Maschenproben zum Staunen

Wir kennen es alle: Auf den Banderolen so mancher Hersteller sind Nadelstärken und daraus resultierende Maschenproben angegeben, über die jede halbwegs erfahrene Strickerin nur den Kopf schüttelt. Beispielsweise soll man eine Merino-Mischung mit einer Lauflänge von 125 m auf 50 g mit Nadelstärke 6-7 verstricken und kommt dann auf 18 Maschen/10 cm. Um ungefähr auf diese Maschenprobe zu erzielen, würde ich von Hand mit Nadelstärke 5 eine Wolle mit einer Lauflänge zwischen 80 (klassische Aran-Stärke) und 100 m (z.B. Noro Silk Garden) verstricken, aber kein noch dünneres Garn. Eine zu große Nadelstärke ergibt labberiges Gestrick, das die Form nicht hält und bei manchen Materialien zu auch noch extrem pillt. Auch die Tatsache, dass man bei sehr lockerer Strickweise weniger Material verbraucht und schneller fertig ist, kann mich nicht überzeugen.

Dass ein Garnhersteller eine festere Maschenprobe empfiehlt als man mit seinen üblichen Methoden erzielt, ist dagegen eher ungewöhnlich. Aber ich habe es erlebt, nämlich beim Testen des „Rainbow Cotton 8/4“ von Hobbii. Der Hersteller gibt auf der Banderole 27 M x 38 R auf 10 cm an, deshalb machte ich den ersten Test mit der Strickmaschine. Obwohl ich das Garn paraffiniert hatte, fand ich es relativ schwergängig. Bei größter Einstellung kam ich auf 26 M und 38 R und fand das Ergebnis sogar etwas zu formstabil für meinen Geschmack.

Rainbow Cotton mit Maschine gestrickt

Für Amigurumi oder andere Teile, die ohne externe Hilfe ein gewisses Stehvermögen benötigen, ist es sicherlich nicht verkehrt, aber Kleidung darf für meinen Geschmack ruhig ein wenig schmiegsamer sein und sich dem Körper etwas mehr anpassen.

Deshalb griff ich zu den Handstricknadeln. Die Banderole gibt 2,5 bis 3,5 mm Nadelstärke an, und ich wählte 3,25 mm. Das ging hervorragend. Es ergab sich ein gleichmäßiges Gestrick, das kein Bisschen löchrig wirkte und nach dem Dehnen sehr schön wieder in seine Form zurückfand. Die Maschenprobe ergab 23 M und 32 R auf 10 cm.

Rainbow Cotton von Hand gestrickt

Ich war bisher kein großer Freund von Baumwolle, weil das, was ich daraus strickte, meistens relativ schwer wurde und eher traurig hing als gut saß. Die Rainbow Cotton 8/4 hat mich bisher angenehm überrascht. Mittlerweile habe ich ein etwas größeres Projekt in Arbeit und bin gespannt, wie es letztlich ausfällt.
Dieser Beitrag enthält gesponserte Werbung.

Ein Gedanke zu „Maschenproben zum Staunen“

  1. Moin Kerstin,
    Deine Beschreibung erinnert mich an ein Garn, das ich Mitte der 80er mal auf meiner KH 910 zu einem Kinderpullover verstrickt habe. Es war ebenfalls reine Baumwolle mit einer Lauflänge von 170 m/50 g. Es handelte sich dabei um dünnes Topflappengarn.
    Den Pullover habe ich noch, und ihn eben mal ausgemessen.
    MaPro 10 cm x 10 cm: 31 M und 45 R
    Gestrickt habe ich damals auf MW 10. Der Pullover hat ein Farbmuster (Rosenbordüren).
    Woher kommen diese Werte? Ich denke, es liegt daran, dass es sich hierbei um relativ unbehandelte Baumwolle handelt. Sowohl mein, als auch Dein Garn ist weder merzerisiert, noch sanforisiert. Das bedeutet, dass das Gestrick beim Waschen minimal einläuft. Insofern könnte ich mir die MaPro von 27 M x 38 R durchaus erklären.

    LG Sabine

Schreibe einen Kommentar zu Sabine Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*