…für die ist jeder Satz, den sie schreiben, von so immenser Wichtigkeit, daß sie ein Ausrufezeichen dahintersetzen müssen!
Irritierend ist das wohl nur für unbedarfte Leser wie mich, die daran gewöhnt sind, etwas mehr Subtilität bei der Zeichensetzung zu erwarten! Immer wenn mich ein Ausrufezeichen im Lesefluß überrascht, bekomme ich einen kleinen Schreck! Hier ist deine ganze Aufmerksamkeit gefordert, ruft das Ausrufezeichen! Also merke ich auf, lese den Satz mit erhöhter Aufmerksamkeit, bekomme gar virtuelle Ohrenschmerzen von der Lautstärke, und dann steht da eine Banalität, die ein normal Interpunktierender nicht einmal zu flüstern gewagt hätte! Man möchte sie anschreien, doch mal etwas leiser zu schreiben! Vor allem wenn Ausrufe absolut nicht nötig sind! Die Schreiber haben doch schon unsere übervolleste Aufmerksamkeit!
Ich versuche mir vorzustellen, wie es im Hirn dieser Ausrufer aussieht! Das muß ein unglaublicher Lärm dort sein! Oder weshalb sollten sie sonst ihre Äußerungen derart herausschreien müssen! (Hierher gehört eigentlich ein Fragezeichen, aber das ist nach allem, was ich in Erfahrung bringen konnte, im Interpunktionsfundus chronischer Ausrufer nicht vorhanden!)
Schlimmer als die permanenten Ausrufer sind wohl nur noch die multiplen Exklamierer, denen ein Ausrufezeichen niemals ausreicht. Sie haben eine große Kiste Interpunktionszeichen zuhause in Keller, und deren Inhalt wird großzügig über ihre schriftlichen Äußerungen verteilt. Immerhin sind sie im allgemeinen in der Lage, zwischen einem Ausruf, einer Frage und einem zusammenhanglosen Halbsatz zu unterscheiden: Ersterer bekommt leipzig Ausrufezeichen, deren letztere zwei, weil die Shift-Taste zu früh losgelassen wurde, bereits wieder zur Ziffer mutierten!!!!!!!!!!!11 Und die Frage???????? Ja, genauso sieht sie aus.
Bleibt noch der zusammenhanglose Halbsatz, der verfolgt wird von einer Flottille aus Punkten……………manchmal deren so viele, daß die Zeile nicht ausreicht, sie alle unterzubringen, was zu seltsamen Umbrüchen führt……..und zu gereizter Langeweile bei den immer weniger geneigten Lesern……
Es ist ja eigentlich fast schon wieder zu spät für gute Wünsche. Aber kann es je zu spät sein, sich gerade in einer Zeit wie der unserigen, in der (leider?) jede/r die Möglichkeit zum Publizieren hat, etwas mehr Sorgfalt im Umgang mit Sprache, Stil und Interpunktion zu wünschen? Ich bin sicher, viele Mails, Blogs und vor allem viele Leser würden aufatmen.