Strickdesign

Das Thema Strickdesign hat mich seit Beginn meiner aktiven Strickzeit beschäftigt, weil ich mich kaum jemals genau an Anleitungen gehalten habe. Entweder gefielen mir die Farben eines Modells nicht, oder es war nicht in meiner Größe beschrieben, oder das verwendete Marken-Garn war für mich zu teuer, so daß ich preiswerte Alternativen nahm, mit denen ich nicht die geforderte Maschenprobe erzielte. Wie man Dreisatz rechnet, war mir bekannt, so daß das Umrechnen eine reine Formsache war.

Überhaupt, das Rechnen. Viele Strickerinnen trauen sich da nicht ran, weil sie es für eine Technik für Fortgeschrittene halten. Das ist es aber gar nicht. Rechnen kann im Prinzip jeder. Um Strickanleitungen zu berechnen, muß man keine einzige Masche stricken können. Ich weiß das, weil mir mal ein Bekannter sagte, er habe als etwa 12jähriger für seine Mutter die Strickanleitungen berechnet. Er war eben ganz gut in Mathe. Stricken kann er bis heute nicht.
Vielleicht fragen die mathematisch weniger versierten Strickerinnen mal ihre Kinder, ob sie ihnen beim Ausrechnen behilflich sind. Die machen das bestimmt gern, damit können sie schließlich das in der Schule Gelernte nämlich praktisch anwenden.

Ich bin wirklich gespannt, wie sich die neue Mailingliste entwickelt, und ich hoffe sehr, daß dort zukünftig wirklich über Design in allen seinen Aspekten diskutiert wird. Daß man nicht nur seine neuesten Kreationen zeigt und bewundern läßt, sondern auch konstruktive Kritik einfordert und erhält. Das fehlt mir sehr in den Mailinglisten, die ich bislang kenne. Ich weiß, daß die von mir gestrickten Sachen im Prinzip gut gelungen sind. Viel lieber als nichtssagende Komplimente wären mir deshalb Vorschläge, was noch zu verbessern ist, und Rückfragen, weshalb ich ein Designproblem so und nicht anders gelöst habe. Solcher Input hilft mir, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und über meinen Horizont hinauszudenken.

Leider gibt es nur wenige Strickerinnen, von denen ich das bekomme. Die meisten würden mir das geben, was sie vermutlich selbst am liebsten haben: Unkritische Bewunderung. Deshalb habe ich wenig Lust, meine Werke in Mailinglisten zu präsentieren. Ich kenne ja all die Antworten, die kommen werden. Weshalb soll ich mir also überhaupt erst die Mühe des Schreibens machen?

Heute ist ein neuer Pulli fertig geworden. Er sitzt prima. Ich habe auch einen erprobten Schnitt verwendet. 🙂 Okay, die Farbe ist gewöhnungsbedürftig, aber mir steht sie, und das Material kommt meiner Meinung nach gut zur Geltung.
Soll ich nun ein Bild in die Mailingliste schicken? Ich weiß nicht, ich weiß nicht…

Fehlkauf und Volltreffer

So nah beieinander kann das liegen! Beides sind Bücher von Rowan.

Links “Shorelines” von Di Gilpin, es enthält 15 Modelle. Streng genommen sind es nur 13, denn die Anleitungen für einen Pullover und einen Rock sind jeweils in zwei unterschiedlichen Variationen gegeben. Insgesamt werden acht Jacken, ein Schal, ein großes Tuch, zwei Pullover und der Rock gezeigt, wunderschön fotografiert, jedoch immer so, daß man auf den Großaufnahmen nur Ausschnitte sieht und auf den kleinen Bildchen bei den Anleitungen die Details bestenfalls erahnen kann. Außerdem werden bemaßte Schnittzeichnungen sorgfältig vermieden. Man könnte ja sonst auf die Idee kommen, das Zeug tatsächlich nachzustricken, obwohl die Farben so ausgewählt sind, daß sie eher abschrecken: Schmuddelgrau ist allgegenwärtig, vorzugsweise in Intarsientechnik kombiniert mit Kreischrot, Kotz-Orange oder Brüllmagenta.
Nein danke, Ms. Gilpin, das hätte wirklich nicht sein müssen, schon gar nicht zum fürstlichen Preis von 14.99 £.

Rechts “Vintage Styles” mit Designs von Kim Hargreaves und den üblichen Rowan-Designern wie Fassett, Dallas, Harding und weiteren. Dieses Buch enthält 30 Modelle, und über die Hälfte davon würde ich sofort anziehen. Gut, das Titelmodell muß man nicht wirklich haben, und für einen Shawl aus Häkelquadraten in äußerst merkwürdigen Farben habe ich auch keinen Bedarf, genauso wenig wie für Folklorestickereien. Aber es bleiben noch genügend wirklich schöne, klassische Modelle übrig. Meine Favoriten sind “Suzette” (ich gehe im Geiste schon meine Sockengarnreste durch), “Elise”, “Magnolia” und vor allem “Salina”. Da könnte ich doch glatt meine Aversion gegen Knopfleisten überwinden. 🙂
Wenn die Rowans sich jetzt noch entschließen könnten, ihre spartanischen Schnittzeichnungen ein klein wenig ausführlicher zu gestalten, wären die 13.95 £ noch besser angelegt, aber auch so lohnt es sich.

Und das soll passen?

Dies ist der rechte Ärmel meines “Hybrid”-Pullovers, dessen Leibteile man weiter unten betrachten kann. Der Ärmel ist 4rechts 4links gestrickt, und ich habe die Maschenprobe vor dem Messen ziemlich in die Breite gedehnt. Schließlich soll er passen und nicht wie eine defekte Ziehharmonika um meinen Arm herumschlabbern.

Ob er nun wirklich paßt, wird sich erst nach dem endgültigen Zusammennähen herausstellen. Und vor dem Nähen graut es mir. Die Raglanschrägungen dürften zwar ungefähr annähernd gleich lang sein, aber wie soll man so ein dünnes und auf der anderen Seite ein megadickes Gestrick ordentlich zusammenbringen? So ganz ist mir noch nicht klar, wie ich das am besten anstelle. Matratzenstich bietet sich wohl nur in modifizierter Form dafür an.

Ich bin ein Glückskind!

Manchmal hat man Glück, obwohl man eine Situation zunächst eher als bedauerlich ansieht. Ich wollte gestern eigentlich zum Handarbeitsgeschäft in meinem Wohnort, um ein Nadelspiel Stärke 3,5 mm zu kaufen, weil ich das für ein eiliges Projekt benötige. Aber ich hatte soviel Arbeit zu erledigen, daß an ein ausreichend frühes Nachhausegehen überhaupt nicht zu denken war. Im Gegenteil, viele Überstunden waren angesagt.
Leicht verzweifelt ging ich in einer Arbeitspause zu einem kleinen Laden am Ort, der nicht nur Handarbeitsartikel verkauft, sondern auch als Postagentur dient. Und, o Wunder, dort gab es Nadelspiele in verschiedenen Stärken. Damit nicht genug, es lagen auch aktuelle Handarbeitshefte aus. Und Bücher. Und Patchworkstoffe in allen Farben. Und zu allem Überfluß gab es auch noch eine kompetente Bedienung. Es war herrlich!
Unter den Büchern entdeckte ich eines, das ich vor Jahren mal aus der Leihbücherei geliehen und nach dem ich meinen ersten Quilt genäht hatte. Ich hatte seither mehrfach versucht, es bei Ebay zu ersteigern, es war mir aber immer zu teuer gewesen. Und hier lag es! Ich konnte es kaum fassen.

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Zehn Euro habe ich bezahlt, und jetzt ist es meins. 🙂
Wären nicht die vielen Überstunden gewesen, ich hätte den Laden niemals betreten. Nun bin ich zwar ausgepowert, aber dennoch sehr zufrieden.

Der Frühling kann kommen ;-)

Vorder- und Rückenteil des dicken Kombi-Raglanpullovers sind fertig, gestrickt an einem Stück und von Hand.

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Nun fehlen noch die Ärmel. Die sollen aus einem dünneren Garn mit der Maschine gestrickt werden. Gestern habe ich die Maschenprobe gemacht. Dabei mußte ich mit der Maschenweite ein wenig herumprobieren, bis ich ein ausreichend lockeres, aber dennoch griffiges Gestrick erhielt. Glatt rechts wirkt das Garn gut bei Maschenweite 9, aber da ich die Ärmel in 4-rechts-4-links-Rippenmuster stricken will, werde ich Maschenweite 8/7 nehmen.
Weitergestrickt wird nun aber erst Anfang der Woche.

Fiat Lux!

Daß Schwaben sparsam sind, ist gemeinhin bekannt. Mein Busfahrer ist Schwabe. Er ist so sparsam, daß er morgens um 6:15 im Bus nur die funzelig-blaßgrüne Notbeleuchtung einschaltet, gegen die sogar ein wolkenverhangener Dreiviertelmond gleißend erscheint. Man könnte fabelhaft dabei schlafen, würde nicht aus dem MP3-Kopfhörer des mir nächst sitzenden, offenbar schwerhörigen jungen Wesens Rap-Musik in Konzertlautstärke dröhnen.

Ich kann mein Zopfmuster auswendig stricken, auch bei Rap-Musik, aber nicht im Stockfinstern. Zum Zopfverkreuzen ohne Hilfsnadel braucht man ein Minimum an Licht, damit man die Maschen, die man von der Nadel gleiten läßt, auch sicher wieder aufsammeln kann.

Liebe schwäbische Busfahrer, spart doch bitte an anderer Stelle und gönnt mir meine paar Minuten Strickzeit!

Grrrrr

Da haben wir gerade erst über Fehler in englischen Anleitungen diskutiert, und nun stolpere ich beim Versuch, die “knot cable jacket” erneut, kleiner und damit passend zu stricken, über mindestens drei Fehler.

Der erste ist bereits in der Grundmusteranleitung für “cable panel B”. Der mittlere Zopf muß dort in der 1. Reihe als “C4F” gedreht werden, also in derselben Richtung wie im Bündchen, und nicht als “C4B”. Das erschließt sich einem aber erst, wenn man das Bündchen nach Anleitung gestrickt hat.

Der zweite Fehler ist beim Einrichten der Maschen fürs rechte Vorderteil, mit dem ich zufällig begonnen habe — es steht ja nirgends, daß man immer mit dem Rückenteil starten soll, oder?
Jedenfalls heißt es dort, man möge nach dem Bündchen wie folgt vorgehen: “pattern 6, cable panel B…”, und das ist Murks. “Pattern 4, cable panel B” wäre richtig, sonst läuft das Muster nicht sauber vom Bündchen her weiter.

Einen weiteren Fehler fand ich vor etwa sechs Wochen, als ich die Halsblende der ersten Version strickte. Da fehlen in der Beschreibung der 3. Reihe zwei Links-Maschen (die Maschen 5 und 6 der Reihe). Wer etwas Gespür für Strick-Logik hat, kommt von selbst drauf, daß da etwas nicht in Ordnung ist. Dennoch, drei Fehler in einer einzigen Anleitung finde ich schon ein bißchen happig.

Durch dieses Loch

könnten locker ganze Elefanten-Populationen ins Nirwana fallen. Es befand sich in einer Herren-Hosentasche, die ich bereits einmal geflickt hatte.

Allerdings hatte sich der Stoff, Teil eines alten Kopfkissens (man spart ja, wo man kann), nicht als besonders strapazierfähig erwiesen, er war sogar noch weniger haltbar als der Original-Taschenbeutel.

Deshalb stattete ich gestern dem örtlichen Stoffgeschäft einen Besuch ab und kaufte einen halben Meter Baumwoll-Köper. Der fühlte sich an, als könne er im Notfall auch dem Durchmarsch einer Herde Elefanten standhalten. Und mit der Hilfe meiner “Gretel”, der besten Nähmaschine von allen, nähte ich neue Taschenbeutel in beide Hosentaschen.

Nun heißt es abwarten, wie sich der Stoff im Alltag bewährt. Daß die Nähte halten, daran habe ich keinen Zweifel. 😉

Dinge, die die Welt nicht braucht

Als ich gestern bei der Müllbeutelverkaufsagentur meines Vertrauens darauf wartete, abkassiert zu werden, hatte ich Gelegenheit, einen ausführlichen Blick in ein neues Œuvre des OZ-Verlags zu werfen: “Sabrina Accessoires” verspricht das ultimative Strickvergnügen, wobei das Angenehme (schnell anzufertigen) mit dem Nützlichen (vielseitig verwendbar) aufs Schönste verbunden wird.

Das Heft enthält Anleitungen für mehr als 60, äh, kultig-modische Accessoires. Verschiedene Schals, vor allem aus Effektgarnen, filetgehäkelte Kopftüchlein, denen man schon auf dem Foto ansieht, daß sie den Kopf, auf dem sie hocken, am liebsten auf dem schnellsten Wege verlassen möchten, Häkelgürtel und vor allem: Taschen aller Art.
So ein Sammelsurium habe ich noch nie gesehen. Große Taschen, kleine Taschen, vielfarbige, einfarbige, undurchsichtige und löchrige, Taschen, die zum selbstgehäkelten Hut oder zum Gürtel passen; und der absolute Clou war ein gehäkeltes Set aus Abendtasche, Handytäschchen, Feuerzeughülle, Kugelschreiberschoner und Streichholzschachtelhülle, vermutlich designt zu dem einzigen Zweck, daß “sie” bei selbstentzündetem Kerzenschein stilvoll ihre Handynummer auf “seine” Visitenkarte schreiben kann, um ihm schon bei dieser Gelegenheit zu beweisen, was für ein ausgezeichnetes Häkelhausmütterchen sie dereinst abgeben wird.

Nightshift

Er ist fertiggeworden, mein Geek-Pullover, für den ich mich bei thinkgeek.com inspirieren ließ. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion habe ich gestern abend den zweiten Ärmel und das Vorderteil gestrickt, alles von Hand zusammengenäht und dann um 23:00 noch die Waschmaschine im Wollprogramm angeworfen. Um 23:28 war sie fertig. Und er ist tatsächlich über Nacht trocken geworden. 🙂

Ein Bild gibt’s, sobald ich Zeit zum Digigrafieren finde, also nicht so bald.