Und ich bin erleichtert, denn im Laufe des heutigen Tages soll das zweite YAL-Muster verteilt werden. Aber hier erst einmal ein Blick auf das gespannte Tuch:
Ja, ich habe die untere Kante geändert. Für die ursprüngliche Picot-Version hätte ich ständig Maschen und Abstände zählen müssen. Bei insgesamt mehr als 600 Maschen ist das nicht besonders spaßig. Außerdem hatte ich aufgrund des Videos zu den Picots den Eindruck, dass Stephens Abkettkante teilweise sehr fest wird. Um das zu vermeiden, wählte ich eine Methode, die eine dehnbare Kante ergibt. Damit war das Abzählen aber noch mühsamer. Einfacher war es, die gesamte Kante elastisch abzuketten. Danach hatte sie genügend Spielraum, um die Spitzen des Musters so weit wie möglich zu spannen. Diese Variante gefällt mir auch besser als das Original.
Wie ich schon an anderer Stelle erwähnte, finde ich sowohl die Kombination der Farben als auch die der beiden Muster nicht besonders gelungen. Bei den Mustern ist es die Tatsache, dass das eine (das Smok-Muster) definitiv zwei Mittelmaschen hat und das zweite mit den verschränkten Maschen nur eine. Das ist nicht miteinander zentrierbar, und ich selbst würde so etwas niemals kombinieren. Auch bei anderen Designern von Tüchern habe ich so eine willkürliche und undurchdachte Zusammenstellung von Mustern noch nie gesehen.
Und was die Farben betrifft: Einige der hier Mitlesenden wissen sicherlich, dass ich gelegentlich Aquarelle male. Nicht nur dabei achtet man üblicherweise darauf, Kontraste ins Bild zu bringen, damit es kein undefinierbares Wischiwaschi wird. Ein wichtiges Mittel dabei ist der Tonwert, also die Helligkeit der verschiedenen Bildbereiche. Sind alle Teile zwar in unterschiedlichen Farben, aber weitgehend gleich hell (oder dunkel), dann fehlt dem Bild etwas. Und genau das ist leider auch bei diesem Tuch der Fall:
In Graustufen umgewandelt erkennt man deutlich, dass die beiden Garne sehr ähnliche Tonwerte haben. Für meinen Geschmack zu ähnlich, um ein gelungenes Design zu ergeben.
Es gibt beim Stricken diverse Möglichkeiten, um unabhängig von der Farbwahl spannende Kontraste zu erzeugen. Strickmuster können dicht oder transparent sein; stark strukturiert oder glatt; kleingemustert, mit größeren Motiven oder mit nur einem einzigen; man kann auch dickere und dünnere oder glänzende und stumpfe Garne zusammen in einem Objekt verwenden, und es gibt noch weitere Varianten. Das einzige, was (für mein Gefühl) bei diesem Tuch ansatzweise umgesetzt wurde, ist der dezente Kontrast zwischen einem stärker strukturierten und einem glatteren Muster. Ein bisschen wenig für ein angeblich großartiges und nicht gerade preiswertes Design, oder? Man möchte Herrn West empfehlen, ein paar Vorlesungen über gutes Design zu belegen oder wenigstens mal ein Buch darüber zu lesen.
Nein, ich habe selbst nicht Design, gleich welcher Art, studiert. Aber sowohl beruflich als auch privat hatte und habe ich viel mit kreativen Menschen zu tun, die sich damit auskennen. Und wenn man nicht völlig blind, taub und lernresistent ist, dann erweitert man bei solchen Gelegenheiten seine Kenntnisse ein wenig.