Finitose?

Ich weiß nicht, ob das der korrekte Ausdruck für das Gegenteil von “Startitis” ist, die von verschiedenen Strickbloggerinnen ja immer wieder erwähnt wird. Tatsache ist aber, daß es mir zur Zeit wesentlich mehr Spaß macht, angefangene Projekte zu beenden, als neue anzufangen. Vermutlich weil man dabei nicht so viele Entscheidungen treffen muß.

Der rote Herrenpullover aus Noro “Iro” ist fertig und muß nur noch zusammengenäht werden. An der “Knot Cable Jacket” fehlt noch die Hälfte des Stehkragens. Das sollte aber übers Wochenende zu schaffen sein. Dann noch den oberen Rest des Reißverschlusses passend einnähen und die Ärmel einhäkeln, und sie kann mich durch den Frühling (so er denn jemals kommt) begleiten.

Und dann habe ich mich mehr oder weniger schweren Herzens von einem Rowan-Abo-Geschenk getrennt. Da gab’s vorzeiten mal einen Kissenbezug zum Nachstricken, dessen Vorderseite aus neun Feldern in verschiedenen Mustern bestand. Meine Stricktechnik unterscheidet sich geringfügig von dem, was Rowan als normal ansieht. Beispielsweise bin ich recht großzügig mit Randmaschen, die später in der Naht verschwinden. Diese kleine Macke hatte die Folge, daß bei mir das Garn nicht reichte. Aber Lila, Lind und Senf sind für meinen Geschmack ohnehin nicht so wahnsinnig tolle Farben, also wandern nun drei Knäuel Rowan Baumwolle in teilverstrickter Form in den Müll.

Hach, ist das ein schönes Gefühl, die Handstricknadeln wieder freizubekommen, die Maschenraffer aus diversen Projekten herauszuholen und mit Staunen festzustellen, daß ich nicht weniger als VIER Reihenzähler besitze!

Eine Schande!

Diese arme Jacke (die “Knot Cable Jacket” von Debbie Bliss aus der “Noro Collection 2”, gestrickt aus Noro Silk Garden) liegt nun seit fast einem Jahr herum. Eigentlich sogar schon seit zwei Jahren, denn da hatte ich angefangen, sie zu stricken. Als sie im Herbst 2004 fertig war, war sie mir zu groß. Ich hatte mich bei den Abmessungen vertan. Also zog ich die Leibteile wieder auf und strickte sie ein zweites Mal und enger. Leider wurde ich damit nicht ganz fertig.
Gestern fielen mir die Fragmente in die Hände. Ich staunte nicht schlecht, als ich feststellte, daß beim zweiten Vorderteil noch zwei (in Worten ZWEI!) Reihen fehlten. Wieso ich es vor Monaten nicht geschafft habe, die noch zu stricken, weiß ich nicht. Ich sollte mich schämen und tue das auch.

Knot Cable Jacket, Debbie Bliss, Noro Collection 2

Jetzt ist das zweite Vorderteil also auch fertig, und einen Reißverschluß habe ich auch schon beschafft. Der nächste Schritt wird darin bestehen, ihn einzunähen, und dann muß noch ein Stehkragen in passender Höhe, abhängig vom Reißverschluß-Überstand, angestrickt werden. Ich hoffe, dazu brauche ich nicht wieder ein Jahr.

Die Ärmel müßten so bleiben können, wie sie sind. An der ersten Jacken-Version waren sie natürlich zu lang, aber an ein engeres Leibteil genäht, werden sie höher sitzen und sollten besser passen. Wenn ich sie unten noch einmal umschlagen muß, bringt mich das nicht um.

Was lange währt

Heute wurde dieser Pullover nach einem Jahr Strickzeit endlich fertig. Das Leibteil, in Runden bis zu den Ärmelabnahmen und dann in Reihen weitergestrickt, ist aus Jaeger “Winterspun”, einer längst nicht mehr erhältlichen reinen Schurwolle. Das Garn ist superdick, es hat nur 66 m Lauflänge auf 100 g. Der Grundfaden ist ein dickes weißes Dochtgarn, umsponnen mit einem erdbeerroten Boucléfaden. Da ich nur 1 kg, also 660 m, davon hatte, war mir klar, daß es für einen Pullover mit Ärmeln nicht reichen würde. Zum Glück fand sich aber in meinem Vorrat eine dünne Schurwolle in genau dem passenden Rot-Ton (Stahlsche Wolle “Skyline”, auch nicht mehr erhältlich). Und so designte ich mir einen Raglanpullover mit gerippten Ärmeln aus dünner Wolle.

Raglan-Rollkragenpullover

An den damit verbundenen technischen Problemen hatte ich ziemlich lange zu grübeln. Mir war lange Zeit nicht klar, wie ich bei so unterschiedlichem Gestrick überhaupt die Ärmel einsetzen könnte. Letztlich habe ich sie mit Kettmaschen eingehäkelt und dabei vom dünnen Gestrick nur jede zweite bis dritte Reihe erfaßt.
Dann war da noch die Frage, wie man Maschen für den Kragen aus den Ärmeln aufnehmen konnte. Das ging dann aber ziemlich einfach, nachdem ich die oberen Ärmelmaschen erst einmal abgekettet hatte: Aus jeder 4 M breiten Rippe wurde 1 M mit dem dicken Garn aufgenommen. Dazu piekste ich mit einer dünnen Nadel durch das Rippenmuster, holte den Faden durch und hob dann auf die dicke Nadel für das Kragenmuster.

Ja, der Kragen. Mitten beim Kragenstricken (mit zwei Rundnadeln, weil ich kein Nadelspiel in 12 mm Stärke habe) ging mir doch glatt eine der beiden Nadeln kaputt.

defekte Stricknadel

Die Maschen wollten auf dem Schlauch überhaupt nicht rutschen, so daß ich an der Nadel zerrte, um sie zu verschieben. Dabei riß die Metallspitze irreparabel ab.
Zum Glück war es noch vor 12 Uhr, und ich schaffte es noch zum hiesigen Wolle Rödel, wo ich eine neue Nadel, mit dünnerem Seil, bekam. Mit der strickte es sich dann wesentlich leichter.
Wer Nadeln mit so stumpfen Seilen wie dieses dicke herstellt, sollte eigentlich dazu verdonnert werden, damit mal eine Woche lang zu stricken. Vielleicht würde er sich dann eine bessere Lösung überlegen.

A propos dicke Nadeln, wieso behauptet die Strickpresse eigentlich immer noch, dickes Gestrick werde besonders schnell fertig und sei für Anfänger gut geeignet? Ich finde, das Gegenteil ist der Fall. Nie strickte ich so langsam wie mit diesem megadicken Zeug. Jede Masche ist dabei richtig Arbeit, gleichmäßiges Stricken ist ziemlich schwierig. Und ein Anfänger hat damit sicher noch mehr Probleme als ich.

Mit dem fertigen Werk bin ich dennoch sehr zufrieden. Der Pullover ist genauso geworden, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Er paßt gut, er ist bequem, und er wärmt natürlich.

Jetzt sind noch zwei Stränge à 100 g, also 132 m, von dem dicken Garn übrig. Was mache ich bloß damit? Wegwerfen? Habt Ihr Ideen?

Den Frühling herbeiwünschen

Eigentlich war ja gestern schon meteorologischer Frühlingsanfang, aber da haben sich wohl einige Wettergötter vertan. Hier schneite es gestern und heute. Deshalb habe ich mich beeilt, die gestern angefangenen fingerlosen Handschuhe (oder Stulpen) fertigzubekommen. Und es hat geklappt!

“Cable wristers”

Verstrickt wurden mit Nadelstärke 5 mm etwa 50 g Noro Kureyon in Farbe 115. Man würde zwei Knäule brauchen, denn ich habe nur die roten Garnteile verwendet. Der Rest des Knäuels ist braun-oliv, das gefiel mir für diese Handschuhe nicht so gut.
Die Anleitung habe ich aus Janet Szabos Newsletter “Twists and Turns”, Ausgabe Herbst 2004. Ihren Newsletter, der vierteljährlich erscheint, habe ich erst kürzlich entdeckt und bin angenehm überrascht. Zwar sind nicht so sehr viele Modelle darin beschrieben, aber man bekommt jede Menge zusätzliche Info zum Thema Zopfmuster im weitesten Sinne.

Zehn Minuten nach der Aufnahme des Bildes fing es übrigens wieder an zu schneien. Die Stulpen gehen morgen an eine verfrorene Verwandte in der Nähe des Thüringer Waldes, die unter anderem Zeit damit verbringt, auf den eiskalten Dachböden alter Kirchen herumzukriechen. 😉 Ich hoffe, daß Murphy’s law auch diesmal funktioniert und nach dem Abschicken sowohl hier als auch in Thüringen der Frühling ausbricht.

Maschen zur Runde schließen

Altgediente Strickhasen dürfen sich jetzt gern vor Lachen wegschmeißen, aber die eine oder andere Anfängerin ist vielleicht ganz froh, so etwas mal nachlesen zu können.
Maschen werden ausnahmslos in einer Reihe angeschlagen. Für rundgestrickte Teile wie Socken oder Handschuhe benötigt man sie aber dann in einer Runde arrangiert. Der mentale Sprung von der Reihe zu Runde ist, wenn man bisher nur einen Schal gestrickt hat, nicht so leicht zu vollziehen. Deshalb gibt’s heute einen Rundenschließkurs in Bildern.

Man schlägt die benötigte Maschenzahl an, auf einer Nadel des Nadelspiels oder einer Rundstricknadel, wenn die Maschen nicht mehr auf die kurze Nadel passen. Dann verteilt man die Maschen gleichmäßig auf die anderen Nadeln. Ich fange dabei gewissermaßen von hinten an, dort, wo der Faden nicht ist. Jede Nadel bekommt einen gleichmäßigen Anteil der Maschen. Ein Nadelspiel hat eine Nadel mehr, als man als Anfänger zu brauchen glaubt, diese eine Nadel wird zum Abstricken benötigt. Verteilt man die Maschen auf vier Nadeln, dann benutzt man die fünfte zum Abstricken. Ich stricke hier gerade über 36 M und in einem Muster, dessen Rapport 12 M breit ist, deshalb verwende ich für die Runde drei Nadeln à 12 M, und eine vierte wird zum Abstricken benutzt.

Maschen gleichmäßig auf die Nadeln verteilen

Sind alle M verteilt, dann legt man sich das Gestrick zum Viereck (oder in meinem Fall Dreieck) hin, und dann sieht man schon sehr schön, wie es weitergeht.

Nadeln zur Runde zurechtlegen

Dort, wo der Faden ist, ist das Rundenende. Am entgegengesetzten Ende des Anschlags ist der Rundenanfang. Mit der verbliebenen, leeren Nadel und dem Faden wird jetzt die erste Masche des Rundenanfangs abgestrickt. Und noch eine Masche…

Maschen vom Rundenanfang an abstricken

Hurra, die Runde ist geschlossen! 🙂 Die erste Nadel vollständig abstricken. Diese leere Nadel wird nun verwendet, um die Maschen der zweiten Nadel abzustricken. Und so weiter,immer in der Runde.

Schusselig

Da war ich doch mit dem Vorderteil des dicken roten Pullovers beinahe fertig, und dann fiel mir auf, daß ich am Rückenteil die Schulterschrägung schlichtweg vergessen hatte.
Zum Glück war das kein großes Malheur. Sämtliche Maschen waren noch offen auf einer Nadel, weil ich den Ausschnitt in verkürzten Reihen gestrickt hatte und die Schulternähte ohnehin durch gemeinsames Abketten (3-needle-bindoff) schließen wollte. Ich strickte das Vorderteil also fertig, wobei ich diesmal nicht die Schulterschrägungen vergaß, und nahm mir dann das Rückenteil noch einmal vor. Pro Schulterseite mußte ich weniger als vier Reihen zurückstricken und dann mit verkürzten Reihen weitermachen.

Pullover aus Noro Iro, Schulternaht und Halsbereich
Dieses Bild zeigt den Halsausschnitt nach dem Schließen der ersten Schulternaht. Man erkennt, daß sämtliche Halsloch-Maschen noch offen auf den Nadeln sind. Das erspart mir an dieser Stelle das Aufnehmen neuer Maschen für die Halsblende, der Blendenansatz wird dadurch weniger wulstig. An den seitlichen Kanten muß ich natürlich Blendenmaschen aus den Randmaschen aufnehmen. Ich steche dazu immer zwischen der Randmasche und der folgenden Masche ein, nehme also aus der kompletten Randmasche auf.
Die Kante ist 12 Reihen hoch, und ich brauche beidseitig aus jeder Reihe eine Masche, damit das Halsloch am Ende nicht zu eng wird. Da ich die Kante wie üblich mit Nahtrand (Randmasche in jeder Reihe durchgestrickt, immer obenauf rechts) gearbeitet habe, klappt es mit der Maschenzahl problemlos. Es wäre schwieriger, aus einem Kettrand so viele Maschen sauber aufzunehmen.

Neulich in der Cafeteria

…berichtete meine Chefin, daß ihre 15 Monate alte Enkeltochter keine Handschuhe tragen mag. Das erinnerte mich an einen Blog-Eintrag von Beate Mieslinger, in dem sie für kleine Kinder Stulpen empfahl, die die Fingerchen frei lassen. Und so machte ich mich daran, kleine Stulpen auf der Strickmaschine zu stricken. Die Maße, die Beate angegeben hatte, nahm ich als grobe Vorlage. Statt Merinowolle verwendete ich einen Rest Sockenwolle von Opal (mit Rosa drin, für ein kleines Mädchen). Und dies ist dabei herausgekommen:

Kleinkind-Stulpen im Rippenmuster

Gestrickt habe ich auf dem Feinstricker mit Doppelbett-Ergänzung.
Material: 20 g oder ein Rest 4fach-Sockengarn.
Anleitung: 58 M (je 29 links und rechts der Mitte) in Einteilung 2re 2 li mit Wickelanschlag anschlagen. MW 4/4 I, 30 R stricken. Schlitten re, auf Halten einstellen.
Die Maschen auf den Nadeln links 4 bis links 7 werden nun für den Daumenschlitz abgekettet. Dazu alle Nadeln von links 29 bis links 4 in E-Position schieben, beide Schlitten auf “Halten” stellen und erst mal nur über die Maschen rechts 29 bis links 3 stricken. Diese Nadeln in E-Position schieben. Schlitten zurück nach rechts. Die Nadeln links 4 bis links 7 von Hand locker durchstricken, einzeln abketten und die letzte Schlaufe auf die Nadel links 8 hängen. Leere Nadeln in A-Position schieben.

Die Maschen ab Nadel links 8 bis links 29 zurück in die Nadelhaken hängen und in B-Position bringen. 1 R nach links stricken, dabei darauf achten, daß sich keine ungewollten Schlingen in der Mitte des Gestricks bilden!

Schlitten links. Halteposition ausschalten. Die Nadeln, über die vorher abgekettet wurde, wieder korrekt in Arbeit schieben und 1 R nach rechts stricken. Die vorher leeren Nadeln haben je eine Schlaufe gefangen. Diese Schlaufen mit der Umhängenadel so verdrehen, daß ein Wickelanschlag entsteht (halbe Drehung). Achtung, alle Wicklungen müssen in dieselbe Richtung gehen! Umwickelte Nadeln in E-Position schieben, damit sie sauber abstricken, und weiterstricken. Diese Nadeln in den nächsten Reihen wieder in E-Position schieben, damit sie richtig abstricken. Weiterstricken bis RZ 45, dann MW auf 9/8 stellen, 1 R stricken und alle M abketten.
Rechte Stulpe ebenso, jedoch den Daumenschlitz über die Nadeln rechts 7 bis rechts 4 arbeiten. Die Nähte im Matratzenstich schließen.
Band: Linke Stulpe an der Naht in 4 Nadeln einhängen. Einbett-Abstreifer montieren, MW 3, rechte Part-Taste drücken. Über 4 Nadeln 232 Runden (bis RZ 464) für die Schnur in I-cord-Technik stricken. Rechte Stulpe an der Naht zu den 4 M dazuhängen, MW 7, 1 R drüberstricken und abketten. Fäden vernähen.

Zu dick

Leider passt dieses Garn nicht einmal mehr auf den Grobstricker. Ich hab’s wirklich versucht, aber was dabei herauskam, fühlte sich an wie Pappe und konnte fast von selbst stehen.

Noro “Iro”, zu dick für den Grobstricker

Nun muss ich also von Hand stricken. Mit Nadelstärke 8 komme ich auf etwa 12 Maschen und 18 Reihen auf 10 cm. Da diese “Besenstiele” aber nicht besonders gut in der Hand liegen, geht es nur im Schneckentempo voran.
Geplant ist ein einfacher Herrenpullover in glatt rechts, denn bei den Farben wäre jedes Muster verschwendet. Mal sehen, wann ich fertig werde.

Noch mal gerettet

Vor wenigen Tagen beendete ich endlich “Lövlund” aus dem Noro Book 2 von Cornelia Tuttle Hamilton. Das Modell wird aus einem ziemlich eigenartigen Seidenbändchen gestrickt, und es war keine reine Freude, es zu verarbeiten.

Noch schlimmer war es, als ich den Pulli das erste Mal anprobierte: Der Ausschnitt war sehr weit und tief geraten; Dolly Buster hätte locker ihre Rundungen darin zur Schau stellen können. Ich war entsetzt und hätte den Pulli am liebsten einfach in die Ecke geworfen, aber dann tat es mir um das Garn leid, das nun wirklich nicht billig gewesen war. Ich überlegte, wie man das Modell noch retten könnte, und entschloß mich, Ärmelkanten und Ausschnitt mit festen Maschen zu umhäkeln.

“Lövlund” von Cornelia Tuttle Hamilton

Es wirkte! Jetzt ist der Pulli zwar immer noch sehr tief ausgeschnitten, aber mit dem richtigen Darunter (z.B. einem schwarzen BH mit tiefem Decolleté und Außenträgern) sieht er sogar ziemlich sexy aus.

Noch etwas Händisches

Es hat ja wieder geschneit, da sollte man sich warmhalten. Deshalb habe ich den Gipsarm-Handschuh von weiter unten ergänzt durch einen herkömmlichen linken Fäustling.

linker Fäustling aus Rowan “Cork”

Das Material ist natürlich dasselbe wie beim anderen, Rowan Cork, verstrickt mit Nadelstärke 7. Der Handschuh wurde gestrickt mit einem Anschlag über 32 Maschen. Und falls es immer noch so kalt ist, wenn der Gips weg ist, dann stricke ich eben noch einen richtigen rechten Fäustling dazu. 😉