Fortschritte

Die Jacke strebt aufhaltsam der Vollendung entgegen. Ärmel und Leibteile sind mit dem Grobi fertig gestrickt und zusammengenäht; zur Zeit stricke ich von Hand an der Blende, immer ein paar Zentimeter gestrickt, ein paar Zentimeter angenäht. Sie soll in einem Rutsch von links unten um den Halsausschnitt herum nach rechts unten gehen. Nein, tut mir leid, I-cord oder Anstricken geht hier nicht, das würde zu wulstig werden und schlampig aussehen. Hier ist fein säuberlich abgezählter Matratzenstich angesagt; auf drei Reihen Leibteil kommen vier Reihen Blende, dann liegt’s schön glatt.

Jacke mit Blende, teils angenäht

Außerdem werde ich nicht umhin kommen, mir irgendetwas für die unteren Kanten zu überlegen. Die rollen sich nämlich entsetzlich, was bei Maschinegestricktem ja ziemlich normal ist. Beim handgestrickten Originalmodell (Nr. 34 aus der Verena 4/04) bleiben die Kanten unbehandelt und sehen ansehnlich aus. Mal gucken, wie ich das Problem löse. Vielleicht werden ein paar Reihen kraus angestrickt, entweder mit dem mehrfarbigen Noro-Garn oder aber mit dem rosa Garn, je nachdem, wieviel vom mehrfarbigen nach dem Stricken der Blende noch übrig ist.

Einen Schal stricken

Auch in diesem Herbst werden vermutlich wieder viele Strick-Neulinge erstmals zu den Nadeln greifen und ihren ersten Schal beginnen (und hoffentlich auch glücklich beenden). Die einfachste Variante geht übrigens so:

Man geht in ein Wollgeschäft, befühlt dort die schönen Garne und kauft sich von der Sorte, die man am schönsten findet, zwei bis drei Knäule. Dazu eine Rundstricknadel in passender Stärke (die Stärke sollte auf der Banderole des Garns vermerkt sein), etwa 80 cm lang. Keine ganz kurze nehmen, damit läßt es sich nur schlecht stricken! Und sehr lange sind auch unbequem.

Mit dieser Ausrüstung schlägt man nun etwa doppelt soviele Maschen an, wie auf der Garn-Banderole für 10 cm angegeben sind. Das ergibt dann einen Schal von gut 20 cm Breite. Dann strickt man immer rechte Maschen, immer gerade hin und her. Das entstehende Muster heißt “kraus”. Es hat den großen Vorteil, daß es auf beiden Seiten gleich aussieht (das ist praktisch bei einem Schal) und sich vor allem nicht einrollt, wie glatt rechts Gestricktes es gern tut.
Stricken, bis das Garn fast aufgebraucht ist. Zuletzt werden alle Maschen abgekettet. Nun noch die Fäden vernähen, und fertig ist der erste, schöne Schal.

Viel Erfolg!

Nachtrag vom 13.12.2007:
Da es sich offenbar noch nicht bei allen Lesern und Leserinnen herumgesprochen hat, dass man stricken erst einmal lernen sollte, bevor man versucht, einen Schal zu stricken ;-), hier ein paar Links zum Erlernen der wichtigsten Fertigkeiten:

Maschen anschlagen (ich empfehle den Kreuzanschlag)
Rechte Maschen stricken
Maschen abketten

Und nicht vergessen, mit dem Stricken verhält es sich wie mit Schreiben, Radfahren und Klavierspielen: erst die Übung macht den Meister.

Ein Geschenk

Die zu Beschenkende liest hier mit größter Wahrscheinlichkeit nicht mit, deshalb wage ich es mal, dieses Bild eines Ärmels zu zeigen:

Ärmel aus Schoeller “Turbo” mit Blende aus Noro “Shinano”

Das Hauptgarn ist Schoeller “Turbo” aus meinem Vorrat, noch mit vierstelliger Postleitzahl auf der Banderole und deshalb mindestens zwölf Jahre alt. Es ist ein Gemisch aus 80 % Wolle und 20 % Mohair mit einer Lauflänge von 90 m auf 50 g, und es läßt sich fabelhaft verstricken. Ich habe den Grobstricker benutzt, aber von Hand geht es genauso gut.

Damit das fertige Modell nicht zu schlicht und langweilig wirkt, wird es mit breiten, von Hand gestrickten Kraus-Blenden aus einem Rest Noro “Shinano” aufgepeppt. Die Farbvariationen des Noro Garnes harmonieren wunderbar mit dem zarten Fliederrosa.

Seltsame Koinzidenzen

Ist eigentlich schon mal irgendjemandem aufgefallen, daß der “Ruffles”-Schal verdächtige Ähnlichkeit mit dem “corkscrew scarf” aus Teva Durhams “Loop-d-Loop” hat? Mich hat diese Übereinstimmung jedenfalls so neugierig gemacht, daß ich es mit einem Probestückchen versuchte.

Aus meiner Restekiste grub ich ein Endchen Noro Shinano aus und kämpfte mich durch die Anleitung. Nachdem mir das Prinzip erst einmal klar war, funktionierte es tadellos.
Drei Knäule Shinano in Farbe 8 (rot-blau-lila-meliert), die schon seit über einem Jahr bei mir herumliegen, wollte ich verarbeiten, aber kurz bevor ich durchstartete, fiel mir auf, daß dieses Garn eigentlich perfekt zu einer älteren 500-g-Partie Schoeller “Turbo” in malvenrosa paßt. Dieses Garn habe ich bereits verplant für ein Geburtstagsgeschenk, ohne mir genau darüber im klaren zu sein, was es eigentlich werden soll. Mit den drei Knäulen Shinano zusammen müßte es eigentlich für einen Pulli reichen.

Und weil’s so schön war…

…und weil ich auch noch rotes Garn vom Høxbro-Pullover übrig habe, gibt’s den krausen “Ruffles” noch mal in Rot:

“Ruffles”, erster Keil gestrickt
Der erste Keil ist gestrickt…

“Ruffles”, zweiter Keil gestrickt
…und der zweite auch. So geht es abwechselnd weiter.

Diese Farbe läuft kürzer als das Naturweiß, eine Folge des Färbeprozesses. Ich werde deshalb wohl mehr als nur drei Knäule brauchen, um dieselbe Länge zu zustandezubringen. Zum Glück habe ich ausreichend Garn übrig.

Was mag das sein?

“Ruffles”-Schal von Amanda Blair Brown, kraus gestrickt

Ganz recht: “Ruffles” von Amanda Blair Brown, allerdings durchgehend kraus gestrickt. Meine Probe in ihrer Rechts-Links-Version gefiel mir überhaupt nicht, aber das Prinzip fand ich interessant. Deshalb entschloß ich mich, es einfach anders zu machen als alle anderen, die da fröhlich Fransen-Effektgarne verarbeiten.

Verstrickt habe ich drei 50-g-Knäuel naturfarbene Bouretteseide mit einer Lauflänge von 165 m, ein Rest von meinem Høxbro-Pullover. Der Schal ist 180 cm lang, läßt sich bequem zweimal um den Hals schlingen und sieht aus wie eine Mischung aus Fin-de-siècle-Boa und hawaiianischem Lei. Mir gefällt’s. 🙂

Für alle unvermeidlichen Nach-der-Anleitung-Frager: Hier ist der Link zu “Scarf Style” von Pam Allen. Außer “Ruffles” enthält das Buch noch 30 weitere Anleitungen für Schals im weitesten Sinne in den verschiedensten Stil- und Geschmacksrichtungen.

Wie macht die das mit den Randmaschen?

Es ist natürlich ein Trick dabei, manierliche Randmaschen zu stricken. 😉

Angenommen, ich beginne eine Hinreihe, dann stricke ich die erste Masche rechts ab. Jetzt wird es spannend! Von der Schlaufe gehen zwei “Beinchen” ab, das hintere zum Knäuel, das vordere eine Etage tiefer zur vorhergehenden Randmasche. Ich lege den rechten Zeigefinger auf die soeben gestrickte Masche, um sie zu fixieren, und ziehe gleichzeitig mit einem kleinen Ruck am vorderen Maschenbeinchen die rechte Stricknadel hoch. Dadurch ziehe ich überschüssiges Garn aus der unteren Randmasche heraus in die obere. Die untere ist nun (hoffentlich) so fest wie möglich angezogen. Jetzt nur noch die überschüssige Garnlänge aus der oberen, frisch gestrickten Masche wieder Richtung Knäuel ziehen, und fertig sind zwei perfekte Randmaschen. Jetzt kann ich in Ruhe die Reihe weiterstricken.

Bei einer Rückreihe gehe ich genauso vor, nur daß ich die Randmaschen links stricke.

Diese zwei Bewegungen, das Hochrucken und das Nachhintenziehen des Garns, mache ich nach jeder ersten Masche einer Reihe automatisch. Es dauert weniger als eine Sekunde, die beiden Randmaschen fest anzuziehen.
Man kann die Randmaschen übrigens nur an dieser einen Stelle, nach dem Stricken der ersten Masche, fest anziehen. Vor dem Stricken der ersten Masche ist es sinnlos, weil die untere Masche sich beim Abstricken noch lockert. Nach dem Stricken der zweiten Masche ist es zu spät, denn man kommt nicht mehr problemlos an das überschüssige Garn der unteren Masche heran.

Zusammennähen und Randmaschen

Die wenigsten Strickerinnen nähen gern zusammen. Das hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund ist wohl, daß sie einfach lieber stricken als nähen. 😉 Der nächstwichtige dürfte aber schon sein, daß Zusammennähen schrecklich mühsam ist und miserable Ergebnisse bringt, wenn die Ausgangsprodukte, nämlich die Randmaschen, miserabel sind. Und da handelsübliche Strickerinnen lieber drauflosstricken, statt sich Gedanken darüber zu machen, wie man brauchbare Randmaschen produziert, sitzen sie am Ende ihres Pullovers bekümmert da und geben die Teile der Mutter oder Oma zum Zusammennähen. Die Ursache ihrer Bekümmerung, nämlich beklagenswerte Randmaschen, bekämpfen sie nicht, weil sie gar nicht um sie wissen.

Seitdem ich mit der Maschine stricke, hat sich mein Verhältnis zum Zusammennähen spontan zum Besseren gewandelt. Eine Strickmaschine produziert nämlich erstens ordentliche Randmaschen und zweitens genug davon. Je mehr Randmaschen, desto stabiler und schöner wird die Naht. Deshalb kann ich, wenn eine Naht geschlossen werden soll, vom allseits beliebten Kettrand nur abraten, der liefert nämlich nur sehr lockere und halb soviele Randmaschen, wie man Reihen hat. Da kann eine Naht doch nur löchrig und locker werden! Wenn ich mit der Hand stricke, mache ich es deshalb so wie meine Strickmaschine und stricke den Nahtrand. Dabei wird jede Randmasche in jeder Reihe obenauf rechts gestrickt (d.h. in den Hinreihen rechts, in den Rückreihen links), egal wie das Muster sonst ist. Und nein, die Randmaschen werden nicht zu lose, wenn man sie fest anzieht. Weshalb sollten sie auch lose werden? Sie müssen doch nur eine Reihe hoch reichen und nicht zwei, wie der blöde Kettrand; sie haben also gar keinen Anlaß, sich zu lockern.
Zwischen diesen Randmaschen und dem Rest der Welt, äh, des Gestricks, kann man dann fabelhaft und mühelos im Matratzenstich die Naht schließen. Die Randmaschen selbst verziehen sich auf die Innenseite, und bei den meisten Strickmustern wird die Naht kaum zu erkennen sein.

Na, ist das nicht ein Grund, mal zu überdenken, wie man zukünftig seine Randmaschen strickt? 😉

Und jetzt sollte ich mich ans Zusammennähen meines neuesten maschinegestrickten Modells machen. Fangmuster, mit astreinen Randmaschen natürlich. Wenn es nur nicht jeweils mehr als 300 Reihen pro Teil und damit ebenso viele Matratzenstiche pro Naht wären…

Umsonst und draußen

Gestern hat’s mich mal wieder auf die Website von Rowan verschlagen.
Für Mitglieder gibt es dort jeden Monat eine kostenlose Anleitung als PDF zum Herunterladen. Ältere Exemplare sind in einem Archiv verfügbar, leider nur nach Jahren sortiert, nicht nach Sachgebieten wie z.B. bei Knitty. Es ist für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei. Wie bei Rowan üblich, fehlen aber leider bei allen Anleitungen Schemazeichnungen und ggf. Musterdiagramme. Man ist gezwungen, sich durch endlose unübersichtliche Beschreibungen durchzuwühlen. Wen das aber nicht schreckt, der kann dort schöne Sachen finden.

Was ich bei Rowan eigentlich wollte? Ausschau halten nach neuen Anleitungsbüchern natürlich. Als ob ich nicht schon genug davon hätte… 😉

Farben und Phobien

Vor einer Woche war ich im Val d’Argent zur alljährlichen Quilt-Ausstellung. Es war wie immer großartig, obwohl mir diesmal die Ausstellungsstücke weniger gefallen haben als letztens. (Entsprechend weniger habe ich auch digigrafiert.) Irgendwie kann ich mich z.B. für Schrillfarbenes aus Ozeanien nicht so recht begeistern; je älter ich werde, desto mehr bevorzuge ich ruhigere Farbtöne.
Eine spezielle Aversion entwickele ich offenbar gegen shocking pink. Keine andere Farbe erzeugt bei mir so eine heftige spontane Abneigung. Trotzdem finde ich es spannend, mir auch mal Sachen anzusehen, die mich nicht sofort begeistern und zu denen ich mir einen Zugang erst suchen muß.

Abgesehen von den Quilts gab es natürlich auch nebenbei allerlei zu begucken. Beispielsweise sah ich in einem der Ausstellungsräume eine Dame, die Kaffe Fassetts “Foolish Virgins” als Jacke trug. Das komplizierte Intarsienmuster war makellos gestrickt und ausgearbeitet, und die Trägerin hatte eine schlanke Figur. Dennoch war mir bei dem Anblick klar, daß ich dieses Design so niemals nacharbeiten würde, und das nicht nur wegen der aufwendigen Intarsien. Die Farben sind einfach zu schrill, es wirkte auf mich wie ein Clownskostüm. Und ich bin bei meiner Farbwahl normalerweise nicht sehr zimperlich. Wennschon Fassett, dann entweder einfache, geometrische Muster in kräftigen Farben, oder aber komplexe Designs und dafür lieber zartere Nuancen. Da bin ich dann eher ein Feigling. 😉

Wer die “Foolish Virgins” übrigens möglichst original nachstricken will, benötigt dazu entweder “The Best of Rowan” oder aber “Kaffe’s Classics”. In beiden sind farblich leicht verschiedene Versionen aus Rowan Cotton Glace enthalten. Schrill sind sie gleichermaßen.