Glittens

Zu den Designern, die immer wieder interessante Handschuhe entworfen haben, gehört Julia Müller, die bei Ravelry unter dem Namen Laris zu finden ist. Nicht alle ihrer Entwürfe eignen sich für meine Hände, jeder hat doch eine etwas individuelle Handform. Aber bereits eine ganze Weile liebäugelte ich mit ihrem Entwurf “Glitten”, weil ich diese Handschuhe einfach lustig anzusehen finde und weil sie sicherlich so warm halten wie Fäustlinge, gleichzeitig aber mehr “Griffigkeit” bieten.
So begann ich am 1. Januar fröhlich mit dem Stricken. Als Material fand sich ein uralter Rest von einem Guernseypullover, 100 g Stahlsche Wolle “Skyline” (reine Schurwolle, LL 300 m/100 g) in Schlammbraun. Das Garn ist zwar etwas dünner als in der Anleitung vorgeschlagen, aber ich komme mit Nadelstärke 3,25 mm auf die erforderliche Maschenprobe, und das Gestrick gefällt mir.

Die Anleitung lässt sich gut nacharbeiten. Sie ist knapp und weitgehend in Diagrammform; so mag ich es gern. Der erste Handschuh ist fast fertig (der Daumen fehlt noch) und sieht so aus:

Rechter Handschuh

Die Handfläche ist glatt rechts gestrickt.

Es ging übrigens gut voran, bis ich an den Finger-Bereich kam. Da wechselte ich von zwei Rundnadeln auf drei (eine für den Handrücken, eine für die Handfläche, eine zum Abstricken) kurze Knitpro-Spielstricknadeln. Vorsichtshalber ging ich auch bei der Nadelstärke noch mal etwas hinunter, nämlich auf 3 mm, denn ich weiß, dass ich mit den Holznadeln lockerer und weniger gleichmäßig stricke. Es ist aber nicht nur das Material, das mir etwas zu schaffen macht. Vor allem die von vielen Strickerinnen hoch gelobten Nadelspitzen sind nichts für mich, sie sind einfach zu spitz. Vielleicht liegt es auch an der Stricktechnik. Bei den Handschuhen werden in jeder Runde Maschen verkreuzt, und ich bin eigentlich überzeugte ohne-Hilfsnadel-Verkreuzerin. Hier jedoch steche ich beim Aufsammeln der Maschen aus der Luft meistens ins Garn statt in die Masche, oder ich erwische Fädchen, die eigentlich zu einer anderen Masche gehören, so dass ich fast mehr Zeit mit dem Umsortieren als mit dem eigentlichen Stricken verbringe. Es half, beim Verkreuzen eine (relativ stumpfe) Zopfnadel zu Hilfe zu nehmen, aber es stört mich, dass das überhaupt nötig ist. Bei den Addi-Rundnadeln, die ich sonst verwende, habe ich das Problem nie.

Alle Welt schwört auf möglichst spitze Nadelspitzen, und ich habe Schwierigkeiten mit den Dingern. Anscheinend bin ich unnormal. Inzwischen überlege ich, beim zweiten Handschuh auch den oberen Bereich mit Rundnadel und dann eben magic loop zu stricken, aber dabei stört mich wiederum, dass so viel geschoben und gezogen werden muss. Vielleicht gibt es ja von irgend einem Hersteller stabile Spielstricknadeln aus Metall und mit etwas stumpferen Spitzen, und das Ganze möglichst auch noch in Zwischengrößen (2,25, 2,75, 3,25 mm). Das wäre mal eine Anschaffung wert.

Loosey-Goosey wird Luckey-Duckey

Zwar bin ich alles andere als ein Stephen-West-Fan, aber sein Pullover-Entwurf “Loosey-Goosey” schien mir recht spaßig und war vor allem mit dem Grobstricker und dünnem Garn schnell anzufertigen. Und da ich zum vorvergangenen Weihnachtsfest von einer lieben Strickfreundin drei schöne handgefärbte Stränge Sockenwolle bekommen hatte, beschloss ich, genau die nun zu verarbeiten.

drei Stränge Sockenwolle, handgefärbt

So sieht meine Version aus:

lose gestrickter Pullover aus Sockenwolle

Das Original-Modell hat einen V-Ausschnitt, aber da ich generell lieber runde Ausschnitt trage, würde ein Pullover mit V-Ausschnitt bei mir zu oft im Schrank liegen bleiben. Die Ausschnittform war schnell und einfach geändert. Beim Original-Modell fand ich die Art der Blende zwar originell und attraktiv, die Maschenaufnahme dafür gefiel mir aber gar nicht, so löchrig und schlampig. Deshalb habe ich für meine Version das Garn für die Halsblende doppelt genommen und eine dezente, lochfreie Mini-Blende angestrickt. Auch die unteren Bündchen sind mit doppelt genommenem Garn in Sockenwollstärke gestrickt, hier habe ich farbliche passende Reste von anderen Projekten verarbeitet.

Ein neues Jahr

Allen, die hier mitlesen, wünsche ich ein erfreuliches, erfolgreiches Jahr 2015, mit ausreichend Garn für alle Eure Projekte, stets passender Maschenprobe und immer den richtigen Nadeln in den Händen.

Im vergangenen Jahr habe ich deutlich weniger gestrickt als 2013. Waren es da noch 11,5 kg und 40.000 Meter, bin ich jetzt gerade mal auf 8 kg und 27.000 Meter gekommen. Glücklicherweise geht es nicht darum, immer neue Rekorde aufzustellen, sondern ich möchte ein schönes und kreatives Hobby pflegen.

Jedem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne, aber manchmal ist es auch befreiend, sich von Altem zu trennen. Um zwei Projekte bin ich ärmer. Das eine sollten die Handschuhe “Bangles” werden. Aber nachdem mein Versuch seit über einem Jahr bei mir herumdümpelte, wurde geribbelt, weil ich auch mit viel Mühe und dünneren Nadeln nicht auf die geforderte Maschenprobe kam. Das schöne Garn (Wollerey “Peruseda 3” ) wird demnächst zu anderen Handschuhen verarbeitet.
Das zweite Projekt sollte einmal die Jacke “Ravi” werden. Ich war aber weder mit dem Schnitt noch mit meiner Materialwahl wirklich glücklich, so dass dies nun endgültig ein Fall für die Restmülltonne wurde.

Ich bin sehr froh, nun relativ unbelastet und guten Gewissens neue Projekte angehen zu können.

Die verstrickte Dienstagsfrage 52/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf, höchst passend zur Jahreszeit:
Das Jahr nähert sich seinem Ende – Zeit für gute Neujahrsvorsätze.
Oder auch nicht 😉
Hattest Du in den vergangenen Jahren welche? Und hast Du sie eingehalten?
Hast Du Strickvorsätze für das neue Jahr?

Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert. Außerdem reicht mein Durchhaltevermögen beim Stricken erfahrungsgemäß nicht für ein ganzes Jahr. Deshalb habe ich keine festen Pläne, was die Strickprojekte im neuen Jahr betrifft. Ich werde, wie schon im abgelaufenen Jahr, einfach stricken, wozu ich Lust habe oder was gerade gebraucht wird. Das macht mir mehr Spaß als das Abarbeiten von umfangreichen Plänen. Und Spaß ist, was ich von meinem Hobby erwarte. Wenn es in Zwang ausartet, läuft etwas falsch.
Ich plane übrigens auch nicht, neue Techniken zu lernen, meine Wollkäufe zu beschränken oder nur noch Selbstgestricktes zu verschenken. 🙂 Mein Leben ist auch ohne selbst auferlegte Hürden und Hindernisse schon herausfordernd genug.

Snowdrift – Schneewehe

Im vergangenen Oktober erhielt ich von der Firma Coats ein Probierpaket mit Garnen von Red Heart. Schon wegen seiner schieren Größe fiel mir sofort das dicke 200-g-Knäuel “Lisa Big” auf. Für dieses Garn gab es auch fertige Anleitungen zum Download auf der Red-Heart-Website, jedoch gefielen mir die nicht so besonders. Als ich dann zu Weihnachten etwas mehr Muße zum Stricken hatte, nahm ich das Knäuel zur Hand und fing an zu experimentieren. Ein Rundschal sollte es werden, und der sollte von beiden Seiten gleichermaßen gut aussehen. Dafür bot es sich an, ein Muster aus rechten und linken Maschen zu stricken. Mein erster Versuch mit Nadelstärke 10 mm, wie auf der Banderole empfohlen, geriet zu fest für einen lockeren Schal. Außerdem sah das Muster auch nicht besonders toll aus. Ich änderte es und nahm eine dickere Nadel. Und dies kam letztlich dabei heraus:

Snowdrift Loop-Schal

Der Schal ist etwa 110 cm lang und 23-24 cm breit. Mich erinnert das Aussehen an aneinandergereihte Schneewehen, natürlich auch wegen der Farbe. Deshalb entschied ich mich für den Namen “Snowdrift”.

Snowdrift Loop-Schal
Natürlich kann man ihn sich auch zweimal um den Hals wickeln.

Für alle, die diesen Schal nachstricken möchten (es eignen sich auch andere, ähnlich dicke Garne dafür), ist die Anleitung dafür nun auf Deutsch und Englisch kostenlos bei Ravelry verfügbar.

Selbstmusternde Sockenwolle

Dieses Paar Socken in Größe 41 ist etwas zu spät fertig geworden, es sollte eigentlich ein Weihnachtsgeschenk werden. Gestrickt habe ich aus der Qualität ONLine Supersocke Farbe 1532, Fuchsia-Lila gestreift. Bei der ersten Socke wählte ich für den Anfang eigens einen halbwegs erkennbaren Farbwechsel im Streifenverlauf. Für die zweite Socke musste ich, um zum gleichen Farbwechsel zu gelangen, etwa 5 Gramm abwickeln. Das ist das kleine Knäuel auf dem Bild.

Gestreifte Socken

Gibt es Untersuchungen oder Erfahrungswerte zur Rapportlänge von selbstmusternder (oder streifenbildender) Sockenwolle? Es würde schon helfen, wenn man wüsste, in welchen Abständen die Rapporte geplant werden. Bis zu welcher Größe kann man einigermaßen sicher sein, dass man zwei möglichst gleiche Socken aus einem 100-g-Knäuel stricken kann? Sicherlich hängt das auch vom jeweiligen Musterverlauf ab. Bei diesem Garn hatte ich zum Schluss noch gut 25 g übrig, zusätzlich zu den 5 g, die ich abgewickelt hatte. Ein wenig Reserve war also noch vorhanden. Ich hatte aber auch mal bei einem Opal-Knäuel einen so langen Farbverlauf, dass es für zwei gleiche Socken in Größe 38 nicht reichte. Das fand ich dann schon etwas ärgerlich. Es gibt zwar Menschen, die am liebsten verschiedenfarbige Socken tragen, aber die gehören nicht zu meiner Sockenstrick-Zielgruppe.

Die verstrickte Dienstagsfrage 52/2014

Heute möchte das neugierige Wollschaf gerne wissen, ob Ihr Hamster oder Puristen seid.
Hast Du einen Wollvorrat oder kaufst Du nur projektbezogen?
Schöpfst Du gerne aus dem vollen oder belasten Dich größere Vorräte eher?
Das Wollschaf wünscht Euch allen wunderschöne Feiertage!

Ich gehöre eindeutig zur Familie der Hamster. Und das hat historische Gründe:
Am liebsten trage ich warme Farben, vor allem Grün- und Braun-Töne; und sie stehen mir auch am besten. Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre fand man die aber nirgends. Es war die Zeit der Neon- und der kalten Farben; Lila, Pink, Grau und bestenfalls noch Türkis. Ich erinnere mich, dass Woll Butt bei einer einzigen Qualität nicht weniger als acht verschiedene Lila- und Fliedertöne im Programm hatte, dafür aber kein einziges, nicht einmal annäherndes Grün, von Beige ganz zu schweigen. Es waren schlechte Zeiten für mich, farblich gesehen.
Was macht man in so einem Fall? Man schaut überall, ob es bei irgendwelchen Händlern noch Vorräte in Lieblings- oder auch nur tragbaren Farben gibt und kauft sie vorsichtshalber auf. So entstand die Basis meines Wolllagers. Und es fanden sich noch erstaunlich viele Restposten in meinen Farben.
Als ich eines Feierabends Mitte der 1990er in Hamburg an der Station Hudtwalckerstraße aus der U1 ausstieg und erstmals wieder eine Frau in Beige, Weinrot und Moosgrün sah, atmete ich auf. Eine lange farbliche Dürreperiode näherte sich endlich ihrem Ende. Meine Garnvorräte aber wurden und werden nur geringfügig kleiner, denn die Gewohnheit, für schlechte Farbzeiten zu bunkern oder ein Garn einfach nur wegen seiner schönen Farbe zu kaufen, lässt sich nicht so einfach ablegen. Heute bekommt man fast jeden Farbton, den man sich vorstellen und wünschen kann; und für den Rest gibt Handfärberinnen, die einem quasi die Farbwünsche von den Augen ablesen (hallo Dagmar!).
Das Schöne an einem Vorratslager wie meinem ist, dass man jederzeit etwas Passendes für fast jedes Projekt im Haus hat. Das ist besonders praktisch über die Weihnachtstage, wenn die Geschäfte geschlossen sind und der Paketdienst nicht ausliefert. Ein kleines Sortiment Sockengarne in bunten und gedeckten Farben beispielsweise sollte in keinem Strickhaushalt fehlen; man kann damit schnell ein Paar Geschenksocken auf der Strickmaschine fabrizieren oder plötzlich auftretende Lücken im eigenen Sockenbestand auffüllen. Größere Partien braucht man, wenn einem plötzlich eine wunderbare Idee für einen Pullover kommt und man unbedingt anfangen muss, bevor die Idee und der damit verbundene Energieschub wieder verschwunden sind.
Das einzige Problem, das sich mir gelegentlich stellt: Die Garne, die ich habe, sind großenteils so wunderschön, dass ich mich oft nicht entschließen kann, sie überhaupt zu verarbeiten. Es sollte am besten etwas ganz Besonderes daraus werden, um sie richtig zur Geltung zu bringen. Für das Suchen oder Entwickeln solcher ganz besonderen Projekte fehlt mir aber leider oft die Zeit.

Webmuster stricken

Als ich Anfang Oktober die Musterstücke für die MeshCon strickte, ging mir durch den Kopf, wie schön doch ein simples maschinegestricktes Webmuster aussehen kann und dass es sich auch für Kleidungsstücke eignet. Planung, Stricken und Ausarbeitung nahmen dann aber mehr Zeit in Anspruch, als ich zunächst gedacht hatte. Immerhin, jetzt ist der Pullover im Webmuster fertig:

Pullover im Webmuster

Das Basisgarn ist eine dünne reine Schurwolle (800 m/100 g) in Hellblau. Als Webgarn verwendete ich Wollmeise Pure in der Farbe “Blue Bell”, das Muster ist das allereinfachste (Lochkarte 1 bzw. Muster 30 aus dem Stitchworld-Musterbuch). Das Webmuster ist mit einfachem Faden und Maschenweite 5 am Einbett gearbeitet, für die Bündchen habe ich das Basisgarn doppelt genommen.

Der gesamte Pullover ist quer und mehr oder weniger an einem Stück gestrickt, beginnend mit dem linken Ärmel. Die oberen Ärmelmaschen wurden in zwei Hälften abgeworfen, dann hängte ich die Rückenteil-Hälfte wieder auf und schlug die benötigten Maschen für die Seitennaht zusätzlich an. Das Rückenteil wurde dann quer bis zur rechten Seitennaht gestrickt, die Nahtmaschen wurden abgekettet und die Mschen des Ärmelbereichs mit Kontrastgarn abgeworfen.
Das Vorderteil wurde auf dieselbe Weise gestrickt, dann wurde eine Schulternaht geschlossen. Als nächstes kam die Halsblende an die Reihe, hierzu wählte ich die Nr. 17 aus dem Kragen-Buch mit einem Wickelanschlag am Doppelbett:

Detail der Halsblende

Die offenen Maschen der Blende werden im Steppstich auf dem Leibteil festgenäht, das ergibt eine saubere Kante, und man kann darunter perfekt etwaige Unregelmäßigkeiten verstecken, die z.B. bei den Ab- und Zunahmen für die Ausschnittrundung entstanden sind.

Nach dem Schließen der zweiten Schulternaht strickte ich den rechten Ärmel von oben nach unten an. Es ist bei dieser Technik wichtig, alles in derselben Richtung (in diesem Fall vom linken Ärmelbündchen quer bis zum rechten Ärmelbündchen) zu stricken, weil sonst das Muster nicht gleichmäßig verläuft. Zum Schluss strickte ich noch einen kleinen Taillenbund an und schloss die langen Nähte.

Verbraucht habe ich als Basisgarn etwa 250 g 2ply-Wolle (eine Kone, die bei mir schon seit fast 20 Jahren herumlag) und dazu als Webgarn etwa 170 g Wollmeise Pure, d.h. ein Strang reicht nicht ganz.

Die verstrickte Dienstagsfrage 46/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
KALs/CAls (knit-along/crochet-along) erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Insbesondere für Designer sind solche Aktionen ein probates Mittel, um sich und ihre Anleitungen publik zu machen.
Hast Du schon mal an einem oder auch mehreren KALs oder CALs teilgenommen?
Wenn ja, welche Gründe haben Dich dazu bewogen?
Wer hat den KAL/CAL initiiert?
Worin siehst Du für Dich persönlich den Nutzen, ein Modell gleichzeitig mit anderen Menschen zu stricken/häkeln?
Hast Du eventuell auch schon einmal negative Erfahrungen bei einem KAL/CAL gemacht?
Falls Du noch an keinem KAL/CAL teilgemommen hast: Warum nicht?

An Knitalongs der Mystery-Variante habe ich schon mehrfach teilgenommen. Derzeit bin ich bei einem KAL-Tuch (“Mary Lennox”) beim Stricken der Umrandung, wobei es allerdings nur recht langsam vorangeht, weil die Spitzenbordüre zwar nicht schwierig ist, aber viel Konzentration verlangt. Nebenbei etwas anderes machen (außer “Fernhören”) ist dabei nicht möglich.
Die Gründe, mich an einem KAL zu beteiligen, sind unterschiedlich. Prinzipiell mag ich Überraschungen und stelle mich auch gern auf Herausforderungen ein. Häufig ist bei einem KAL die Anleitung kostenlos oder zumindest günstiger als beim “normalen” Kauf, so etwas nutze ich gern mal aus. Allerdings muss das Ergebnis auch für mich brauchbar sein oder wenigstens als Geschenk taugen. Außerdem bietet ein KAL oft die Möglichkeit, eine mehr oder weniger gut abgelagerte Partie aus meinem nicht unerheblichen Garnfundus sinnvoll zu verbrauchen. Meistens sind die benötigten Garnmengen überschaubar, und es sind Ideen, auf die ich selbst kaum gekommen wäre. Fragen zu Techniken habe ich dabei nur selten. Ich frage höchstens mal nach, wenn ich eine Anleitung unklar oder missverständlich finde, was z.B. beim Mary-Lennox-KAL einige Male der Fall war.
Ob es tausend Teilnehmer sind oder drei, ob ich mit anderen zusammen oder weitgehend für mich allein stricke, ist mir ziemlich gleichgültig. Ich verfolge die diversen Nachrichten zu Fortschritten und Schwierigkeiten nur unregelmäßig, sofern nicht gerade bei mir selbst ein Verständnisproblem auftaucht. Insofern hat das gleichzeitige Stricken mit anderen für mich keine echte Bedeutung. Es kann motivierend wirken, wenn ich sehe, wie andere vorankommen und wie das (Teil-)Ergebnis aussieht; es kann mich aber auch entmutigen, wenn ich merke, dass ich aufgrund meiner persönlichen Lebensumstände mit dem Tempo mancher Nur-Hausfrauen, die offenbar den ganzen Tag strickend auf dem Sofa verbringen, ohnehin nicht mithalten kann. Wenn mir dann noch das Ergebnis nicht gefällt oder für meinen Bedarf unbrauchbar ist, dann passiert es auch, dass ich die Flinte ins Korn werfe. Das ist mir mehr als einmal passiert, u.a. bei “Earth & Sky” von Stephen West, um dessen Entwürfe ich seither einen ziemlich großen Bogen mache. Weitere aufgegebene Projekte waren z.B. “Seigaiha” von Kitman Figueroa, in das ich einige irreparable Fehler eingebaut hatte (davon abgesehen gefällt mir das Modell immer noch), und “Los Lirios” von al-abrigo, bei dem ich mich innerhalb kurzer Zeit schier zu Tode langweilte. Mit “Earth & Sky” und “Los Lirios” hätte ich ganz sicher nicht angefangen, wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt.
Es gibt aber auch positive Überraschungen. Der “Slipstream”-KAL beispielsweise war für mich ein voller Erfolg; die Ergebnisse finde ich sehr gelungen und werde diese Teile ganz sicher noch einmal stricken, dann auch mit der Mütze, deren Anleitung es als Geschenk für die KAL-Teilnehmer gab.
Mein Fazit: Je mehr man vorab über ein KAL-Projekt weiß, desto besser. Man kann dann einschätzen, ob es langweilig, zu schwierig oder gerade richtig ist und ob das Ergebnis in Bezug auf Stil und Brauchbarkeit es wert ist, gestrickt zu werden. Das hat nach meiner Erfahrung nichts damit zu tun, ob viele oder wenige Leute teilnehmen. Als Teilnehmer sollte man sich über seinen Geschmack, seine Fähigkeiten und seinen Bedarf im klaren sein, um sinnvoll entscheiden zu können.

Noch einmal fingerlose Handschuhe

Im vergangenen Monat hatte ich das blaue Paar “Slipstream” Handschuhe fertiggestellt, das ich im Juli angefangen hatte. Weil ich danach so schön in Schwung war, startete ich umgehend mit einem zweiten Paar, diesmal passend zum Loop, der Ende Juli fertig geworden war. Und innerhalb von sechs Tagen war das Paar fertig, das so aussieht:

Slipstream Handschuhe

Verbraucht habe ich dafür ungefähr 50 g Wollmeise “100 % Merino” (von einem uralten Strang) in Farbe “Wellensittichvogelfeder” sowie 66 Perlen. Nach wie vor finde ich diese Anleitung sehr schön, sie ist abwechslungsreich zu stricken und trotzdem nicht zu schwierig. Man sollte allerdings in der Lage sein, auf irgend eine Weise zuverlässig Reihen zu zählen.
Obwohl es durchaus “meine” Farben sind, bleiben die Handschuhe und der dazugehörige Loop nicht bei mir. Sie wurden heute verschenkt. Ich könnte mir aber gut vorstellen, nach den Anleitungen von Louise Zass-Bangham nochmals so ein Set zu stricken, diesmal dann vielleicht auch mit passender Mütze.