Büffel am Scheideweg

Kürzlich hatte ich ja schon über meine Probleme mit langen Maschen beim Handstricken geschrieben. Mittlerweile ist das bewusste Kleidungsstück (Ravelry-Link) fertig.

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Man könnte es sicherlich als eine Art Weste bezeichnen, da es Armlöcher hat. Davon abgesehen ist die Form minimalistisch. Es ist ein Rechteck, sonst nichts. Und die Passform ist entsprechend, hm, ebenfalls minimalistisch.

Von vorn gesehen, mit einer Nadel in Schulternähe zusammengesteckt, sieht das Ding recht ansprechend aus. Stärker bewegen darf man sich darin allerdings nicht, sonst verschieben sich die sorgsam arrangierten Lagen des Gestricks. Die Rückenansicht offenbart leider ein fundamentales Design-Dilemma: Die Kante, die den rückwärtigen Halsausschnitt ergibt, steht ab, weil sie zu lang ist. Kürzer darf sie aber nicht sein, da hiermit gleichzeitig die Rückenbreite und der Abstand zwischen den Armlöchern festgelegt werden.

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Die Designerin hat auf einem Modellfoto das Problem elegant überspielt, indem die Kante wie ein kleiner Kragen nach außen umgelegt wird. Das sieht gut aus, ergibt aber, so getragen, auch ein mehr oder weniger schulterfreies Modell.

Als völlig misslungen würde ich meine Variante dennoch nicht betrachten. Mit dem Garn und den Farben bin ich außerordentlich zufrieden. Gerade die Kombination aus den von mir bevorzugten warmen Farben mit „kühlen“ Ausreißern wie Magenta, Pink und Königsblau bringt den nötigen Kick und etwas Spannung in etwas, was sonst langweilige Harmonie wäre. Und die Garnqualität steht außer Frage: Kamelux von der Wollerey (leider nicht mehr erhältlich), verstrickt mit einem Faden Madeleine Lace von Posh Yarns. Das Gestrick wärmt gut und ist angenehm weich, hält aber trotzdem die Form und verzieht sich nicht.

Was lerne ich aus diesem Projekt?
Simple Schnitte sind verlockend und erlauben es, komplizierte Muster anzuwenden, die sich jeglicher Formgebung widersetzen würden. Da wir Menschen aber nun einmal nicht quaderförmig konstruiert sind, muss man Abstriche bei der Passform und/oder Unbequemlichkeiten beim Tragen in Kauf nehmen.

Mein nächstes Projekt wird wieder einen konventionellen Schnitt haben und ohne Fibeln, Nadeln oder Tacker auskommen.

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