Mehr von Domek dem Schal

Eine meiner Kolleginnen, die den Schal sah, meinte spontan: “Das ist ja ein geniales Teil!” Recht hat sie.
Obwohl das Garn (Posh Vivienne Chunky) 15 % Mohair enthält, was nicht gerade zu mein Lieblingsmaterialien gehört, ist der Schal erstaunlich weich; er kratzt überhaupt nicht, wärmt aber unglaublich.

Bei einer Lauflänge von 80 Metern auf 100 g rechnet man ja eher mit einem sperrigen Ergebnis. Das simple Lochmuster (abwechselnd 1 Umschlag, 2 M zusammenstricken, und das in jeder Reihe) macht den Schal aber sowohl luftig-locker als auch schmiegsam.

So sieht es aus, wenn er getragen wird:

Domek Schal getragen

Für knackig-kalte Wintertage dürfte er genau das Richtige sein.

Domek, der Schal

Meine neue dicke Strickjacke sieht wunderschön aus und passt auch perfekt, hat aber, wie ich bereits erwähnte, einen sehr weiten Ausschnitt. Da ich es an dieser Stelle gern warm habe und weil ohnehin noch drei Stränge Posh “Vivienne Chunky” à 80 m übrig waren, lag es nahe, einen schönen breiten Schal zu stricken, mit dem sich quasi die Lücken in der Deckung füllen lassen.

Meine Wahl fiel auf das Modell “Domek” , das kostenlos via Ravelry erhältlich ist. Die Gründe:

  • Es ist ein Loop, aber einer mit wärmenden Zipfeln, die beim Tragen dort bleiben, wohin man sie drapiert.
  • Man kann ihn beliebig breit und beliebig lang stricken, soweit das Garn eben reicht.
  • Das Muster ist simpel zu stricken und sieht von beiden Seiten gleich (und gleich gut) aus. Es eignet sich übrigens auch gut für Stricktreffen. 😉
  • Trotz des dicken Garns ist das Gestrick nicht sperrig, sondern locker und angenehm zu tragen.

Domek Schal

Ich stricke den Schal übrigens breiter als vorgegeben; meine Version wird 36 cm breit und ca. 120 cm lang. Das Foto zeigt den Stand nach dem Verarbeiten von zwei Strängen; der dritte ist in Arbeit.

Die verstrickte Dienstagsfrage 44/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Nutzt Du auf Deinem Smartphone oder Tablet Strick-Apps?
Wenn ja, welche und warum, welchen Nutzen haben sie für Dich?

Ein Smartphone habe ich nicht (und sehe momentan auch nicht die Notwendigkeit, eines anzuschaffen). Ich habe allerdings ein altes iPad, mit dem ich sowohl z.B. bei Ravelry reinschauen als auch PDFs herunterladen und angucken kann (mit Goodreader). Damit komme ich bisher beim Stricken in der Sofaecke gut zurecht. Zum Mitnehmen ist das Ding mir jedoch meistens zu schwer und zu unhandlich; und weitere Apps nutze ich nicht. Zwar habe ich mal mit “Knit Companion” und “Yarn Estimator” experimentiert, fand beides aber für meine Zwecke nicht besonders brauchbar. Derzeit bin ich geistig noch in der Lage, Strickanleitungen zu befolgen (und sogar selbst zu erstellen), ohne dass sie speziell interaktiv aufbereitet werden müssten, und Garnmengen unterwegs zu berechnen fand ich bisher auch unnötig. Zur Not kann ich das zuhause mit Hilfe des Programms “DesignaKnit”. Das spielt freilich in einer komplett anderen Liga und funktioniert am besten auf einem möglichst großen Bildschirm.

Die verstrickte Dienstagsfrage 42/2014

Diese Woche stellt das Wollschaf eine Frage von Jana:
Derzeit erweitere ich immer wieder meine Büchersammlung zum Thema Stricken.
Daher interessiert es mich, was eure Bibliothek bisher so beinhaltet.
Sind es Musterbücher, Grundlagenbücher, Bücher zu bestimmten Themen wie Socken oder Oberteilen?
Sind die Bücher in eurer Muttersprache geschrieben oder nutzt ihr auch andere Sprachen, um eure Erkenntnisse zu erweitern?
Habt ihr schon Muster aus den Büchern nachgestrickt, oder war es nur ein Spontankauf und die Bilder sind toll anzusehen?
Wie umfangreich ist eure Büchersammlung zu diesem Thema?
Müsst ihr die Bücher in den Händen halten können oder habt ihr auch Ebooks?
Dann hätte ich noch eine Frage:
Habt ihr Zeitschriften-Abos zum Thema Stricken?
Sind dies Offline- oder Online-Abos?
Oder kauft ihr regelmäßig Strickzeitschriften?
Welche Zeitschriften habt ihr? Gibt es welche, die euch enttäuscht haben?

Das ist ja diesmal ein ganzes Bündel von Fragen.
Ich habe zum Stricken in den vergangenen dreißig Jahren um die 600 Bücher angesammelt (bitte mal in meinen librarything-Katalog schauen), Zeitschriften/Periodika nicht mitgezählt. Darunter sind sowohl Grundlagenbücher als auch reine Musterbücher. Einige befassen sich mit bestimmten Themen (Mützen, Lace, Webmuster auf der Strickmaschine, …), viele enthalten vollständige Anleitungen für Oberbekleidung, ein paar erläutern, wie man eigene Designs emtwickelt.
Meine Strickbücher sind größtenteils in Englisch; ein kleinerer Teil ist in Deutsch. Ich habe aber auch Exemplare in Japanisch, Dänisch und Norwegisch. Man muss nur wollen, dann erschließen sich einem auch Inhalte in unbekannten Sprachen.
Selbstverständlich habe ich schon Diverses aus vielen der Bücher nachgestrickt, allerdings nicht aus jedem Buch etwas. Vieles würde mich reizen, aber meine freie Zeit ist leider begrenzt.
Ich stöbere gern in “echten” gedruckten Büchern, habe aber mittlerweile auch einiges nur als e-book auf dem Computer. Letztere haben den Vorteil, dass man sie leichter nach Schlagworten durchsuchen kann. Und wenn man mal etwas daraus stricken will, reicht es im allgemeinen, sich nur Auszüge auszudrucken.
Ich habe auch ein paar Zeitschriften in Papierform abonniert. Früher hatte ich mehr, aber einige wurden im Laufe der Jahre eingestellt, und andere entwickelten sich für mich enttäuschend, so dass ich die Abos nicht verlängerte. Online-Ausgaben kaufe ich gelegentlich, wenn sie im Preis herabgesetzt sind. Vor allem Interweave hat immer mal wieder Sonderangebote. Spontan im Zeitschriftenladen kaufe ich inzwischen kaum noch Strickzeitschriften.

Der Reißverschluss war schuld

Das Zusammennähen von gestrickten Teilen ist bei mir kein Problem. Ich mache das gern und fürchte mich auch nicht vor dem Einsetzen von Ärmeln mit Armkugeln. Die Zopfmusterjacke aus dickem Posh Flammégarn (“Vivienne Chunky”, nicht mehr erhältlich) lag jedoch über einen Monat fast fertig herum, weil ich erst Zeit und Mut finden musste, um einen Reißverschluss einzunähen. Nun ist das glücklicherweise geschafft, zwar nicht mit hundertprozentig geraden Nähten, aber wenn ich die Jacke trage, fällt das wegen meiner natürlichen Kurven überhaupt nicht auf. An mir sitzt sie prima.

Fitted Jacket with Cables

Die Jacke war im ersten “knit.wear”-Heft von 2011 unter der Bezeichnung “Fitted Jacket with Cables”. Dort hat sie Dreiviertel-Ärmel, was ich bei einer Jacke aus so dickem Garn ziemlich idiotisch finde. Deshalb hatte ich die Ärmel gleich länger gestrickt. Außerdem sollte sie eigentlich Knopflöcher bekommen. Laut Anleitung werden die im linken Vorderteil eingearbeitet. Knopflöcher in einem linken Vorderteil gehen aber für mich gar nicht; wenn, dann will ich sie rechts haben. Als ich zur Knopflöcher-Anweisung kam, hatte ich aber das rechte Vorderteil schon fertig und wollte es nicht wieder auftrennen. Deshalb musste ich nach einer anderen Verschlussmöglichkeit suchen. Ein Reißverschluss war die ideale Lösung. Damit gewann ich gleichzeitig etwas zusätzliche Weite, die sonst fürs Überlappen der Knopfleiste draufgegangen wäre.

Ein Nachteil ist, dass nun der Ausschnitt etwas weiter ist als ursprünglich vorgesehen. Da ich aber noch drei Stränge vom Garn übrig habe, werde ich mir dazu einen passenden Schal stricken, der mir den Hals warm hält.

Red-Heart-Rüschen

Als Zwischendurch-Projekt und weil ich es unbedingt mal ausprobieren wollte, startete ich vor zehn Tagen mit einem der Red Heart Garne, nämlich dem “Boutique Sassy Lace”. Das ist ein Spitzenband, das auf einer Seite in regelmäßigen Abständen Löcher zum Durchstechen hat. Ich zog gemäß Anleitung das innere Ende des Bandes aus dem Knäuel, nahm ebenfalls genau nach Anleitung vier Löcher auf die Nadel und begann, sie in glatt rechts abzustricken. Nach wenigen Reihen schon verdrehte sich das Band. Wenn Ihr also so etwas stricken wollt (ich bin mir nicht sicher, ob “stricken” dafür überhaupt die richtige Bezeichnung ist), dann sollte man das Band lieber von außen abwickeln. Von einem quer aufgehängten Besenstiel oder etwas Ähnlichem dürfte es am besten und ohne großes Verdrehen funktionieren.

Jabot bzw. Schal aus Red Heart Sassy Lace

Ich verstrickte das gesamte Band; und der fertige Schal bzw. das Jabot (so sieht es jedenfalls für mich aus) hat eine Länge von 2,2 Metern. Ich könnte mir diese Art von Gestrick auch gut als Garnitur an einem festlichen Kleid oder Top vorstellen, vor allem für Kinder. Für mich selbst ist es allerdings nichts; es passt nicht zu meinem Stil.

Alternativ ließe sich so ein Garn wahrscheinlich auf der Strickmaschine verarbeiten. Die Löcher am Rand könnte man direkt auf die Nadeln hängen und auf diese Weise eine Art Spitzenkante gleich an- bzw. einstricken.

Das “Secret Garden” Projekt

Vor drei Monaten habe ich begonnen, das Tuch “Mary Lennox” zu stricken. Mittlerweile bin ich beim vorletzten Teil, danach wird noch eine Bordüre quer angestrickt.
Die verschiedenen Muster und Kombinationen, die möglich sind, machen das Ganze sehr spannend. Am Ende dürfte es mehr als 250 unterschiedliche Interpretationen geben, die Varianten von Voll-, Dreiviertel- und Halbkreis nicht mitgerechnet. Hier ist ein Ausschnitt vom heutigen Stand:

Mary Lennox, Garden Section 5

Ein paar Fehler sind mir unterlaufen, aber wo Auftrennen oder Zurückstricken bei mittlerweile über 500 Maschen nicht mehr sinnvoll war, habe ich das Ganze einfach zurechtgeschummelt. Auffallen wird es sicherlich nicht.

Etwas irritierend an der Anleitung fand ich, dass sie in erster Linie für einen Vollkreis ausgelegt ist. Zwar ist angegeben, wie man Dreiviertel- und Halbkreis strickt, aber die Muster sind nicht immer sauber zentriert, und die Maschenangaben für die Randbereiche sind teilweise ungenau. Die meisten Stricker dürften sich aber davon nicht gestört fühlen. Nur korinthige Typen wie ich wollen natürlich, dass alles hübsch symmetrisch ist, vor allem weil das Tuch als Geschenk für eine sehr liebe und hilfsbereite Bekannte gedacht ist. Hoffentlich wird es noch rechtzeitig fertig.

Neue Kollektion von Red Heart

Schon vor ein paar Tagen bekam ich eine Benachrichtigung per Mail, dass die neue “Red Heart” Garnkollektion herausgekommen und und man mir ein Probe-Paket schicken würde. Gestern kam es an, und natürlich war ich sehr gespannt auf den Inhalt. Hier ist ein Foto:

Probepaket von Red Heart

Sofern ich es richtig interpretiere, setzt Red Heart nach wie vor einen Schwerpunkt bei Effektgarnen, speziell solchen, die man für die beliebten Rüschenschals einsetzt. Drei der Probestränge fallen in diese Kategorie, nämlich “Sassy Fabric”, ein Stoffband (mein Strang ist im Leopardenlook, das gefällt mir), “Sassy Lace”, ein Band aus breiter Spitze (in Rot, sehr schön) und “Boutique Chateau”, ein breites Netzband mit Fransenkante. Das dürfte die perfekte Grundlage für einfach zu arbeitende, aber effektvolle Weihnachtsgeschenke sein.

Außerdem gab’s zum Testen ein Knäuel “Lisa Big”, für das man auf der Website eine kostenlose Anleitung für einen Rundschal findet, sowie je ein Knäuel “Reflective” (prima für dunkle Wintertage), das Häkelmützengarn “Heads Up”, klassische Sockenwolle, weiches Babygarn und die feine “Comfy Wool”, eine reine Schurwolle in DK-Stärke. Mit dieser Auswahl zum Testen wird bei mir so schnell keine Langeweile aufkommen. Zusätzlich lagen noch kleine Etiketten zum Annähen dabei, damit man seine fertigen Teile professionell labeln kann.

Die verstrickte Dienstagsfrage 40/2014

Diese Woche gibt’s beim Wollschaf folgende Fragen:
Wieder einmal beschwört ein abwertender Artikel über handarbeitende Frauen einen Shitstorm in Netz herauf.
Was denkst Du?

Ohne das Wollschaf hätte ich, wie Alpi schon schrieb, überhaupt nicht gewusst, dass es diesen Artikel gibt. Ich lese sonst nicht die “Brigitte”, weil ich nicht zu ihrer Zielgruppe gehöre. Nicht mal im Wartezimmer beim Arzt oder beim Friseur, da stricke ich nämlich. Deshalb ist es mir auch herzlich wurscht, ob irgend jemand in irgend einer Redaktion irgend etwas Verallgemeinerndes schreibt und wenn ja, was. Allerdings finde ich es zum Brüllen komisch, dass ausgerechnet in einer Zeitschrift, die ich (möglicherweise falsch) vor allem mit Koch- und Bastelanleitungen assoziiere, jemand gegen Kochen, Basteln und dergleichen wettert. Wir haben aber glücklicherweise Meinungsfreiheit. Und einige der von Frau Fuhljahn genannten Punkte finde ich durchaus zutreffend.

Warum fühlen sich so viele Frauen sofort angegriffen und gehen in den Verteidigungsmodus, sobald jemand abwertend über Handarbeiten schreibt?
Man könnte meinen, der getroffene Hund bellt, und wem ein Schuh (Frauen lieben die ja angeblich in allen Farben und Formen) passt, der zieht ihn sich an. Meine Schuhgröße ist es jedenfalls nicht. Ich fühle mich weder angegriffen, noch habe ich das Bedürfnis, mich gegen Frau Fuhljahn zu verteidigen. Sie vertritt ihre Meinung und findet Martial Arts interessanter als manche Handarbeitsblogs. Wo sie recht hat, hat sie recht: Es gibt leider wirklich grottige Handarbeitsblogs. Es gibt vermutlich auch grottige Martial-Arts-Blogs, nur haben sich bisher wenige Leute auf die Suche nach ihnen gemacht.

Mangelt es der handarbeitenden Frauenwelt vielleicht einfach nur an dem Selbstbewusstsein, über solches Geschreibsel mit einem milden Lächeln hinwegzusehen?
Aber aber, liebes Wollschaf! “Geschreibsel”, was soll dieser (ab)wertende Begriff? 😉
Allerdings könnte Deine Vermutung durchaus korrekt sein. Um einigermaßen zufrieden zu sein, brauchen Menschen nun mal dreierlei: Arbeit, Anerkennung und Liebe. Wem es an sinnvoller Arbeit (das kann auch das Bedienen einer Registrierkasse im Supermarkt sein) mangelt, der bekommt häufig nicht genug Anerkennung. Und wenn die Anerkennung für die geleistete Arbeit fehlt, dann versucht man das eben zu kompensieren, indem man Anerkennung für etwas anderes, beispielsweise nutzloses Selbstgemachtes, erheischt. Der Wunsch nach Anerkennung ist zutiefst menschlich.

Anerkennung bekommt man übrigens am ehesten von Leuten, die beurteilen können, was man gemacht hat. Ein Marathonläufer kann am besten beurteilen, was ein anderer Marathonläufer in einem Rennen leistet. Ein Fachfremder wird kaum erkennen können, welche weltbewegende Entdeckung ein Forscher gemacht hat. Künftige Selbstmordattentäter fachsimpeln sicherlich über die letzten gelungenen Anschläge der eigenen Glaubensbrüder und -schwestern und wie viele Seelen durch sie in ein hoffentlich besseres Jenseits befördert wurden. Und nur wer etwas Nutzloses selbstgemacht hat, kann auch sachkundig die selbstgemachten Nutzlosigkeiten anderer einordnen und loben. Alle anderen verstehen schlicht nicht genug davon.
Liebe beleidigte Frauen, lehnt Euch zurück in Eure hoffentlich selbstgehäkelten Sofakissen, erkennt, dass Frau Fuhljahn keine Ahnung vom Selbermachen hat und vermutlich nur neidisch auf Eure nadelinduzierte Tiefenentspannung ist. Lasst sie reden bzw. schreiben, was sie will. Überlegt Euch, welche Schuhgröße Ihr tatsächlich habt und ob Ihr Euch jeden Schuh anziehen müsst, der entfernt mit Eurem Hobby zu tun hat, egal ob das nun Plätzchenbacken oder Aquarellmalerei ist. Es gibt wahrlich Wichtigeres, über das man sich aufregen könnte, wenn man denn unbedingt wollte.