Gedanken zum Maschenstich

Wahrscheinlich werde ich meine zwölf-Mützen-Challenge nicht schaffen. Gerade wurde Nummer 10 fertig, und im Dezember werde ich kaum zwei weiteren Mützen zuwege bringen. Aber im neuen Jahr kann ich es ja noch einmal versuchen.

Das „Get Garter Beret“, das nun nach mehr als zwei Monaten fertig ist, wird quer und kraus gestrickt. Man muss also am Ende eine Naht vom Bündchen bis zur Spitze im Maschenstich schließen, und zwar so, dass es aussieht wie Krausgestrick. Und wie macht man das?

Viele Strickerinnen schwören auf Mantra-artige Abzählverse, im Stil von „hier rein, da raus, hier drunter, da drüber“. Einmal auswendig gelernt, kommen sie damit gut zurecht. Leider gilt das nicht für mich. Vieles kann ich nur dann einigermaßen korrekt ausführen, wenn ich die Topologie, in diesem Fall also den Verlauf des Fadens, sowie die Konstruktion begriffen habe. Glücklicherweise ist das für den Maschenstich nicht allzu kompliziert.

Der Maschenstich verbindet zwei offene Kanten eines Strickteils unsichtbar miteinander, indem er eine Strickreihe nachahmt. Und der Fadenverlauf einer Strickreihe sieht immer folgendermaßen aus:

Fadenverlauf in einer Reihe

Es spielt keine Rolle, ob die Reihe rechts oder links oder in einem Muster gestrickt ist, der Faden verläuft immer in diesen Bögen. Eine einzige Ausnahme gibt es, das ist die verschränkte Masche. Aber die kommt in Maschenstichen nicht vor; wir können sie deshalb getrost ignorieren. Beim Maschenstich müssen wir uns nur darauf konzentrieren, mit Faden und Sticknadel gleichmäßig geformte Bögen zu bilden, die sowohl oberhalb als auch unterhalb mit bereits vorhandenen Maschenbögen verbunden werden.

Damit kommen wir zum nächsten und vielleicht wichtigsten Punkt: Ob eine Masche rechts oder links erscheint, hängt allein davon, wie sie mit den Maschen direkt oberhalb und unterhalb verbunden ist. Für sich allein bildet sie nur einen Bogen; definiert wird sie erst durch die Verbindung nach oben und unten. Und da gibt es nur zwei Möglichkeiten.

Im Bild seht ihr (in Blau) den Maschenstich, wie er eine Krausreihe bildet. Ich habe extra locker genäht bzw. gestickt, damit man die Details besser erkennen kann.
Die Verbindung des blauen Fadens nach oben erzeugt eine Linksreihe, denn der Faden kommt hier jeweils von unten durch eine Schlaufe und verläuft auf der Oberseite waagerecht zur nächsten Schlaufe.
Die Verbindung nach unten hingegen formt eine Rechtsreihe. Hier habe ich jeweils von oben in die offenen Schlaufen eingestochen und den Faden auf der Unterseite zur nächsten Schlaufe geführt.

Und das ist eigentlich alles, was man zum Maschenstich wissen muss. Soll eine Maschenverbindung rechts gestrickt erscheinen, dann sticht man auf der Vorderseite in eine Schlaufe hinein zur Rückseite und von der Rückseite wieder heraus nach vorn. Dann wird der Faden zur anderen Kante geführt. Soll die Verbindung links gestrickt erscheinen, dann verfährt man umgekehrt.
Ja, es wird eine Reihe erzeugt. Aber die Maschenart entsteht allein durch die Verbindung.

Ein Gedanke zu „Gedanken zum Maschenstich“

Schreibe einen Kommentar zu B. Cottin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*