Momentan läuft es bei mir in vielerlei Hinsicht ungut; ich hangle mich von Improvisation zu Improvisation.
Schon vergangenen Monat streikte der linke Absenkhebel des Grobstricker-Doppelbetts, als ich gerade dabei war, einen Pullover damit zu stricken. (Es musste in so einem Moment sein, denn zu jeder anderen Zeit hätte ich logischerweise gar nicht gemerkt, dass der Hebel schlecht drauf war.) Zum Glück erinnerte ich mich, dass im Strickforum für solche Probleme immer WD40 empfohlen wird. Natürlich hatte ich keines im Haus, aber es zu beschaffen war nicht allzu schwierig.
Innerhalb einer Woche behandelte ich dann nach und nach jeden Fleck der erstaunlich komplexen Hebel-Mechanik, der mir ursächlich fürs Verklemmtsein erschien. Zu guter Letzt ließ sich der Hebel mit sanfter Gewalt wieder bewegen, und ich konnte den Pullover fertigstellen. Ein Bild davon gibt’s freilich nicht; erstens ist er todlangweilig glatt rechts gestrickt, und zweitens ist er bereits verschenkt. Und ja, die Beschenkte hat sich sehr gefreut und ihn für kuschelig und gut passend befunden.
Vor gut einer Woche trafen sich drei Strickfreundinnen, eine davon ich, bei Inclusio in Holzdorf und mussten zu ihrem großen Bedauern erfahren, dass dort zukünftig keine Wolle mehr gefärbt wird. Das ist schade, denn dort bekam man perfekt alltagstaugliche Qualitäten (d.h. keine Luxusgarne) in ungewöhnlichen Farbstellungen. Und ich vermisse immer noch schmerzlich meine Wolljacke in der Farbe „Dragonfly“, die ich 2019 in Freiburg auf dem Weg vom Hotel zur Parkgarage verlor. Zum Trost suchte ich mir aus den Restbeständen dicker Garne ein paar hübsche Stränge aus.
Natürlich versuche ich auch ein bisschen zu stricken. So hatte ich bereits vergangenen Monat ein Mystery-Tuch von Birgit Freyer angefangen. Zunächst lief es auch ganz passabel; die diversen Fehler, die ich machte, konnte ich beheben. Aber bereits im zweiten von insgesamt fünf Teilen murkste ich im unübersichtlichen Mittelbereich, ohne die Fehlerquelle lokalisieren zu können. Ich werde nicht darum herum kommen, einige Reihen aufzuziehen. Solange ich mich dazu nicht aufraffen kann – und das kann erfahrungsgemäß dauern -, bleibt das Tuch-Fragment liegen.
Sofern genügend Nadeln und Wolle vorhanden sind, kann eine Strickerin aber schnell diverse neue Projekte starten. In diesem Sinne kramte ich 400 g Araucania Laguna in der ungewöhnlichen Farbkombination Beige-Lila aus meinem Vorrat und begann aufs Geratewohl eine Maschenprobe. Nun ist Lila eigentlich so gar nicht mein Ding. Aber nach einigen Reihen stellte ich fest, dass eine Nuance im Mischbereich recht gut der Farbe meiner Hose (Taupe) entsprach. Das eröffnete völlig neue Möglichkeiten.
Mit 400 g bzw. 760 m kann man natürlich keine großen Sprünge machen. Also wird es auf einen Pullunder hinauslaufen. Und weil Quergestreiftes sowohl langweilig als auch für Personen meiner Gewichtsklasse nicht eben kleidsam ist, suchte ich nach anderen Wegen. Quer von Armloch zu Armloch stricken? Oder diagonal? Und wenn Letzteres, wie vorgehen?
Ein brauchbarer Ansatz fand sich ausgerechnet in einem Top aus dünner Baumwolle, dessen Anleitung ich auf meiner Festplatte habe. Es wird Anpassung und Umrechnung erfordern, aber Stricken ohne ein wenig intellektuelle Herausforderung wäre doch langweilig, oder?