Man muss auch trennen können

Besonders wenn es sich um ein Projekt handelt, mit dem man offensichtlich überfordert ist, das einem keine Freude mehr macht und für das man voraussichtlich nach Fertigstellung sowieso kaum Bedarf hat.
So ging es mir jedenfalls beim “Seigaiha” Tuch. Das ist ein wunderschöner Entwurf mit einem aufwendigen Muster (mit vielen links verschränkten Maschen) und einigen Perlen.

Seigaiha: Bis hierhin und nicht weiter

Im Juni hatte ich es mit viel Ehrgeiz und Elan angefangen. Nachdem ich zwischendrin an einigen Stellen schon das Einstricken der Perlen vergessen hatte und dann bei paarundachtzig Reihen diverse Fehler ins Muster gebracht hatte, die zu beseitigen mir nicht gelang, gab ich auf. Ich habe ohnehin schon eine Reihe von Tüchern in verschiedenen Größen, dieses eine muss meinen Kleiderschrank nicht unbedingt bereichern.
Es ist nun aufgeribbelt, und mir geht es damit besser.

Die verstrickte Dienstagsfrage 40/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Was ist euer Lieblings-Strick-Platz?
Habt ihr einen und was macht diesen Platz zu euren Wohlfühl-Strick-Platz?
Vielen Dank an Tiffany für die heutige Frage!

Tatsächlich habe ich keinen absoluten Lieblings-Strickplatz. Stricken kann ich fast überall, notfalls auch stehend, wenn ich auf Bus oder Bahn warte.
Einer meiner Lieblingsplätze ist an meiner Strickmaschine, mit dem Computerbildschirm in der Sichtachse, denn da läuft dann jeweils die Anleitung mit. Ein anderer guter Strickplatz ist in der Sofaecke. Dort sitze ich meistens abends, um noch ein paar Reihen von Hand an irgendetwas Komplexerem zu stricken. Die Anleitung dafür ist dann häufig auf dem iPad, und das liegt nebendran. Mein dritter Lieblingsplatz ist am Computer. Dort entwickle und modifiziere ich die Sachen, die auf der Maschine gestrickt werden sollen, oder ich probiere eine Anleitung aus, die ich auf dem Rechner habe. Ich bin nämlich ein ausgesprochener Druck-Muffel. Was irgendwie geht, wird papierlos gestrickt. Es widerstrebt mir, zwölf Seiten voller Selbstverständlichkeiten auszudrucken, während die eine essentielle Strickschrift ohnehin am besten vergrößert auf dem Bildschirm betrachtet werden sollte. Ich kann auch nicht recht nachvollziehen, weshalb manche Leute seitenweise Strickanleitungen auf Vorrat ausdrucken und abheften, die sie wahrscheinlich nie im Leben stricken werden. Auf der Festplatte nimmt das Zeug doch wesentlich weniger Platz weg. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll. 🙂

Apres Surf Hoodie

Nun ist das Hoodie fertig. Die Anleitung ist aus Interweave Knits Summer 2008, und wer das Heft nicht hat, kann sie einzeln bestellen. Vorgesehen ist Rowan Cashcotton 4ply, eine Mischung aus Baumwolle, Polyamid, Angora, Viskose und Cashmere. Ich habe dafür etwa 400 g Madelinetosh “Lush” verwendet, ein Merino-Seide-Gemisch mit ungefähr derselben Lauflänge, aber etwas anderem Charakter. Meine Maschenprobe wich ab, und die Maße modifizierte ich für mich passend, so dass einiges an Anpassung erforderlich war (wovon das meiste zum Glück durch DesignaKnit erledigt wurde). Da mir die Tücken handgefärbten Garns vertraut sind, strickte ich vorsichtshalber durchgehend mit zwei Strängen abwechselnd je zwei Reihen.

Apres Surf Hoodie

Herausgekommen ist ein bequemer, luftiger Schlabberpulli, der dank des edlen Garns trotzdem einiges hermacht, wenn ich ihn auch nicht gerade als opernballtauglich bezeichnen würde. Zum Schnitt und zum Muster hatte ich kürzlich ja schon etwas geschrieben. Das Modell ist im Grunde genommen perfekt für die Einbett-Strickmaschine geeignet, sogar für die alten Drucktasten-Modelle, denn das Muster hat nur einen Rapport von acht Maschen. Man startet mit Kontrastgarn, strickt glatt rechts und Lochmuster, und die Kanten werden später mit I-cord abgekettet, das man ebenfalls wunderbar an der Maschine arbeiten kann: 3 M per Wickelanschlag anschlagen, Schlitten steht rechts, am Schlitten die rechte Part-Taste drücken. Erste M der offenen Kante auf die linkeste Nadel hängen, einmal hin und her stricken, nächste M der offenen Kante auf die linkeste Nadel hängen, einmal hin und her stricken, und so weiter, bis die letzte M eingestrickt ist. Man muss nicht einmal, wie in der Anleitung vorgeschlagen, bei jeder 5. I-cord-Reihe 2 M von der Kante erfassen, das kann man prima durch eine kleinere MW (ich nahm MW 7 statt MW 9) und null Dehnung ausgleichen. Wer nämlich während des Strickens am I-cord zieht, hat verloren und muss noch mal von vorn anfangen. Ihr dürft raten, woher ich das weiß…

Kapuze / hood

Ein paar Anmerkungen zur Kapuze: Die wird im Original 31 cm hoch aus den offenen Maschen von Vorder- und Rückenteil gestrickt, wobei man an den vorderen Kanten allmählich ein paar Maschen zunimmt. Dann wird die Mittelmasche abgekettet, und man strickt die Seiten getrennt mit ein paar verkürzten Reihen, wobei die Enden, die später das Gesicht umrahmen, etwas höher werden. Aus meiner Sicht ist das entbehrlich. Wer’s einfacher haben will, strickt die komplette Kapuze etwa 33-34 cm hoch (auf die Zunahmen würde ich allerdings nicht verzichten) und kettet dann die Scheitelmaschen zusammen. Das hätte den zusätzlichen Vorteil, dass der Kapuzenrand etwas weniger Weite bekommt und später vielleicht weniger unordentlich auf dem Rücken herumhängt.

Kapuze von hinten / back with hood

Bleibt noch die Blende. Dafür soll man um die 300 M aus den vorderen Kanten und dem Kapuzenrand aufnehmen. Ich war kurz davor, das von Hand anzugehen, als mir zum Glück auffiel, dass sich diese Blende auch prima in zwei Hälften auf der Maschine stricken lässt. Man hat dann eine kurze Naht oben an der Kapuze. Aber da dort dann ohnehin noch ein I-cord angestrickt wird (was natürlich wieder gut mit Maschine geht), fällt sie kaum auf.

Blendennaht / seamed band

Now the hoodie is completed. The instruction can be found in Interweave Knits summer 2008, and if you do not own the magazine, you can buy the instruction separately. It is meant to be knit with Rowan Cashcotton 4ply, a mixture of cotton polyamide, angora, viscose and cashmere. Instead, I used about 400 g of Madelinetosh “Lush”, a merino-silk mix with about the same yardage, but different drape. My swatch was different, and I modified the measurements for my personal fit, which summed up to several adjustments (most of them were done by DesignaKnit). As I’m familiar with the perils of hand-painted yarn, I worked with two balls alternating in a two-row sequence.

The result is a comfortable, airy, somewhat baggy, but nevertheless very special sweater, thanks to the lovely yarn. I wrote about the shape and stitch pattern recently. This garment is essentially perfect for a single bed knitting machine, even for the older pushbutton machines because the pattern has a repeat of only eight stitches. You start with contrast yarn, then there’s plain knitting and a single bed lace pattern, and at the end you cast of with I-cord, which can easily be done on the machine: Cast on three stitches, carriage at right, push the right part button. Hang first stitch of the open edge to needle at left, knit to and fro, hang next stitch to needle at left, knit to and fro, and so on until all stitches have been worked. You don’t even have to “SSSK” every 5th or so row, simply adjust the tension. But don’t pull on the cord during knitting, or you have to start over because it will turn out too loose. Guess how I know…

The hood is knit for 31 cm from the open stitches of fronts and back. You are supposed to gradually add some stitches at the front. Then you cast off the center stitch and finish with separate short rows on the two halves. Thus, the edges surrounding the face will get more height. From my point of view, this is not necessary. Working the hood for about 33-34 and then do a 3-needle-bind-off is sufficient, and the edge of the hood will get slightly less width, which results in a neater look from the back later.

Last but not least, the band. You are supposed to pick up around 300 stitches from the front and hood edges. I almost started to do this by hand when it occurred to me that this band can as well be worked in two halves, with a short seam at the top of the hood. When the edge is cast off later with an I-cord (on the machine, of course), this seam is barely noticeable.

Ein teurer Spaß

Ein Beitrag im Strickforum erinnerte mich daran, dass es Metropolitan Machine Knitting in Großbritannien gibt. Und dass ich dort lange nicht vorbeigeschaut habe. Als ich das nun nachholte, stieß ich in der Bücher-Abteilung auf ein paar Publikationen, die ich noch nicht kannte, und ein paar ältere Schätzchen, von denen ich geglaubt hatte, sie seien schon gar nicht mehr lieferbar. Also nichts wie rein in den Warenkorb damit und ab in Richtung Kasse.
Ein wenig sehr erschrocken war ich dann ob des horrenden Portos von der Insel hierher. Sooo schwer können neun Hefte doch nicht sein? Da werde ich wohl an anderer Stelle im Haushalt ein paar Einsparungen vornehmen müssen.
Einstweilen warte ich nun gespannt auf die Lieferung. Und dann werde ich berichten. 🙂

Die verstrickte Dienstagsfrage 39/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf:
1. Warum bloggst du und wie bist du überhaupt dazu gekommen?
2. Was motiviert dich dazu und worüber freust du dich dabei?
3. Welchen Blog besuchst du am liebsten?
Vielen Dank an Tiffany für die heutige Frage!

Dann fangen wir mal an.
Achtung, Weiterlesen nur auf eigene Gefahr! 😉
1. Nachdem Anfang bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts immer mehr Blogs entstanden, fand ich, dass ich erstens mindestens ebenso gut schreiben könnte wie einige dieser Blogger und zweitens nicht wesentlich weniger Ahnung vom Stricken habe als einige dieser Blogger, dass also mehr oder weniger regelmäßige Beiträge von mir die Qualität des Internet in stricktechnischer Hinsicht sicherlich nicht verschlechtern würden. Deshalb legte ich mir ein eigenes Weblog an. Auf eigenem Gelände natürlich und selbst administriert.
2. Meine Motivation ist unter anderem, dass im Internet schon genug nichtssagende Inhalte übers Stricken vorhanden sind, da kann der eine oder andere pointierte Beitrag zum Ausgleich nicht schaden. Ich freue mich dabei über gelegentliches konstruktives Feedback, das ruhig auch kritisch sein darf.
3. Im Laufe der Jahre habe ich allerlei gute Blogs kommen und gehen sehen; ich habe keine speziellen Vorlieben, sondern mag einfach interessante, gut gegliederte, ordentlich verfasste Inhalte.
Meine Augen sind nicht mehr die besten. Was mich an Blogs zuverlässig abschreckt, ist deshalb alles, was die Lesbarkeit beeinträchtigt:
Farbkombinationen mit Augenkrebs-Potenzial oder nur Minimal-Kontrast (z.B. rot auf blau oder dunkelgrau auf schwarz),
originelle Krakel-Schriftarten,
schmerzhafte Orthografie (“häckeln”, “Strickmaschiene” ) und multiple Satzzeichen zur Kompensation fehlenden Gedankenguts,
sowie alle Seiten, auf denen es hüpft und glitzert. Animationen lenken vom Inhalt ab. Gutem Inhalt schadet solche Ablenkung. Und für schlechten ist mir meine Zeit zu schade.

Theoretisches Stricken

Infolge einer Verletzung meines Handgelenks ist Stricken bei mir zur Zeit nicht angesagt. Aber man kann ja planen. Schon seit geraumer Zeit überlege ich, mir endlich (vier Jahre nach dem Erscheinen) das “Après Surf Hoodie” aus der Interweave Knits vom Sommer 2008 zu stricken. Natürlich nicht von Hand, sondern mit der Strickmaschine.
Das Lochmuster ist einfach genug, um es für die Maschine anzupassen. Exakt wie im Original lässt es sich allerdings nicht umsetzen, weil im Originalmuster an einigen Stellen Maschen obenauf liegen, die die Maschine nicht automatisch so umhängen kann. Aber ich behaupte mal, dass diese kleinen Unterschiede selbst einer erfahrenen Strickerin nicht ohne weiteres auffallen würden.
Hier ist meine angepasste Version (für Brother), die Ihr gern für Eure Zwecke verwenden könnt. Das Muster hat einen Rapport von 8 Maschen und lässt sich damit auch auf einer Lochkarten-Strickmaschine arbeiten.

Lochmuster für Brother Strickmaschine

Als nächstes inspizierte ich den Schnitt. Das Schnittschema in der Zeitschrift ist, gelinde gesagt, irreführend. Der Ausschnitt des Vorderteils ist eigentlich gar nicht so weit. Er bildet ein sehr schmales V. Die äußeren Schultermaschen gehen später in die eigentliche Schulternaht, über die inneren wird die Kapuze angestrickt. Hier ein Umriss, wie mein Schnitt aussieht:

mein Schnitt fürs Apres-Surf-Vorderteil

Die Abnahmen für die Taille fangen im Original erst nach 7-8 cm an. Ich habe aber bei früheren Projekten schon festgestellt, dass das für meine Figur nicht funktioniert. Bei mir müssen die Abnahmen praktisch sofort beginnen, sonst ergibt sich zwischen Hüfte und Taille eine nicht sehr dekorative Beule. Folglich hat mein Schnitt keine gerade Partie am Anfang.

Für die Kapuze gibt es leider keinen Schnitt. Welche Maße und vor allem welche Form sie tatsächlich hat, kann man nur anhand der wenigen Maßangaben und der Reihenbeschreibung für den oberen Teil re-assemblieren. Ab 31 cm Höhe wird in zwei Hälften und mit verkürzten Reihen gestrickt, wobei über die äußeren Maschen mehr Reihen gearbeitet werden als über die inneren. Dann werden die Kapuzenhälften aufeinandergelegt und die offenen Maschen zusammen abgekettet. Das muss ich mir, glaube ich, noch mal genau in Kästchenform aufmalen, bevor ich es stricke.

Die verstrickte Dienstagsfrage 38/2012

Das Wollschaf fragt diesmal:
Welche Erfahrungen habt Ihr mit verschiedenen Strick- und Häkelnadel-Materialien gemacht? Also Alu, Plastik, Bambus, Holz (KnitPro), Edelholz (wie Rosenholz, Veilchenholz oder Ebenholz), Bein (antik natürlich).
Welche würdet Ihr empfehlen, welche nicht und warum?
Ich selbst kann Alu/Metall nicht vertragen. KnitPro sind z.T. mörderisch spitz und sie brechen recht schnell. Plastik mag ich eigentlich gar nicht.
Vielen Dank an Lilly Landfein für die heutige Frage!

Nun ja, wer kein Metall verträgt, Plastik nicht mag und Holz zu spitz findet, dem bleibt eigentlich nur, sich ein anderes Hobby zu suchen als ausgerechnet Stricken. 🙂 Alternativ wird man zum Nadeljunkie und Material-Hopper und kauft sich immer die neueste Nadelsau, die gerade durchs virtuelle Strickdorf getrieben wird.
Da gab es ja vor nicht allzu langer Zeit großes Getöse um die viereckigen namens Cubics. Nun bestehen die ja aus Holz, was die Fragestellerin nicht schätzt. Aber vielleicht sind sie ja allein von der exotischen Haptik her einen Versuch wert und auch weniger spitz?
Dann waren welche aus Käse im Angebot. Oh, sorry, Kasein hieß das Zeug. Ziemlich empfindlich, muss vor Gebrauch gewässert werden und verträgt keine Sonne, scheint also eine Art Kreuzung zwischen Römertopf und Vampir zu sein. Aber vielleicht ist es ja genau das Richtige für empfindliche Finger.
Der neueste Werkstoff ist wohl Karbon; was für Flugzeuge gut ist, kann für Stricknadeln nicht schlecht sein. Zwar gab es mit den ersten Exemplaren Probleme, weil das Material von Natur aus dazu tendiert, parallel zur Faser zu zerfransen. Aber mit noch etwas mehr High-tech bekommt man das sicher in den Griff.
Etwas länger schon sind Nadeln aus Glas erhältlich. Vermutlich ist das aber nichts für Leute, die öfter mal etwas fallen lassen.
Da ich die oben genannten Produkte weder besitze noch jemals verwendet habe, kann ich zur Brauchbarkeit nichts sagen. Ich bin nicht anspruchsvoll; meine persönlichen Lieblingsnadeln sind meine gut eingestrickten alten Metallnadeln sowie bei Bedarf nachgekaufte normale Addi Rundstricknadeln mit dünnem Seil und schlanker Spitze. Bei Nadelspielen nehme ich gern Bambus, weil dieses Material nicht so rutschig ist.
Mit Stricknadeln verhält es sich ansonsten ähnlich wie mit Autos: Man muss seinen Lieblingstyp selbst herausfinden, indem man “probestrickt”. Und nicht immer ist das teuerste oder exklusivste Modell auch das, womit man am besten zurecht kommt. Optimal für einen selbst ist übrigens auch nicht immer das, wofür die meisten anderen schwärmen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 37/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Ponchos sind auch dieses Jahr total in. Gestrickt oder gehäkelt, dass ist in diesem Fall egal. Habt ihr euch schon einen gestrickt oder steht das noch auf der Wunschliste?
Oder ist so ein Poncho nicht praktisch und euer Ding?
Vielen Dank an Bianca für die heutige Frage!

Da antworte ich doch gern. 🙂
Keine Frage, Ponchos sind toll zu stricken. Man kann an ihnen die verschiedensten Muster und Farben ausprobieren, man kann alle Arten von Resten dafür verbrauchen, und es ist egal, welche Form oder Größe letztlich herauskommt, ob breit, eng, kurz oder lang. Die Strickerin kann immer behaupten, das Ding habe exakt so werden sollen, wie es geworden ist, weil Ponchos ja bekanntlich jede Form und Größe haben können, vom Mini-Poncho, der als modischer Schal-Ersatz um den Hals getragen wird, bis zum angeblich figurfreundlichen Zweifrauzelt, das in anderen Kulturkreisen locker als Behelfs-Burka durchginge. Der Sitz ist entweder egal oder besch…, man kann also nichts falsch machen. Damit eignet sich ein Poncho ideal als größeres Projekt, nachdem man etwas Spüllappenpraxis gewonnen hat; man muss ja nicht gleich die Zeltgröße anstreben.

Was nun die Tragbarkeit angeht, habe ich vor sieben Jahren schon mal meine Ansichten dazu niedergelegt, an meiner Einstellung hat sich nichts geändert. Ich finde Ponchos blöd,
a) weil sie windempfindlich sind und deshalb beim leisesten Lüftchen sowieso nicht mehr wärmen,
b) weil sie rundliche Trägerinnen noch kompakter aussehen lassen.
c) weil man einen Rucksack weder über noch unter einem Poncho gut tragen kann,
d) weil sie keine Taschen haben, und wenn doch, dann in Regionen, die einem immer gerade entflattern.
Folglich werde ich mir ganz gewiss nicht so ein Ding stricken.

Die verstrickte Dienstagsfrage 36/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Verstrickt Ihr lieber elastische oder unelastische Garne? Und sucht Ihr Projekte manchmal einzig und allein danach aus, ob sie mit Eurer Lieblingsbeschaffenheit zu vereinbaren sind?
Vielen Dank an Martine für die heutige Frage!

Um ehrlich zu sein, am liebsten verarbeite ich alle Arten von Wolle; es darf natürlich auch Alpaka, Angora oder ähnliches sein. Diese Garne sind zwar nicht immer, aber häufig elastisch. Vor allem aber fühlen sie sich für meine Begriffe gut an, und ich mag die typische Wärme, die sie spenden.
Stricken ist für mich ein Hobby und soll mir Spaß machen. Deshalb vermeide ich Garne, die mir schon beim Anfassen keine Freude bereiten. Dabei bin ich im Laufe der Jahre wählerischer geworden, was sich auch darin zeigt, dass manche “Altlasten” in meinen Vorräten schon seit mehr als zehn Jahren auf ihre Verarbeitung warten. Vielleicht sollte ich mal aufräumen…
Meine Zeit ist begrenzt, und ich kann leider nicht alles stricken, wozu ich Lust habe oder was ich interessant finde. Ich muss also Prioritäten setzen. Meistens wähle ich meine Projekte nach Bedarf aus. Wenn ich also Handschuhe brauche, dann werden eben Handschuhe gestrickt, und dafür nehme ich dann auch handschuhtaugliche Wolle.

Der verdrehte Anschlag, Mythos und Wahrheit

Ich hab’s ja schon seit längerem vermutet, aber nun habe ich Gewissheit: Es hilft nicht immer, wenn man sich vor dem Stricken der ersten Runde den Anschlag so zurechtlegt, dass er nicht verdreht ist.

Maschenanschlag

Hier sieht man einen Anschlag von 48 M, auf drei Nadeln verteilt. Ich habe nun absichtlich einfach losgestrickt, ohne zu prüfen, ob da etwas verdreht ist. Ich habe nur darauf geachtet, auch wirklich von der Vorderseite her einzustechen, also dort, wo die “glatten” Maschenfüßchen sind. Auf diesem Bild ist die erste Nadel abgestrickt:

erste Runde, erste Nadel

Der erfahrenen Strickerin dürften jetzt die Haare zu Berge stehen, denn dass der Anschlag verdreht ist, fällt einem sofort auf.

Das ist aber überhaupt kein Problem, denn der kritische Punkt kommt nach der ersten Runde. Beim Stricken dieser Runde sollte man genau zählen, ob man die richtige Maschenzahl auf den Nadeln hat. Wenn etwas verdreht ist, dann bildet die Verdrehung am Ende der letzten Nadel zusätzliche Schlingen, die man für Maschen halten könnte. Es sind aber keine, deshalb muss man sie von der Nadel werfen.

nach der ersten Runde

Hier hat man genau einen Faden als Verbindung zwischen der ersten und letzten Nadel, siehe Pfeil. Die überschüssige Fadenlänge entstand übrigens durch den absichtlich hineingebrachten Dreher, der eine überzählige Schlinge auf der letzten Nadel bildete. Die habe ich von der Nadel geschoben, ohne sie abzustricken. Deshalb ist es wichtig, die Maschen bei der ersten Runde nachzuzählen. Wenn Schlingen auftreten, dann findet man sie am Ende der Runde.

An dieser Stelle, also nach der ersten Runde, kann man alles Verdrehte zurechtrücken – oder auch vermurksen, was man zuvor schön zurechtgerückt hatte, wenn z.B. die linke Nadel versehentlich so unter dem verbindenden Faden entlanggeführt wird, dass sich der Anschlag verdreht.

Und genau deshalb sollte man jetzt, nach der ersten Runde, alles überprüfen, damit man die zweite Runde unverdreht beginnt. Falls man das nicht schafft und dennoch einen Dreher hineinbringt, ist aber noch nicht alles verloren. Denn vor dem Beginn der dritten Runde sind erste und letzte Nadel durch zwei Fäden verbunden:

nach der zweiten Runde

An dieser Stelle prüft man noch einmal, ob alle Maschen ordentlich aufgereiht sind (hier sind sie es). Hat man vorher versehentlich einen Dreher hineingebracht hat, dann kann man zu diesem Zeitpunkt noch korrigieren, indem man die erste und letzte Nadel gegeneinander zurechtdreht. Dabei werden zwar die zwei Fäden zwischen diesen beiden Nadeln verdreht, aber das ist später kaum wahrnehmbar und auf jeden Fall weniger schlimm, als wenn man den Fehler erst nach zehn oder mehr Runden bemerkt.

Also: Zukünftig könnt Ihr Euch den “hoffentlich ist nichts verdreht”-Check vor der ersten Runde sparen. Stattdessen prüft Ihr nach der ersten Runde, ob alles in Ordnung ist, und danach vorsichtshalber noch einmal nach der zweiten Runde. Zu diesem Zeitpunkt hat man auch genug Gestrick auf den Nadeln, um etwaige Verdreher leicht zu erkennen.