Wenn der Saum hochklappt

So manche Strickerin beginnt ihre Maschinen-Karriere mit einem Einbett-Gerät. Damit kann man Rippenblenden nur mit erheblichem Aufwand stricken, also fängt man ein Teil oft mit einem doppelten Saum an. Das Prinzip ist einfach: Start mit Kontrastgarn, eine Reihe Nylonfaden fürs spätere leichtere Abtrennen, einmal innere Saumhöhe, eine Kippreihe (sic!) mit großer MW, einmal äußere Saumhöhe, hochhängen, drüberstricken, fertig.
Die meisten Strickerinnen lernen dabei sofort, dass die lockere Kippreihe mit großer MW das Gestrick zum “Umklappen” veranlasst, und zwar so, dass die rechts gestrickten Seiten außen zu liegen kommen. Leider folgern nur die wenigsten daraus, dass der umgekehrte Fall, nämlich eine extra feste Reihe mit deutlich kleinerer MW, das Gestrick zur anderen Seite umklappen lässt.

Falten durch unterschiedliche Maschenweite

Das Gestrick auf dem Foto ist einfach glatt rechts gestrickt. Die Falten entstehen, indem abwechselnd zwischen mehreren Reihen mit “normaler” MW eine Reihe mit extra großer und eine Reihe mit extra kleiner MW gearbeitet wurde. Bei den extra lockeren Reihen klappt das Gestrick zur linken Seite. Bei den extra festen Reihen klappt es zur rechten Seite.
Was schließen wir daraus?
Eine einzelne sehr locker gestrickte Reihe lässt das Gestrick zur Links-Seite kippen. Oder: ist eine Reihe zu locker, dann kippt das Gestrick an dieser Stelle zur Links-Seite. (Das kann gewollt sein.)
Eine einzelne sehr fest gestrickte Reihe lässt das Gestrick zur Rechts-Seite kippen. Oder: Ist eine Reihe zu fest, dann kippt das Gestrick an dieser Stelle zur Rechts-Seite. (Das kann auch gewollt sein, ist es aber meistens nicht.)
Wenn also eine Blende oder ein Saum hochklappen, dann haben wir es mit einer zu fest gestrickten Reihe zu tun. Weshalb ist die Reihe zu fest? Weil hier zusätzlich Maschen vom Anfang auf die schon belegten Nadeln hochgehängt wurden. Was auf jeder Nadel hängt, ist damit doppelt so dick wie eine normale Masche. Strick man diese doppelt dicke Lage mit normaler Maschenweite ab, dann wird’s dort deutlich zu eng, weil das zusätzliche Garn in einer normalen Reihe keinen Platz hat. Und eine zu enge Reihe klappt hoch. Alles klar? 😉
Damit das nicht passiert und die doppelt so dicken Maschen genügend Raum haben, muss diese eine Reihe mit einer viel, viel größeren Maschenweite gestrickt werden. Dann klappt der Saum bzw. die Blende hinterher auch nicht hoch.
Einige Strickerinnen meinen nun, dass es sinnvoll wäre, die Rückseite des Saumes mit einer kleineren MW oder über weniger Reihen zu stricken als die Vorderseite. Die zusätzliche Höhe auf der Vorderseite soll den Saum ebenfalls vom Umklappen abhalten.

Saumrückseite

Leider funktioniert der Trick nur bedingt. Die zusätzliche Höhe bewirkt nämlich vor allem, dass der Saum sich nach außen beult. Schlimmstenfalls erhält man also einen Saum, der sowohl hochklappt als auch beult.

Der Saum beult sich

4 Gedanken zu „Wenn der Saum hochklappt“

  1. Hmm,
    gestrickt mit MW 6.2 und die “doppelte” Reihe immer mit MW 10, trotzdem klappt es immer nach außen hoch.
    VG
    Kreativmaus

  2. Hallo Kreativmaus,

    ja, doppelte Sockenwollstärke ist ganz schön dick. 🙂
    Strick mal die ersten beiden Reihen des Saums (die, die Du später hochhängst) mit Nähgarn. Beim Hochhängen dann MW 10 einstellen (auch wenn Dir das zuviel erscheint). Dann funktioniert es.

Schreibe einen Kommentar zu Kreativamus Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*