Kann das wahr sein?

Bei “Lövlund” (ja, ich stricke gottserbärmlich langsam von Hand, und das ungewöhnliche Bändchengarn läuft ohnehin nicht gerade flott über die Nadeln) habe ich mittlerweile den vorderen Halsausschnitt erreicht und stelle fest:

Es ist ein Fehler in der Anleitung!

Hört das denn nie auf?
Es heißt, man möge nach dem Abketten der mittleren soundsoviel Maschen die Zunahme beiderseits der Hebemasche wie bisher stricken und dann links stricken bis zum Reihenende. Das ist aber falsch. Es ist nötig, weiterhin wie in allen vergangenen Reihen am Reihenende zwei Maschen zusammenzustricken, sonst würde man ja nicht durchgehend dieselbe Maschenzahl behalten.

Wiederaufnahmeverfahren

Vergangenen Herbst fing ich Cornelia Tuttle Hamiltons “Lövlund” an, aber weil a) das ein Sommermodell ist und b) ich andere Stricksachen zu bestimmten Terminen fertigstellen wollte, mußte dieses Modell einstweilen zurückgestellt werden.

Nun habe ich den Anschlag fürs Vorderteil wieder ausgegraben und angefangen weiterzustricken. Wenn ich jetzt noch wüßte, wohin mein Aufschrieb gekommen ist, wäre mir geholfen. Ich bin mir sicher, irgendwo Notizen über geänderte Maschen- und Reihenzahlen gemacht zu haben, aber ich finde nichts mehr dazu wieder. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Rückenteil-Reihen so gut wie möglich auszuzählen. Wenn ich mich nicht verzählt habe (das Zeug ist fast nicht nachzählbar), hatte ich bis zu den Ärmelzunahmen 70 Reihen gestrickt, und das gesamte Rückenteil ist bei mir 120 Reihen hoch. Das kommt mir plausibel vor, weil die Zahlen so schön glatt sind, auch wenn es nicht mit der Anleitung übereinstimmt. Also werde ich mal auf dieser Basis weiterstricken und hoffe, daß es funktioniert.

Resteverwertung: Einfache Fäustlinge

Jedes Jahr vergesse ich von neuem, daß Fäustlinge eigentlich gar nicht schwierig zu stricken sind, und schnell geht es auch, besonders wenn sie aus relativ dickem Garn gestrickt sind. Verarbeitet habe ich den Rest von “St. Enda”, etwa 75 g Rowan Magpie Aran (100 % Schurwolle, Lauflänge 140 m/100 g) mit Nadelstärke 5.

Eigentlich hatte ich mich an die Anleitung von Melanie Schmitz halten wollen, aber bereits beim Daumenspickel stellte ich fest, daß der Handschuh viel zu weit werden würde, und ohnehin wollte ich lieber ein eng anliegendes Bündchen, und so ribbelte ich alles wieder auf und begann von vorn.

Einfache Fäustlinge aus Rowan Magpie Aran

Gestrickt habe ich nun wie folgt:
Anschlag mit Nadel 4,5 mm über 32 M, zur Runde schließen und 20 Rd 1re 1li stricken.
Zu Nadel 5 mm wechseln. Jetzt nach der 1. M der 1. Nadel einen Maschenmarkierer setzen und 1 M verschränkt aus dem Querdraht zunehmen, 1 M re, nochmals eine Zunahme, zweiten Markierer setzen. Zwei Rd ohne Zunahmen stricken, dann wieder hinter dem ersten und vor dem zweiten Markierer je 1 M verschränkt aus dem Querdraht zunehmen.
Diese Zunahmen in jeder 3. Rd fortführen, bis insgesamt 13 M zwischen den Markierern sind. In der folgenden Rd die M zwischen den Markierern auf einen Maschenraffer oder einen Hilfsfaden nehmen und sofort die Lücke mit einer aufgeschlungenen M (half-hitch) überbrücken. Es sind jetzt wieder 32 M auf den Nadeln. Nun nach 19 Rd (also in der 20. Rd) oder wenn die Höhe des kleinen Fingers erreicht ist, die letzten beiden M der 2. Nadel zusammenstricken und die ersten beiden M der 3. Nadel überzogen zusammenstricken. Diese Abnahme in Rd 23, 25 und 26 wiederholen. 24 M sind übrig. Es ergibt sich ein asymmetrischer Handschuh, der sich der Form der Hand anpaßt. 1 Rd ohne Abnahme stricken.
In Rd 28 immer jeweils 2 M zusammenstricken in Richtung Mittelfinger/Handmitte. 1 Rd ohne Abnahmen. In Rd 30 nochmals jeweils 2 M zusammenstricken, dann den Faden abschneiden, durch die letzten 6 offenen M durchziehen und vernähen.
Für den Daumen die 13 Zwickel-M aufnehmen und auf der gegenüberliegenden Seite, wo die aufgeschlungene M ist, 3 weitere M aufnehmen, ergibt 16 M.
In der nächsten Rd 2 der 3 aufgenommenen M mit den Nachbar-M zusammenstricken, 14 M übrig. Glatt re weiterstricken, bis die Daumenhöhe erreicht ist (bei mir nach 16 Rd). In der 17. und 18. Rd jeweils zwei M zusammenstricken, soweit möglich. 4 M bleiben übrig. Faden abschneiden, durch die letzten offenen M durchziehen und vernähen.

Zweiten Handschuh gegengleich, d.h. für den Daumenzwickel beiderseits der vorletzten M der vierten Nadel zunehmen.

Diese Handschuhe haben eine etwas schiefe Form, weil auch meine Hand nicht gleichmäßig konisch geformt ist. Es hat mir Spaß gemacht, meiner Handform folgend die Abnahmen einzubauen.

St. Enda am Ende

Jetzt kann ich ihn vorzeigen, denn er war eine Geburtstagsüberraschung. “St. Enda” aus Alice Starmores Buch “Aran Knitting” ist gestrickt aus Rowan Magpie Aran in Farbe Teal (ein dunkles, sattes Petrol; ich habe die Bilder der Deutlichkeit halber etwas aufgehellt) und war in weniger als zwei Monaten fertig, das ist für meine Verhältnisse rekordverdächtig. 😉

“St. Enda” aus “Aran Knitting” von Alice Starmore

Wie üblich erlaubte ich mir einige kleinere Änderungen. Da der Pullover für einen eher zierlichen Mann gedacht ist, strickte ich ihn vier Zentimeter enger als die kleinste angegebene Größe. Den extrem wuchtigen Halsausschnitt verkleinerte ich um 5 cm. Anstatt für Halsausschnitt und Schultern abzuketten und später aus der Kante neue Maschen aufzunehmen, legte ich die Maschen nur still.

“St. Enda”, Halsausschnitt

Die Schulterpasse habe ich nicht angenäht, sondern an die stillgelegten Maschen direkt angestrickt. Das war zwar ein bißchen fummelig, aber mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.

“St. Enda”, Schulterpasse

Ach ja, der Empfänger ist übrigens auch glücklich damit. 🙂

Sportlich

Kollege und ich auf dem Weg vom Getränkeautomaten zum Büro.

Kollege: Ich habe Muskelkater, ich war gestern eine Stunde joggen.
Ich: Toll. Eine Stunde würde ich gar nicht durchhalten, nach zehn Minuten wäre ich schon aus der Puste.
Kollege: Im Mai nehme ich an einem verteilten Triathlon teil, da übernehme ich den Schwimm-Part, 800 Meter.
Ich, nachdenklich: 800 Meter würde ich wohl gerade noch laufen können.
Kollege: Ich laufe 800 Meter in drei Minuten.
Ich: Hm, ich bräuchte wohl die dreifache Zeit. Ich komme auf etwa fünf Kilometer in der Stunde.
Kollege: In einer Stunde schaffe ich zehn bis zwölf Kilometer.
Ich: Dafür schaffe ich in einer Stunde ein Paar Socken.
Kollege, sich verschluckend, nach Fassung ringend: Das würde ich nicht mal in einem Jahr schaffen.

Es gibt Menschen!

…für die ist jeder Satz, den sie schreiben, von so immenser Wichtigkeit, daß sie ein Ausrufezeichen dahintersetzen müssen!

Irritierend ist das wohl nur für unbedarfte Leser wie mich, die daran gewöhnt sind, etwas mehr Subtilität bei der Zeichensetzung zu erwarten! Immer wenn mich ein Ausrufezeichen im Lesefluß überrascht, bekomme ich einen kleinen Schreck! Hier ist deine ganze Aufmerksamkeit gefordert, ruft das Ausrufezeichen! Also merke ich auf, lese den Satz mit erhöhter Aufmerksamkeit, bekomme gar virtuelle Ohrenschmerzen von der Lautstärke, und dann steht da eine Banalität, die ein normal Interpunktierender nicht einmal zu flüstern gewagt hätte! Man möchte sie anschreien, doch mal etwas leiser zu schreiben! Vor allem wenn Ausrufe absolut nicht nötig sind! Die Schreiber haben doch schon unsere übervolleste Aufmerksamkeit!

Ich versuche mir vorzustellen, wie es im Hirn dieser Ausrufer aussieht! Das muß ein unglaublicher Lärm dort sein! Oder weshalb sollten sie sonst ihre Äußerungen derart herausschreien müssen! (Hierher gehört eigentlich ein Fragezeichen, aber das ist nach allem, was ich in Erfahrung bringen konnte, im Interpunktionsfundus chronischer Ausrufer nicht vorhanden!)

Schlimmer als die permanenten Ausrufer sind wohl nur noch die multiplen Exklamierer, denen ein Ausrufezeichen niemals ausreicht. Sie haben eine große Kiste Interpunktionszeichen zuhause in Keller, und deren Inhalt wird großzügig über ihre schriftlichen Äußerungen verteilt. Immerhin sind sie im allgemeinen in der Lage, zwischen einem Ausruf, einer Frage und einem zusammenhanglosen Halbsatz zu unterscheiden: Ersterer bekommt leipzig Ausrufezeichen, deren letztere zwei, weil die Shift-Taste zu früh losgelassen wurde, bereits wieder zur Ziffer mutierten!!!!!!!!!!!11 Und die Frage???????? Ja, genauso sieht sie aus.
Bleibt noch der zusammenhanglose Halbsatz, der verfolgt wird von einer Flottille aus Punkten……………manchmal deren so viele, daß die Zeile nicht ausreicht, sie alle unterzubringen, was zu seltsamen Umbrüchen führt……..und zu gereizter Langeweile bei den immer weniger geneigten Lesern……

Es ist ja eigentlich fast schon wieder zu spät für gute Wünsche. Aber kann es je zu spät sein, sich gerade in einer Zeit wie der unserigen, in der (leider?) jede/r die Möglichkeit zum Publizieren hat, etwas mehr Sorgfalt im Umgang mit Sprache, Stil und Interpunktion zu wünschen? Ich bin sicher, viele Mails, Blogs und vor allem viele Leser würden aufatmen.

Nur zur Sicherheit

Da die Spammer jetzt leider auch dieses Weblog entdeckt haben und das Löschen zur Last wird (vor allem, weil ich nicht ständig online auf der Lauer liegen kann), versuche ich den Müll mit dem Captcha-Tool in den Griff zu bekommen. Für diejenige von Euch, die einen Kommentar hinterlassen möchten, ist das Schreiben nun ein bißchen aufwendiger, aber dafür müßt Ihr hier dann auch keinen Spam-Schrott lesen.

Vielen Dank für Euer Verständnis!

Strickbücher

Kürzlich fragte mich jemand, welche meiner vielen Strickbücher ich besonders empfehlen könnte. Das ist schwierig zu beantworten, es kommt nämlich darauf an, welcher “Zielgruppe” ich sie empfehlen soll.

Die Strickanfängerin ist meiner Ansicht nach bestens versorgt mit einer aktuellen Strickzeitschrift (je nach Altersklasse würde ich die “Rebecca” für die jüngeren und die “Verena” für die reiferen empfehlen) und einem Technik-Buch. Derzeit erhältlich und wohl auch sehr gut ist “Das große Strickbuch” von Katharina Buss, aber auch ältere Bücher reichen aus. So sehr viel hat sich in den Grundtechniken in den letzten 50 Jahren schließlich nicht geändert. Im Buch sollten Erläuterungen für mindestens zwei, besser drei verschiedene Anschläge sein, außerdem natürlich rechte, linke, rechts und links verschränkte Maschen, Umschlag, die verschiedenen Arten des Zusammenstrickens, Abnahmen und Zunahmen und Abketten. Und bitte vernünftige Hinweise zum Ausarbeiten, inklusive Hinweis auf die vermaledeiten Randmaschen. “Perfekt Stricken” von Hanna Jaacks aus dem Jahr 1986 erfüllt ziemlich genau diese Voraussetzungen und steht in vielen Leihbüchereien, wenn das Geld für den Kauf bei Ebay oder im Antiquariat nicht reicht. Das Buch ist mein Standard-Nachschlagewerk, wenn ich Details über eine bestimmte Technik nachlesen will.

Hat unsere Anfängerin die ersten Modelle gestrickt und Spaß am Stricken gefunden, dann entwickelt sie sicherlich gewisse Tendenzen und Interesse für bestimmte Techniken, Stilrichtungen oder Kleidungsstücke. Für Handschuhe, Socken, Tücher, Ponchos, Schals etc. gibt es inzwischen auch auf Deutsch allerlei Bücher und Büchlein mit Tipps und Modellen.
Möchte sie sich eigene Modelle ausdenken, dann hilft neben etwas räumlichem Vorstellungsvermögen und Kenntnissen über Dreisatzrechnung z.B. ein Buch oder Heft mit Strickmustern. Man sollte möglichst eins wählen, das Diagramme enthält und nicht die Muster Wort für Wort erklärt. Erstens lernt man so gleich das Stricken nach Strickschrift, und zweitens ist das mit ein wenig Übung viel einfacher und übersichtlicher als seitenlange Text-Beschreibungen. Drittens eröffnet es einem den Weg in die weite Welt: Ein Diagramm mit weitgehend genormten Symbolen kann aus Japan stammen; eine mitteleuropäische Strickerin wird es trotzdem lesen und nachstricken können.

Wie es danach im Bücherschrank unserer Strickerin weitergeht, ist schwer vorhersagbar. Sie kann Interesse für bestimmte Designer entwickeln oder für klassische Techniken wie Fair Isle, Aran, Spitzenstricken. Über alle diese Themen gibt es vor allem auf Englisch so viele lesenswerte Bücher, daß man sie gar nicht alle aufzählen kann.

Hat unsere nunmehr erfahrene Strickerin sich zwischenzeitlich womöglich eine Strickmaschine zugelegt? Dann empfehle ich neben den Büchern, an denen ich selbst mitgearbeitet habe (das “Kragen”-Buch sollte im Januar wieder erhältlich sein), und dem ersten Buch von Hanne Barth vor allem die (englischen) Klassiker von Mary Weaver, die leider nur noch gebraucht erhältlich sind.