickdesign entsteht für mich, wenn Garn, Farbe(n), Muster und Form eine harmonische Kombination mit vielleicht noch einem Tick Außergewöhnlichkeit bilden. Falls das Gestrickte ein Kleidungsstück ist, sollte es außerdem natürlich gut passen und den Träger bzw. die Trägerin vorteilhaft kleiden. Ein (selbst entworfenes) Beispiel für ein meiner Ansicht nach schlichtes gutes Design wäre dieser Pullover:

schlichter Pullover im Rippenmuster
(Bitte über die Ziehfäden hinwegsehen; ich trage das Ding häufig, da bleiben kleinere Schäden nicht aus.)

Die Aufteilung der Rippen entstand seinerzeit zufällig infolge eines Denkfehlers, aber ich finde sie so schön, dass ich dieses Modell mittlerweile in sechs verschiedenen Farben für mich selbst gestrickt habe, und für nicht strickende Familienmitglieder und eine Freundin in zusätzlichen Größen und Farben. Es dürften aber noch mehr werden; weitere Interessenten haben sich schon gemeldet.

Betrachten wir mal das Gegenteil. Schlechtes Strickdesign kann vielerlei Ursachen haben. Es hängt nicht allein vom Designer ab, sondern kann auch noch beim Stricken entstehen, beispielsweise wenn ein prinzipiell guter Entwurf mit einem ungeeigneten Garn nachgestrickt wird. Der Klassiker dafür: Komplexe Lochmuster, gestrickt aus knallbunt handgefärbtem Garn mit unruhigem Farbwechsel. Entsprechend kann ein etwas verunglücktes Original-Modell durch eine geschickte Garn- und Farbwahl des öfteren noch optimiert werden. Ich habe z.B. vor zwanzig Jahren mal ein Muster aus dem Strickmaschinenmusterbuch Stitchworld II (Nr. 810, um es genau zu sagen), das dort in kontrastreichem Blau-Weiß-Rot abgebildet ist, in Beige, Braun und Grün nachgestrickt. Die Farben passten wesentlich besser zum Muster, und es kam damit viel schöner zur Geltung.

Ebenfalls als schlechtes oder zumindest problematisches Design würde ich Fälle ansehen, bei denen Designer nur um der Originalität willen die Passform vergewaltigen. Beispiel: Paris Sweater und so manche in Runden von der Rückenmitte aus gestrickte Jacke, deren Trägerin dann hinterrücks und ungewollt zur Zielscheibe mutiert.

Ob die jeweilige Anleitung für einen Entwurf einfach oder schwierig, gut oder schlecht ist, finde ich für die Beurteilung des eigentlichen Designs irrelevant. Wenn man selbst entwirft (oder abwandelt) und dann auch selbst strickt, spielt die Anleitung sowieso nur eine untergeordnete Rolle. Man macht es einfach so, wie man es haben will.

Noch eine Ergänzung: Über Geschmack kann man sich streiten, und ich beanspruche für den meinen keine Allgemeingültigkeit. Die Frage lautete ausdrücklich: “Was macht für Dich ein gutes Strickdesign aus?” Und so habe ich sie auch beantwortet. 🙂

Passierschein A 38 oder wie ich versuchte, meine Handynummer zu portieren

Es gibt Unternehmen, die lieben ihre Kunden so sehr, dass sie sie einfach nicht aus ihren Klauen lassen wollen. Eines davon ist der Mobilfunkanbieter Talkline. Lange war ich dort eine treue Kundin. Seinerzeit bekam ich dort einen günstigen Vertrag, der meinen Telefonierbedürfnissen entsprach, und so blieb ich quasi hängen.

Einige wenige Male erkundigte ich mich nach Verbesserungen oder Veränderungen, jedoch versuchte man mir bei solchen Gesprächen regelmäßig teurere und für mich nutzlose Verträge aufzudrängen, ohne auf meine Wünsche und Anforderungen einzugehen. Da mein Interesse an langwierigen, nicht zielführenden und frustrierenden Telefonaten begrenzt ist, vermied ich Kontakte mit Talkline so weit wie möglich und ließ den alten Vertrag einfach laufen.
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Schönes für die Hände

Ein neues Paar Pulswärmer, Stulpen oder wie auch immer man solcherlei Bekleidung nennen will, wurde am Wochenende fertig:

Handstulpen Glanz und Gloria

Gestrickt nach der Anleitung “Glanz und Gloria” von Dagmar Reinschmidt, allerdings nicht aus Wollerey-Garn, sondern aus Posh Natasha Lace doppelt genommen (blaugrün) und Natasha Sock einfach (weinrot), ergänzt mit 150 Stück Toho Magatama-Perlen in Farbe silverlined Crystal. Abweichend von der Anleitung bestehen bei meiner Version die Reihen in Weinrot nur aus einer Krausrippe, um die Farben besser zu trennen. Beide Kanten wurden mit einer Reihe fester Maschen in Weinrot umhäkelt. An der Spitze habe ich zusätzlich eine Schlaufe für den Mittelfinger angehäkelt.

Hier noch ein Detailbild; die Farben sind hier zwar nicht perfekt getroffen, aber man erkennt das Muster gut:

Glanz und Gloria, Detail

Aus unerfindlichen Gründen benötigte ich zum Stricken dieser kleinen Teile mehr als zwei Wochen. Aber mit dem Ergebnis bin ich außerordentlich zufrieden. Sie sehen sehr edel aus, und dank der Mischung aus Seide und Baby-Kamelhaar wärmen sie auch gut.

Die Lauflänge ermitteln

Manchmal will man genau wissen, wie viele Meter man von einem bestimmten Garn im Vorrat hat, damit man sicher sein kann, dass es für ein geplantes Projekt auch reicht. Bei Ravelry enthalten viele Anleitungen recht genaue Meter-Angaben auch zu verschiedenen Größen, die bei diesen Planungen sehr hilfreich sind; bei vielen anderen Anleitungen kann man anhand der Angaben zum Garn immerhin selbst umrechnen.

Viele Strickerinnen verwenden ausschließlich oder hauptsächlich Standard-Garne, die von namhaften Herstellern produziert und im Knäuel verkauft werden, mit Banderole, auf der nicht nur die Zusammensetzung, sondern auch die Lauflänge angegeben ist. Sie haben es leicht: Um zu ermitteln, welche Meterzahl an Garn sie zur Verfügung haben, schauen sie nur auf die (hoffentlich noch vorhandene) Banderole, wiegen den Bestand und können daraus problemlos errechnen, wie viele Meter Garn von der bewussten Sorte verfügbar sind.

Wer jedoch Garne aus älteren Beständen besitzt oder erwirbt, sieht oft Banderolen, auf denen mit Glück immerhin die Zusammensetzung angegeben ist, von Lauflänge jedoch keine Spur. Ähnlich ist es bei Garnen auf Kone, die beim Stricken mit der Strickmaschine praktisch sind. Bestenfalls findet sich ein wenig aussagender Aufkleber im Inneren der Kone; bei Restverkäufen von beispielsweise Spinnereiabfällen hat man oft nicht einmal das.

Glücklicherweise gibt es dennoch recht verlässliche Methoden, um Lauflängen zu bestimmen. Ich beschreibe Euch zwei.
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