Das muss so sein

Dieser Pullover hat ein Muster aus 10 Reihen breiten Streifen. Das Bild zeigt die Schulterpartie.

Schulterpartie: Das muss so sein

Als ich beim Stricken des Rückenteils die Unterkante des Halsausschnitts erreichte, waren erst acht Reihen mit dem hellen Garn gestrickt, und in der folgenden Reihe sollte die Schulterschrägung mit verkürzten Reihen beginnen. Es widerstrebte mir, für zwei ohnehin verkürzte Reihen noch einen Farbwechsel vorzunehmen. Also beschloss ich: Der oberste Streifen ist im Gegensatz zu den anderen Streifen nur acht Reihen hoch, und das muss so sein.
Schöner Nebeneffekt: Zwei Fäden weniger zu vernähen, kein Farbwechsel mitten in den verkürzten Reihen, eine weniger unruhige Schulterpartie, und es fällt nur auf, wenn man die Reihen zählt.

Die verstrickte Dienstagsfrage 34/2011

Das Wollschaf fragt diesmal:
Immer wieder liest man, dass Strickstücke fertig gestrickt sind, aber nicht zusammen gefügt werden.
Macht ihr die Auswahl eurer Projekte von der zu erwartenden Näharbeit abhängig?
Vielen Dank an Michaela für die heutige Frage!

Ich stricke gern Projekte wie Pullover und Jacken, und sie in Teilen zu arbeiten finde ich völlig okay, denn ich weiß, wie man ordentliche Randmaschen strickt und Nähte sauber schließt. Meistens stricke ich große Teile aus dünnem Garn sowieso mit Maschine, und da wäre die Umstellung auf Rundstricken wesentlich mühsamer als das Zusammennähen. Es käme mir deshalb nicht in den Sinn, eine Pullover-Anleitung auf Rundstricken umzukrempeln oder etwas gar nicht zu stricken, weil ich ach so große Furcht vor dem Zusammennähen habe. Für mich ist das eine ruhige, meditative Arbeit, bei der ich mit meinen Gedanken oft schon beim nächsten Projekt bin. Außerdem kann man einen großen Teil der Ausarbeitung (Schulternähte, Blenden) oft schon zwischendurch erledigen.
Was ich allerdings nicht besonders gern mache, ist das Zusammennähen von fitzeligen Kleinteilen, z.B. für gestricktes Spielzeug. Wahrscheinlich habe ich deshalb auch noch nie Spielzeug gestrickt.

Die verstrickte Dienstagsfrage 33/2011

Das Wollschaf fragt diese Woche:
Habt ihr eigentlich eine “Traumwolle”, die ihr mal gerne verstricken wuerdet (oder auch schon verstrickt habt)? Warum ist sie eure Traumwolle? Wegen der Qualitaet, der Farben, des Strickgefuehls? Und was wuerdet ihr daraus stricken oder habt ihr daraus gestrickt? (Bilder waeren nett!)
Vielen Dank an Connie für die heutige Frage!

Was Strickgarne betrifft, bin ich ziemlich anspruchslos. Naturfaser soll es sein, elastisch, temperaturausgleichend und, wenn möglich, strickmaschinengeeignet. Meine Lieblingsgarne bestehen aus schlichter reiner Schurwolle, z.B. “New Line” von Stahlsche Wolle (150 m auf 50 g) oder “Lana 200” von Lanarte (185 m auf 50 g), hier im Bild.

Lana 200 von Lanarte

Beide Sorten sind leider nicht mehr erhältlich. Reine Effektgarne reizen mich nicht. Handgefärbtes kann sehr schön sein, aber die Brauchbarkeit hängt für mich eben doch vom Material selbst ab. Seide, Kid Mohair und Baumwolle sind gelegentlich ganz hübsch, aber im Zweifelsfall mag ich am liebsten Wolle, die optimalerweise so gezwirnt ist, dass sie Fülle und Stand hat und nicht labberig herumhängt.

Ein nettes kleines Gestrick

Da mich der Stephen West Knitalong momentan nicht besonders reizt (es ist fraglich, ob ich damit überhaupt weitermache), habe ich etwas mehr an dem kleinen Schal “Arietta” von Åsa Tricosa gestrickt, mit dem ich vor knapp zehn Tagen begonnen hatte.

Kleines Tuch “Arietta”, Detail
Es ist ein hübsches Projekt mit einer sorgfältig geschriebenen Anleitung und weder langweilig noch zu schwierig. Es hat an der einen Seite eine schmale und an der anderen eine breitere Spitzenbordüre, die beide gleich mitgestrickt werden. Wie groß es letztlich wird, weiß ich noch nicht. Ich werde zunehmen, bis knapp die Hälfte des Garns verbraucht ist, und dann wird abgenommen. Somit brauche ich keine Sorge zu haben, dass das Garn nicht reicht.

Tuch “Arietta”, derzeitiger Stand
Zur Zeit ist das Tuch in leicht gespanntem Zustand etwa 35 cm lang.

Ist es auch Wahnsinn…

…so hat es doch Methode.
Der zweite Teil des KnitAlong-Tuchs von Stephen West ist durchgestrickt. Es waren 26 Reihen, und hinterher habe ich acht Fäden vernäht, je vier in zwei Farben.

abgeschnittene Fäden nach “clue 2”

Die Farben täuschen hier ein wenig, weil das eine Garn multicolor-gefärbt ist. Und nein, das Vernähen macht mir überhaupt keinen Spaß. Gerade in den Randbereichen mit den vielen Löchern ist es ziemlich mühsam.

Die verstrickte Dienstagsfrage 32/2011

Das Wollschaf fragt diesmal:
Über welches Strick- oder Häkelwerk habt ihr euch am meisten geärgert und warum?
Vielen Dank an Michaela für die heutige Frage!

Leider erinnere ich mich nicht mehr an alle 600-700 Stricksachen, die ich schon angefertigt habe. Es waren aber diverse Ärgernisse dabei, zum Beispiel dieser grün gestreifte Pullover aus reiner Baumwolle:

Das Ding wiegt gefühlt eine Tonne und wärmt so effizient wie ein nasses Handtuch. Für Wintertage also unbrauchbar, und wenn’s wärmer ist, bereitet einem das schiere Gewicht schon Schweißausbrüche. Ich mache seither einen großen Bogen um dicke Baumwolle. Höchstens mit etwas Kunstfaser-Beimischung ziehe ich sie noch in Betracht.

Ein weiteres Baumwoll-Projekt war vor einiger Zeit das “Drunter und Drüber”. Merkwürdigerweise ist das “Drüber” zu einem meiner meistgetragenen Kleidungsstücke mutiert, weil es sich über fast jedem Shirt gut macht, egal ob lang- oder kurzärmelig, während das “Drunter” inzwischen bei der örtlichen Kleiderkammer gelandet ist, denn ich wurde damit einfach nicht glücklich.

Es ärgert mich durchaus, wenn eine Strickarbeit nicht so gerät, wie ich es mir vorgestellt habe. Immerhin investiere ich Geld und Zeit und möchte dafür doch ein schönes Ergebnis haben. Misserfolge resultieren oft daraus, dass das verwendete Material nicht optimal für das jeweilige Projekt geeignet war. Man kann mit einem elastischen, stark gedrehten Garn eben kein filigranes Lochmuster erzeugen, und ein glattes Garn mit “Fall” statt Elastizität ergibt beim besten Willen keinen Pullover mit “Stand”, sondern bestenfalls ein Hängerchen.

In letzter Zeit habe ich mich mehrmals bei Mystery-KnitAlongs beteiligt und war leider oft enttäuscht vom Ergebnis. Wahrscheinlich ist mein Geschmack zu speziell und zu wenig massentauglich; auch ein etablierter Designername garantiert nicht, dass das geheimnisvolle Etwas sich hinterher harmonisch in meinen Kleiderschrank fügt und für mich brauchbar ist.

Bella Angora

Ich war schon immer ein Fan von Angora, Gefussel hin oder her. Das Material gefällt mir einfach, und auf sonderbare Weise passt es zu mir. Aber immer nur aufbewahren ist natürlich sinnlos, das Zeug muss auch mal verarbeitet werden.
Aus Altbeständen aus dem vergangenen Jahrtausend entstand an zwei Wochenenden mit tatkräftiger Unterstützung meiner Strickmaschine dieser schlichte Pullunder.

Angora-Pullunder, hellbeige

Zwei quer gestrickte Rechtecke mit leichter Schulterschrägung und flachem Halsausschnitt, seitlich kraus gestrickte Blenden, die die sehr tiefen Armausschnitte am Einrollen hindern, und ein Rippenbund in zwei rechts, zwei links, fertig. Je nach Laune und Wetterlage kann man darunter ein lang- oder kurzärmeliges Shirt tragen, und dank der tiefen Armausschnitte darf es auch eines mit weiten Ärmeln sein.
Noch ein Hinweis zur Größe: So ein Modell sollte nicht zu weit gestrickt werden. Die Armausschnitte, die ja gerade der Witz daran sind, kommen nur zur Geltung, wenn sie etwas auseinander klaffen und das Darunter sichtbar wird.

Wieder mal ein KnitAlong – A Knitalong, once again

Wieder einmal habe ich mich zum Mitstricken verlocken lassen. Diesmal geht es um ein Tuch entworfen von Stephen West. Und obwohl der erste Teil der Anleitung gerade mal 25 Reihen umfasst, durfte ich schon sieben Fäden vernähen, weil man es hier mit lauter kleinen Farbflächen zu tun hat. Der achte Faden hängt noch am Gestrick, er wird abgeschnitten und vernäht, sobald der zweite Teil der Anleitung so weit gediehen ist, dass sich genügend Platz zum Vernähen bietet, also in etwa einer Woche. Momentan ist alles noch recht winzig.
Ich hoffe inständig, dass es nicht mit dieser Menge von Mini-Farbflächen weitergeht, sonst fliegt das Ding in die Ecke.

Fadenenden, yarn ends

Once again I was tempted to join in and knit along. This time it’s a shawl designed by Stephen West. And although the first clue comprises no more than 25 rows, there were already seven ends to be sewn because this is all about small patches of colour. The eighth thread is still “on”, it will be sewn in as soon as the second part of the instructions has grown enough to give me some room for sewing, which is in about one week. For the time being, it is a very tiny piece of knitting.
I desperately hope that it won’t continue like this, with lots of miniature colour areas, or this project will very soon be tossed into the nearest corner.

Die verstrickte Dienstagsfrage 31/2011

Das Wollschaf fragt diesmal:
Die heutige Garnfarben scheinen mir “unreiner” als in den 80er oder zu Beginn der 90er Jahre. Sie leuchten bei gleichem Farbton weniger, sind “milchiger”, “schmutziger”, “melierter”, “verwaschener”. Und bei aller Buntheit ist die Farbwelt der Garne dadurch langweiliger und unscheinbarer geworden. Kaum noch ein Farbton ist wirklich als edel oder elegant zu bezeichnen, es ist viel 08/15 dabei. Die Tatsache, dass immer mehr Farbverlauf-Produkte in immer mehr Variationen auf den Markt geworfen werden, täuscht nur schlecht über die Tatsache hinweg, dass die wirklich edlen Farbtöne einfach nicht mehr existieren. Dabei meine ich nicht den eigenen Geschmack (ob einem Blau, Grün, Braun, Grau oder Pink steht, ist eine ganz andere Frage), sondern die Farbtonqualität. Mich würde interessieren, ob andere das auch so sehen, und ob sich damit das Angebot dem Markt angepasst hat, oder durch Kostensenkungen und andere wirtschaftliche Gesichtspunkte einfach an der Farbqualität gespart wird.
Vielen Dank an Martine für die heutige Frage!

Soweit ich es mit meinen nunmehr drei Jahrzehnten Strick- und Garnerfahrung beurteilen kann, sind Garnfarben und -strukturen überwiegend orientiert an der jeweiligen Mode. Und die Mode spiegelt in einem gewissen Maße die Lebenseinstellung der entsprechenden Epoche wider. Die 80er, das war die Zeit, in der die Frauen in die Businesswelt kamen. Ihre Kleidung war an die Anzüge der Männer angelehnt, strenge Kostüme und Hosenanzüge mit Schulterpolstern. Kaum jemand trug damals Kleider. Die Farben waren “cool” bis schrill, alle Nuancen waren wie nach Blau verschoben. Statt Grün gab es die verschiedensten Türkis-Töne, statt Orange gab es pink, statt warmem Rot unendlich viele Lila-Schattierungen. Gelb, Beige oder Braun kamen überhaupt nicht vor (die hatte man nach den 70ern offenbar satt), dafür fand man jede Menge Grau. Es waren durchgängig Farben, die mir überhaupt nicht stehen, und ich hatte damals echte Probleme, mich vernünftig anzuziehen.
Als ich dann Anfang der 90er in der Hamburger U-Bahn (Linie U1 zwischen Kellinghusen- und Hudtwalckerstraße, ich werde es nie vergessen) erstmals wieder eine Frau in Weinrot, Ocker und Moosgrün sah, war das für mich wie eine Erlösung. Allmählich wurden die kalten Leuchtfarben durch dezentere, tragbarere Töne abgelöst, und natürlich wirken solche Farben verwaschen und vielleicht auch “schmutzig”, verglichen mit grau-shockingpink-jadegrün.
Im Lauf der Zeit änderte sich das Bewusstsein hin zu mehr Ökologie, und damit wurden auch melierte und Naturtöne modisch. Ich machte innerlich Luftsprünge, als Beige endlich wieder Modefarbe wurde. Leider bekommt man diese Farbe mittlerweile auch nicht mehr, die Mode ist wieder zurück bei Grau. Aber wenigstens ist es nicht mehr das glatte, gelackte, kalte Grau von vor 30 Jahren, sondern eines mit mehr Eigenleben, so wie man heute auch z.B. im Berufsleben Menschen mit Persönlichkeit mehr schätzt als solche, die nur funktionieren wie Roboter.
Natürlich sind wir noch nicht am Ende der Entwicklung, denn es wird nie enden. In den nächsten Jahren wird sich das allgemeine Bewusstsein weiter verändern, in welche Richtung auch immer, und die Mode und damit auch die Modefarben werden folgen.

Zeit für Weihnachtsgeschenke

Schon vor fast vier Monaten wurde ein Tuch (der “Oslo Walk Shawl”) fertig, das ich eigentlich als Weihnachtsgeschenk gedacht hatte. Dann kam, zugegeben etwas unerwartet, der Muttertag dazwischen, und das Tuch wechselte vorzeitig den Besitzer. Umso dringender ist es jetzt natürlich, mit der Produktion der Weihnachtsgeschenke fortzufahren. Kleine Tücher, Schals und ähnliche nicht allzu große Gegenstände, die keine präzise Passform benötigen, eignen sich ganz gut für diesen Zweck.

Vorgestern begann ich deshalb mit einem weiteren Tuch, diesmal soll es “Elektra” (Ravelry-Link) von Romi Hill werden. Auch in dieses Modell werden Perlen eingestrickt. Ein paar Reihen sind schon fertig. Man bekommt zwar noch keinen richtigen Eindruck davon, wie das fertige Teil mal aussehen wird, aber das wird sicher noch.

Elektra, erste Reihen

Das Material ist Merinowolle von der Wollmeise in einem dunklen Gold-Ton (WD Jeton). Bei den Perlen handelt es sich um 4 mm no-name-Rocailles (aus dem Sonderangebot) in hell-oliv metallic von Perlen-Paula. Bis Weihnachten werde ich hoffentlich damit fertig.