Verkettung glücklicher Umstände

Seit heute bin ich Besitzerin einer Heißklebepistole. Das hat eine kleine (etwa 30 Stunden) Vorgeschichte. Gestern fand ich nämlich im Anleitungsheft zum Hauptkatalog von Fischer Wolle die Anleitungen für gestrickte Ketten. Und um diese im Kettenverschluß endzumontieren, wird heißgeklebt.

Ich weiß auch nicht, was mich auf die Idee brachte, es mal mit einer gestrickten Kette zu versuchen. Vor allem war’s wohl die Tatsache, daß ich ein Garn gemäß der Anleitung (z.B. Fischer Scaletta, Lanartus Rio, Rödel Venezia etc., also das leiterförmige Polyamid-Bändchen) zuhause herum(f)liegen hatte. Ungeduldig, wie ich bin, probierte ich, es mit dem Grobi zur I-cord zu verstricken. Und das funktionierte großartig. Der Wickelanschlag ist ein wenig kitzlig, weil man aufpassen muß, das Garn um die vier Nadeln herumzuwickeln, ohne sich in einer Leitersprosse zu verheddern; aber das Stricken war überhaupt kein Problem. Drei Kordeln à 150 Reihen (= 75 gestrickte Reihen) waren schnell gemacht. Eine Schalperle besaß ich natürlich nicht, aber ein paar Fimo-Päckchen lagen da noch irgendwo herum — man soll nie etwas wegwerfen! Also zwei einigermaßen passende Farben herausgefischt und durchgeknetet (morgen habe ich bestimmt Muskelkater in den Unterarmen). Ein bißchen herum-marmoriert, dann über eine 12-mm-Stricknadel vier Riesenperlen geformt und ab in den Backofen damit. Durch die hübscheste (Ihr könnt Euch jetzt vorstellen, wie grauenvoll die anderen aussehen) fädelte ich dann die drei Strick-Kordeln und umwickelte die drei Stränge fest mit einem der Fäden. Dann kam die Heißklebe-Aktion, die Strang-Enden wurden in einen Kettenverschluß geklebt, den ich heute zusammen mit der Kleisterwaffe erstanden habe.

gestrickte Kette aus “Leiter-Bändchengarn”

Hier seht Ihr das Ergebnis. Für einen ersten Versuch finde ich es gar nicht übel. Diese Kette ist übrigens schon “verplant”, eine liebe Verwandte wird sie als Geburtstagsgeschenk bekommen.

Es ist noch reichlich Garn übrig. Und Lust auf mehr Kettengestrick habe ich auch noch. Die Heißklebepistole ist auch ganz heiß auf mehr Gekleister. Problematisch ist nur, daß die Einklebe-Kettenverschlüsse im Bastelladen ausverkauft sind, und vor Weihnachten kommen auch keine neuen mehr herein.

Woher kriege ich jetzt weitere Kettenverschlüsse?

Ein Strickgarn ersetzen

Wer nach einer Anleitung aus einer Zeitschrift, einem Buch oder dem Internet stricken will, kennt das Problem: Nicht immer hat man das Garn zur Verfügung, das in der Anleitung angegeben wird. Und so macht man sich auf die Suche nach einem Ersatzgarn, teils mehr, teils weniger erfolgreich, und gerade die Strick-Anfänger wissen oft gar nicht genau, wonach sie überhaupt Ausschau halten sollen.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach, und unsere Strick-Kolleginnen aus den angelsächsischen Ländern machen es uns schon seit langem vor: Das Garn muß dieselbe Maschenprobe ergeben. Mehr nicht! Die Lauflänge und die Zusammensetzung sind, pardon, wurscht. Die Lauflänge kann sogar irreführend sein, also bitte nicht danach richten!
Stimmt jedoch die Maschenprobe, dann kann man sich auch an der benötigten Meterzahl (nicht Gramm!) orientieren, also von Gramm auf Meter umrechnen, die entsprechenden Meter Garn kaufen und kann sich drauf verlassen, daß man genau soviele Meter wie angegeben benötigen wird.

Woher ich das weiß? Ich hab’s mal unfreiwillig ausprobiert, vor unglaublich vielen Jahren (1984, um genau zu sein). In einem Burda-Strickheft fand ich die Anleitung für einen Pullover im Bärentatzenmuster aus dem damals modischen Baumwoll-Bändchengarn.

Pullover im Bärentatzenmuster

Das Garn (80 m auf 50 g, und davon 17 Knäuel) konnte ich mir nicht leisten, aber das Muster gefiel mir, und ich probierte es mit einem Alpakagarn aus dem Sonderangebot (140 m auf 50 g) aus. Beide Garne waren nach üblichen Maßstäben überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Zu meinem allergrößten Erstaunen kam ich aber exakt auf die geforderte Maschenprobe aus der Anleitung. Ich strickte den Pullover nach und benötigte weniger als 500 g Alpaka dafür. Er paßte perfekt und war jahrelang einer meiner Lieblingspullis, bis er einmal versehentlich im Wäschetrockner landete.

Was für eine Entdeckung ich damals gemacht hatte, war mir lange Zeit überhaupt nicht klar. Aber es ist wirklich so: Die Maschenprobe muß mit der aus der Anleitung übereinstimmen, dann könnt Ihr jedes beliebige Ersatzgarn nehmen, das diese eine Voraussetzung erfüllt. Anderes Material? Völlig egal. Andere Lauflänge? Nebensächlich. Nur die Maschenprobe muß stimmen, dann braucht man ziemlich genau dieselbe Meterzahl Garn wie fürs Original.

Der Zweck heiligt die Mittel

Es war einmal eine ebenso patente wie organisatorisch begabte Strickerin, die schuf aus einer aktuellen Notlage ein kleines Wohltätigkeitsnetz, um anderen zu helfen. Sie hatte viele Freundinnen, die sie leicht mobilisieren konnte, und gemeinsam arbeiteten alle mit und halfen, was die Nadeln und Wollreste hergaben. Es wurden Muster gefertigt und spezielle Anleitungen geschrieben, und alles wurde kostenlos zur Verfügung gestellt. In der Folge wurde unsere Organisatorin geradezu berühmt und kam sogar in die Zeitung. Dennoch machte sie überhaupt kein Aufhebens um ihre Arbeit, sondern blieb still und bescheiden wie je.

Als es vom zeitlichen und finanziellen Aufwand her für sie unzumutbar wurde, alles allein zu erledigen, gab sie die Organisation in die Hände von zwei ebenso engagierten Frauen, die fürderhin die Sache mit derselben ruhigen Effizienz organisierten. Alles lief wie am Schnürchen.

Das ärgerte eine andere Frau, die ebenfalls gern mal gute Fee genannt sein wollte und überhaupt das Gefühl hatte, niemand habe sie richtig lieb oder lobe sie je genug. Deshalb überlegte sie, wie sie so etwas, wie sie meinte, besser aufziehen könnte. Sie suchte sich zwei Mitstreiterinnen. Aber auch zu dritt war schnell klar, daß sie niemals soviel erreichen würden wie unsere erste Strickerin, die problemlos hunderte von guten Strick-Geistern mobilisiert hatte. Also ersann unsere kleine Nachahmerin einen Trick. Sie ließ eine Website bauen, auf der sie verkündete, wie wunderbar und großartig ihre Aktion sei. Sie stellte niedliche Bildchen auf die Website, die willfährige und unterbeschäftigte Strickerinnen noch willfähriger machen sollten. Und sie nahm die Anleitungen, die frei verfügbar waren, schrieb sie ein wenig um, änderte hier ein Wort und dort einen halben Satz und fand nun, daß sie sie gut als ihre eigenen ausgeben könnte.

Die Website war nun so gut wie fertig, aber es galt noch, Besucher dahinzulocken. Also ging sie dorthin, wo sie sicher sein konnte, andere Strickerinnen zu finden, und hinterließ Nachrichten: Auf ihrer Website sei Info zu dieser wunderbaren und großartigen Aktion, nebst Anleitungen und niedlichen Bildchen, und vor allem gebe es ein Gästebuch, und alle sollten kommen und sich ins Gästebuch eintragen. Dabei sollten sie bitte vor allem angeben, woher sie über diese wunderbare und großartige Aktion erfahren hätten (denn unsere kleine Person war zu dumm, Logfiles auszuwerten, aus denen sie das ebensogut hätte erkennen können). Außerdem sollten sie bitte viel Lob und Zuspruch und Bewunderung hinterlassen, denn danach sehnte sie sich ja besonders.

Und die ersten Besucher kamen. Sie bestaunten die wunderbare und großartige Aktion, die niedlichen Bildchen und die schönen Anleitungen, hinterließen neben der Angabe, woher sie gekommen waren, viel Lob und Zuspruch und machten sich sofort ans Stricken, um der Besitzerin der Website möglichst schnell und möglichst viel Gestricktes zuzusenden. Denn die meisten Strickerinnen sind gutherzig und gutmütig, glauben alles, was man ihnen erzählt und tun alles, was man ihnen sagt, wenn es nur einer guten Sache dient. Ja, ich glaube sogar, sie würden einen Dateianhang mit einem offensichtlichen Virus drin anklicken, wenn man ihnen sagt, daß damit einem frierenden Kind auf dieser Welt geholfen wäre. (Ich kann Euch versichern, daß keinem einzigen frierenden Kind auf dieser Welt durch das Anklicken eines verdächtigen Dateianhangs geholfen wird, sondern Ihr müßt danach nur stundenlang Euren Computer neu installieren, aber das wißt Ihr hoffentlich selbst.)

Unsere kleine Nachahmerin las nun dankbar und glücklich, was ihr die Besucher ins Gästebuch schrieben. Soviel Lob und Zuspruch hatte sie ihr Lebtag nicht bekommen, und endlich fühlte sie sich zufrieden und anerkannt.

Dummerweise kam ihre wunderbare und großartige Aktion auch denen zu Ohren, die im ersten Wohltätigkeitsnetz aktiv gewesen waren. Es tauchten plötzlich unangenehme Bemerkungen auf an den Orten, wo sie alle Strickerinnen einlud, ihre wunderbare und großartige Website zu besuchen. Es kamen peinliche Fragen, woher denn wohl die schönen Anleitungen eigentlich stammten. Aber die kleine Person war nicht gewillt, all das Lob und die Bewunderung einfach aufzugeben und behauptete keck, wer hier peinliche Fragen stelle und unangenehme Bemerkungen mache, sei nur neidisch auf ihren wunderbaren und großartigen Erfolg.

Ich weiß nicht, ob diese Geschichte hier zu Ende ist oder ob sie noch weitergeht. Ich kann Euch nur sagen, daß sie wahr ist. Vielleicht ist sie der Beweis dafür, daß Frechheit siegt, der Zweck tatsächlich die Mittel heiligt und manche Menschen eben so wenig liebgehabt werden, daß sie ihr Geltungsbedürfnis auf andere Weise befriedigen müssen.

Die Füße im Feuer oder Die Heizer sind los

Kaum wird es ein wenig bis spürbar kälter, da tun die Bus-Chauffeure das, was ihre Berufsbezeichnung nahelegt: Sie heizen. Inwendig natürlich. Auch wenn es draußen um null Grad hat, soll es für den Fahrer drinnen so kuschelig warm sein, daß er nach wie vor seine kurzärmeligen Sommerhemden tragen kann, ohne auch nur ein Frösteln zu verspüren. Daß die Klientel, wegen der Außentemperatur zwangsläufig in dicke Jacken eingemummelt, bei knapp 30 Grad plus schier den Hitzetod stirbt, ist dabei uninteressant. Auch daß man sich im zusätzlich schweißtreibenden Gedränge seiner Jacke nicht entledigen kann, weil der Platz für die dafür notwendigen Bewegungen nicht reicht, spielt keine Rolle (ganz abgesehen davon, daß bei Erreichen des Fahrtziels keine Gelegenheit besteht, die Jacke rechtzeitig wieder anzuziehen, bevor man sich draußen eine Lungenentzündung holt).

Besonders infam aber wird aber denen mitgespielt, die auf der rechten Seite am Fenster sitzen. Dort verläuft in Bodennähe die Haupt-Heizschlange, und es ist ganz erstaunlich, welche Temperaturen sie erreichen kann, wenn der Fahrer das möchte. Das Unheil kündigt sich an durch das plötzliche Aufdröhnen des Gebläses. Das Heizwerk ist von bewundernswerter Effizienz. Weniger als zwei Minuten nach dem Einschalten erreicht die Temperatur in Bodennähe, wo man normalerweise seine Füße aufbewahrt, geschätzte 60 °C mit steigender Tendenz. Wer Schuhe aus Kunststoff trägt, hat schlechte Karten und muß befürchten, daß sie zu schmelzen beginnen. Lederschuhe werden gründlich gedörrt, ebenso wie die darin befindlichen Füße. Wenn ich wüßte, wo es Schuhwerk aus schwer entflammbarem und hitzedämmendem Material gibt, würde ich sofort eine Grundausrüstung ordern. Vielleicht sollte ich mal bei der örtlichen Feuerwehr nachfragen?

In der Zwischenzeit hoffe ich, daß es bald wieder Frühling wird.

On Schedule

Innerhalb einer Woche habe ich es geschafft, das Rückenteil von “St. Enda” fertigzubekommen. Ich bin über mich selbst erstaunt. Normalerweise brauche ich für solche Muster und Teile die vierfache Zeit.
Da ich lieber mit offenen Maschen als mit abgeketteten Kanten arbeite, habe ich sämtliche Maschen auf der Nadel gelassen.

Wenn man Zopfmuster so abkettet, wie sie erscheinen, wird die Abkettkante fast immer viel zu breit, verglichen mit dem Zopfmuster, das sich ja zusammenzieht. Deshalb bin ich schon vor längerer Zeit dazu übergegangen, die Linksmaschen, die direkt neben den Rechtsmaschen eines Zopfes liegen, in der Abkettkante oder Schulternaht einfach mit diesen Rechtsmaschen zusammenzustricken, sie sozusagen unter den Rechtsmaschen verschwinden zu lassen. Dadurch wird die Abkettkante nicht breiter als das Muster. Ich kenne kein Strickbuch, in dem das vorgeschlagen wird. Sollte ich die erste sein, die darauf gekommen ist?

Die Maschen für den Halsausschnitt bleiben “live”. Ich kann sie später so, wie sie sind, weiterverarbeiten. Wieviele Maschen ich für den Ausschnitt genau benötigen werde, weiß ich noch nicht. Der Halsausschnitt im Buch ist für meinen Geschmack zu breit. Da wird sich dann noch eine Lösung finden. Voraussetzung ist nur, daß die Maschenzahl durch 7 teilbar ist, damit das Bündchenmuster genau darin aufgeht.

Terminsache

Seit langem liegt ein Kilo Rowan Magpie Aran in Farbe “Teal” in meinem Vorrat. Magpie Aran ist ein wundervolles Garn, weich und kuschelig, und es verstrickt sich fast wie von selbst. Allerdings ist es für die Waschmaschine nicht geeignet. Leider gibt’s diese Qualität nicht mehr bei Rowan. Zu schade!

Schon seit längerem war ich auf der Suche nach DEM Modell, das ich aus diesem Traum von einem Garn stricken könnte. Zu dick und zu aufwendig durfte es nicht sein, denn mit nur einem Kilo kommt man bei Aranmustern nicht allzu weit. Zu langweilig wollte ich es auch nicht haben, denn das fertige Modell ist für einen ganz besonderen Menschen gedacht (nein, nicht für mich). Ich denke, ich habe das Richtige gefunden: Es wird “St. Enda” aus dem Buch “Aran Knitting” von Alice Starmore. Im Buch ist zwar ein anderes Garn angegeben, aber die Lauflänge stimmt überein, und ich komme auch mit der Maschenprobe exakt hin.

“St. Enda” aus “Aran Knitting” von Alice Starmore

Ich stricke das Modell ein klein wenig schmaler und kürzer, weil es für einen eher zierlichen Menschen vorgesehen ist. Dank des Sandmusters am Rand ist die Änderung aber unkritisch. Später beim Schulterstreifen werde vermutlich ich ein bißchen umdesignen müssen, aber bis dahin ist es noch ein Weilchen.

Als Termin für die Fertigstellung habe ich mir übrigens das Jahresende gesetzt. Ich bin gespannt, ob ich es in dieser für mich recht kurzen Zeit schaffe. Um mich voll auf dieses Projekt konzentrieren zu können, habe ich “Lövlund”, bei dem das Rückenteil fertig und das Vorderteil immerhin schon angeschlagen ist, kurzerhand in den Winterschlaf geschickt.

Noro Revisited

Heute war’s in der Post: “Noro revisited” von Cornelia Tuttle Hamilton. Ich habe bereits ihre beiden ersten Bücher und finde, dieses ist nochmals eine Steigerung. Man findet weniger wuchtige Noro-typische Zopfmuster, dafür zartere Strukturen und zurückhaltendere Farben.

“Noro Revisited” von Cornelia Tuttle Hamilton

Gut, nicht mit jedem der 22 Modelle kann ich etwas anfangen. Der gewaltige “Orsa”-Shawl, für den man zwei Personen allein zum Drapieren benötigt, ist für mich sicher äußerst entbehrlich. Aber einige Modelle kommen sofort auf meine Wunschliste. Ganz oben steht “Kolsva”, ein kuscheliger Traum mit einem tiefen runden Ausschnitt. “Mora” mit seinen diagonalen Linien hat Witz, “Danbyholm” hat eine schöne Kragenlösung, und “Ängelsberg” macht das Beste aus dem Farbverlauf. Für dieses Modell würde ich mir eine Anleitung für Erwachsene wünschen.
Ganz großes Lob an die Designerin: Mit “Avesta” hat sie es gewagt, ein Modell in Übergröße an einem adäquaten Körper zu präsentieren!

Gute Nachrichten für die Rentenkasse

Gestern traf ich mich mit einer Bekannten, die ich übers Internet kennengelernt habe. Wir haben dasselbe Hobby. Sie ist ebenfalls begeisterte Strickerin, allerdings hat sie zur Zeit etwas anders gelagerte Interessen. Sie erwartet nämlich im April ein Baby. Und damit das Kleine nicht nur von den Großmüttern bestrickt werden muß und vor allem keine kalten Füße bekommt, sorgte ich schon mal für die Schuhe.

Babyschuhe aus Sockengarn mit I-cord-Bindebändern

Sie sind auf dem Feinstricker (4,5 mm Nadelabstand) aus einem Rest Sockengarn nach meiner eigenen Anleitung gestrickt. Die Bindebänder sind in I-cord-Manier über drei Maschen und 120 Reihen gestrickt.

Tarnnetz?

Lövlund von Cornelia Tuttle Hamilton, Anfang
Nein, dies ist der Anfang von Cornelia Tuttle Hamiltons “Lövlund”. 🙂 Ich finde dennoch, das Gestrick sieht ein bißchen aus aus wie ein NATO-Tarnnetz. Wahrscheinlich liegt das auch an der Farbe, einem dunklem Moosgrün.

Das Garn — Hana Silk — hat eine sehr eigenwillige Struktur. Es wird zwar als Bändchengarn bezeichnet, sieht aber genau genommen aus wie ein gekettelter Faden mit einer Art Flor aus Schlaufen an einer Seite. Diese Flor-Schlaufen können sich frei bewegen und erzeugen die blättchenartigen Strukturen im Gestrick. Das Garn läuft nicht besonders glatt über die Nadeln, man muß immer ein bißchen den Faden nachziehen und oft auch die Maschen vor dem Abstricken etwas lockern. Aber interessant ist es schon.

Übrigens habe ich dieses Teil insgesamt dreimal angefangen. Beim ersten Mal strickte ich genau nach Anleitung, also praktisch glatt links, und die Zacken rollten sich wie verrückt. Beim zweiten Mal versuchte ich, das Einrollen zu vermeiden, indem ich mit Krausreihen im Muster begann, und dabei verzählte ich mich jämmerlich. 🙁 Beim dritten Mal startete ich mit ungemusterten Krausreihen und einem sehr losen Anschlag, und damit sieht es nun ganz passabel aus.

Backtag

Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn, der mittels suggestiver olfaktorischer Halluzinationen (“ich rieche Nelken und Kirschwasser” ) selbigem Wunsch noch Nachdruck zu verleihen wußte, ging ich heute ans Werk, eine Linzertorte zu backen.

Was die Teigzutaten betrifft, variiere ich gern. Sowohl mit Hasel- als auch mit Walnüssen (und natürlich kombiniert) geht es prima. Auch Mandeln eignen sich gut, man sollte sie allerdings nicht häuten. Das macht (zumindest bei mir, in meinem einzigen derartigen Versuch) den Teig sehr krümelig. Der Tortenvernichter seinerseits besteht darauf, daß ausreichend gemahlene Nelken, Zimt und ein gehöriger Schuß Kirschwasser in den Teig kommen.

Keine Kompromisse gehe ich beim Belag ein. Da muß es säuerliche Johannisbeermarmelade sein, um geschmacklich einen Kontrast zum süßen Teig zu erzielen. Weil es solche Marmelade nicht zu kaufen gibt, koche ich sie selbst.

Wenn in Bäckereien und Konditoreien Linzertorte angeboten wird, hat sie fast immer ein dickes Teiggitter drauf, so dick, daß man von der Marmelade nichts mehr sieht oder schmeckt. Ich mag’s aber lieber zart und dünn. Der Teig für die Gitterstäbe wird deshalb dünn ausgerollt und in ziemlich schmale Streifen gerädelt. Mit Hilfe eines langen Messers lassen sich die Streifen dann auf die Marmeladeschicht transportieren.

So sieht sie aus:

Linzertorte

Eigentlich soll sie nun mindestens zwei Wochen gut verpackt durchziehen, damit die Aromen sich besser entfalten können. Aber meine langjährigen Beobachtungen haben gezeigt, daß so eine Torte natürliche Feinde hat, die sich schneller bewegen können als sie. Das schränkt die Lebenserwartung erheblich ein.

Und hier ist das Rezept, falls es auch unter den Lesern das eine oder andere Schleckermäulchen gibt:

Für den Teig:
200 g Mehl
1 gestrichener Teelöffel Backpulver
100 g Zucker
2 Teelöffel Vanillezucker
je 1 gestrichener Teelöffel Nelken und Zimt, gemahlen
1 Schuß Kirschwasser
1 Ei
125 g Butter
125 g gemahlene Mandeln, Haselnüsse oder Walnüsse

Für den Belag:
1 Glas (340 g) Johannisbeermarmelade
1 Eigelb
1 Esslöffel Milch

Alle Zutaten für den Teig miteinander verkneten. Teig 30 Minuten kühl stellen. Dann drei Viertel des Teigs gleichmäßig in eine gefettete Springform (26 cm Durchmesser) oder Tortenform (28 cm Durchmesser) verteilen. Ich nehme dafür ein kleines Teigrädchen, mit dem man in der Form herumrollen kann. Dann muß man sich nicht mit zerreißenden Teigplatten herumärgern.
Einen kleinen Teigrand hochziehen. Auf dem Teig die Johannisbeermarmelade verstreichen.
Das restliche Teigviertel auf der bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen und schmale (maximal 2 cm) Teigstreifen ausrädeln. Mit Hilfe eines langen Messers anheben und auf der Marmeladenfläche zu einem Rautengitter arrangieren.
Eigelb und Milch in einem kleinen Gefäß miteinander verquirlen. Das Teiggitter und den Kuchenrand damit bestreichen.
Im vorgeheizten Backofen bei 180°C (Umluft 160°C) 45 Minuten backen.
Fest in Alufolie verpackt und außerhalb der Reichweite von Fressfeinden hält sich dieser Kuchen mehrere Wochen.