Der Rock ist fertig

Jetzt kann ich ihn anziehen. Er paßt wunderbar. Die Knopfleiste an der linken Seite ist von oben bis unten aufknöpfbar, die an der rechten Seite dient nur zur Dekoration.
Die Druckknöpfe habe ich mit einem Schlosserhammer eingeschlagen, für dessen Beschaffung einer meiner stets hilfsbereiten Kollegen (was würde ich nur ohne die machen?) gesorgt hatte.

Ich muß einen interessanten Anblick geboten haben, wie ich heute im Schein der Abendsonne vor meiner Wohnungstür auf dem Waschbeton kniete und auf der obersten Stufe erst Löcher und dann Knöpfe in ein zusammengeknautschtes Stoffbündel stanzte. Vor der Haustür kniend deshalb, weil man zum Einschlagen einen wirklich stabilen Untergrund benötigt; und die Tische in der Wohnung (selbst der Elefantentisch mit seiner 4 cm dicken Massivholzplatte) hätten derlei Aktivitäten nur mit äußerster Mißbilligung hingenommen. rotgestreifter Seersucker-Rock

Rock, Innenseite mit Aufhängerband
Besonders stolz bin ich übrigens darauf, daß ich daran gedacht habe, beim Annähen des Rockbunds zwei Streifen Zwirnband zum Aufhängen des Rocks zwischenzufassen. Solche Kleinigkeiten vergesse ich normalerweise, und in den handelsüblichen Nähanleitungen steht so etwas auch nicht drin. Weshalb eigentlich nicht?

Rock, Rock, Rock…

Es muß etwa 1984 gewesen sein, zur Zeit der Netzhemdchen, als ich mir einen Vierbahnenrock aus Streifenstoff nähte, bei dem die Streifen teils längs und teils quer verliefen. Ich habe diesen Rock sehr gern gemocht, aber irgendwann war er unmodern, abgetragen und sowieso zu klein.

Seit längerer Zeit plane ich nun schon, mir wieder etwas Ähnliches zu nähen. Geeigneten Streifenstoff hatte ich seit mindestens drei Jahren herumliegen. Inzwischen ist auch die Rohfassung, gerade Teile frei Schn…, soweit fertig. Der Rock hat vier Schlitze, wo die vier Bahnen teilweise übereinander liegen. Vorn links soll er mit Druckknöpfen geschlossen werden. Rock aus rotgestreiftem Baumwoll-Seersucker

Leider hat dieses Modell einen bösen Fehler: Ich habe die vordere und hintere Rockbahn viel zu weit bemessen. Jetzt muß ich diese Bahnen heraustrennen und schmaler machen, damit alles halbwegs paßt.

Mal gucken, wie mir das Resultat dann gefällt.

Exkurs über die Auswirkungen der Fußball-Weltmeisterschaft auf die psychische Belastbarkeit einer Minderheit der weiblichen Arbeitnehmerschaft Süddeutschlands

Eigentlich wollte ich hier gar nichts über die WM schreiben. Aber eines muß ich loswerden: Ich bin heilfroh, wenn der ganze Zinnober endlich vorbei ist, damit ich nicht mehr täglich ab 23:00 bis open end den obligatorischen Auto-Korso ertragen muß.
Nach der sechsten Nacht in Folge ohne ausreichenden Schlaf (Ohropax hilft auch bei geschlossenen Fenstern nur bedingt gegen Hupkonzerte) werde ich nun extrem reizbar.

Verschlußsache

Heute hat ein Hausbewohner im Schloß einer von mehreren Parteien genutzten Zwischentür seinen Schlüssel abgebrochen. Die Folge: Die Tür, einziger Zugang zu mehreren Wohnungen, war unpassierbar. Besagte weitere Parteien, darunter auch ich, gelangten nicht in ihre Wohnungen.
Ist es eigentlich in so einem Fall zuviel verlangt, daß der Verursacher sich möglichst sofort mit dem Hausmeister oder sonst einem Fachmann in Verbindung setzt, damit der Schaden schnellstmöglich behoben wird? Aber nein, nix. Lieber weggehen und vermutlich bei der Freundin übernachten.

Infolge des Zusammentreffens mehrerer glücklicher Zufälle und da ich in manchen Situationen ziemlich erbarmungslos unschuldige Aushilfshausmeister herbeizuzitieren in der Lage bin, hat es dann nur eine knappe Stunde zusätzlich gedauert, bis ich endlich wirklich zuhause war. Aber es hätte auch viel unangenehmer ausgehen können.
Wenn ich den Kerl erwische, der das angestellt hat und dann einfach abgehauen ist, werde ich ihm ein paar Takte erzählen…

Kritikfähigkeit

Da das Umgehen mit Kritik beziehungsweise der Mangel daran gerade in einigen Bereichen des Strick-Internets thematisiert wird, möchte ich hier meine Ansichten dazu schreiben. Kritik ist erwünscht. 😉

Als Mitglied in diversen Mailinglisten und gelegentliche Leserin etlicher Blogs sehe ich natürlich, daß und wie Strickerinnen immer wieder ihre neuesten Werke zeigen und dafür Lob erwarten und erhalten. Lob! Viel Lob! Uneingeschränkt natürlich! Kritik im Sinne von “könnte man besser machen” kommt dagegen fast nie und wäre wohl für viele Bilderzeigerinnen auch ein böser Schock. Warum eigentlich?
Konstruktive Kritik (und nicht so sehr Lob) hilft mir, meine Arbeit in einem anderen Licht zu sehen, Fehler oder Probleme zu erkennen, die mir vorher nicht bewußt waren, nach Lösungen zu suchen und meine Fähigkeiten und Kenntnisse generell auszubauen und zu erweitern.

Kritik ertragen muß man lernen, kann man lernen, sollte man unbedingt lernen! Wenn wir unser erstes Werk, ob es eine Socke ist, eine Website oder ein Aufsatz, vorzeigen und zunächst eine Liste von Beanstandungen erhalten, wirft uns das natürlich um, kränkt uns womöglich sogar. Aber haben wir uns überlegt, wieviel Mühe sich der Kritisierende für uns gemacht hat? Er/sie hat sich für uns Zeit genommen, hat sich unsere Arbeit vermutlich genau angeguckt und ist der Ansicht, daß in uns allerhand Potential steckt und wir noch viel mehr erreichen könnten. Jetzt nachzulassen und womöglich zu schmollen hieße, den fast sicheren Erfolg zu verschenken. Wer wird denn so dumm sein? Nur noch ein bißchen mehr Anstrengung, und wir erschaffen ein kleines Meisterwerk!

Natürlich ist nicht jede Kritik sofort ermutigend, manchmal ist sie ungeschickt formuliert, womöglich sarkastisch, scheinbar unsachlich. Dagegen hilft es, sich ein dickes Fell wachsen zu lassen, wenn möglich mitzulachen (das befreit ungemein) und ggf. nachzufragen, wenn man wirklich mal etwas nicht verstanden hat. Und dann sollte man es nicht beim Nachfragen belassen, sondern tatsächlich auf die Kritik reagieren und, wenn möglich, die Vorschläge umsetzen. Wir sind dankbar für das Feedback, das uns ja auch zeigt: Man schätzt unsere Arbeit, man möchte, daß wir uns verbessern.

Es gibt inzwischen eine ganze Berufssparte, die professionell kritisiert. Dazu gehören z.B. Image-Berater oder Leute, die Coaching machen. Sie lassen sich von anderen dafür bezahlen, daß sie sie kritisieren. Und wir bekommen die Kritik von unseren Strick-Genossinnen sogar kostenlos! Wir müssen uns nur entschließen, sie zu akzeptieren. Das kann uns mehr bringen als so manches Sockenwollpaket im Sonderangebot.

Gestern hielt ich mich noch für unentschlossen, aber heute bin ich mir nicht mehr so sicher

Rechtzeitig vor dem langen Wochenende hielt ich Ausschau nach einem neuen Unterwegs-und-Handstrick-Projekt. Meine Wahl fiel ziemlich spontan auf das “Lots-of-choices”-Top von Sally Melville aus ihrem Buch “The Knit Stitch”.

“Lots-of-Choices” Top von Sally Melville

Einfaches Muster, simple Ausarbeitung, und passendes Bändchengarn fand sich auch noch in meinem Fundus. Zwar in zwei verschiedenen Farben, aber Streifenmuster sind doch auch nett — oder? Erst bei näherem Nachlesen ging mir auf, daß Farbwechsel am Rand bei diesem Modell nicht wirklich machbar sind. Die seitlichen Kanten bilden später nämlich die vordere und hintere Knopf(loch)leiste. Also jedes Teil in einer der beiden Farben, das müßte doch passen — oder? Freilich hätte ich mir gewünscht, jeweils, egal wie herum ich das Modell trage, rechts über links knöpfen zu können. Dazu sollte man aber schon beim Stricken des ersten Teils wissen, wo man die Knopflöcher einstrickt. Ohne zu wissen, wie lang die Kante letztlich wird, ist das aber ein schwieriges Unterfangen. Ich überlegte hin und her, zog einen Moment lang sogar einen Reißverschluß in Betracht (nein, zwei natürlich, für jede Seite einen) und kam schließlich zu dem Schluß, daß dieses Modell in dieser Form für meine Zwecke und meinen Garnvorrat ungeeignet ist. Schade.
Aber das Muster gefiel mir. Und so redesignte ich eine “normale” Weste mit V-Ausschnitt mit später anzustrickenden Leisten und machte mich frohgemut ans Stricken.

krausgestrickt mit Hebemaschen in Streifen

Dies ist dabei herausgekommen, und ich denke, ich werde doch alles wieder aufziehen. Das Muster schluckt ziemlich viel Material, und da ich “mein” Modell länger als nur 48 cm haben möchte, wird es knäpplich. Rein rechnerisch dürfte ich an dieser Stelle nicht mehr als 25 % meines 500-g-Vorrats verbraucht haben. Tatsächlich wiegt das Teil aber schon 150 g, und ein bißchen bräuchte man ja auch noch für die vorderen und Ärmelkanten.
Nun muß ich mal überlegen, was stattdessen aus dem Garn werden kann.

Sommeranfang

Meteorologisch jedenfalls. Die Außentemperatur ist einstellig, der Himmel düster, und am westlichen Horizont dräut bereits dunkelbläulich, was sich im Verlauf der nächsten Stunden über uns ergießen wird.
Ich wollte eigentlich auch nur sagen, daß ich nach längerem Überlegen rekonstruieren konnte, wer schuld an dieser meteorologischen Misere ist: Ich bin es.
Ja, exakt. Murphy’s law und ich, um genau zu sein.

Wie konnte das passieren? Nun, wir hatten bekanntlich einige schöne Tage Anfang Mai. So schön, daß ich mich unvorsichtigerweise länger als zehn Minuten in die Sonne setzte, prompt einen Sonnenbrand und Sonnenallergie (mit juckenden Pickelchen und miserabligem Allgemeinbefinden) bekam und am nächsten Tag beim Discounter ein Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 30 erstand.
Tja, das war’s, das hat gereicht. Seither ließ sich die Sonne nicht mehr blicken. 🙁

Mit Besserung dieses Zustands ist wahrscheinlich zu rechnen, sobald eine von folgenden Bedingungen erfüllt ist:
a) Die Flasche mit dem Sonnenschutzmittel wird aufgebraucht. Zugegeben, das ist unter den gegebenen Umständen nicht sehr wahrscheinlich. Oder kann man das Zeug auch zu etwas anderem als Sonnenschützen verwenden? Als Pflanzendünger, Möbelpolitur, Ungezieferbekämpfung?
b) Das Haltbarkeitsdatum läuft ab, und das Mittel muß weggeworfen werden, also sicher nicht vor 2008.
c) Die Flasche wird unauffindbar verlegt.
Ich sollte mal darüber nachdenken…