Ich hab mal eine Frage

Vor einiger Zeit bestellte ich mir ein Sale-Paket mit Strickbüchern und Zubehör bei Topp-kreativ. Das Paket enthielt unter anderem eine Blisterpackung mit drei Rundstricknadeln in den Stärken 4, 6 und 8 mm, angeblich „passend für die gängigen Garnstärken“. Letzteres kann ich zumindest für mich nicht bestätigen, da meine „gängigen“ Nadelstärken im Bereich 2,25 bis 4,5 liegen. Eine 6-mm-Nadel verwende ich sehr selten; eine 8-mm-Nadel besitze ich zwar, aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich sie zuletzt benutzt habe.

Die Nadelstärke ist nicht das einzige, das ich an dieser Packung fragwürdig (siehe Überschrift) finde. Auch die Tatsache, dass die Nadeln eng zusammengeschnürt verpackt sind und somit eine Tendenz zu Dauerwellen haben, lässt mich weitgehend unbeeindruckt. Wellige Seile lassen sich glätten, wenn man sie kurz in sehr heißes Wasser taucht. Die Spitzen, die in diesem Fall aus Bambus bestehen, habe ich natürlich nicht ins Wasser gesteckt. Jedenfalls hat die Kur gewirkt; das Seil war danach glatt, und ich konnte die Nadel ausprobieren. Wenn man so ein Schnäppchen bekommt, will man es ja auch testen.

Glatt war das Seil also, im Sinne von „nicht mehr wellig“. Aber das bedeutete nicht, dass ich die Maschen darauf problemlos verschieben konnte, ganz im Gegenteil. Mit schlauchartigen Seilen wie diesen habe ich meine ersten (schlechten) Erfahrungen vor mehr als zehn Jahren gesammelt, seinerzeit mit einem Produkt von Lana Grossa. Aber es wäre ja möglich, dass das Material über die Jahre besser geworden ist, und so schnell gebe ich nicht auf.
Leider stellte ich fest, dass sich an der extremen Maschenhaftung nichts geändert hat. Diese Schläuche bremsen auch die flotteste Strickerin gnadenlos aus. Alle paar Maschen versuchte ich, Nachschub an die linke Nadelspitze heranzuholen. Es war sehr, sehr mühsam, und ich befürchtete schon, wie im Frühjahr 2006 das Seil von der Spitze abzureißen. Nach drei Runden reichte es mir. Ich erklärte den Test für beendet und suchte aus meinem Sortiment eine andere Nadel derselben Stärke heraus. Damit lief es wesentlich besser.

Um nun auf meine Frage zurückzukommen: Wer kommt eigentlich auf die Idee, derart ungeeignetes Material für Stricknadeln zu verwenden? Kann die betreffende Person überhaupt stricken, und hat sie mal versucht, mit diesen Nadeln etwas anzufertigen? Und wenn nicht sie selbst, hat sie eine Strickerin gebeten, diese Art von Seil zu testen, und zwar über mehr als 20 Maschen? Geht es dem Nadel-Entwickler beziehungsweise der Entwicklerin vielleicht darum, nach „slow food“ nun auch „slow knitting“ zu etablieren, mit einem Maximum von 100 Maschen in 24 Stunden? Oder hofft man, dass entnervte Stricker*Innen die Nadel vom Seil zerren, wie es mir seinerzeit gelang? Falls ja, muss der Hersteller freilich davon ausgehen, dass man als Ersatz ein anderes Fabrikat kauft. Diese Nadeln kann ich beim besten Willen nicht empfehlen. Ich hoffe, man hat sie mittlerweile aus dem Handel genommen.

3 Gedanken zu „Ich hab mal eine Frage“

  1. Diese Nadeln habe ich noch nirgendwo gesehen; sie wären mir bestimmt aufgefallen, weil dieses Gesamtpaket aus Bonbonfarben und Carpe-Diem-Platitüden eine einzige Abschreckung ist!
    Ich vermute, dass niemand sie kaufen wollte und sie deshalb in den Sale-Paketen landeten – so muss man sie nicht selbst in den Müll werfen, sondern kann den Käufer*innen damit „eine Freude machen“.

  2. Vielleicht würde jemand, der sehr locker strickt mit ihnen glücklich? Ich habe ja schon bei Bambus alleine Probleme, dass die Maschen schlecht rutschen.

  3. Danke für eure Kommentare. Ich vermute ebenfalls, dass es Übermengen sind, die auch bei Anfängern und Anspruchslosen kein Zuhause fanden. Immerhin haben sie kaum etwas gekostet; die sonstigen Inhalte des Sale-Pakets waren okay.
    Ich nehme die Nadeln zum nächsten Stricktreff mit, dann können alle, die interessiert sind, mal damit probestricken und sie gegebenenfalls gleich mitnehmen.

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