MeshCon 2014

Vom 10. bis 15. Oktober 2014, also in acht Tagen, findet in Berlin die MeshCon statt. Was das ist? Ein Zusammentreffen von Menschen, die sich interessieren für das Zusammenspiel von Textil und Technik, basierend auf freier und Open-Source Technologie. Dort darf ich beim AYAB-Workshop am Samstag unterstützend mitwirken. Ich muss wohl nicht betonen, dass ich mich sehr darauf freue. 🙂

Wenn Ihr Lust habt auf eine ungewöhnliche Veranstaltung, bei der es um Technik, Textiles und Kreativsein geht, aber eben nicht um Marken und Kommerz, dann kommt hin und schaut herein. Es wäre schön, wenn wir uns dort sehen.

Das große Stricken Veräppeln

Es ist nicht das erste Mal, dass der Smoothie-Hersteller Innocent Strickerinnen dazu aufruft, kleine Mützchen zu stricken, mit denen die Smoothie-Flaschen im Regal optisch aufgepeppt werden sollen. Als Anreiz will das Unternehmen pro Mützchen 20 Cent ans DRK spenden.

Nein, was für eine großartige Idee! Analysieren wir das mal.
Verbrauch für ein Mützchen: Geschätzt fünf Gramm, das ergibt bei 6fach-Sockenwolle in Markenqualität bei einem Garnpreis von etwa 9 Euro/150 g etwa 30 Cent pro Stück; bei günstiger 4fach-Sockenwolle zu 3,60 Euro/100 g wären es etwa 18 Cent. Sonderzubehör wie Fransengarn oder Perlen lassen wir mal außen vor.

Nun kommt noch das Porto hinzu. Ein Standardbrief kostet (derzeit noch) mindestens 60 Cent, wirtschaftlicher wäre es deshalb wohl, eine Sammelsendung in einem Großbrief zu 1,45 Euro mit maximal 500 g Gewicht zu verschicken. Gut gestopft können wir, sagen wir mal, 50 Mützchen darin unterbringen, die einen Garnwert von durchschnittlich 24 Cent haben, macht einen Wert von 12 Euro in Wolle, zuzüglich Porto von 1,45 Euro, insgesamt also 27 Cent pro Mützchen, die Strickzeit wohlgemerkt nicht mitgerechnet. Für diese 27 Cent, die bei Wahl eines teuren Garns und eines ebensolchen Versands durchaus auch zehnmal so hoch sein könnten, zahlt Innocent nun 20 Cent ans DRK. 7 Cent sind also für die Tonne, Eure Zeit sowieso und die Mützchen letztlich auch, denn was will man sonst mit den Dingern anfangen? Für Eierwärmer sind sie zu kurz, für Fingerpuppen zu breit, und die Barbie-Puppen haben auch nur je einen Kopf.

Diese Rechnung geht auch nur deshalb einigermaßen auf, weil ich in meinem Beispiel einen günstigen Versand gewählt habe. Wenn man Kleinstmengen verschickt, wird es wesentlich teurer; den größten Teil der Kosten streicht dabei übrigens die Post ein. Das gilt erst recht, wenn zweimal verschickt wird, einmal von der Strickerin ans DRK und dann nochmals von dort (hier natürlich mit sparsamster Versandart) an Innocent.

Liebe Strickerinnen, hier mein Vorschlag: Ihr tut Euch zu einer Gruppe von vier oder fünf Personen zusammen und spendet gemeinschaftlich fünf Euro ans DRK (oder an Ärzte ohne Grenzen, die das Geld zur Zeit ebenfalls gut gebrauchen können). Die Überweisung übernimmt eine von Euch, die kostenloses Online-Banking betreibt. Statt Minimützchen als Marketing-Gag für ein profitorientiertes Unternehmen strickt Ihr eine Mütze oder ein Paar Fäustlinge für das Flüchtlingsheim, ein beliebiges Altersheim oder die Obdachlosenhilfe in Eurer näheren Umgebung. Die fertigen Teile könnt Ihr bei den entsprechenden Unterstützungsstellen abgeben. Damit hättet Ihr genau so viel oder sogar noch mehr Strickspaß, würdet aber einen wesentlich höheren Wirkungsgrad erzielen und deutlich weniger Müll fabrizieren.

Na, jemand interessiert?

Die verstrickte Dienstagsfrage 39/2014

Diese Woche will das Wollschaf wissen:
Hattest Du schon mal eine Phase akuter Strickunlust?
Wenn ja, was hast Du dagegen unternommen?
Oder hast Du einfach abgewartet, bis die Phase vorüber war?
Wie lange hat die Phase angedauert?
Was hast Du in dieser Zeit stattdessen gemacht?
Gibt es Gründe, woran es gelegen haben könnte?
Vielen Dank an Tichiro für die heutige Frage.

Ja, das kenne ich, und, Zufälle gibt’s, gerade befinde ich mich in so einer Phase, wie man sicherlich unschwer an den fehlenden Einträgen hier im Blog erkennen kann.
Der Hauptgrund bei mir ist immer derselbe: Stress und Zeitmangel. Unternehmen kann man dagegen nichts, außer dass man versucht, diese Ursachen zu beseitigen. Wenn das, wie momentan bei mir, nicht möglich ist, hilft nur das Warten auf bessere Zeiten. Irgendwann kommen die erfahrungsgemäß; es kann allerdings Wochen oder sogar Monate dauern, bis eine schwierige Lage sich wieder beruhigt.
“Stattdessen” erledige ich gerade gefühlt tausende dringende und wichtige Aufgaben, die alles andere verdrängen und mir so gut wie keine Zeit für ein ausgleichendes Hobby lassen. Der Psyche tun solche Situationen nicht gut, aber sie kommen eben alle paar Jahre mal vor, und man muss versuchen, sie irgendwie zu überstehen. Ich hoffe, dass es zum Jahresende hin bei mir wieder etwas entspannter zugeht.

Die verstrickte Dienstagsfrage 36/2014

Diese Woche kommt die Wollschaf-Frage von Maresa:
Hi liebes Wollschaf!
Beim Häkeln in Runden, mit Kettmasche in die erste Masche der Vorrunde, habe ich immer das Problem, daß die Naht ganz schief wird.
Egal ob ich die Luftmasche als erste Masche zähle und erst in der zweiten Masche beginne, oder ob ich gleich neben der Luftmasche in der ersten Masche beginne, die Naht wird immer schief.
Vielleicht weiß jemand Rat?

Beim Häkeln liegt die oberste Schlinge immer ein wenig nach links versetzt über der eigentlichen Masche. Das ist auch ganz logisch, weil sie ja nach links weitergezogen wird. Anders geht’s schlichtweg nicht.
Beim Arbeiten in hin- und hergehenden Reihen gleicht sich der Versatz in Hin- und Rückreihen aus. Beim Arbeiten in Runden hingegen verschiebt sich der Anfang immer weiter, da es keinen Ausgleich in der Gegenrichtung gibt. Das ist einfach so.
Man kann den Versatz nicht verhindern, man kann ihn höchstens alle paar Runden zu überlisten versuchen, indem man den Rundenbeginn um eine Masche nach rechts verschiebt.

Die verstrickte Dienstagsfrage 35/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Wie plant Ihr ein neues Projekt, wie geht Ihr vor?
Welche Vorarbeiten macht Ihr, bevor Ihr ein Teil wirklich anfangt zu stricken?

Die meisten Projekte sind bei mir Eigenentwürfe oder Abwandlungen. Ich stricke nur selten nach fertigen Anleitungen, ohne größere Anpassungen vorzunehmen. Deshalb fallen bei mir relativ viele Vorarbeiten an.
1. Entscheiden, was gestrickt werden soll (Jacke, Pullover, Handschuhe, Schal, …) und Auswahl des Garns — mitunter auch umgekehrt, wenn ich ein schönes Garn verstricken will und noch überlegen muss, was daraus werden soll oder wofür es sich am besten eignet.
2. Auswahl des Schnittes oder der Form.
3. Musterauswahl.
4. Maschenprobe.
5. Berechnen von Maschen und Reihen.
6. Ggf. Garn wickeln (sofern noch nicht erledigt) und fürs Stricken vorbereiten.
7. Stricken.
Wenn ich mit dem Stricken beginne, sollten sämtliche Entscheidungen und Berechnungen bereits getroffen sein, damit es ohne Unterbrechungen vorwärts gehen kann. Ins Blaue hinein loszustricken ohne Plan bereitet mir Unbehagen. Ausgenommen davon sind natürlich explizite Strick-Experimente, bei denen es darum geht, Muster und Techniken auszuprobieren.

Mary Lennox wächst langsam

Zur Zeit mangelt es mir an Strick- und genereller Freizeit; zu viele unwollige Angelegenheiten wollen gerade bedacht, geplant und erledigt werden. Mit Bewunderung und nicht ohne Neid schaue ich auf das, was andere in ihrer Freizeit alles stricken. Aber irgendwann kommen hoffentlich auch für mich wieder bessere Zeiten.

Bis dahin stricksele ich langsam, gemütlich und weitgehend ohne Zeitdruck zur Entspannung vor mich hin. Derzeit ist mein Haupt-Handstrickprojekt immer noch “Mary Lennox” im Rahmen eines Knitalong. Das hat im Moment noch den Vorteil, dass der zeitliche Aufwand überschaubar ist und dass ich beim Stricken fast nicht nachdenken muss, abgesehen von gewissen Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Dieses Tuch erlaubt nämlich unglaublich viele verschiedene Strick-Varianten. Zunächst einmal kann man es rund stricken, als Dreivierteilkreis oder als Halbkreis. Rund stricke ich es natürlich nicht, denn ich möchte mir später keine Tischdecke um die Schultern hängen; bei mir wird es ein Halbkreis. Zweitens gibt es bei einigen Hinweisen zwei verschiedene Mustervarianten, die man auch miteinander kombinieren kann. Und drittens kann man einige Musterteile entweder mit Noppen stricken oder die Noppen durch Perlen ersetzen. Um Zeit und Garn zu sparen, habe ich mich für Perlen entschieden.

Mary Lennox bei Clue 4

Mary Lennox, Musterdetail

Die Konstruktion dieses Tuchs finde ich ungewohnt: Man hat es hier nicht mit stetigen Zunahmen zu tun, sondern es werden in größeren Abständen jeweils alle Maschen verdoppelt, und zwischen diesen Massen-Zunahmen wird nur gerade hoch gestrickt. Mal schauen, wie das Ganze dann wirkt, wenn es fertig und ordentlich gespannt ist.

Clue 4 habe ich inzwischen fertig, aber Clue 5 wird erst in sechs Tagen veröffentlicht. Bis dahin kommt ein anderes Strickprojekt an die Reihe.

Isser nich niedlich?

Einer meiner Kollegen weiß, dass ich gern die Markierungsringe von elektrischen Zahnbürsten als Maschenmarkierer verwende. Sie sind leicht, dünn, handlich und in mehreren Farben verfügbar, nur haben sie leider die Angewohnheit, sich gelegentlich auf Nimmerwiedersehen in den Staubsauger, in Parkett- oder Sofaritzen oder die unerforschten Tiefen von Rucksäcken und Taschen zu verirren. Deshalb bin ich immer froh, wenn sich Nachschub findet.

Dieses Arrangement lag nun heute morgen auf meinem Schreibtisch:

Maschenmarkierer

Vielen Dank, lieber Kollege!

Die verstrickte Dienstagsfrage 33/2014

Diese Woche will das Wollschaf wissen:
Ich habe eine Frage an alle SockenstrickerInnen und -trägerInnen:
Was tut Ihr, wenn die Schublade eurer gestrickten Fußwärmer rappelvoll ist, Ihr aber schon neue Socken gefertigt habt und behalten möchtet (weil die ja sooo schön sind)?
Sortiert ihr aus und fällt euch das leicht?
Erweitert ihr die Lagermöglichkeiten oder gibt es für euch noch eine andere Lösung?
Vielen Dank an Antje (Sockentrolli) für die heutige Frage!

Bei mir greift die angedeutete “andere Lösung”:
Wenn meine Sockenschublade voll ist, brauche ich mir keine neue Socken zu stricken. Also stricke ich etwas anderes. Das können beispielsweise Socken für Leute mit leerer Sockenschublade sein, aber auch Pullover, Handschuhe, Jacken, Schals oder Mützen, je nachdem, was gerade gebraucht wird. Nur Socken und sonst gar nichts zu stricken wäre mir zu eintönig; so als würde man immer nur Toastbrot mit Marmelade essen (auch wenn’s viele verschiedene Marmeladesorten sind) und niemals Fischauflauf, Schokoladenpudding, Erdbeertorte, Pellkartoffeln mit Quark, diverse Gemüse und was es sonst noch an leckeren Gerichten gibt.

Die verstrickte Dienstagsfrage 32/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
“Selbstgestrickte Sachen brauchen nicht perfekt zu sein, es ist schließlich Handarbeit” – stimmst Du dieser Aussage zu?

Wie andere Teilnehmerinnen schon vor mir geschrieben haben:
Es kommt drauf an. Auch Handgearbeitetes hat das Recht, so sorgfältig wie möglich ausgeführt zu werden, sonst kann man es gleich bleiben lassen. Auffällige Fehler mag ich bei meinen Handarbeiten nicht akzeptieren, sie werden beseitigt.
Fehler, die nicht auffallen und keinen Einfluss auf Aussehen, Passform oder Gebrauchstüchtigkeit haben, lasse ich ohne Gewissensbisse drin, wenn mir das Korrigieren zu mühsam ist.

Wenn andere Strickerinnen einen anderen Maßstab (höher oder niedriger) anlegen, ist mir das übrigens egal. Das Schöne an individuell produzierten Dingen ist unter anderem, dass jeder seine eigene Vorstellung von Qualität verwirklichen kann. Und eine Strickpolizei gibt es glücklicherweise auch noch nicht.

Eine Miniatur

Als ich heute nachmittag eine Schale frisch gepflückte Brombeeren waschen wollte, lag obenauf eine Beere mit diesem winzigen Geschöpf:

winzige Schnecke auf Brombeere

Eine klitzekleine Schnecke, Länge über alles gerade mal drei Millimeter. Ich brachte es nicht fertig, sie zu ertränken, und legte die Beere samt Bewohner wieder nach draußen. Ich hoffe, der oder die Kleine frisst sich noch etwas Speck an und kommt dann gut durch den Winter.