Schusselig

Da war ich doch mit dem Vorderteil des dicken roten Pullovers beinahe fertig, und dann fiel mir auf, daß ich am Rückenteil die Schulterschrägung schlichtweg vergessen hatte.
Zum Glück war das kein großes Malheur. Sämtliche Maschen waren noch offen auf einer Nadel, weil ich den Ausschnitt in verkürzten Reihen gestrickt hatte und die Schulternähte ohnehin durch gemeinsames Abketten (3-needle-bindoff) schließen wollte. Ich strickte das Vorderteil also fertig, wobei ich diesmal nicht die Schulterschrägungen vergaß, und nahm mir dann das Rückenteil noch einmal vor. Pro Schulterseite mußte ich weniger als vier Reihen zurückstricken und dann mit verkürzten Reihen weitermachen.

Pullover aus Noro Iro, Schulternaht und Halsbereich
Dieses Bild zeigt den Halsausschnitt nach dem Schließen der ersten Schulternaht. Man erkennt, daß sämtliche Halsloch-Maschen noch offen auf den Nadeln sind. Das erspart mir an dieser Stelle das Aufnehmen neuer Maschen für die Halsblende, der Blendenansatz wird dadurch weniger wulstig. An den seitlichen Kanten muß ich natürlich Blendenmaschen aus den Randmaschen aufnehmen. Ich steche dazu immer zwischen der Randmasche und der folgenden Masche ein, nehme also aus der kompletten Randmasche auf.
Die Kante ist 12 Reihen hoch, und ich brauche beidseitig aus jeder Reihe eine Masche, damit das Halsloch am Ende nicht zu eng wird. Da ich die Kante wie üblich mit Nahtrand (Randmasche in jeder Reihe durchgestrickt, immer obenauf rechts) gearbeitet habe, klappt es mit der Maschenzahl problemlos. Es wäre schwieriger, aus einem Kettrand so viele Maschen sauber aufzunehmen.

Speisepläne

Früher habe ich sehr gern meine Kochbücher gewälzt, Speisepläne zusammengestellt und mir dabei große Mühe gegeben, über die Woche verteilt abwechslungsreich zu kochen und dennoch möglichst gut zu wirtschaften, also auch Reste sinnvoll zu verwerten. Leider fehlt mir seit langem die Zeit dafür. Gekocht wird nur noch am Wochenende oder im Urlaub, an Werktagen wird die Kantine frequentiert. (Ich meckere zwar oft über das Kantinenessen, aber tatsächlich ist es gar nicht so schlecht, sofern nicht, wie letzte Woche, gerade Schnitzelwoche angesagt ist. Jeden Tag Schnitzel, das muß man sich wirklich nicht antun.)

Vergangenes Wochenende habe ich mal wieder etwas aufwendiger gekocht. Am Samstag gab es z.B. Kartoffelsuppe. Ich liebe Kartoffelsuppe! Seit meiner Kindheit ist es eines meiner Leibgerichte. Und weil nur Kartoffelsuppe an einem Samstag ziemlich langweilig ist, gab es hinterher noch ein dickes Dessert, nämlich “Mohr im Hemd”. Das ist ein im Wasserbad gegarter Pudding aus Eiern, gemahlenen Nüssen oder Mandeln und Schokolade, flaumig leicht und zart, serviert mit halbfest geschlagener Sahne, dem “Hemd”. Was übrigbleibt, kann man am folgenden Tag gut als Kuchen auf den Tisch bringen.

Und am Sonntag gab es Thunfischfilet gedünstet mit Limetten-Dill-Dip, dazu Lauchgemüse, Pellkartoffeln und den bereits erwähnten Rote-Bete-Salat mit Schnittlauch.

Was ich kommendes Wochenende kochen werde? Ich weiß es noch nicht. Derzeit ist mir nach pikantem Gebackenen. Verschiedene Gerichte sind in der engeren Auswahl, z.B. Gemüsestrudel mit Kräutersauce, Brokkoli-Quiche oder Kartoffelgratin mit Egerlingen und dazu Feldsalat. Mal gucken, was der Wochenmarkt hergibt. Fertiges aus der Packung kommt mir nämlich nicht auf den Tisch, da bin ich eigen. 🙂

Rote Bete

Dieses äußerst gesunde Gemüse wird praktisch den ganzen Winter über auf dem hiesigen Wochenmarkt angeboten. Jahrzehntelang kannte ich nur die im Supermarkt erhältliche, sauer eingelegte Variante und konnte mich überhaupt nicht dafür begeistern. Ich bin sicher, daß es vielen so geht, Gesundheit hin oder her.
Erst vor wenigen Jahren stieß ich in einem Kochbuch auf ein Rezept, das so interessant klang, daß ich es ausprobierte. Da werden die Rüben mit Brokkoli zusammen in einer milden Sauce aus saurer Sahne und gemahlenen Mandeln serviert und schmecken pikant und leicht süßlich, wie es ihrer Natur entspricht

Seither bin ich auf den Geschmack gekommen und bereite Rote Bete auch gern als Salat zu, allerdings nicht so intensiv sauer wie das handelsübliche eingelegte Zeug. Lieber mag ich sie knapp gegart und in Stifte geschnitten in einer Marinade aus Joghurt oder saurer Sahne mit etwas Zitronensaft, Salz, Pfeffer und vor allem ganz viel frischer Pfefferminze. Wenn es keine frische Minze gibt, wie zur Zeit, nehme ich auch gern Schnittlauch, damit wird es beinahe ebenso gut.

Falls hier also mal jemand nicht weiß, ob Rote Bete überhaupt schmecken und was man damit anfangen kann: Traut Euch einfach mal ran. Diese Rüben können wirklich lecker sein. Vorsichtshalber sollte man aber versuchen, Bio-Ware zu bekommen, weil die milder im Geschmack ist, und natürlich lieber kleine zarte Rübchen als riesige Monster-Exemplare. 😉

Neulich in der Cafeteria

…berichtete meine Chefin, daß ihre 15 Monate alte Enkeltochter keine Handschuhe tragen mag. Das erinnerte mich an einen Blog-Eintrag von Beate Mieslinger, in dem sie für kleine Kinder Stulpen empfahl, die die Fingerchen frei lassen. Und so machte ich mich daran, kleine Stulpen auf der Strickmaschine zu stricken. Die Maße, die Beate angegeben hatte, nahm ich als grobe Vorlage. Statt Merinowolle verwendete ich einen Rest Sockenwolle von Opal (mit Rosa drin, für ein kleines Mädchen). Und dies ist dabei herausgekommen:

Kleinkind-Stulpen im Rippenmuster

Gestrickt habe ich auf dem Feinstricker mit Doppelbett-Ergänzung.
Material: 20 g oder ein Rest 4fach-Sockengarn.
Anleitung: 58 M (je 29 links und rechts der Mitte) in Einteilung 2re 2 li mit Wickelanschlag anschlagen. MW 4/4 I, 30 R stricken. Schlitten re, auf Halten einstellen.
Die Maschen auf den Nadeln links 4 bis links 7 werden nun für den Daumenschlitz abgekettet. Dazu alle Nadeln von links 29 bis links 4 in E-Position schieben, beide Schlitten auf “Halten” stellen und erst mal nur über die Maschen rechts 29 bis links 3 stricken. Diese Nadeln in E-Position schieben. Schlitten zurück nach rechts. Die Nadeln links 4 bis links 7 von Hand locker durchstricken, einzeln abketten und die letzte Schlaufe auf die Nadel links 8 hängen. Leere Nadeln in A-Position schieben.

Die Maschen ab Nadel links 8 bis links 29 zurück in die Nadelhaken hängen und in B-Position bringen. 1 R nach links stricken, dabei darauf achten, daß sich keine ungewollten Schlingen in der Mitte des Gestricks bilden!

Schlitten links. Halteposition ausschalten. Die Nadeln, über die vorher abgekettet wurde, wieder korrekt in Arbeit schieben und 1 R nach rechts stricken. Die vorher leeren Nadeln haben je eine Schlaufe gefangen. Diese Schlaufen mit der Umhängenadel so verdrehen, daß ein Wickelanschlag entsteht (halbe Drehung). Achtung, alle Wicklungen müssen in dieselbe Richtung gehen! Umwickelte Nadeln in E-Position schieben, damit sie sauber abstricken, und weiterstricken. Diese Nadeln in den nächsten Reihen wieder in E-Position schieben, damit sie richtig abstricken. Weiterstricken bis RZ 45, dann MW auf 9/8 stellen, 1 R stricken und alle M abketten.
Rechte Stulpe ebenso, jedoch den Daumenschlitz über die Nadeln rechts 7 bis rechts 4 arbeiten. Die Nähte im Matratzenstich schließen.
Band: Linke Stulpe an der Naht in 4 Nadeln einhängen. Einbett-Abstreifer montieren, MW 3, rechte Part-Taste drücken. Über 4 Nadeln 232 Runden (bis RZ 464) für die Schnur in I-cord-Technik stricken. Rechte Stulpe an der Naht zu den 4 M dazuhängen, MW 7, 1 R drüberstricken und abketten. Fäden vernähen.

Zu dick

Leider passt dieses Garn nicht einmal mehr auf den Grobstricker. Ich hab’s wirklich versucht, aber was dabei herauskam, fühlte sich an wie Pappe und konnte fast von selbst stehen.

Noro “Iro”, zu dick für den Grobstricker

Nun muss ich also von Hand stricken. Mit Nadelstärke 8 komme ich auf etwa 12 Maschen und 18 Reihen auf 10 cm. Da diese “Besenstiele” aber nicht besonders gut in der Hand liegen, geht es nur im Schneckentempo voran.
Geplant ist ein einfacher Herrenpullover in glatt rechts, denn bei den Farben wäre jedes Muster verschwendet. Mal sehen, wann ich fertig werde.

Noch mal gerettet

Vor wenigen Tagen beendete ich endlich “Lövlund” aus dem Noro Book 2 von Cornelia Tuttle Hamilton. Das Modell wird aus einem ziemlich eigenartigen Seidenbändchen gestrickt, und es war keine reine Freude, es zu verarbeiten.

Noch schlimmer war es, als ich den Pulli das erste Mal anprobierte: Der Ausschnitt war sehr weit und tief geraten; Dolly Buster hätte locker ihre Rundungen darin zur Schau stellen können. Ich war entsetzt und hätte den Pulli am liebsten einfach in die Ecke geworfen, aber dann tat es mir um das Garn leid, das nun wirklich nicht billig gewesen war. Ich überlegte, wie man das Modell noch retten könnte, und entschloß mich, Ärmelkanten und Ausschnitt mit festen Maschen zu umhäkeln.

“Lövlund” von Cornelia Tuttle Hamilton

Es wirkte! Jetzt ist der Pulli zwar immer noch sehr tief ausgeschnitten, aber mit dem richtigen Darunter (z.B. einem schwarzen BH mit tiefem Decolleté und Außenträgern) sieht er sogar ziemlich sexy aus.

Noch etwas Händisches

Es hat ja wieder geschneit, da sollte man sich warmhalten. Deshalb habe ich den Gipsarm-Handschuh von weiter unten ergänzt durch einen herkömmlichen linken Fäustling.

linker Fäustling aus Rowan “Cork”

Das Material ist natürlich dasselbe wie beim anderen, Rowan Cork, verstrickt mit Nadelstärke 7. Der Handschuh wurde gestrickt mit einem Anschlag über 32 Maschen. Und falls es immer noch so kalt ist, wenn der Gips weg ist, dann stricke ich eben noch einen richtigen rechten Fäustling dazu. 😉

Händigkeit

Gibt es eigentlich unter den Leserinnen hier Linkshänder? Ich kenne selbst nur zwei linkshändige Strickerinnen, und beide stricken ganz normal “rechtshändig”, also so, daß die Maschen von der linken zur rechten Nadel hinüberwandern.

Mich interessiert, wie ausgeprägt Eure “Händigkeit” ist. Macht Ihr fast alles mmit Eurer bevorzugten Hand, oder gibt es Tätigkeiten, die die andere Hand ebenso gut erledigt? Ich benutze z.B. seit Jahren die Computermaus fast ausschließlich mit der linken Hand, weil meine rechte Schulter sonst ständig verspannt und ich Dauergast beim Orthopäden wäre. Mit links mause ich lockerer und entspannter, aber genauso präzise wie mit rechts. Bei einfachen Tätigkeiten versuche ich, die linke Hand möglichst oft einzusetzen, damit sie fast so geschickt wird wie die rechte. Man weiß ja nie, wozu man das mal brauchen kann. 😉 Bei so komplexen Dingen wie Schreiben mit der Hand oder Zeichnen funktioniert es leider nicht, aber bis ich in Rente gehe, kann ich ja noch ein bißchen üben.

Spaßeshalber habe ich mal probiert, den herkömmlichen Kreuzanschlag spiegelbildlich zu machen, also mit dem Faden über der rechten Hand gespannt, die linke Hand führt die Nadel. Der Vorteil dabei ist, daß man dabei die Vorderseite anschaut und gleich nach dem Anschlag mit einer Hinreihe beginnen kann. Zuerst war es schrecklich, aber inzwischen geht dieser spiegelbildliche Anschlag mir fast so flott von der Hand wie der normale. Was beweist: Das meiste ist wirklich Übungssache, und zu Anfang ist jede ungewohnte Tätigkeit eine Qual. Wenn ich mir die Zeit zum Üben nähme, könnte ich sicher auch innerhalb weniger Wochen das Stricken von rechts nach links lernen. Vielleicht sollte ich wirklich mal etwas intensiver üben, es wäre bestimmt ein gutes Training, um beidhändig mit zwei Farben Fair Isle zu stricken. 🙂

Seltsames Gebilde

Ich wünsche wirklich niemandem, ein Dingens wie dieses zu benötigen.
Es ist eine Art Fäustling für einen eingegipsten Arm. In den letzten Tagen war es in einigen Teilen des Landes (u.a. da, wo ich lebe) ziemlich frostig, und Glatteis-Unfälle mit Knochenbrüchen gab es auch reichlich. Und nach Auskunft eines Chefarztes soll man eingegipste Arme zwar eher kühl, aber um Himmels willen nicht eiskalt aufbewahren. Was also tun bei einem Winterspaziergang? Genau, einen Handschuh wie diesen überstülpen.

Fäustling für Gips-Arm

Tipps zum Stricken:
Bitte unbedingt eine weiche, nicht kratzende, aber fusselfreie Wolle nehmen. Die Finger können empfindlich sein. Fusselnde Garne, wie z.B. Angora, bleiben am Gips oder am Verband hängen und sind ungeeignet. Modische Garne aus Kunstfasern wärmen nicht genug; Wolle ist besser.
Den benötigten Umfang am lebenden Objekt um den Gips herum ausmessen. Der Handschuh soll nicht einschnüren und leicht auf- und abziehbar sein, soll aber auch nicht herunterrutschen.
Die erforderliche Maschenzahl locker anschlagen! Die Anschlagkante muß sich leicht überstreifen lassen und braucht kein elastisches Muster; Hauptsache, sie rollt sich nicht ein. Der Handschuh sollte mehrere Zentimeter unter den Jacken- oder Mantelärmel reichen. (Kann der Gipsarm wegen seines Umfangs nicht durch den Jackenärmel gebracht werden, dann sollte der Handschuh noch länger sein.)
Die benötigte Länge stricken und gegen Ende, ähnlich wie bei einer Socke, die ersten Maschen der 1. und 3. und die letzten Maschen der 2. und 4. Nadel zusammenstricken. Eine richtige Spitze ist unnötig, da die Finger im Gips meist leicht gebeugt sind. Die letzten Maschen mit three-needle bind-off zusammenketten. Fäden vernähen, fertig.

Abkett-Kante des Fäustlings

Am besten sitzt so ein Handschuh übrigens, wenn man ihn aufstreift, bevor die Jacke übergezogen wird.

Wie ich gestrickt habe
Material: knapp 50 g Rowan “Cork”, 95 % Merinowolle, 5 % Nylon, Lauflänge 110 m/50 g, ein Nadelspiel 7 mm. Maschenprobe: 14 M und 19 R mit Nadelstärke 7-8 ergeben 10×10 cm.
Ich habe mit 40 M angefangen, je 10 pro Nadel, und zunächst 8 Runden versetztes Sandmuster gestrickt: 1. Runde 1 re, 1 li, 2. und 4. Runde re, 3. Runde 1 li, 1 re, diese Folge wiederholen. Danach weiter glatt rechts, bis 23 cm gestrickt sind, so daß der Handschuh bequem unter einen Jackenärmel paßt. In den folgenden drei Runden die dritt- und vorletzte M der 1. Nadel rechts zusammenstricken, die zweite und dritte M der 2. Nadel überzogen zusammenstricken, die dritt- und vorletzte M der 3. Nadel rechts zusammenstricken, die zweite und dritte M der 4. Nadel überzogen zusammenstricken. Es sind jetzt noch 7 M pro Nadel übrig.
Noch 1 Runde rechts, dann die M auf zwei Nadeln nehmen, den Handschuh wenden und die Nadeln nach innen bringen und jeweils 1 M der einen mit 1 M der anderen Nadel zusammen abstricken und abketten.

Gute Besserung allen, die gerade gebrochene Knochen haben!

Wozu noch selbst telefonieren?

Viel schöner ist es, wenn das zwei Automaten selbsttätig erledigen. Wie sich das anhört, konnte ich heute abend auf meinem Anrufbeantworter nacherleben.

Ein automatischer Anrufdienst hatte tagsüber angerufen, um sich nach meiner Interessenlage zur Fußball-WM zu erkundigen. Mein Anrufbeantworter nahm brav ab, was den automatischen Anrufer (übrigens mit synthetiksamtweicher Frauenstimme) zu der Annahme veranlaßte, es sei eine echte Person dran. Der Synthetiksamt bedankte sich zunächst freundlich für das Interesse meines AB an der Umfrage und fragte ihn dann, ob er zur Weltmeisterschaft eine positive oder negative Einstellung habe; bei “positiv” solle er die 1 drücken und bei “negativ” die 2.

Mein AB hat allerdings überhaupt keine Meinung zu Fußball, und Knöpfchen drückt er auch nicht. Also verstrichen etliche Sekunden, und der Anruf-Automat verkündete schließlich freundlich, leider sei keine gültige Wahl getroffen worden. Er wiederholte seine Frage, aber mein AB verweigerte wiederum die Aussage. Der Synthetiksamt am anderen Ende wirkte nun fast verunsichert, als er nochmals sein Bedauern über die ungültige Wahl äußerte, und danach verabschiedete er sich erstaunlich zügig. Dauer des Spektakels: 181 Sekunden. Dauer der Löschaktion: 5 Sekunden.