Bodenlos

Ich mag Käsekuchen in fast jeder Spielart, außer mit Schokolade. Nicht dass ich etwas gegen Schokolade per se hätte, ganz im Gegenteil. Aber sauer zusammen mit schokoladig wirkt verstörend auf meine Geschmacksnerven. Sauer mit Frucht hingegen ist immer in Ordnung.

Besonders gern mag ich es, wenn so ein Käsekuchen weitgehend pur daherkommt. Mit anderen Worten, Käsekuchen-Unterböden sind in meinen Augen entbehrlich. Nun gibt es aber Rezepte, die traditionell und standardmäßig einen Boden aus anderem, nennen wir es „Material“ haben, vielleicht wegen der Statik. Dazu gehören die American Cheesecakes, für deren Böden Butter und gegebenenfalls zusätzlicher Zucker vermanscht werden mit Industriekeksen, die hauptsächlich aus dem Chemiebaukasten zu stammen scheinen. Das muss man sich nicht antun.

Es war somit Zeit für ein Experiment. Zwar ist mir New York Cheesecake immer noch etwas suspekt, weil sein Hauptbestandteil Frischkäse doch relativ wenig Eigengeschmack mitbringt. Aber probieren kann man es ja. Ich richtete mich weitgehend nach diesem Rezept, ließ aber natürlich den Keksboden weg und bereitete nur die halbe Menge zu. Außerdem ersetzte ich den Vanille-Extrakt durch frischen Zitronen-Abrieb und gab den Saft der ganzen Zitrone dazu. Sicherheitshalber kam der Teig in eine flexible Silikon-Backform; daraus lässt sich fast jeder Kuchen unfallfrei lösen.

Bei der Zubereitung hielt ich mich an den Hinweis, nicht zu stark oder zu lange in der Masse herumzurühren. Auch die Angaben zu Temperaturen sowie Back- und Ruhezeiten beachtete ich gewissenhaft. Und über Nacht bewahrte ich den fertigen Kuchen in der Backform im Kühlschrank auf.

Am folgenden Tag kam dann der große Moment. Da Silikonformen konisch sind und am Boden etwas enger als am oberen Rand, war Stürzen die beste Option, um den Kuchen aus der Form zu holen.

Es gelang mir mühelos und ohne jegliche Beschädigung des Kuchens. Und dabei zeigte sich, dass der übliche Kekskrümel-Boden hier fehl am Platz gewesen wäre. Nach dem Stürzen wäre es nämlich ein Krümel-Belag gewesen. Die eigentliche Kuchenmasse wiederum ist recht zart, nochmaliges Umdrehen erschien mir riskant.
So wie ich den Kuchen zubereitet habe, ist er sicherlich nicht originalgetreu, aber geschmacklich sehr gelungen. Wer möchte, serviert ihn mit einer Fruchtsauce; er schmeckt aber auch pur.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*