Für mich ist es immer wieder spannend, die Fragen zu lesen, die von eher weniger erfahrenen Strickerinnen ins Forum gestellt werden. Häufig kann ich helfen, aber manchmal bin ich ratlos.
Dabei sind es nicht unbedingt die im Forum geschilderten Probleme, bei denen ich mich überfragt fühle. Nehmen wir nur mal „Sweater No. 14“ von My Favourite Things. Das ist ein schöner, schlichter Pullover mit lockerem Sitz, glatt rechts mit rundem Ausschnitt und Blenden in 2re-2li. Er gefällt mir sehr gut, und ich werde ihn mir wahrscheinlich stricken. Eine geeignete Garn-Kombination habe ich hier, und der Handstricktest ergibt schon ein angenehmes Gestrick. Ich werde natürlich auch noch eine Maschenprobe mit dem Grobstricker machen.

Die Anleitung für dieses Modell werde ich allerdings nicht kaufen. Da wird nämlich von oben herab nach unten gestrickt, und ich frage mich, weshalb. Aus meiner Sicht wäre es viel einfacher, in Gegenrichtung zu arbeiten. Gerade der Anfang, also Schultern und Ausschnitt, ist anscheinend kompliziert zu stricken oder wenigstens schwer verständlich beschrieben, wenn ich die Forumsanfrage dazu korrekt interpretiere.
Sind Anleitungen besser verkäuflich, wenn von oben gestrickt wird? Wäre es nicht sinnvoller, Gestricktes so zu konstruieren, dass das Nacharbeiten möglichst unkompliziert ist? Das scheint es in diesem Fall nämlich nicht zu sein. Und im Gegensatz zu meinem früheren Mathelehrer (Wahlspruch: „Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?“), schätze ich einfaches Vorgehen, wenn es gute Ergebnisse erbringt.
Es ist ein Kinderspiel, so einen Pullover auf konventionelle Art von unten nach oben anzufertigen. Ein breiter Streifen Rippenmuster, weiter in langweiligem Glattrechts, dann ein simpler runder Ausschnitt mit ein wenig betonter Abnahme; und die Maschen für die Ärmel werden aus der geraden Leibteilkante aufgenommen und zum Handgelenk hin gestrickt. So etwas schaffe ich ohne Hilfe. Und dass zur Fertigstellung ein paar Nähte geschlossen werden müssen, schreckt mich nicht im Mindesten. Das kann ich nämlich auch.