Rowan Magazin 54

Heute lag das Rowan Magazin 54 (ich beziehe die deutsche Version) im Briefkasten, und es gefällt mir richtig gut. Obwohl es ein Winter-Heft ist, sind darin erstaunlich viele Modelle aus relativ dünnen Garnen, die sich auch für die Strickmaschine eignen würden.

Den diversen seltsamen “Wraps” (ich muss dabei unwillkürlich an die Dinger zum Essen denken) kann ich zwar nicht viel abgewinnen, aber bei den Pullovern gefällt mir beispielsweise “Melissa”, obwohl ich dieses Modell ein paar Zentimeter länger stricken würde. Außerdem mag ich “Rya”, auch wenn das kein dünner Pulli ist, sondern ein eher rustikales gestreiftes Teil. Linksgestrickt gefällt mir, und auch die Farben wären ausnahmsweise mal genau meine.

Nicht so gelungen finde ich die Ausarbeitung an einigen Modellen. Die Ausschnittblende des Mohairpullovers “Sherry” sieht aus wie gewollt, aber geschlampt; dasselbe gilt für die Blenden am üppig gemusterten Kurzarmpulli “Aida”. Trotzdem könnte ich mir gut vorstellen, dieses Modell wegen des interessanten Musters zu stricken, dann allerdings mit gesondert gestrickten Ärmeln und natürlich mit ordentlichen Blenden.

Etwas verblüfft hat mich der Begleittext zum langen Pullunder “Stacy”. Angeblich soll das ein Wabenmuster sein, aber für mich sieht es aus wie simples großes Perlmuster. Hat da die Übersetzungsabteilung nicht aufgepasst? In der Anleitung scheint außerdem bei der Musterbeschreibung etwas schief gelaufen zu sein, dort steht, man solle Reihe 3 stricken wie Reihe 3. Aha, und wie geht die nun?

Ein Modell des Heftes gefällt mir aber besonders gut, und es ist leider nichts, was ich stricken könnte: Der wundervolle dunkelrote Samtrock, der zum Modell “Juliet” auf Seite 24 des Magazins gezeigt wird. Weiß jemand, wo ich so einen hinreißenden Rock bekommen könnte?

Die verstrickte Dienstagsfrage 28/2013

Heute stellt das Wollschaf eine Frage aus Angelas Archiv von 2003:
Gab’s von Freunden, Verwandten, Passanten oder so schon mal dumme Kommentare zum Thema stricken? Gibt’s ein Vorurteil oder einen Spruch, über den Du Dich besonders aufregst oder ärgerst?

Die Kommentare, die ich bekomme, gehen im allgemeinen in Richtung “oh, siehst du aber schick aus heute” (bei Sachen, die ich trage) oder “oh, ist das schick, ich probier’s gleich mal an” (bei Sachen, die ich z.B. verschenke).
Der letzte, der sich wirklich negativ über meinen Spaß am Stricken und die daraus resultierenden Sachen ausließ, war mein Ex-Mann, als die Scheidung anstand bzw. vollzogen war. (Er sagte damals auch, dass seine gesamte Familie mich niemals habe leiden können und dass mein damaliges Lieblingskostüm aus rotem Leinen mir nicht stünde, was beides nicht zutraf. So ist das eben, wenn verletzte Gefühle im Spiel sind.)
Wenn ich in öffentlichen Verkehrsmitteln stricke, werde ich gelegentlich angesprochen, aber nicht negativ, sondern eher neugierig und staunend.

In Dreams endlich fertig

Vergangenen Sonntag wurde dieses schöne halbrunde Tuch nach genau sechs Wochen und drei Tagen Strickzeit fertig. Aber natürlich musste es erst gewaschen und gespannt werden und dann in Ruhe trocknen, bevor ich daran denken konnte, Fotos zu machen.

In Dreams

Es ist 220 cm lang, 110 cm hoch und wiegt 283 g, davon entfallen 153 g aufs Garn (Posh “Madeleine”, 80% BFL, 20 % Seide, 800 m/100 g) und der Rest auf die weit mehr als 4.000 Perlen (Toho Rocailles 8/0 in Farbe Silverlined Siam), die eingestrickt wurden.

Musterdetail

Nun bin ich sehr froh, mich endlich wieder guten Gewissens um andere Strickprojekte kümmern zu können.

Die verstrickte Dienstagsfrage 27/2013

Diese Woche stellt das Wollschaf eine Frage aus dem Archiv vom 19.06.2007:
Wie diszipliniert bist du? Strickst du immer erst ein Projekt fertig bevor du das nächste beginnst oder hast du einige Dinge gleichzeitig in Arbeit? Wenn ja, dann zähle doch mal auf ! Magst du auch Bilder von den ganzen Projekten zeigen?

Diszipliniert bin ich nur in Ausnahmefällen, beispielsweise in den vergangenen knapp sieben Wochen. Da habe ich täglich mehrere Reihen an meinem “In Dreams”-Tuch gestrickt. Ich hatte mir vorgenommen, zunächst mindestens zehn Reihen pro Tag zu schaffen und gegen Ende, als die Reihen lang und mühselig wurden, mindestens zwei. Inzwischen habe ich das Tuch fertiggestellt, dafür habe ich sechs Wochen und drei Tage benötigt. Ein Bild folgt demnächst.
Nebenbei waren noch eine “Paulie”-Jacke und ein auf der Maschine gestrickter “Boxy”-Pullover in Arbeit. Der “Boxy” wurde ziemlich schnell fertig; die Jacke dümpelt immer noch vor sich hin.
Generell stricke ich aber lieber an mehreren Sachen gleichzeitig und ohne Termindruck. Die dürfen dann gern verschiedenartig sein, beispielsweise etwas Kleines zum Handstricken, etwas Großes für die Maschine, etwas aus dicker und etwas aus dünner Wolle, etwas zum Mitnehmen und etwas für zuhause.

Mein Prio-1-Gestrick

Seit gut sieben Wochen stricke ich am Tuch “In Dreams” von Susan Pandorf. Mittlerweile bin ich bei den letzten Reihen und freue mich schon darauf, es bald in seiner ganzen Pracht zu sehen. Das Bild entstand vor einer Woche und gibt das schöne Muster nicht annähernd wieder:

In Dreams Tuch

So diszipliniert habe ich lange nicht an einem Projekt gestrickt. Der Hauptgrund ist, dass ich dieses Tuch wirklich fertig haben und zu einem bestimmten Anlass tragen möchte. Und solange das nicht geschafft ist, müssen andere Sachen zurückstehen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 26/2013

Diese Woche fragt das Wollschaf :
Beim Stricken von rechten Maschen tippe ich mit dem rechten Zeigefinger auf die linke Nadel, um die Nadel zurückzuschieben und die gestrickte Masche auf die rechte Nadel zu transportieren. Dies ist so meine Strickangewohnheit, da hat wohl jede so ihre Spezialitäten.
Manchmal, wenn ein Strickstück besonders sperrig ist und nicht rutschen will, stricke ich mir ein kleines Loch in den Zeigefinger- eine kleine Lücke zwischen den Rillen im Finger (die für Fingerabdrücke gebraucht werden).
Das tut fies weh, wenn man beim Stricken erneut mit der Nadel dort hineingerät und lässt sich nur durch eine Strickpause, Stricken mit Fingerhut oder undurchdringliches weisses Heftpflaster vermeiden.
Nun meine Frage:
Kennt Ihr diese Strickverletzung oder habt Ihr schon Beeinträchtigungen körperlicher oder anderer Art durch das Stricken erlitten?
Vielen Dank an chatts für die heutige Frage!

Offenbar strickt chatts sehr fest, anders kann ich mir nicht erklären, dass die Maschen nicht von der Nadel rutschen wollen. Warum tut man sich so etwas an? Und vor allem: Warum ändert man nichts daran?
Wenn eine bestimmte Bewegung bei mir Schmerzen erzeugt, dann würde ich als erstes versuchen, die Bewegung zu ändern. Ja, so etwas geht, man muss es nur wollen und längere Zeit konsequent üben. Tennisspieler lernen, ihre Rückhand anders zu schlagen. Hochspringer lernen neue Sprungtechniken, um ihre Leistung zu verbessern. Ich selbst habe nach massiven Schmerzen in der rechten Schulter gelernt, als Rechtshänder die Maus mit links zu benutzen; die Umgewöhnung dauerte keine zwei Wochen. Und beim Stricken habe ich mir schon vor Jahren angewöhnt, den Faden nur einmal über den Finger zu legen, statt ihn zweimal (oder noch öfter) herumzuwickeln. Seither stricke ich übrigens flüssiger, weil der Faden problemlos von selbst nachläuft.
Man kann seine Stricktechnik sehr wohl ändern, und wenn man schon einzelne Körperteile abschnürt oder durchsticht, ist das ein guter Grund, endlich mit der Veränderung anzufangen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 25/2013

Diese Woche fragt das Wollschaf :
Ich habe zwei angefangene Teile, die ich nun wieder ribbeln will, da Projekt und Wolle nicht gut zusammenpassen. Sie liegen aber nun schon einige Monate und ich habe natürlich nur einen Teil der Wolle angestrickt. Werde ich Unterschiede in der Wolle sehen, wenn ich nun aus der geribbelten und noch nicht angestrickten Wolle kombiniert etwas Neues mache? Muss ich wirklich die geribbelte Wolle erst wieder glätten? Oder relativiert sich das vielleicht nach dem Waschen des fertigen Stückes?
Vielen Dank an Carina für die heutige Frage!

ja, Carina, man wird Unterschiede im Gestrick sehen. Das aus dem geribbelten Garn Gestrickte wird nicht so glatt aussehen wie das aus dem bisher unverstrickten Garn. Und ja, es ist gut möglich, dass sich das nach der Wäsche von selbst wieder zurechtzieht.
Ansonsten und vorsichtshalber: Garn zu einem Strang (oder mehreren) wickeln, nass machen, aufhängen, trocknen lassen und neu wickeln.

Das gemeine Klappbündchen

Heute beschäftigen wir uns mit der Entstehung und dem Lebensraum des gemeinen Klappbündchens. Es ist ein naher Verwandter des Klappsaums und bei Strickerinnen fast ebenso unbeliebt wie letzterer.

Wie entsteht ein Klappbündchen? Sehr einfach: Wir stricken unser Bündchen nach Vorschrift über x Reihen, wechseln dann die Nadelstärke und arbeiten glatt rechts weiter. Nach wenigen Reihen schon können wir sehen, wie das Bündchen verheißungsvoll hochklappt und dort für den Rest der Strickzeit (und mitunter der Lebenszeit eines Strickstücks) bleibt. Im allgemeinen wird erwartet, dass es sich nach der ersten Wäsche wieder zurückklappt. Tut es das nicht, ist es wirklich gemein. Manche Strickerin rückt dem Klappbündchen mit Dampf zu Leibe, sofern die Faser das erlaubt. Mitunter hilft es, aber nicht alle Klappbündchen lassen sich davon auf Dauer beeindrucken; sie klappen trotzdem eifrig weiter. Ebenfalls als “Lösung” wird oft empfohlen, das Bündchen höher zu stricken. Auch das ändert nicht viel an der Klappfreudigkeit. Dreißig-Reihen-Bündchen klappen fast ebenso gern wie zehn-Reihen-Bündchen.

Die elegantere Lösung: Statt ein Klappbündchen nachträglich zu bekämpfen, sollte man ihm schon im Vorwege den Lebensraum nehmen, damit es gar nicht erst entsteht. Denn der Lebensraum eines Klappbündchens ist letztlich der selbe wie der eines Klappsaums: Eine zu enge Rechtsreihe.
“Woher soll denn eine zu enge Rechtsreihe kommen?” fragt sich die geneigte Strickerin. “Ich stricke exakt nach Anleitung mein Bündchen mit kleinerer Nadelstärke, und dann geht’s glatt rechts mit größerer Nadelstärke weiter.” Genau da liegt das Problem, liebe Strickerin. Um zu verstehen, was da passiert, müssen wir uns erst einmal klar machen, wie eine Masche entsteht.

Um eine vollständige Masche zu erzeugen, benötigt man zwei Reihen. In der ersten Reihe werden erst einmal nur Schlaufen herausgestrickt, und zwar in der Größe, die die Nadel hergibt (gleichzeitig werden die Schlaufen der Vorreihe zu Maschen geformt). Erst in der folgenden Reihe werden aus den Schlaufen je nach Strickweise rechte oder linke Maschen (und gleichzeitig werden die Schlaufen für die nächste Reihe erzeugt).

Nun können wir auch nachvollziehen, was am Ende des Bündchens geschieht: In der letzten Bündchenreihe werden aus der vorletzten Bündchenreihe Bündchenmaschen gebildet, während wir, noch mit unserer dünneren Nadelstärke, Schlaufen für die folgende Reihe bilden. Diese kleineren Schlaufen werden in der nächsten Reihe zur ersten Reihe von rechten Maschen verarbeitet. Die darüber liegenden Schlaufen sind mit größerer Nadel geformt und werden deshalb, wie alle nachfolgenden Reihen, etwas größere Rechtsmaschen ergeben. Nur die erste Reihe, die ihre Größe noch von der Bündchennadel bekommen hat, ist enger. Und deshalb klappt das Gestrick dort hoch und erzeugt das gemeine Klappbündchen.

Um das zu verhindern, gibt es eine sehr einfache Lösung: Die letzte Bündchenreihe, in der ja noch im Rippenmuster gestrickt wird, muss bereits mit der dickeren Nadel gestrickt werden. Dann sind die Schlaufen, die danach die erste Rechtsreihe bilden, genau so groß wie später die Maschen weiter oben, bilden keine engere Rechtsreihe mehr und haben auch keine Veranlassung, hochzuklappen.

Klappbündchen sind übrigens auch beim Maschinestricken ebenso häufig wie unbeliebt. Hierbei wird das Bündchen meist mit sehr fester Maschenweite gebildet, dadurch wird die erste Rechts-Reihe sehr eng und klappt dann besonders gut hoch. Abhilfe: Für die letzte Bündchenreihe die Maschenweite auf beiden Betten drei volle Nummern höher einstellen. Dann werden die Schlaufen normalerweise groß genug, um keine zu enge Rechts-Reihe zu bilden.

Die verstrickte Dienstagsfrage 24/2013

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Hast Du schon einmal einen Freund oder eine Freundin durchs Stricken kennengelernt?
Vielen Dank an „Praagelmam“ für die heutige Frage!

Und ob. Und zwar nicht erst zu Zeiten des Internets, sondern bereits viele Jahre vorher. Eine sehr liebe Freundin war meine mittlerweile verstorbene Stricklehrerin Dodo Bürkel. Durch sie habe ich seinerzeit Kontakt zu anderen Strickerinnen bekommen, von denen eine heute noch eine meiner engsten Freundinnen ist. Später kamen übers Internet dann noch weitere hinzu. Das sind enge und sehr persönliche Beziehungen, die über unser gemeinsames Hobby weit hinaus gehen.
Natürlich habe ich auch Strickfreundinnen und gute Bekannte, mit denen mich nicht ganz so viel verbindet. Man kann jedenfalls ohne weiteres auch übers Stricken enge Freundschaften schließen.

Diagramm versus Text

Erst vor wenigen Tagen war dies ein viel kommentiertes Thema bei Tichiro. (Ich schaffe es übrigens nicht, sieben oder mehr Kästchen auf einmal zu erfassen. Bei mir ist Schluss bei fünf.)
Ob man lieber nach Diagramm (neudeutsch: chart) strickt oder nach Text, wird in der internationalen Strickwelt mit ähnlicher Toleranz und Entschlossenheit diskutiert wie die Wahl zwischen MacOS und Windows. Ich verwende bewusst das Wort “international”, weil Menschen, die deutsche Strickmagazine konsumieren, zwangsläufig auch Diagramme lesen können (müssen), sonst könnten sie mit den Anleitungen nur wenig anfangen.

Ich kenne eine relativ neue Strickerin, die hauptsächlich kleine Dinge wie Tiere oder bestenfalls mal eine Mütze häkelt oder strickt. Sie bevorzugt dabei Schemazeichnungen, bei denen jede Masche durch ein Kästchen (ohne Symbol) dargestellt ist. Andererseits vermeidet sie “richtige” Strickschriften, weil sie, wie sie sagt, die Bedeutung der Symbole nicht versteht. Wenn ich in dem bei Tichiro verlinkten Ravelry-Thread lese, dass viele “non-chart-people” sehr wohl farbige Muster nach Diagramm stricken, aber keine Symbole umsetzen zu können behaupten, dann erstaunt es mich über die Maßen, dass ein Hirn den Schritt von der Farbe zum – meist noch nicht einmal abstrakten – Symbol nicht schafft, zumal ja auch viele Farbmuster mit Symbolen dargestellt werden. (Noch mehr verblüfft mich übrigens die rigorose Moderation im bewussten Ravelry-Thread.)

Wie die geneigte Leserin schon vermutet hat, bin ich seit Beginn meiner Strick-Karriere eher der Diagramm-Typ. Textwüsten verursachen bei mir akute Strickunlust. Aber ich muss auch gestehen, bei sehr komplexen Mustern schon mal auf den Text-Teil zurückgegriffen zu haben, wenn ich Teile eines Diagramms nicht verstand.

Abgesehen von meiner chronischen Diagrammitis bin ich übrigens auch Druck-Verweigerer. Komplexe Diagramme, die sich ohnehin nicht als Unterwegsprojekt eignen, stricke ich bevorzugt vom iPad mit der Software “Goodreader”. Das sieht dann ungefähr so aus:

Diagramm auf dem iPad

Die Zeile, die gerade abgearbeitet wird, ist rot unterstrichen. So weiß ich immer, wo ich gerade bin. Diese Markierung kann auch nicht versehentlich verrutschen und ist, wenn ich das iPad beiseite lege oder abschalte, trotzdem jederzeit an Ort und Stelle, auch wenn ich in der Anleitung mal vor- oder zurückblättere. Ist die Reihe beendet, dann verschiebe ich die rote Linie eine Zeile höher. Und wenn die Einzelheiten schwer zu erkennen sind, kann man die Ansicht vergrößern:

Diagramm vergrößert

Diesen Vorteil hat man bei einer ausgedruckten Anleitung nicht. Schon deshalb bevorzuge ich bei Anleitungen wie dem “In Dreams”-Tuch die elektronische Version, die mir auch das Drucken von immerhin 30 Seiten erspart. Und ja, das ist natürlich auch mit anderen Tablets möglich.